Summenformel: C14H10Cl2NO2Na (Natriumsalz); C14H11Cl2NO2 (freie Säure)
Strukturformel:
Molmasse: Mr / F.W. = 318,1 g/mol (Natriumsalz); 296,15 g/mol (freie Säure)
Andere Bezeichnung(en): [2-(2,6-Dichloranilino)phenyl]essigsäure, Natriumsalz, Natrium[2-(2,6-dichloranilino)phenylacetat; lat.: Diclofenacum natricum; engl.: diclofenac, sodium salt, [2-(2,6-Dichlorophenyl)amino]benzene acetic acid, sodium salt
EG-Nr.: N.A.
CAS-Nr.: [15307-79-6]; [15307-86-5]
Zolltarif-Nr.: 2922.49
Beschreibung: Diclofenac-Natrium ist ein weißes bis schwach beige-gelbliches, geruchloses, feinkristallines und etwas wasseranziehendes (hygroskopisches) Pulver. Die Wasserlöslichkeit und die Löslichkeit in Aceton ist begrenzt; dagegen ist der Stoff leicht löslich in Methanol, Dimethylsulfoxid und Dimethylformamid, löslich in Ethanol. Diethylether und Chloroform lösen die Substanz praktisch nicht. Der Schmelzpunkt beträgt ca. 285 °C (unter Zersetzung).
Chemie, Darstellung:
Der Arzneistoff gehört zusammen mit Indometacin und Lonazolac zu den (hetero)aromatisch substituierten Essigsäuren (sog. Arylessigsäuren, Heteroarylessigsäuren). Die Synthese geht aus von N-Phenyl-2,6-dichloranilin, welches zunächst mit Chloracetylchlorid umgesetzt wird; das entstandene Chloressigsäureamid unterliegt dann einer intramolekularen Friedel-Crafts-Alkylierung (Katalysator: wasserfreies Aluminumchlorid) mit anschließender Spaltung der Säureamidfunktion. Eine Übersicht gibt folgendes Formelschema:
Verwendung:
Pharmazie: Diclofenac ist ein wichtiges, nichtsteroidales entzündungshemmendes (antiphlogistisches), schmerzlinderndes (analgetisches) und antirheumatisches Mittel (NSAR), das demzufolge in zahlreichen Handelspräparaten enthalten ist (z.B. in Voltaren, Allvoran, Diclo-Phlogont, Monoflam usw., alles eingetr. Wz.). Diese Präparate werden u.a. eingesetzt bei entzündlichen und entzündlich aktivierten degenerativen rheumatischen Erkrankungen, bei nichtrheumatischen, mit Schmerzen einhergehenden Entzündungen und Schwellungen (z.B bei Verletzungen oder nach Operationen) und bei akuten Gelenkentzündungen (einschließlich dem akuten Gichtanfall). Auch bei Reizzuständen im Zusammenhang mit degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen sowie bei Weichteilrheumatismus. Der Wirkstoff unterliegt in Deutschland der Verschreibungspflcht (ausgenommen in bestimmten Präparaten zur äußerlichen Anwendung).
Analytik: Als Vergleichssubstanz für pharmazeutisch-chemische Untersuchungen.
Bioverfügbarkeit/Pharmakologie:
Die Resorption von Diclofenac erfolgt schnell und in hohem Ausmaß. Die mittlere relative Bioverfügbarkeit (Relatives Ausmaß der Verfügbarkeit therapeutisch wirksamer Substanz im Organismus) eines Testpräparats (als Lacktablette 50 mg) betrug z.B. 97,9%. Maximale Plasmaspiegel werden 1,5 bis 2,5 Stunden nach Einnahme der magensaftresistenten Tablette oder 1 Stunde nach Gabe einer in Wasser zerfallenen Form (sog. Dispers-Tabletten) erzielt. Der Wirkstoff Diclofenac weist eine hohe Eiweißbindung auf, das bedeutet er ist zu 99,7% an Serumproteine gebunden, dabei weit überwiegend an Albumin (99,4%).
