Wodurch entsteht selektiver Mutismus?
Dies ist eine der am häufigsten von Eltern und Lehrern gestellten Fragen.
Leider ist die Antwort nicht einfach.
Über die Jahre hinweg sind unterschiedliche Theorien hinsichtlich der möglichen Ursachen für selektiven Mutismus aufgestellt worden.
In der Vergangenheit sahen viele Wissenschaftler eine Ursache vor allem in "anormalen" Familienverhältnissen. Das selektiv mutistische Kind habe eine zu enge Beziehung zur Mutter (die Mutter erdrücke das Kind geradezu mit ihrer Fürsorge) ,und ein eher distanziertes Verhältnis zum Vater.
Es gab auch die noch viel weitergehende These, dass das Kind als Folge eines Missbrauch schweigt. (und da viele der untersuchten selektiv mutistische Kinder Mädchen waren - sexuellem Missbrauch). Es ist interessant, dass viele große Studien an selektiv mutistischen Kindern diese Thesen größtenteils widerlegt haben.
Die ursprüngliche Bezeichnung vom elektiven (to elect = wählen) Mutismus unterstellte, dass das Kind sich bewusst dazu entschieden habe zu schweigen und es freiwillig tut. Von dieser Annahme ausgehend versuchten nun einige Therapeuten das Kind zu behandeln, indem man es regelrecht zum Sprechen zwang. Es gab Therapeuten die Kinder so lange stationär in der Klinik behielten bis sie schließlich sprachen. Zu welchen psychologischen Folgeschäden es bei den Kindern durch diese "Zwangstherapie" kam ist leider nicht bekannt.
Der Begriff "selektiver Mutismus" ist viel zutreffender denn die Situation selektiert
(bestimmt) darüber ob der Mutist redet oder nicht.
Eine umfangreiche Studie an selektiv mutistischen Kindern im Jahre 1980 ,durchgeführt von Torey Hayden, ergab ,dass es beim selektiven Mutismus kein homogenes Störungsbild gibt, sondern dass es verschiedene Untergruppen gibt, z.B die "Sprechscheuen" und die "passiv aggressiven" Kinder. Dies markierte einen Wendepunkt in der Annahme das solche Kinder nur trotzig seien. Es setzte sich die These durch, dass solche Kinder wirklich ängstlich oder schüchtern sind.
Seit den neunziger Jahren ist dies die überwiegende Meinung und eine Anzahl von wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten untermauern dies. Heute glauben viele
nordamerikanische Psychiater ,dass Angst, besonders Sozialangst, ein Hauptfaktor beim Entstehen von selektivem Mutismus ist.
Selektiver Mutismus selbst ist eigentlich keine Krankheit, sondern eines der möglichen Symptome einer "Sozialangst". Ich glaube, dass der selektive Mutismus in der Tat ein heterogener Zustand mit einigen möglichen Ursachen ist. Um ein Analogie zu verwenden: Stellen wir uns vor wie eine Ameise einen Elefanten betrachtet, es kommt immer darauf an wo sie sich grad befindet, sie wird immer andere "Ansichten" des doch immer selben Elefanten haben. Gleiches gilt eben auch für den selektiven Mutismus.
Einige der Hauptursachen des selektiven Mutismus werden nachstehend aufgeführt:
- angeborene (genetisch bedingte) Schüchternheit bzw. Gehemmtheit des Kindes
- innerfamiliäre Probleme
- Sprachentwicklungsstörungen oder Sprachauffälligkeiten des Kindes ( es schweigt weil es sich seiner (unvollkommenen) Stimme/Sprache schämt)
- Angststörungen, insbesondere "soziale Phobie" ( sich verstecken möchten, nicht im Mittelpunkt stehen wollen, Angst vor unbekannten Personen oder Situationen)
2007-01-02 05:53:13
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answer #1
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answered by Anonymous
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Moin,
hier gibt es eine interessante Internetseite dazu
=> http://www.bessersprechen.de/mutismus.htm
Ein frohes neues Jahr wünscht
Franz S.
