Hallo,
mir geht es zur Zeit nicht so gut. Mein Vater starb im Januar mit 49 Jahren an Krebs. Seither bin ich wild am verarbeiten, habe zur Zeit das Gefühl, das es immer schlimmer statt besser wird.
Mein Therapeut sagte, ich wäre eine Meisterin der Verdrängung und das wäre nicht gut für mich.
Nun hatte ich letzte Woche Urlaub, kam zur Ruhe und es ging mir wirklich beschissen. Alles kam wieder hoch, ich hing in einem tiefen Loch, der Urlaub war gelaufen. Nun, an der Arbeit geht es mir wieder viel besser,
Ist es denn so schlimm, wenn man sich ablenkt um nicht dauernd zu leiden? Oder rächt sich das irgendwann und alles kommt noch viel schlimmer raus? Wie geht ihr mit Trauer um? Ausleben oder verdrängen bzw. ablenken?
2006-08-15
22:05:30
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21 antworten
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gefragt von
Anonymous
in
Gesundheit
➔ Psyche
Schon einmal vielen Dank für Eure lieben Antworten. Ich werde über sie nachdenken.
Es fällt mir unglaublich schwer herauszufinden, wie ich richtig trauere, damit ich darüber hinwegkomme.
2006-08-15
22:23:48 ·
update #1
Soviele Anregungen! Das ist ja toll. Ihr habt mir sehr weitergeholfen. Das mit dem Tagebuch gefällt mir sehr. Ich glaube, das werde ich umsetzen!
2006-08-15
22:31:47 ·
update #2
wenn man verdrängt, vergeht der kummer nicht. er tritt nur an die unterfläche, ins unterbewusstsein. sobald er die gelegenheit hat, drängt er sich wieder herauf. verdrängen ist absolut nicht gut. es muss raus, sonst zerfrisst es dich langsam von innen...
2006-08-15 22:11:57
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answer #1
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answered by Wimmy 4
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jaja die Therapeuten...
es ist völlig ok, wenn du dich nicht den ganzen tag damit befasst. Verdrängung ist überhaupt nichts schädliches. Das müsste der Therapeut wissen, denn die Psychologie geht davon aus, dass nur UNBEWUSSTE Verdrängung neurotisch wirken kann, niemals bewusste, das war sogar freuds eigene Lehre!
Also lass dich nicht von Kaffeesatzpsychologen irre machen!
Ich kenne einige, die in die Hände von solchen Leuten geraten sind! Nicht einer!!!! hat dadurch nirgendeine besserung erfahren!
2006-08-15 22:23:06
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answer #2
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answered by Michael K. 7
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Raten wuerde ich dir viel und ausfuehrlich uber deinem Vater zu reden. Behalte ihn oeffters in Gedanken sonst bekommst du noch Schuldgefuehle. Erzaehle alles gute von ihm woran du dich erinnern kannst aber auch die schlechten Sachen. Ratsam waere mit Menschen zu reden die dir naeher sind, denn die werden dir zuhoeren, und haben Verstaendniss fuer deinen Verlust und sie koennten dich ewentuell auch troesten. Verhalte dich einfach als waere er verreist, und du ihn vermisst, aber glaube nicht wirklich daran. Zitiere es in deinem Tagebuch, schreib ihm ab und zu Briefe wenn du ihn ganz dringend brauchst. Bete dass Gott deine Trauer mindert.
Es ist nicht der Tot eines Liebens der uns qwaehlt, sondern die Sehnsucht. Man trauert um eigene Verluste, dass man nicht genuegend Zeit hatte ihm alles dass zu geben und mit ihm zu unternehmen was man wollte oder plante. Man trauert aber auch dass man jemandem irgendwann verletzt hat und es nicht mehr rueckgaengig machen kann.
Aber meine liebe dass ist alles normal, man hat leider nur ein Leben was man sich teilweise mit anderen teilen will oder muss. Jeder hat seine eigenen Verpflichtungen und Beduerfnisse. Kein Mensch auf der ganzen Welt hat es bisher geschafft allem 100% gerade zu stehen, schoen waere es.
Verlier nie deinen Willen am Leben, deine Freude an der warmen Sonne deinen eigenen Weg, dein Vater wuerde es nicht anders von und fuer dich wuenschen. Ich bin mir sicher er wuenscht sich am meisten dass du gluecklich bist.
Vertreibe auch nicht deine Freunde oder die dich lieben und dir nah sind indem du dich in dich selbst zurueckziehst. Glaube mir du brauchst sie und brauchst ihre Unterstuetzung. Aber sie brauchen dich um so mehr. Es schmerzt viel mehr wenn man jemanden den man liebt verliert den man vor Augen hat ohne ihm etwas an zutun, als jemanden zu verlieren der vielleicht durch Tot oder Reisen einfach gehen musste.
