Ich würde sagen, es ist bei dir ein Suchtverhalten, was in einer Psychotherapie behandelt werden kann.
Anne
Zwangsstörung, Zwangsneurose, Zwänge, Waschzwang, Kontrollzwang
Definition
Wesentliche Kennzeichen der Zwangsstörung sind wiederkehrende Zwangsgedanken/-und oder Zwangshandlungen, sowie Zwangsimpulse. Zwangsgedanken sind sich immer wieder aufdrängende, als unsinnig erkannte Denkinhalte/Ideen. Zwangshandlungen dagegen sind zwanghaft gegen oder ohne den eigenen Willen ausgeführte Handlungen. Zwangsimpulse sind sich gegen den Willen durchsetzen wollende Handlungsimpulse, die mit der Angst verbunden sind, die Handlung könnte ausgeführt werden, was aber in der Regel nicht passiert.
Zwangsähnliche Phänomene sind auch gesunden Menschen nicht unbekannt. Das morgendliche Zähneputzen, die Begrüßungsrituale oder die tägliche Dusche. Jedoch sind diese "normalen" Zwänge für die Bewältigung des täglichen Lebens unerlässlich und werden auch entsprechend anerzogen und gefördert.
Pathologische Zwänge können den Patienten in seinem gesamten Denken, Handeln und sozialen Verhalten massiv beeinträchtigen.
Die Sinnlosigkeit dieser Phänomene ist den Erkrankten bewusst. Sie können sie in der Regel aber nicht unterdrücken, da ihr Unterlassen Angst und Unbehagen hervorruft. Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig als abstoßend empfunden werden. Zwangshandlungen oder -rituale, die ständig wiederholt werden, werden weder als angenehm empfunden, noch sind sie geeignet, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Oft bezweckt der Patient damit, bestimmtem oder unbestimmtem Unglück vorzubeugen, d. h. es wird ein förmlich abergläubisches Interesse damit verfolgt.
Zwangsstörungen gehören zu den fünf häufigsten psychiatrischen Diagnosen.
Ursachen
Ursächlich wird ein Zusammenspiel biologischer und psychologischer Faktoren angenommen:
1. Neurobiologische Befunde sprechen für eine Störung des Stoffwechsels bestimmter Botenstoffe im Gehirn.
Zwangsstörungen tauchen häufig im Zusammenhang mit Störungen in der Funktion bestimmter Hirnregionen (Basalganglien, limbisches System und Frontalhirn) auf. Hier spielt der Botenstoff Serotonin, der an der Impulskontrolle beteiligt ist, eine wichtige Rolle. Dafür sprechen auch die guten Erfolge bei der Behandlung mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die bei 60%-80% der Patienten günstig wirken und ähnlich gute Erfolge bei der chirurgischen Unterbrechung der Verbindung zwischen Basalganglien (Nervenknoten im Gehirn) und Frontalhirn erzielen.
2. Psychodynamische Theorien betonen die Fixierung auf die anale Phase für die Entstehung von Zwangsstörungen. In dieser Phase lernt das Kind Befriedigungsaufschub und die Kontrolle triebhafter Bedürfnisse. Eine zu rigide und strenge Erziehung führt zu einer Fixierung in dieser Phase. Der Patient kämpft daher auch später ständig mit triebhaften Bedürfnissen und wehrt diese mit seinen Zwängen ab.
3. Lerntheoretische Theorien gehen davon aus, daß ein Zwang der Angstbewältigung dient, wobei z.B. eine Zwangshandlung eine vorhandene Angst eindämmen kann und langfristig auch vorbeugend eingesetzt wird und sich verselbständigt. Dabei spielt das sogenannte magische Denken eine Rolle.
Symptome
Zwangsstörungen werden grob unterteilt in Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. In den meisten Fällen treten beide Phänomene auf. Zwangsgedanken sind meist bestimmte unrealistische Befürchtungen, z. B. vor Tod, Verschmutzung durch Erreger, Vergiftung durch Chemikalien etc., die der Betroffene nicht mehr los wird, die sich immer wieder aufdrängen und den Patienten einschränken.
Solche Gedanken führen dann meist zu entsprechenden Impulsen und Handlungen. Besonders häufig sind Waschzwänge, Ordnungszwänge, Zähl- und Kontrollrituale. So kann ein ganzer Tag nur dadurch bestimmt sein, den übermächtigen Zwängen nachzugehen - stundenlanges Waschen, stundenlanges Wiederholen bestimmter Ordnungsrituale. Daneben bestehen deutliche Verheimlichungstendenzen, da die Zwänge naturgemäß auf Mitmenschen absurd und lächerlich wirken können.
Zwangsgestörte wissen um die eigentliche Sinnlosigkeit ihrer Auffälligkeiten, versuchen ihnen Widerstand zu leisten und empfinden sie zumindest teilweise als lästig und unangenehm.
Jedoch löst ihre Unterdrückung extreme Angst und Unvollständigkeitsgefühle aus, die Rituale können meist nur kurze Zeit aufgeschoben werden.
Zwangsstörungen verursachen erhebliches psychisches Leiden, sind Zeit raubend und beeinträchtigen den normalen Tagesablauf, die beruflichen Leistungen und die üblichen sozialen Aktivitäten.
