Chorea Huntington (Veitstanz)
Dr. med. Johannes Pichler, Facharzt für Neurologie
Was ist Chorea Huntington?
Die Chorea Huntington, auch "Veitstanz" genannt, ist eine seltene erbliche Erkrankung des Gehirns, bei der es zum einen zu Bewegungsstörungen und zum anderen zu Wesensänderungen bis hin zur Demenz kommt.
Die Krankheit beginnt meist im vierten Lebensjahrzehnt, kann aber auch in der frühen Kindheit oder im hohen Alter auftreten. Laut der deutschen Huntington Hilfe haben in Westeuropa und Nordamerika ungefähr sieben von 100.000 Menschen die Huntington-Krankheit. In Deutschland sind etwa 8000 Personen betroffen.
Wie entsteht Chorea Huntington?
Der Erkrankung liegt ein genetisch bedingter Untergang von Nervenzellen in bestimmten Gebieten des Gehirns zu Grunde. Das verantwortliche Gen wird nicht geschlechtsgebunden vererbt, sowohl Männer als auch sind Frauen betroffen. Jedes Kind eines Defekt-Gen-Trägers hat ein 50 prozentiges Risiko, das defekte Gen zu bekommen und damit auch zu erkranken.
Welche Symptome treten bei Chorea Huntington auf?
Nicht selten stehen am Anfang der Erkrankung fortschreitende psychische Auffälligkeiten im Vordergrund: Viele Patienten sind vermehrt reizbar, aggressiv oder enthemmt; andere bemerken einen Verlust an Spontanität oder eine zunehmende Ängstlichkeit. Später kommt es häufig zu einem unaufhaltsamen Verlust geistiger Fähigkeiten bis hin zur Demenz.
Die Bewegungsstörungen bestehen in plötzlich auftretenden, unwillkürlichen Bewegungen von Extremitäten oder Rumpf. In extremen Fällen kann dies zu einem krankheitstypischen tänzelnden Gang führen, daher auch der Name "Veitstanz".
Anfangs ist es möglich, dass diese übertriebenen und ungewollten Bewegungen noch in scheinbar sinnvolle Bewegungsabläufe eingebaut werden können. Auf diese Weise kann eine für den Beobachter übertrieben wirkende Gestik entstehen. Auch die Zungen- und Schlundmuskulatur ist zuweilen betroffen. Die Sprache wirkt in diesem Fall abgehackt, Laute werden explosionsartig ausgestoßen. Ebenso kann es zu Schluckstörungen kommen, mit der Gefahr des Verschluckens von Nahrung und daraus folgender Lungenentzündung.
In späteren Stadien steht eher eine Muskelsteifheit mit Bewegungsverminderung im Vordergrund.
Eine ähnliche Symptomatik wie bei der Chorea Huntington kann auch durch andere, nicht erbliche Ursachen ausgelöst werden, z.B. bei Kindern im Anschluss an Infektionserkrankungen (Chorea minor) oder durch die Hormonumstellungen in der Schwangerschaft (Chorea gravidarum). Medikamente und die Pille sind seltenere Auslöser, ebenso wie Schlaganfälle in bestimmten Regionen des Gehirns (vaskulär bedingte Chorea). Der Verlauf ist hier aber nicht fortschreitend, meist kommt es auch wieder zur Rückbildung der Bewegungsstörungen. Schwere psychische Symptome sind in solchen Fällen untypisch.
Wie diagnostiziert man Chorea Huntington?
Bei Erkrankung anderer Familienmitglieder (Eltern) kann die Diagnose anhand der typischen Symptome und des Verlaufes gestellt werden. Bestätigt wird sie durch eine Untersuchung im Blut mit dem Nachweis von übermäßig vielen Wiederholungen der gleichen Basenpaare (CAG) in einem Gen auf dem Chromosom 4. Zu dieser Laboruntersuchung wird aber nicht jeder Angehörige zugelassen. Sie darf nur in Verbindung mit einer ausführlichen genetischen Beratung und einer psychologischen Betreuung angeboten werden. Die Ergebnisse werden absolut vertraulich behandelt. Kinder unter 18 Jahren dürfen nicht untersucht werden.
