LWS-SCHMERZ
Schmerz der LWS, im LWS-Bereich, in der LWS-Region
LWS ist die Abkürzung für die Lenden wirbelsäule, der drittgrößte Abschnitt der Wirbelsäule, bestehend aus 5 Wirbeln (BWS 12 und HWS 5 zusätzlich Atlas (= der 1. wirbelkörperlose Halswirbel, bestehend aus 2 Bögen) und Axis (= Drehachse für den Atlas)).
Die LWS befindet sich zwischen der Brustwi rbelsäule (BWS) und dem Kreuzbein.
Im Wirbelkanal der Lenden wirbelsäule ist ab dem ersten oder zweiten Lendenwirbel kein Rückenmark mehr vorhanden.
Rückenschme rzen sind mittlerweile zur Volkskrankheit Nummer 1 geworden. Mindestens 80 % der Bevölkerung leidet mindestens ein Mal im Leben darunter. Immer häufiger sind auch junge Menschen unter zwanzig Jahren betroffen. In den meisten Fällen ist für die Problematik die Lende nwi rbelsäule verantwortlich. Hauptursache für einen Schmerz im LWS-Bereich ist das LWS-Synd rom.
Das LWS -Synd rom ist ein Sammelbegriff für Rücken schme rzen bzw. Kreuz schme rzen, die aufgrund degenerativer (= abnutzungsbedingter) Wirbelsäulenveränderungen oder statisch-muskulär bedingter Störungen von der LWS ausgehen oder den LWS-Bereich betreffen.
Die Wir belsäule als statisches Achsenorgan ist in dieser Funktion großen Belastungen ausgesetzt, entsprechend häufig treten Verschleißerscheinungen auf, die über die physiologische Degeneration (= normale Abnützung) hinausgehen und deshalb oft Beschwerden verursachen. Es ist jedoch stets zu bedenken, daß auch höhergradige Verschleißprozesse nicht unbedingt mit Sch merzen einhergehen müssen, auch gibt es keine statistische Korrelation zwischen dem Ausmaß der abnutzungsbedingten Veränderungen und der geklagten Schmerz intensität. Das Vorhandensein abnutzungsbedingter Veränderungen, die theoretisch die geklagten Beschwerden verursachen können, darf deshalb nicht dazu verleiten, eine weitergehende Diagnostik (= Maßnahmen zur Erkennung eines Krankheitsgeschehens) zu unterlassen.
Auflistung vertebragener (= wirbelsäulenbedingter) Ursachen für einen Schmerz in der LWS-Region:
Degenerative Veränderungen (= durch Abnutzung hervorgerufen)
- Bandscheibenschäden (Bandscheibenvorwölbung, Bandscheibenvorfall)
- ligamentäre Insuffizienz (= Funktionsstörung von Haltebändern)
- Störung der gelenkigen Wirbelverbindungen
- knöcherne Veränderungen (Randzacken, Knochenwulste usw.)
Mißbildungen
- angeborene (z.B. Spina bifida, Blockwirbel, Keilwirbel)
- Wachstumsstörung (z.B. Skoliose, Scheuermann Krankheit)
Entzündliche Erkrankungen
- Rheumatischer Formenkreis (z.B. Polymyalg ia, Morbus Bechterew)
- Infektionserkrankungen (Spondylitis z.B. durch Tbc, Staphylokokken)
Generalisierte Skeletterkrankungen
- (z.B. Osteoporose, Osteomalazie)
Tumoren der Wir belsäule
- Primärtumoren (hauptsächlich Plasmozytom)
- Metastasen
Traumen (= Verletzungen) (Prellungen, Frakturen)
Defekte, nicht verletzungsbedingte (z.B. Spondylolyse, Spondylolisthese)
Die LWS ist großen statisch-dynamischen Belastungen ausgesetzt, weshalb hauptsächlich dieser Wirbelsäulenabschnitt von Schmerzsynd rome n betroffen ist.
Als Schmerzursache stehen wie bei der Halswir belsäule übermäßige degenerative (= abnutzungsbedingte) Veränderungen im Vordergrund, wobei der Ba ndscheibe eine Schlüsselrolle zufällt. Der Wassergehalt des Gallertkernes der Ba ndscheibe nimmt im Laufe der Zeit ab und damit die Elastizität, wodurch die Beweglichkeit beeinträchtigt wird. Der Faserring verliert allmählich seine Haltefunktion, wird rissig und teilweise für die Gallertmasse durchlässig. Bereits in dieser Phase sind Bandscheibenvorfälle möglich. Das Bewegung ssegment wird durch diese Bandscheibenveränderungen nunmehr instabil, wodurch die Funktionsbewegungen beeinträchtigt werden. Die Wirbelkörper können sich dann gegeneinander verschieben, worunter die kleinen Wir belgelenke besonders leiden und schließlich mit arthrotischen (= krankhaften) Veränderungen reagieren (Spondylarthrosen).
