Habe heute wieder einen Bericht in der Zeitung gelesen: Als Grund für die Aggressivität eines Kriminellen wurde genannt, das er es "nur" zum Maurer gebracht hatte...
Aber ist es nicht so, das wir alle in Häusern leben, die von Bauarbeitern errichtet wurden, denen ihre Arbeit eventuell nicht "furchtbar viel Spaß" macht?
Würden wir nicht alle verhungern, wenn niemand bereit wäre in der Landwirtschaft zu arbeiten - weil man dort zwar Lebensmittel, aber wenig "Selbstbestätigung" erntet?
Sind wir nicht alle - spätestens im Alter - auf Pflegekräfte angewiesen, die nicht reich werden wollen, dafür aber auch mal zupacken können?
Wieviel Verantwortung trägt der Automechaniker, der unsere Bremsen repariert - ohne 5000 EUR Monatsverdienst aber mit der Bereitschaft, sich auch mal die Finger schmutzig zu machen....
2006-09-12
07:44:41
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15 antworten
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gefragt von
fretrunner
7
in
Wirtschaft & Finanzen
➔ Beruf & Karriere
Es kommt mir vor, als gibt es all diese Menschen in der Medienwelt kaum - und wenn, sind sie negativ besetzt. Es kommt einem so vor, als ist jeder Mensch ein armer, bemitleidenswerter Tropf, der nicht mindestens ein Studium, ein vollklimatisiertes Büro mit Privatsekretärin und Dienstwagen vorweisen kann und neben einem 5-stelligen Bruttogehalt auch Unmengen an Selbstbestätigung nach Hause bringt.
Auch hier bei YC habe ich schon mehrfach Stimmen gehört, die quasi jedem Faulheit oder Dummheit unterstellen, der nicht nach "Höherem" (?) strebt. Aber wie sollte eine Gesellschft funktionieren, die nur noch aus Hochintellektuellen besteht, aus Selbstständigen Unternehmern, Fachanwälten, Wirschaftsfachleuten, Managern, Börsenspekulanten, Geschäfsführern ...
Warum dieses "herabblicken" auf Menschen, die doch unsere Gesellschaft zusammenhalten?
2006-09-12
07:45:06 ·
update #1
Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist,
sollte er in einer neuen Sache Schüler werden !!
(von Gerhardt Hauptmann)
Wer akzeptiert, dass wir -egal wieviel wir schon wissen- in den meisten Dingen unwissend sind, wird nie einen Grund haben, auf andere Menschen herab zu sehen.
Wenn dir ein Mensch durch z.B. erste Hilfe das Leben rettet, ist es piep-egal, ob er Ingenieur oder Kloputzer ist.
Ich habe mehr Respekt vor einem Obdachlosen, als für jemand, der als Präsident Kriege herauf beschwört.
Leider wird auch durch die "Geiz ist geil" Mentalität wichtige Arbeitskraft kaputt rationalisiert oder in andere Billiglohn-Länder verlagert
2006-09-12 08:54:56
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answer #1
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answered by palux 6
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Du hast recht mit den Medien und der Werbung, in denen gutverdienende, Anzugtragende und eloquente Jünglinge auftreten. Leider ohne jede Persönlichkeit! Ich verachte einfache Arbeit nicht und obwohl ich eher zu den ersten gehöre, kenne ich Handwerk und weiss es auch zu schätzen. In den USA sind die besser drauf: die respektieren jeden Job, hauptsache, man macht ihn gut!
Aber unsere Welt will den Erfolgreichen sehen, den sauberen, adretten, reichen Machertypen. Liegt vielleicht daran, dass die Medienwelt keinerlei Verbindung mit der echten Arbeitswelt hat. Die ist nur mal was für ne Betriebsbesichtigung und nen pittoreskes Foto mit Bauhelm...
2006-09-13 09:18:23
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answer #2
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answered by Michael K. 7
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So komplizierte Gedanken hab ich mir noch nicht gemacht gehabt. Ich hab nen Job der mich über die Runden bringt und der mir nach einer mehrjährigen Pause wieder Spaß macht.
Das da jemand auf mich herunterkucken könnte auf den Gedanken bin ich noch nie gekommen.
Wer das tut muß aber ein ausgewachsenes Rindvieh sein
2006-09-13 07:40:02
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answer #3
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answered by Anonymous
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Richtig, alle "Einfachberufler" sollten `mal einen Tag zuhause bleiben...
2006-09-12 19:41:39
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answer #4
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answered by Anonymous
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Das finde ich samt den Erläuterungen eine bemerkenswert gute Frage!
Als ich das erstemal in Italien war fiel mir auf, daß es dort zumindest in den etwas kleineren Orten völlig anders ist. Dort wird Handwerk, ob es ein Maler ist oder ein Straßenfeger, noch hoch geachtet. Im Übrigen gibt es dort auch Künstler ihres
Berufes und die Leute sind auf ihre Leistung zu Recht sehr stolz.