Die Computer-Tomographie oder Kernspin-Tomographie des Gehirns kann einen Abbau einzelner Bereiche des Gehirns zeigen (z.B. des so genannten Schweifkerns und der Hirnrinde). Auch die elektrophysiologische Diagnostik, wie beispielsweise die evozierten Potentiale, können Auffälligkeiten zeigen.
Bei der Chorea Huntington finden sich keine krankhaften Veränderungen in Blut, Urin und Liquor (Hirnflüssigkeit).
Wie wird die Chorea Huntington behandelt?
Bisher gibt es nur Behandlungen, die die Symptome vermindern. Zusätzlich müssen Choreakranke kalorienreiche Kost zu sich nehmen, weil sie durch ihre Überbewegung teilweise extrem viel Energie abbauen.
So werden bei übermäßigen unkontrollierten Bewegungsabläufen Tiaprid und Neuroleptika gegeben, bei depressiven Verstimmungen Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).
Therapien, die den Abbauprozess der Erkrankung aufhalten könnten, sind nicht bekannt. Es werden vielfältige neue Ansätze in der medikamentösen Therapie der Huntington-Krankheit verfolgt, die sich aber bisher noch im Experimentalstadium befinden.
Wie ist die Prognose bei Chorea Huntington?
Die Patienten sterben im Durchschnitt 19 Jahre nach dem Beginn der Erkrankung. Dabei handelt es sich lediglich um einen Mittelwert, das heißt, einzelne Personen können auch deutlich früher oder deutlich später an dieser Erkrankung sterben.
Wie können Sie der Chorea Huntington vorbeugen?
Die Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf der Erkrankung sind leider begrenzt. Eine Unterstützung durch entsprechende Selbsthilfegruppen kann Betroffenen und Angehörigen helfen.
2007-03-05 03:41:56
·
answer #1
·
answered by Anonymous
·
0⤊
3⤋
# Die Nervenkrankheiten Chorea major (Huntington) und Chorea minor (Sydenham) wurden früher Veitstanz genannt. Zur Heilung wallfahrte man im 14. Jahrhundert zur Veitskapelle bei Ulm.
# Weiterhin wird ein Phänomen des Mittelalters beschrieben, die Tanzwut, bei dem die Bevölkerung ganzer Landstriche in wilde Tänze verfiel, weil sie sich mit einem halluzinogen wirkenden Pilz (Mutterkorn), der auf den Kornähren sitzt, vergiftet hatten.
2007-03-05 11:42:22
·
answer #2
·
answered by lacy48_12 7
·
1⤊
0⤋
Akne heilen leicht das ist die beste Art und Weise http://akne.naturliche.info
Es hat eine sehr schnelle und wenn Sie unter Akne leiden, sollten Sie es versuchen!
2014-11-16 23:47:29
·
answer #3
·
answered by ? 1
·
0⤊
0⤋
* Ja das sind nervenkranke eine alte Bezeichnung wenn jemand ausgerastet ist.
Mann sagte auch früher dazu der ist verrückt.
Die Nervenkrankheiten Chorea major (Huntington) und Chorea minor (Sydenham) wurden früher Veitstanz genannt. Zur Heilung wallfahrte man im 14. Jahrhundert zur Veitskapelle bei Ulm.
.
2007-03-05 15:35:05
·
answer #4
·
answered by Karlchen * 7
·
0⤊
0⤋
Auch bekannt als Chorea Huntington und es handelt sich um eine echte Erbkrankheit. Den Rest hat man Dir schon ausführlich beschrieben.
2007-03-05 12:18:33
·
answer #5
·
answered by Professoressa 7
·
0⤊
0⤋
Wenn es keine Krankheit ist heisst es schlicht und einfach: Teufelstanz oder "Tanz" des Teufels.
2007-03-05 11:56:23
·
answer #6
·
answered by Anonymous
·
0⤊
0⤋
Die Chorea Huntington, auch "Veitstanz" genannt, ist eine seltene erbliche Erkrankung des Gehirns, bei der es zum einen zu Bewegungsstörungen und zum anderen zu Wesensänderungen bis hin zur Demenz kommt.
Die Krankheit beginnt meist im vierten Lebensjahrzehnt, kann aber auch in der frühen Kindheit oder im hohen Alter auftreten. Laut der deutschen Huntington Hilfe haben in Westeuropa und Nordamerika ungefähr sieben von 100.000 Menschen die Huntington-Krankheit. In Deutschland sind etwa 8000 Personen betroffen.