Tod und seine Trauer sind die einzigen Tatsachen die riesig gross anfangen aber sich mit der Zeit verblassen bis nur die schoene warme Erinnerung zurueckbleibt mit einem wenig bitteren Stich im Herz. Hab keine Angst los zu lassen, du wirst ihn nie vergessen. Es ist genau das Gegenteil, versuchst du dich heute an sein Gesicht zu erinnern siehst du nur ein verschwommenes,verblasstes Gesicht weil deine Trauer noch zu schmerzhaft ist und du noch auf deinen eigenen Verlust konzentriert bist. Laesst du aber los, siehst du ein klares deutliches Gesicht von ihm vor Augen, sogar ein sehr huebsches laechelndes Gesicht, auch wenn dein geliebter am ende sehr schmerzhaft gelitten hat.
Goenn deinem Vater seine Ruhe, er hat bestimmt viel mitgemacht wie alle anderen die gehn muessen. Erloese ihn von seiner Last, falls du etwas gegen ihm hattes oder von ihm boese warst, verzeih ihm ich glaube daran dass seine Seele es empfangen wird.
Ich habe auch einige geliebte Menschen in meinem Leben verlohren, vergessen habe ich sie allerdings nie.
Herzlichen Beileid wuensch ich dir, halt die Ohren steif und kaempfe weiter. du wirst es ueberleben.
2006-08-16 00:02:31
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answer #3
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answered by Sylvia Fanous 3
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Obwohl alles schon gesagt wurde, möchte auch ich meine Meinung dazu äußern.
Zunächst einmal, mein herzliches Beileid: Einen lieben Menschen zu verlieren ist immer schmerzhaft und wenn es sich dabei um ein Elternteil handelt potenziert sich der Schmerz noch einmal um ein Vielfaches.
Es gibt kein Patentrezept, mit seiner Trauer umzugehen, soviel steht schon einmal fest. Wichtig ist es aber, diese zuzulassen und sich damit auch Zeit zu nehmen. Weine, tobe, schreie, wenn Dir danach zu Mute ist. Setze Dich nicht unter Druck, weil Du meinst, daß sie doch mal aufhören müsse. Das tut sie nämlich dann schon von ganz alleine. Irgendwann wird's weniger. Nur wann, das kann Dir niemand voraussagen, das wirst Du dann selber merken.
Und eines hast Du ja auch schon selber gemerkt: Verdrängen bringt nichts, es bricht irgendwann, wenn Du am wenigsten damit rechnest, wieder hervor und dann wird's noch schwerer, damit umzugehen.
Lasse Dir auch nicht einreden, Du würdest jetzt lange genug trauern. Das entscheidest Du ganz alleine.
Ich wünsche Dir alles Gute und sehr viel Kraft, diese schwere Zeit durchzustehen und wünsche Dir, daß Du Menschen in Deiner Umgebung hast, die Deinen Schmerz mit Dir teilen können. Dann wird's (manchmal) leichter.
2006-08-15 22:40:23
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answer #4
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answered by Anonymous
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Hallo!
Tut mir sehr leid, was mit deinem Vater passiert ist.
Also durch Verdrängung läuft man vor dem Schmerz davon. Das ist wirklich nicht gesund. Man vergräbt ihn dadurch im Kopf unter anderen, nicht so schlimmen Problemen, mit denen man sich "lieber" befasst. Doch es wird immer wieder hochkommen. Man muss die Trauer zulassen, um wirklich etwas verarbeiten zu können. Aber Ablenkung ist gut. Verarbeiten heißt ja zum Glück nicht, dass man sich rund um die Uhr damit befassen muss. Aber wenn du von der Arbeit nach Hause kommst und dir danach ist, einfach loszuheulen, dann mach das. Du brauchst "nur" ein Gleichgewicht zwischen Verarbeitung und Ablenkung. Das ist schwer, ich weiß, aber es funktioniert. Du schaffst das!
Alles Gute, J.
2006-08-15 22:33:49
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answer #5
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answered by Jane Doe 2
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Zwischen Verdrängen und Ablenken gibt es schon einen gewaltigen Unterschied:
Die Ablenkung ist von vornherein als vorübergehende Maßnahme anzusetzen und hilft Dir, bis Du wieder von selbst sehen kannst, dass tatsächlich für fast alle anderen alles unbeeinflusst von dem Dich bedrückenden Umstand weitergegangen ist.
Die Verdrängung passiert Dir einfach und Du erlangst hinterher höchstens noch durch Reflektion mit einem Dir sehr vertrauten und von Dir in seiner Wahrnehmung hoch respektierten Menschen Zugang zum verdrängten Erlebnis.
