Es ist in Deutschland niemand wirklich freiwillig obdachlos. Aus meiner Zeit als Sozialarbeiter-Praktikant in Berlin kenne ich allerdings Obdachlose, die sagen, "lieber unter der Brücke schlafen, als im Läusekloster [Obdachlosenasyl]". Das hat bei einem dazu geführt, dass er im Winter 2002/03 erfror.
Du stellst Dir die Sozialämter vielleicht etwas zu rosig vor. Wenn ein Mensch mit psychischen Problemen (und, nein, Alkoholismus ist KEINE Krankheit; bei jedem Alkoholiker liegen der Sauferei grundlegende psychische Probleme zugrunde) die zweite oder dritte Wohnung verkommen hat lassen, bekommt der keine Wohnung mehr bezahlt, sondern einen Schlafplatz in einer "Einrichtung" zugewiesen. Dort gelten aber teilweise schlimmere Regeln als im Knast, z.B. wer zehn Minuten nach zehn anklopft und nach Alkohol riecht, kommt nicht mehr rein.
Oft ist es tatsächlich so, dass die Leute dann eine kleinere Straftat begehen (z.B. Stein gegen die Schutzglasscheibe werfen), damit sie wenigstens eine warme Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringen können. Meinen sie. Aber die Polizei hat da ganz andere Methoden; die Leute werden mit dem Auto irgendwohin an den Stadtrand verfrachtet und ausgesetzt. Ja, ausgesetzt. Ein anderes Wort dafür finde ich nicht. "Ortsverbringung" nennt sich das offiziell. Eine der brutalsten Methoden dieses Staates, mit Menschen umzugehen.
Für entsprechende Einrichtungen, die Obdachlosen wenigstens in der kalten Jahreszeit eine Unterkunft bieten können, werden bereits seit Jahren ständig die Mittel gekürzt. Unter solchen Umständen (ein Betreuer auf zwanzig Obdachlose) ist es unwahrscheinlich, dass jemandem ohne festen Wohnsitz ein Platz in einer betreuten Wohneinrichtung angeboten wird. Die sind alle voll bis zum Platzen, und die Sozialarbeiter sagen, "wir können nicht mehr". Du kannst DIr vorstellen, was in so einer Einrichtung abgeht, wenn sie 200% überbelegt ist.
Aber niemand will das Übel so richtig an der Wurzel packen. Meiner Meinung nach braucht dieses Land Obdachlose, denn sie können ja immer noch als schlechtes Beispiel dienen: "Da, mein Sohn, schau, das wird aus Dir, wenn Du zur Gewerkschaft gehst und Dich nicht versklaven lässt." So haben's unsere Wirtschaftsbosse gern. (Okay, das war jetzt überzeichnet, aber ist klar, worauf ich raus will, oder?)
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Nachtrag @Mausi:
> Leider wird das Geld direkt an den Bedürftigen und nicht an den Vermieter überwiesen.
Das stimmt nicht. Wer das Geld bekommt, bestimmt der Sachbearbeiter beim Amt. Der "Bedürftige" muss lediglich ein Formular unterschreiben, dass die Miete direkt an den Vermieter geht, wozu man ihn durch "sanften Druck" aber durchaus "überreden" kann.
2007-11-07 03:18:49
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answer #1
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answered by Lucius T Fowler 7
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Scheidung, Alkoholismus, Arbeitslosigkeit, Harz 4, falsch verstandene Ehrbegriffe, ("Psychologische Krankheiten"), Vorstrafen, Drogenkonsum und viele Vorurteile. Die Liste der Grunde ist lang. Alle sind nicht freiwillig obdachlos das steht fest. Obdachlosigkeit bedeutetdoch nur dass diese Menschen an der "gut bürgerlichen Gesellschaft gescheitert sind.Bei einer guten Hilfe werden diese Menschen alle wieder integriert. Freiwillig ist keiner Obdachlos.
2007-11-07 03:12:54
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answer #2
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answered by Donald 3
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Hallo,
ich kann dir darüber viel schreiben.
Meine Frau betreut das Obdachlosenheim unter anderem in unserer Stadt.
Viele kommen in diese Situation, weil sie nicht wissen welche Möglichkeit es gibt.
Viele haben mit ihrem normalen Leben abgeschlossen.
Viele hängen an der Flasche, weil sie keinen anderen Ausweg aus ihrem Leben kennen.
In unserem Obdachlosenheim, welches wirklich sehr schön ist leben einige die so leben wollen.
Sie kennen nur Alkohol, wenn es mir gelingt werde ich dir mal einige Bilder schicken.