2007-03-05 11:47:34
·
answer #7
·
answered by Anonymous
·
0⤊
0⤋
"Die Chorea Huntington, auch "Veitstanz" genannt, ist eine seltene erbliche Erkrankung des Gehirns, bei der es zum einen zu Bewegungsstörungen und zum anderen zu Wesensänderungen bis hin zur Demenz kommt..."
2007-03-05 11:42:19
·
answer #8
·
answered by lenn 2
·
0⤊
0⤋
Die Chorea minor (Sydenham) ist eine mit Hyperkinesien (unkontrollierbaren blitzartig ausfahrenden Bewegungen) der Hände, des Schlundes und der Gesichtsmuskulatur und gleichzeitiger Muskelhypotonie (Muskelschwäche) und Hyporeflexie (Abschwächung der Reflexe) einhergehende neurologische Erkrankung.Sie ist eine mögliche Manifestationsform des rheumatischen Fiebers (siehe Jones-Kriterien)!! â Daher auch die Synonyme Chorea rheumatica und Chorea infectiosa.Sie tritt als Zweiterkrankung einige Wochen bis Monate nach einer abgelaufenen Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, meistens nach einer durchgemachten Mandelentzündung (Angina tonsillaris) bzw. Rachenentzündung (Pharyngitis), eines Scharlachs oder einem Erysipel auf. Es sind vor allem Mädchen im Alter von 6 bis 13 Jahren betroffen. In sehr seltenen Fällen können auch Erwachsene bis 40 Jahre betroffen sein.Historisches
Der englische Arzt Thomas Sydenham (1624 - 1689) gilt als der Erstbeschreiber dieser Erkrankung. Ca. 200 Jahre später entdeckte der New Yorker Arzt George Huntington (1850-1916) eine nicht-infektiöse vererbbare und überwiegend bei älteren Menschen über 50 Jahre auftretende Variante der Chorea, und grenzte sie als Chorea major (Huntington) ab.Ursache
Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper - die ursprünglich gegen die Streptokokken gebildet wurden - kreuzreagieren und plötzlich auch bestimmte körpereigene strukturähnliche Zellen derjenigen Basalganglien im Gehirn angreifen, die für die hemmende Dosierung und Feinabstimmung von Bewegungen verantwortlich sind. Im wesentlichen wird das Striatum geschädigt, wobei das Striatum jedoch nicht irreversibel zerstört wird, wie dies bei der Chorea Huntington der Fall ist.
Derselbe Mechanismus liegt übrigens auch der rheumatischen Endokarditis (ebenfalls eine mögliche Manifestationsform des rheumatischen Fiebers) zugrunde, nur mit dem Unterschied dass sich in diesem Falle die Antikörper nicht gegen die Basalganglienzellen sondern gegen Troponin und Tropomyosin, also gegen Bestandteile der Herzmuskulatur richten.
In der Folge kommt es dann zu Entzündungsreaktionen mit Einschränkung der Funktionsfähigkeit dieser bewegungsinhibierenden Basalganglien. Die bewegungsfördernden Basalganglien (Substantia nigra und Pallidum) sind nun zum Teil enthemmt und es kommt zu den typischen überschiessenden Bewegungsmustern.
Das klinische Erscheinungsbild ist logischerweise umso ausgeprägter, je mehr Zellen geschädigt werden und je grösser die daraus resultierende Entzündung geworden ist.
Bei der Parkinson-Krankheit gehen dagegen die Zellen eines bewegungsfördernden Basalganglions (Substantia nigra) zugrunde, was zu der Trias aus Akinese (Bewegungsarmut), Rigor (Muskelsteifheit) und Ruhe-Tremor (Muskelzittern) gepaart mit einer Hypertonie und Hyperreflexie der Muskulatur führt; also zu Symptomen, die genau entgegengesetzt zu denen der Chorea sind. Chorea und Parkinson-Krankheit beruhen also beide auf einer Schädigung bzw. Zerstörung von jeweils einem der beiden Teile von sich antagonisierender Basalganglien. Deren komplex aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel aus gegenseitiger Hemmung und Verstärkung ist daraufhin gestört und es kommt dann entweder zu einem zu viel oder zu einem zu wenig an Bewegungen. Die beiden Erkrankungen sind sozusagen die zwei Seiten ein und derselben Medaille.
