Märchen waren ursprünglich keine reinen Kindergeschichten - das stimmt. Es waren Geschichten der Überlieferung, die man sich an langen Abenden erzählte u. die immer auch einen moralischen Kern hatten. Im 16. Jhdt. bspw. nannte man sie auch Spinn-, Rocken- oder Kunkelmärchen. Das lässt darauf schließen, dass man sich Märchen bei bestimmten Tätigkeiten erzählte.
Zum Unterschied - Märchen sind keine Legenden. Legenden basieren meist auf einer wahren Begebenheit, die in der Weitererzählung dann ausgeschmückt wurde. Märchen sind Erzählungen, die rein der Phantasie entspringen. (Man sagt ja auch bspw. "Erzähl' mir doch kein Märchen!")
Die Brüder Grimm sammelten nun diese mündlichen Erzählungen und hielten sie schriftlich fest. (Daher der Ausdruck "Volksmärchen" - aber es gibt zu jedem Märchen trotzdem unglaublich viele verschiedene Varianten.)
Über den wahren Ursprung der Märchen sind sich Forscher bis heute nicht einig. So vertraten die Gebrüder Grimm die These, dass die Götter- und Heldenmythen der Vergangenheit in den Märchen weiterleben. Das mythologische Denken der Romantik war sicherlich auch maßgebend daran beteiligt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man auch immer mehr die Vielfalt der orientalischen, speziell die der indischen Märchen. So entstand eine weitere Theorie, die die These vertrat, dass die Wiege der Märchen in Indien liegt.
Eine dritte Theorie sah den Ursprung der Märchen in der Seele des Menschen selbst liegen. Fast idente Urbilder und Urideen findet man in fast allen Mythen, Sagen und Märchen wieder. Carl Gustav JUNG übernahm aus einer antiken Überlieferung den Begriff des „Archetypus“, damit sind im kollektiven Unterbewussten angesiedelte Urbilder gemeint. Besonders die grundlegendsten Erfahrungen wie Geburt, Ehe, Mutterschaft, Trennung und Tod haben in der Seele des Menschen eine archetypische Verankerung, man findet, wie bereits oben erwähnt, überall auf der Welt ähnliche Bilder und Märchen dazu.
Märchen sind aber nicht nur bloße Geschichten, sie beinhalten sehr viel mehr als wir heute noch zu deuten wissen. Sie hatten immer etwas Belehrendes, Lehrreiches - u. wenn man C.G. Jung folgt, dann eben auch noch tiefere, verborgene Bedeutungen.
Der Wolf bspw. galt als Symbol des Bösen, aber auch des "Verwandelten" (Glaube an Werwölfe), des Gesetzlosen.
Jung sieht in Höhlen ein Symbol für das Unterbewusste. Wasser ist ein Symbol der Seele. Wenn im Märchen bspw. jemand in eine Höhle geht u. erst 100 später wieder zurück kommt u. keiner erkennt ihn mehr, dann könnte man es auch so deuten, dass sich dieser Jemand so sehr verändert hat (durch Rückzug in das eigene Ich), dass man ihn nicht mehr wiedererkennt.
Umgeschrieben wurden Märchen auf jeden Fall -allein schon, um die veraltete Sprache anzupassen. Aber die Symbole blieben immer gleich - ansonsten ergäben die Märchen keinen Sinn mehr. (Es gibt auch moderne Fassungen ohne "Stiefmutter", etc. - aber diese wirken immer inhaltsleer. Eben weil die Archetypen einfach ersetzt wurden u. die Märchen damit ihren tieferen Sinn verlieren.)
2006-11-19 17:47:15
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answer #1
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answered by tippfeler 6
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Das ist richtig, C. G. Jung hat die "Haus- und Kindermärchen" von Grimm psychologisch analysiert (siehe Link), hochinteressant! Stöbere auch mal nach "Sitara" von Arno Schmidt, Karl Mays Werk war auch nicht so ganz astrein...
http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,AB91B66D805F5CF9E0340003BA17F124,,,,,,,,,,,,,,,.html
2006-11-20 01:17:55
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answer #2
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answered by feelflows 7
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Ich dednke es ist eine Sache wie man die Märchen interpretiert. Und ich habe selber beim Vorlesen für meinen kleinen Sohn und beim Disney Filme gucken festgestellt, dass Kinder es sowieso anders sehen wie wir.............
2006-11-20 03:46:32
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answer #3
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answered by Anonymous
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Das was wir heute unter Märchen verstehen, wurde nicht für Kinder erfunden. Man saß an den Abenden zusammen, weben, spinnen und so und erzählte die Sagen/Mythen weiter von Generation zu Generation. Inwieweit Kinder da noch auf waren oder schon zu Bett? Ich weiß es nicht. Andererseits wurden Kinder ja auch nicht so "behütet".
Eine grundlegende Wandlung haben die Märchen (im deutssprachigen Raum) in der Tat durch die Sammler Jakob und Wilhelm Grimm erfahren, erst hier wurden sie auf "Kinder- und Hausmärchen" getrimmt, bzw. den "Ansprüchen" des Bürgertums im 19.Jahrhundert angepaßt. Die Zeichnungen des Otto Ubbelohde der (ich glaube) ersten Ausgabe taten ein übriges, sie harmlos aussehen zu lassen. - Übrigens sind viele dieser Märchen französischen Ursprungs - eine der Frauen von denen sich die Grimms die Märchen erzählen ließen, war Elsässerin.
Insgesamt stellt man fest, wenn man mehr Märchen aus der ganzen Welt gelesen hat, daß sich viele Grundmotive, sicher in der einen oder anderen Abwandlung, überall wieder finden lassen.
Und bei der bösen Stiefmutter darf man getrost die Stief weglassen. Und die Hexen, das wissen wir ja langsam auch, daß die vor allem der Kirche und dem patriarchalen System ein Dorn im Auge waren. (Ein Wiener Liedermacher sang in den 80ern über Hänsel und Gretel "...und die Hex' war nämlich a Englmacherin".)
Sicher sind dann in später auch Geschichten und Bücher hinzugekommen, die explizit für Kinder (oder Frauen "Rapunzels Rache" oder "Der Mann aus Zucker" ;-) geschrieben wurden, moderne Märchen sozusagen.
2006-11-19 20:34:59
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answer #4
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answered by angel 5
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Das kommt immer darauf an,wie man Märchen interpretiert. Haben im Deutschunterricht mal darüber gesprochen, dass manche Worte früher anders verstanden worden als heute und dass man, wenn man Märchen ethymologisch "entschlüsselt", z.B. den bösen Wolf in Rotkäppchen auch als Vergewaltiger oder ähnliches verstehen kann..
Finde das alles zwar ein wenig weit hergeholt,aber interessant sind solche Theorien schon..
lg,misprint87
2006-11-19 20:02:40
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answer #5
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answered by Anonymous
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Ich hab mich schon so manches Mal gefragt, wie man Kindern solche Horrorgeschichten vorlesen kann.
Ich meine, dass es so gut wie keine kindgerechten Märchen gibt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Märchen ursprünglich mal für Erwachsene geschrieben wurden.
2006-11-20 03:10:46
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answer #6
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answered by Anonymous
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ja manches waren Sagen und Legenden. Heute wurden ja auch welche verfilmt.
Schneewittchen z.B. gibts als Horror und als Porno
2006-11-19 19:58:15
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answer #7
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answered by Anonymous
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