Die ausgeprägte schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung von Diclofenac-Natrium ist hauptsächlich auf die Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase zurückzuführen, welches für die Bildung von Prostaglandinen und Thromboxan aus Arachidonsäure verantwortlich ist. Den Prostaglandinen konnte eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Entzündungen, Schmerzen und Fieber nachgewiesen werden. Neben der oben genannten Hemmung des Cyclooxygenasewegs nimmt man zusätzlich auch eine inhibitorische Einwirkung auf den Lipoxygenaseweg an (Verminderung der Leukotrienproduktion), weiterhin beobachtet man eine Verminderung des freien Arachidonsäurespiegels, welche durch eine Diclofenac-induzierte Freisetzungshemmung sowie Forcierung des "Reuptake" zu erklären ist. Diese dreifache Einwirkung des Arzneistoffs Diclofenac stellt unter den NSAR eine Besonderheit dar.
Unerwünschte Wirkungen:
Bei der Einnahme von Diclofenac-Präparaten kommt es bei etwa 6-14% der Verwender zu Magen-Darmbeschwerden (zu nennen sind v.a. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und geringfügige Magen-Darm-Blutungen). Beim Vorliegen von Geschwüren des Magens oder Zwölffingerdarms ist der Stoff daher kontraindiziert. Im Bereich des zentralen Nervensystems beobachtet man gelegentlich Störungen wie Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Erregung, Schlaflosigkeit, aber auch Müdigkeit, Benommenheit oder Schwindel können auftreten. Überempfindlichkeitserscheinungen an der Haut (Ausschlag, Hautjucken) sind als gelegentlich vorkommend beschrieben worden; in Einzelfällen treten Ausschläge mit Blasenbildung, Ekzeme oder Erytheme auf. Störungen der Blutbildung sowie schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (Schock) sind nur in Einzelfällen, letztere allerdings auch bei der erstmaligen Anwendung, vorgekommen.
Identitätsprobe (nach Ph.Eur.97)
Man löst etwa 0,01 g (= 10 mg) der Untersuchungssubstanz in 10 ml Ethanol 96% auf. Von dieser Lösung wird 1 ml abgemessen und 0,2 ml einer frisch zubereiteten Mischung aus gleichen Volumenteilen Kaliumhexacyanoferrat(III)-lösung 0,6% (m/V) und Eisen(III)-chloridlösung 0,9% (m/V) hinzugegeben. Anschließend wird der Ansatz 5 Minuten lang im Dunkeln stehen gelassen und hernach 3 ml verdünnte Salzsäure 1% (m/V) zugesetzt und weitere 15 Minuten unter Lichtschutz stehen gelassen. Es entwickelt sich eine blaue Färbung, und ein Niederschlag bildet sich.
Literaturhinweise/Quellenangaben:
[1] H. Auterhoff und J. Knabe, Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie 11. Aufl. 1983, S. 338 (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart)
[2] Europäisches Arzneibuch, 3. Ausgabe 1997 (Ph.Eur.1997), Amtliche deutsche Ausgabe, S. 823f (DAV, Govi-Verlag 1997) - Monographie Diclofenac-Natrium
[3] Fachinformation Voltaren (eingetr. Wz.) Dispers, hrsg. von CIBA-GEIGY GmbH, Geigy Pharma, Wehr (Stand Januar 1994)
[4] Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, 5. Aufl., Band 7, S. 1263ff (Springer Verlag, Berlin 1993)
[5] HUNNIUS Pharmazeutisches Wörterbuch 7. Aufl. 1993 (Walter de Gruyter, Berlin und New York) - Eintrag Diclofenac
[6] Römpp Chemielexikon 5. Aufl., Bd. 2, S. 950 (Thieme)
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Erstellt am 02.04.2000 * Letzte Änderung am 10.06.2001 © OMIKRON GmbH, Neckarwestheim 2000-2001
2006-09-18 09:26:20
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answer #7
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answered by veronika m 3
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