Definition des Begriffes Chorea
Choreatische Bewegungsstörungen gehören zur grossen Gruppe der extrapyramidalen Hyperkinesien, zu denen u.a. auch der Tremor, die Dystonien, der Ballismus oder auch die Tics beim Tourette-Syndrom gehören. Alle extrapyramidalen Hyperkinesien beruhen auf einer Fehlfunktion jeweils bestimmter Anteile der Basalganglien.
Die Chorea (Chorea Griechisch = Tanz) ist keine Krankheit, sondern ein rein deskriptiver Begriff für ein Symptom, dem viele ganz unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können. Das Endergebnis ist aber immer eine Funktionsstörung des Striatum, welche dann zu ganz charakteristischen Bewegungsstörungen führt. So gibt es: vererbte, degenerative Chorea: Chorea major (Huntington) postinfektiös-autoimmun ausgelöste Chorea: Chorea minor (Sydenham) bei einer Schwangerschaft auftretende Chorea: Chorea gravidarum bei Kollagenosen auftretende Chorea: z.B. Chorea beim systemischen Lupus Erythematodes (SLE) senile Chorea
durch Medikamente ausgelöste Chorea (z.B. durch L-Dopa-Ãberdosierung bei der Therapie des Morbus Parkinson)
Chorea beim Morbus Wilson Symptome [
Die neurologischen Symptome ähneln denen der Erbkrankheit Chorea major (Huntington).
Hyperkinesien (= kurzdauernde unkontrollierbare + unkoordinierte blitzartige Muskelzuckungen):
der »distalen (= körperfernen) Extremitäten« (v.a. der Hände â schnelle ausfahrenden Bewegungen) die Kinder werden zunehmend bei Bewegungen der Hände auffällig, bei der eine präzise Koordination von sich antagonisierender Muskelgruppen notwendig ist: in der Schule fallen sie durch ein sich verschlechtendes Schriftbild auf. Zu Beginn kann dies durch Lehrer als eine Art kindliche Trotzreaktion oder Unlust missinterpretiert werden. zuhause fallen sie durch ungewöhnlich häufige "Ungeschicklichkeiten" (Clumsiness) auf, indem sie öfter als früher Gegenstände fallen lassen, auf einmal nicht mehr richtig mit dem Besteck umgehen können, etc. der »Gesichtsmuskulatur« (Grimassieren)
der »Schlundmuskulatur« (Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken durch unkoordinierte Muskelzuckungen â Die Patienten haben dann eine gepresst klingende, abgehackte Sprechweise (Dysarthrie). Sie können sich öfter verschlucken (Dysphagie) mit der Gefahr einer Aspirationspneumonie.)
und der »Zungenmuskulatur« („Chamäleonzunge" oder „Fliegenfängerzunge" â unwillkürliches Ausstrecken und schnelles Zurückziehen der Zunge). Ãhnliches geschieht bei einer anderen Erkrankung dem sog. Ballismus, allerdings sind hier grobe ausfahrende wurmförmige Bewegungen der proximalen (= körpernahen) Muskelgruppen, d.h. der Schulter- bzw. Oberarmmuskulatur typisch. Der Hauptunterschied besteht darin, dass nun nicht das Striatum, sondern das zweite wichtige bewegungshemmende Basalganglion (der Nucleus subthalamicus) ausfällt. Offenbar teilen sich das Striatum und der Ncl. subthalamicus die Muskeln im Sinne von körpernah und körperfern auf. Dies hat dann unterschiedliche Krankheitsbilder zur Folge, was bei der Diagnostik natürlich sehr hilfreich ist.
Die Bewegungen nehmen bei emotionaler Belastung bzw. in Stresssituationen zu und lassen bei Entspannung wieder nach. Im Schlaf sind sie gar nicht vorhanden. Sie werden von den kleinen Patienten als sehr belastend und peinlich empfunden, weswegen sie versuchen diese so gut wie möglich zu kaschieren. Dies gelingt ihnen auch zum Teil, indem sie die Hyperkinesien in normal wirkende willkürliche Bewegungen mit einbauen (z.B. indem sie sich durch das Haar streichen, sich mit der Zunge die Lippen befeuchten, oder auch durch tänzelnde Bewegungen der Hände und durch ein Lächeln).