Training gegen das Verdrängen kann z.B. ein ehrliches, umfängliches Tagebuch sein. Da hast Du die Wahrnehmungsautorität immer schwarz auf weiß verfügbar. Ablenkung kann dann kaum noch in die Verdrängung abgleiten.
Ich persönlich genieße Trauer - auch den schmerzhaften Anteil - als ein tiefes und echtes Gefühl.
Wenn sie mich daran hindert produktiv zu sein, wo ich es sein muss oder wenn sie mir zu lange dauert, zwinge ich mich zum Eintauchen in emsiges, geselliges Leben. Das rückt für mich die zeitweilig übersteigerte Bedeutung des traurigen Kindheits-Ichs meistens ganz schnell zurecht.
Und natürlich blogge ich detailliert und lese regelmäßig Lebensabschnitt für Lebensabschnitt immer wieder durch.
Gruß
Chris
2006-08-15 22:27:59
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answer #6
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answered by Chris T. 2
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du mußt deinen Kummer raus lassen, das zerfrisst dich sonst von innen!
2006-08-15 22:24:32
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answer #7
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answered by Luci 1
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Auf jeden Fall deine Trauer nicht verdrängen. Aber sie auch nicht kultivieren - das heisst - nicht jeden Augenblick daran denken. Weine wenn dir danach zumute ist - sprich so viel wie möglich mit Menschen darüber, die dir nahe stehn und Verständnis aufbringen.
Irgend wann dann wird der Schmerz immer mehr nachlassen und deine Gedanken an den geliebten Menschen werden eine andere Qualität haben
2006-08-15 22:20:32
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answer #8
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answered by ottizuber 5
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Ich rate dir dringend zu einer Selbsthilfegruppe für trauernde Angehörige.
Ablenkung bedeutet für mich z. B.: Ich habe am Nachmittag einen Zahnarzttermin und werde immer nervöser. Also lenke ich mich bis dahin ab. Ich gehe in die Stadt, ich kaufe Blumen.
Verdrängung bedeutet für mich, dass ich das Problem, das Gefühl, mit dem ich nicht umgehen kann ganz weit wegschiebe, bis es oberflächlich gesehen nicht mehr da ist. Dann können aber andere Dinge nach oben treten. Tabletten, Alkohol, Depressionen...........
Also suche dir bitte jetzt Hilfe! Deine Trauer ist legitim. Sie ist weder wehleidig noch uncool.
Ich wünsche dir alles Gute!
2006-08-15 22:18:14
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answer #9
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answered by Ulli 7
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Jeder Psychologe würde dir sagen, du mußt die Trauer zulassen. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Diese Frage stelle ich mir auch immer wieder. Klar darf man sein Herz nicht hart werden lassen, sollte lieber mal alles herausweinen. Notfalls einfach mal ganz laut allen Kummer und Wut und Enttäuschung und Trauer herausschreien (soll Wunder wirken) Aber grundsätzlich kann es auch nicht verkehrt sein, sich mal Auszeiten zu nehmen und an etwas anderes zu denken. Ich denke, auch wenn man trauert, darf man zwischendurch mal fröhlich sein, die Trauer sucht sich sicher ihren Weg. Alles zu seiner Zeit, weinen und ablenken wie man selber es braucht. Sorge vor allem dafür, das es dir selber gut geht, du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben.
2006-08-15 22:17:09
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answer #10
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answered by Anonymous
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Es tut mir sehr leid für dich, dass du deinen Vater verloren hast!
Glaube, dass es einen riesen Unterschied gibt zwischen "Verdrängen" und "Ablenken"
Wenn du verdrängst, willst du nicht wahr haben, du willst dich dem nicht stellen, du willst nicht "richtig" trauern, du willst, dass es nicht passiert ist, du tust einfach so weiter und hoffst, dass es dir selbst nicht "auffällt" dass etwas Schlimmes passiert ist.
Wenn du dich ablenkst, dann hast du "verstanden" und akzeptiert, was passiert ist, du bist traurig, du weißt, dass die Dinge nun mal so sind. Doch du willst nicht immer daran denken und lenkst dich ab. Konzentrierst dich auf zB die Arbeit.
Ich finds toll, dass du einen Therapeuten hast! er wird dir bestimmt helfen können.
Versuche, den Tod deines Vaters zu akzeptieren, versuche damit zu leben, trauere - und wenns zu viel ist - lenke dich ab - mit Arbeit, mit Freunden (!!!) - deiner Familie!!!
Alles Liebe!
2006-08-15 22:14:09
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answer #11
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answered by Anonymous
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