2007-01-02 14:01:43
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answer #2
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answered by EasyLife 3
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Beim selektiven Mutismus schweigt eine Person in bestimmten Situationen z. B. im Schulunterricht. Sie geben auch keine Antwort, wenn sie direkt etwas gefragt werden. Da diese Störung sehr selten ist, von 1000 sind etwa 3 bis 7 Betroffen, stoßen selektiv Mutistische auf Unverständnis. Sie werden häufig als geistig Behinderte oder auch als Autisten eingestuft. Dies ist aber ungerechtfertigt, weil selektiv Mutistische im vertrauten Familienkreis sich völlig normal verhalten und in vertrauter Umgebung sogar als normal oder sogar überdurchschnittlich aufgeweckt und intelligent gelten. In der Schule sind selektiv Mutistische auch häufig sehr gut in schriftlichen Schulaufgaben mündliche Beteiligung am Unterricht findet bei selektiven Mutismus jedoch gar nicht statt.
Selektiver Mutismus ist so gesehen eine Angststörung und ähnlich wie Depressionen stossen sie für nicht Betroffene auf Unverständnis. "Warum spricht er nicht, wenn er doch so intelligent ist?" fragen sich da viele.
Da Ärzte und Lehrer auch häufig nicht von der Existenz dieser Kommunikationsstörung wissen, sind schon viele selektiv Mutistische Menschen unnötigerweise auf Sonderschulen geschickt worden und ihnene wird wegen des Nichtsprechens dadurch auch jegliche berufliche Chance genommen.
Es gibt aber auch Fälle, wo selektiv Mutistische ihr Abitur gemacht haben, weil sie aufgrund dieser Störung mit einem ärzlichen Attest von der mündichen Prüfung befreit wurden.
Neben dem selektiven Mutismus gibt es noch den totalen Mutismus, wobei ein Mensch überhaupt nicht mehr spricht, der noch seltner vorkommt und eine Reaktion auf Schockerlebnisse sein kann.
Beim selektiven Mutismus ist die Ursache aber unbekannt und kann wohl häufig nur als Veranlagung gesehen werden.
2007-01-03 11:42:07
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answer #3
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answered by Steve 2
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Mutismus = Stummheit
selektiv = ausgewählt
D.h. der Mensch mit selektivem Mutismus spricht nur in selbstgewählten Situationen oder mit bestimmten Menschen.
2007-01-02 13:57:03
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answer #4
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answered by AliceDasWunder 6
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In der Fachliteratur wird der durchschnittliche Beginn von selektiv mutistischem Verhalten zwischen 3. und 4. Lebensjahr angegeben. Dieser frühe Beginn begründet sich mit dem ersten Übergang der Kinder vom vertrauten Familienumfeld zum unvertrauten größeren sozialen Umfeld (in der Regel Kindergarten oder Kindertagesstätte).
In dieser neuen Situation gilt es sich zu behaupten und einzugliedern, wozu Kommunikation erforderlich ist. Für ohnehin sehr ängstliche und schüchterne Kinder, denen eine Trennung von den Eltern schwer fällt, kann dies eine angstauslösende Überforderung bedeuten. Auch der Übergang in die Schule stellt eine belastende Phase dar, die selektiv mutistisches Verhalten hervor rufen bzw. verstärken kann.
Daher ist der weitere Entwicklungsverlauf im hohen Maße davon abhängig, inwieweit es gelingt, solche Kinder möglichst ohne Druck und Angstgefühle ins (außer-)unterrichtliche Geschehen zu integrieren. Oftmals nehmen verbale Äußerungen mit wachsendem Sicherheitsgefühl und Vertrauen zu, auch wenn generell ein eher schüchternes Verhalten bestehen bleibt.
2007-01-02 13:53:28
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answer #5
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answered by Rechtsanwalt Dr. Jens Schmidt 4
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