Muskelhypotonie (= Schwäche der Muskulatur) und Hyporeflexie (abgeschwächte Muskelreflexe): Gleichzeitig besteht auch eine Muskelschwäche mit Hyporeflexie die man durch bestimmte klinische Untersuchungsmethoden (Kraft- und Reflexprüfungen) diagnostizieren kann. In schweren Verläufen führt dies dazu, dass ein Stehen oder Gehen unmöglich wird. Psychische Störungen : wie Aufmerksamkeitsstörungen, Müdigkeit bis hin zu Apathie in der Schule, aber auch Unruhe und Reizbarkeit.
Auch Psychosen werden beschrieben, diese sind aber sehr selten. »Veitstanz« (Chorea Sancti Viti)
Im Mittelalter hielt man Patienten mit Chorea (griechisch für Tanz) aufgrund der Symptomatik vermutlich für „von der Tanzwut besessen“. Da man zur damaligen Zeit keine medizinische Erklärung für dieses „seltsame Verhalten“ der Erkrankten hatte, glaubten man wohl an eine Besessenheit mit einem bösen Geist.In der Tat hätte man den Eindruck gewinnen können, jemand würde für wenige Sekunden (bis Minuten) die Gewalt über die Muskeln des Betroffenen übernehmen und mit Ihnen „nach belieben Schabernack“ treiben. Die Patienten könnten sich sozusagen „ferngesteuert“ gefühlt haben.
Der heilige Veit (St. Vitus) heilte im 4.Jahrhundert den Sohn des römischen Kaisers Diokletian von solch einer Besessenheit. Da ihn Diokletian danach trotzdem hinrichten lieà (weil er nicht dem christlichem Glauben abschwören wollte) und er vorher auch noch viele andere Wunder wirkte, wurde er später heilig gesprochen. Seitdem gilt er als ein Schutzheiliger der Katholiken - genauer gesagt ist er einer der sogenannten Vierzehn Nothelfer - der auch heute noch v.a. bei neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie Krämpfen oder eben auch Veitstanz angerufen wird. Vor allem im Mittelalter haben die Betroffen zu ihm gebetet und sind zur Aufbewahrungsstätte seiner Gebeine gepilgert, um Erlösung zu finden.Aus diesem Grunde waren für die Chorea auch noch die Namen »Veitstanz« und »chorea sancti viti« (= Tanz des heiligen Vitus) gebräuchlich. Diagnostik
die Diagnose lässt sich anhand des folgender Merkmale stellen:
das klinische Bild (o.g. chorea-typischen Bewegungsstörungen mit Dysdiadochokinese) die typische Anamnese (Kinder im schulpflichtigem Alter, zumeist jungen Mädchen mit zuvor durchgemachter Angina oder Endokarditis bzw. rheumatischem Fieber) erhöhte Entzündungsparameter im Blut: Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) â, CRP â, Leukozyten â
ASL-Titer (Anti-Streptolysin-Antikörper) â (Dies ist ein Antikörper gegen ein Streptokokken - Bestandteil, welches man bei den Patienten findet. Es gibt aber noch einige andere!)
das PET (Positronen-Emissions-Tomogramm) zeigt im Striatum einen erhöhten Zuckerstoffwechsel. andere Symptome eines rheumatischen Fiebers (Jones-Kriterien): Da die Chorea minor ja lediglich eine Ausprägungsform des rheumatischen Fiebes ist, muss man auch nach den eventuell vorhandenen weiteren Zeichen des rheumatischen Geschehens suchen. Prinzipiell können alle anderen der Jones-Kriterien auch vorhanden sein! herapie ist die gleiche wie beim rheumatischen Fieber:
Akuttherapie: Bettruhe hochdosierte Penicillin - Gabe über 10 Tage um die übriggebliebenen Streptokokken zu beseitigen, die den Autoimmunprozess weiter unterhalten.
Das altbewährte Penicillin ist bei Streptokokken der Gruppe A völlig ausreichend, da bislang keine Resistenzen aufgetreten sind. Bei Penicillinunverträglichkeiten (Allergien,...) kann man auf Erythromycin ausweichen. Entzündungshemmung:
Cortison über einige Wochen zur Bekämpfung der bedingt durch die Antikörperreaktion ablaufenden Entzündungsreaktionen im Hirngewebe. (antirheumatische Therapie) Salicylate, wie z.B. Aspirin über 6 - 12 Wochen Dies ist der entscheidende Schritt der Therapie. Erst unter der antientzündlichen Therapie gehen auch die choreatischen Symptome langsam zurück.