Einer sammelt aus den Glaskontainern Flaschen und hat eigentlich viel Geld für seine Verhältnisse.
Andere sind nur und nur besoffen, sie dürfen erst ab 19 Uhr in das Heim weil sie die Vorschriften nicht beachten.
Mein Resümee: Für Deutschland, einem sehr reichem land eigentlich beschämend.
Aber das ist auch ein Teil des kapitalistischen Systems.
2007-11-07 06:57:24
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answer #3
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answered by Karlchen * 7
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Es gibt Menschen die scheuen warum auch immer jeder Verantwortung.In Deutschland kann jeder ein Dach über dem Kopf haben,er muss sich aber Regeln fügen!!Das können und wollen viele nicht!Auch schwerst Alkoholikern wird geholfen wenn sie wollen.Entgiftung,Langzeit Entzugs-Therapie in einer Einrichtung und Unterbringung zb.in einem Wohnheim mit Betreuung und Begleitung zurück in den Beruf und zur eigenen Wohnung .Die meisten wärmen sich aber nur mit Medikamenten betäubt im Krankenhaus auf (Entgiftung) ich würde das Entgiften auf maximal 3 mal begrenzen,wer es dann nicht schafft.Will es auch nicht!
2007-11-07 03:31:28
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answer #4
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answered by tirreg 5
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Du musst schon einige Voraussetzung erfüllen um eine Wohnung zubekommen. Erstmal regelmässig zur Bagis und wenn möglich nüchtern. Geld von der Bagis gibt es nur bei festen Wohnsitz. Folglich bist du in einem Teufelskreis wo du nur schwer wieder rauskommst wenn du nicht jemanden hast wo du dich erstmal anmelden kannst.
2007-11-07 03:01:32
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answer #5
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answered by Dana 5
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Da ich bei der Caritas arbeite und hin und wieder Obdachlose sich etwas Geld bei uns holen ist es unterschiedlich. Die einen sagen, dass Leben auf der Straße ist gut damit meine ich das die Leute frei sind und die anderen durch Schicksalsschläge gezeichnet sind.
2007-11-07 03:10:13
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answer #6
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answered by Anonymous
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Ich kann dir nur von einem Bekannten erzählen, dessen Geschichte ich sehr mutig fand. Der hat sich vor Jahren irgendwann mal dazu entschlossen, sein ganzes Hab und Gut zu verkaufen, hat sich in den Zug gesetzt, ist in eine Großstadt gefahren und hat dort ein paar Jahre auf der Straße gelebt. Wieso? Er hatte vorher viel Geld, es hat ihm an nichts gefehlt. Ich glaube, er hat sich eingeengt gefühlt in unserer Gesellschaft.
Ich würde aber nicht behaupten, dass jeder freiwillig auf der Straße leben will. Vielmals sind diese Menschen so unsozial, dass sie die nötigen Wege, die man bestreiten muss, um wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben, nicht gehen wollen oder können. Ihnen ist das alles zuviel, sie verstehen es vielleicht auch nicht.
Vielleicht haben sie sich auch selbst aufgegeben und glauben, dass sie nichts besseres verdienen oder dass es ihnen sogar gelingen könnte, sich wieder zu integrieren.
2007-11-07 03:07:59
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answer #7
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answered by Da Peg_E 6
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Wer wird freiwillig obdachlos?
2007-11-07 06:44:30
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answer #8
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answered by Leony 7
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ich kenne die Ämterregelungen nicht und weiß nicht, ob man in D obdachlos werden kann gegen seinen Willen. Ich weiß nur aus eigenem Erleben, dass einige das so gewählt haben.
Ich habe mal Weihnachten bei der Stadt bei der Feier für die Obdachlosen ausgeholfen und wir haben die ganze Nacht zusammen gesessen und geklönt. Da wurden die dollsten Geschichten erzählt, die ich natürlich nicht auf den Wahrheitsgehalt überprüft habe und auch nicht wollte. Die meisten der Anwesenden waren freiwillig obdachlos aus verschiedenen Gründen.
Ob das nun eine Regel ist, weiß ich nicht.
2007-11-07 05:23:27
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answer #9
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answered by irmela_p 6
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Es gibt Obdachlosenheime, das Sozialamt würde eine Wohnung finanzieren und die Knastidee ist halt eine einfache Versorgung und billiger als ein Hotel.
Es gibt nur zwei Gründe um in Deutschland obdachlos zu sein.
1.) selbst gewählt
2.) nicht in Deutschland gemeldet
Alle anderen könnten, wenn sie wollten, ein Dach über dem Kopf haben
2007-11-07 03:00:10
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answer #10
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answered by Anonymous
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