Diagnostik
Zur Diagnose einer Zwangsstörung ist die Konsultation eines Psychiaters oder Psychotherapeuten notwendig, da die Abgrenzung zu (rein) depressiven Störungen, sowie Tic-Störungen und Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises mitunter schwierig sein kann.
Oft ist es auch nur dem geschulten Gesprächsführer möglich, die oft sehr starken Verschleierungs- und Bagatellisierungstendenzen zu überwinden und sich nicht auf eine falsche Spur lenken zu lassen.
Die Verheimlichungstendenzen führen dazu, dass Zwangsgestörte im Schnitt erst nach etwa über sieben Jahren fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, oft erst auf massiven Druck Angehöriger.
Zur Diagnose ist daher das Gespräch mit den Eltern beziehungsweise dem Partner mindestens genauso wichtig wie das Arzt-Patient-Gespräch.
Ergänzend können standardisierte "Zwangsfragebögen" zum Einsatz kommen. Apparative oder körperliche Untersuchungen spielen eine untergeordnete Rolle, können aber wichtig werden, um fragliche Zusammenhänge mit neurologischen Erkrankungen (Epilepsie, Schädel-Hirn-Trauma u. a.) bei entsprechender Anamnese zu klären. Hier bieten sich bildgebende Verfahren wie Schichtröntgen des Schädels oder elektrophysiologische Untersuchungen wie das EEG an.
Auswirkungen
Der Verlauf von Zwangsstörungen lässt sich unterteilen in einen episodischen und chronischen. Beim episodischen Verlauf kommt es zwischenzeitlich immer wieder zu einer deutlichen Verbesserung beziehungsweise zum Verschwinden der Symptomatik; der chronische Verlauf ist oft an eine immer stärkere Einbindung in die Zwänge gekoppelt.
In solchen Fällen kann die Zwangssymptomatik zu immer stärkerer Einschränkung in den alltäglichen Lebensvollzügen führen. Der Patient kann sich in vielen Fällen fast nur noch mit seinen Zwängen beschäftigen, Zwangsbefürchtungen lähmen ihn, und Zwangsrituale können den Hauptteil der Zeit in Anspruch nehmen.
Entsprechend ist soziale Isolation die Folge, Jugendliche sind oft nicht mehr in der Lage, die Schule zu besuchen, Erwachsene in der Ausübung ihres Berufes gestört.
Es können durch exzessive Beschäftigungen auch körperliche Folgen eintreten, so z. B. Hautekzeme bei Wasch- und Duschzwängen.
Therapie
Die beste Wirksamkeit in der Behandlung von Zwangsstörungen weist die Verhaltenstherapie auf, bei der es darum geht, den Patienten schrittweise an ein Leben ohne Zwänge zu gewöhnen, indem ihm geholfen wird, sich den "zwanglosen" Situationen auszusetzen und die dabei entstehenden Ängste zu bearbeiten.
Jedoch ist es oft schwierig, mit den Betroffenen und ihren Familien ein vertrauensvolles Arbeitsbündnis oder eine Krankheitseinsicht herzustellen.
Hierbei sind vorbereitend auf eine verhaltenstherapeutische Maßnahme, die die überzeugte Mitarbeit des Patienten erfordert, psychoanalytisch orientierte, konfliktaufdeckende Gespräche mit dem Patienten und der Familie hilfreich.
Behandlungsziele sind Entwicklung von Autonomiebestrebungen, Förderung des unverzerrten Realitätsbezugs und das Zulassen von starken Emotionen.
Von entscheidender Bedeutung ist es, den Angehörigen zu vermitteln, dass jegliches "Mitspielen" bei den Zwängen kontraproduktiv ist, auch wenn es schwer fällt, sich den Forderungen des Betroffenen zu entziehen.
Bei schweren Krankheitsbildern kann es notwendig sein, zumindest mittelfristig mit antidepressiven Medikamenten, welche auch auf die Zwänge wirken, die Psychotherapie zu unterstützen. Klassische Substanzen sind hier z. B. Clomipramin und Sulpirid, neuere Substanzen wie beispielsweise Fluoxetin und Fluvoxamin scheinen ein noch besseres Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil aufzuweisen.
Prophylaxe
Es existiert sicherlich keine spezifische Prophylaxe gegen Zwangsstörungen, jedoch kann man davon ausgehen, dass es zwangsfördernde Verhaltensweisen gibt.
So könnte ein Erziehungsstil, der die natürliche Autonomieentwicklung von Kindern und Jugendlichen unterstützt, ebenso wie eine unverkrampfte Auseinandersetzung mit Themen wie Sexualität, Liebe und Hass dazu führen, dass Zwangsstörungen nicht zum Ausdruck kommen oder gar nicht erst entstehen.
Betroffene sollten keine Scheu entwickeln, professionelle Hilfe bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten einzuholen. Eine Behandlung ist möglich und sollte angestrebt werden.
Bemerkungen
Informationen zu Selbsthilfegruppen unter: http://www.zwaenge.de.
2006-12-31 19:00:59
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answer #1
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answered by Anne 7
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