Therapie der psychischen Symptome soweit notwendig
durch Schaffung einer ruhigen Umgebung, mit Beruhigungsmitteln (= Tranquilizern), wie z.B. Diazepam (â Da die Symptome unter Erregung zunehmen, ist eine beruhigende Medikation manchmal sehr hilfreich!), oder im sehr seltenen Falle einer Psychose mit Neuroleptika, wie z.B. Haloperidol.
Prophylaxe
Rezidivprophylaxe: Benzathin-Penicillin G (intramuskulär injiziertes Depotpenicillin mit einer Halbwertszeit von 30 Tagen)
Dieses niedriger dosierte Monats - Penicillin wird in der Regel über einen Zeitraum von 5 Jahren gegeben, um einen Rückfall möglichst zu vermeiden. Bei Beteiligung der Herzklappen (rheumatische Endokarditis) auch länger, zumeist bis zum Erwachsenenalter. Die Nutzen der Prophylaxe ist unbestreitbar, da es ohne Penicillinprophylaxe in bis zu 50 % der Fälle zu Rezidiven kommen kann, die Dauer der Behandlung ist jedoch nicht ganz unumstritten. Die Ansichten reichen dabei von der Gabe nur in besonderen Gefährdungssituationen, über die Gabe in einem Zeitraum von 5 Jahren bis hin zu einer lebenslangen Penicillin-Prophylaxe. Beseitigung/Sanierung des Ursprungs der Streptokokkeninfektion: Ganz entscheidend ist, dass man eine eventuell vorhandenen chronischen Streptokokkeninfektionsquelle (z.B. kariöse Zähne, vergrösserte Mandeln) findet und diese auch beseitigt (Zahnversorgung, Tonsillektomie), da es sonst zu einem erneuten Rezidiv kommen kann. Sie muss sich dann aber nicht erneut als Chorea manifestieren, sondern sie könnte sich z.B. auch als eine sehr gefährliche rheumatische Endokarditis (Herzklappenentzündung) oder rheumatische Polyarthritis zeigen. (siehe Jones-Kriterien)
Prognose Die Therapie und v.a. die Prognose von Chorea minor bzw. major unterscheiden sich ganz erheblich voneinander!
Die Chorea Huntington ist derzeit unheilbar. Die Symptome nehmen fortwährend zu, die Patienten verlieren immer mehr die Kontrolle über ihre Muskulatur und sie werden bettlägerig. Die Krankheit endet nach Jahren immer mit dem Tod der Patienten - oft bedingt durch eine Ateminsuffizienz (Atemlähmung) oder eine schwere Aspirationspneumonie. Im Gegensatz dazu heilt die Chorea minor bei entsprechender Therapie (s.o.) nach ca. acht bis zwölf Wochen in 90 % der Fälle völlig aus; spätere Rückfälle sind aber trotz Prophylaxe möglich.
Vergleich Chorea minor (Sydenham) -- Chorea major (Huntington) [ Chorea minor (Sydenham) Chorea major (Huntington) Alter Kinder im Alter von 3-13 Jahren
selten bis 40 Jahre 3-75 Jahre, meist ab 30 Jahren
Geschlecht überwiegend weiblich Ursache Autoimmunerkrankung nach abgelaufener Streptokokkeninfektion Erbkrankheit autosomal-dominant (kurzer Arm des Chromosom 4) Pathogenese Kreuzreagierende Antikörper gegen Proteine der Basalganglien (v.a. Striatum) Ablagerung von unphysiologischen Eiweissen in die Basalganglien (v.a. Striatum) Therapie Behandlung der Ursache (Infektion) mit
Penicillin G über 10 Tage Rezidivprophylaxe keine ursächliche Behandlung möglich Neuroleptika (Tiaprid) gegen die Hyperkinesien genetische Beratung, da 50% der Kinder erkranken werden Komplikationen in 10% der Fälle bleiben Reststörungen immer Demenz in den späteren Stadien der Erkrankung Prognose reversibel heilt in 90% der Fälle folgenlos ab irreversibel chronisch-fortschreitend, endet nach i. d. R. 12-15 Jahren immer tödlich
Anne
2007-03-06 05:13:56
·
answer #9
·
answered by Anne 7
·
0⤊
2⤋