Folglich habe ich daraus geschlossen, daß dies ein typisch deutsches Phänomen ist, sog. "normale" Berufe nicht genügend zu achten.
2006-09-12 15:34:03
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answer #5
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answered by Anonymous
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So habe ich das noch nie gesehen.
Ich finde deine ode an die "niederen Berufe" aber wirklich sehr schön und zeigt, dass du Achtung vor anden Menschan hast, und das finde ich schön.
LG Stekkmo
2006-09-12 14:52:56
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answer #6
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answered by Anonymous
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..die meisten Leute sind einfach zu dumm, darüber nachzudenken, dass sie vielleicht einfach nur eine bessere Chance hatten um einen anderern beruflichen Weg gehen zu können und "erhöhen" sich deswegen ...
..meist ohne wirklich zubegreifen, was sie da von sich geben.
Bestes Beispiel: aus meiner eigenen Familie wurde die Krankenschwester zur "Urinkellnerin" und "einfachstes Hilfsmittel des Arztes" degradiert...
Tja, dabei hab ich vorher viel von meinem Vater gehalten -danach bin ich ins Grübeln gekommen (über Ihn) - und hab trotzdem weitergelernt...
Jetzt bin ich halt staatlich geprüfte Urinkellnerin...und kann darüber einfach lachen.
Die Leute haben einfach verlernt, die Welt als Gesamtheit zu sehen und sind auf Ihrem Ego-Trip stehen geblieben.
Ende des Tellerandes...
;)
Und der werte Herr_aus_roissy sollte auch mal über denselben schauen -
denn wer davon ausgeht, das nur Anwälte, Ärzte oder dergleichen eine "qualifizierte" Ausbildung haben, ist das Beste Beispiel für die o.g. Überheblichkeit der angeblichen Intelligenz.
2006-09-15 17:17:58
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answer #7
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answered by Anonymous
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ich denke nicht, dass auf Berufe herabgeblickt wird...gut, auf die Putze wahrscheinlich schon...
und schon gar nicht in Deutschland...m. E. ist es in Deutschland eher andersherum. Nirgendwo auf der Welt werden "einfache Berufe" so hoch bezahlt wie in Deutschland. Dies ist auch ein Grund der Arbeitslosigkeit in Deutschland, da solche Jobs relativ betrachtet sehr teuer für Arbeitgeber sind.
und nirgendwo anders, werden solche Berufe so privilegiert wie in Deutschland
2 Beispiele:
Man nehme auch mal die Ärzte zum Vergleich. Gemeinhin wird Ärzten unterstellt, nur nach Geld zu gucken, Privatatienten zu bevorteilen etc...und nur Golf zu spielen. Tatsächlich ist es so, dass z. B. viele Dienste im Krankenhaus vom Arzt unbezahlt zu leisten sind. Er bekommt auch keinen "Nachtarbeitszuschlag" wie die Krankenschwester, der dann auch noch steuerfrei wäre. Als sie nun streikten, kam direkt die moralische Keule...wie könnten Ärzte nur streiken..und auch noch für Geld....wenn Krankenschwestern streiken,,ist das aber ok.
Als ich junger Anwalt war..angestellt...mit 30 in den Job ging..nach Studium und Referendariat hatte ich einene Mandaten, der Flugzeugmechaniker war.....der verdiente mehr als ich...und natürlich mußte ich mir die Sprüche anhören, die Anwälte würden ja nur aufs Geld gucken, alles ist immer so teuer usw.....und jener Mandnat bezahlte natürlich seine Rechnung nicht...
und jener Mandnat war dann vielleicht seitdem er 20 Jahre alt war im Job...und ich im ersten Berufsjahr..seinen Vorsprung muß ich erst mal einholen...
Also..ich denke, Deine Meinung ist Ausfluß der allgemeienn Haltung in Deutschland, dass Menschen mit qualifizierter Berufsausbildung nicht zu trauen sei, weil sie meinen intelligenter als andere zu sein. Es ist eigentlich das Zeichen, wie tief sich schon das Vorurteil gegen die sogenannte Intelligenz in der Bevölkerung eingegraben hat
2006-09-13 06:56:42
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answer #8
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answered by herr_aus_roissy 3
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Man muß zum arbeiten geboren sein und Abstriche machen können. Habe selber ein Handwerk erlernt und jetzt arbeite im Dienst vom Roten Kreuz, Lust und Dankbarkeit der Leute die Hilfe brauchen machen mir jeden Tag zum Glücksmoment, denn ich bin Gesund!!!
2006-09-12 15:18:45
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answer #9
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answered by Mattvice 2
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Das frage ich mich auch immer wieder und denke darüber genauso wie Du.
Ich kann mir das nur so vorstellen, daß eben diese Leute sich für etwas Besseres halten (ob sie's sind, sei jetzt mal dahingestellt) - menschlich sind sie's jedenfalls nicht, höchstens der soziale Status ist höher.
2006-09-12 14:59:48
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answer #10
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answered by Anonymous
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