Mit zunehmender Bandscheibendegeneration (= Bandscheibenabnutzung) nähern sich die Wirbelkörper einander und reagieren mit Randzackenbildung (Spondylose) und Sklerosierung (= krankhafte Verhärtung) der Deckplatten (Osteochondrose). Allmählich kommt es zu einer Versteifung, die an sich der Entstehung von Rück ensch merzen entgegen wirkt ("wohltuende Versteifung im Alter"). Jede Phase dieser fortschreitenden Degeneration kann im Bewegungssegment Rück ensch merzen verursachen, die auch mit pseudoradikulärer oder gar radikulärer Symptomatik (= Krankheitszeichen die auf eine scheinbar oder tatsächlich geschädigte Nervenwurzel zurückzuführen sind) einhergehen können. Verschleißprozesse, die über die normale, altersentsprechende Abnutzung hinausgehen, können auch zu einer Verengung des Spinalkanals (Spinalkanalstenose) führen und in den betroffenen Segmenten einen Sch merz hervorrufen, bei entsprechendem Ausmaß treten weitere Beschwerden hinzu ((pseudoradikuläre, radikuläre Ausstrahlungen in die Beine, Claudicatio spinalis (= Funktionsbeeinträchtigung der Beine aufgrund einer Durchblutungsstörung im Rücken mark)).
Die kleinen Wir bel gelenke, die wegen ihrer dachziegelartigen Anordnung auch Facettengelenke genannt werden, können auch isoliert, also unabhängig vom Einfluß der Bandscheibendegeneration arthrotische Veränderungen erfahren und dann ebenfalls schme rzhafte Blockierungen des Bewegungssegmentes hervorrufen.
Auch im Bereich der Foramina intervertebralia (= Zwischenwirbellöcher) können isolierte Störungen auftreten, die die zugehörigen Ner venwurzeln irritieren oder gar schädigen und dann zu Rück ensch merzen führen.
Ein Bandscheibenprolaps (= Bandscheibenvorfall) erfolgt meist dorsolateral (= seitlich und nach hinten) und kann schon bei geringem Ausmaß das Bewegungssegment blockieren. In der dorsolateralen Region kann aber auch die Ner venwurzel direkt tangiert bzw. eingeklemmt werden und ausstrahlende Krankheitszeichen bewirken (Nervenwurzelkompression). 90% aller Bandscheibenvorfälle finden in den Etagen L4/L5 und L5/S1 statt (Sehhati-Chafei 1988). Diese bevorzugte Lokalisation führt dazu, daß häufig die Diagnose "Lumboischialgie" gestellt wird, da die oberen Anteile des Plexus ischiadicus (= Nerven geflecht aus dem der Ischias nerv entstammt) bzw. Plexus sacralis (= Nerven geflecht im Bereich des Kreuzbein s) den Nervenwurzel n L4 und L5 entstammen.
Patienten mit einem LWS-Schmerz nach Bandscheibenoperationen sind bezüglich einer Schmerzbehandlung sehr problematisch. Erfahrungsgemäß nimmt die Problematik mit jeder weiteren Operation sogar noch zu. Der oben beschriebene typische Ablauf des Abnutzungsprozesses macht deutlich, daß auch mit einer Operation die eigentliche Schme rzursache ja nicht behoben werden kann, im Gegenteil, es besteht sogar die Gefahr, daß der degenerative Prozeß noch beschleunigt wird. Mit jeder Operation nimmt die Tendenz zur Instabilität zu, abgesehen von den zusätzlichen iatrogenen (= durch die Operation verursachten) Gewebsschädigungen.
Nicht selten sehen wir Patienten, bei denen nach mehrfachen Bandscheibenoperationen wegen Instabilität eine Spondylodese (= operative Wirbelsäulenversteifung) durchgeführt werden mußte. Leider ist auch nach einer solchen, teilweisen Wirbelversteifung ein Großteil der Patienten nicht beschwerdefrei. Es ist daher zu begrüßen, daß die Indikation (= Anzeige) zur Bandscheibenoperation in den letzten Jahren immer mehr eingeschränkt worden ist. Als Grund für eine Operation ist das Krankheitszeichen "Schme rz" in den Hintergrund getreten. Als relative Indikation (= Anzeige) gilt allenfalls ein unerträglicher, therapieresistenter (= nichts hilft) Rücken- bzw. LWS-Schmerz.
Beim sog. Cauda-Synd rom (= Rückenmarkschädigung mit Lähmung der Beine), ebenso bei motorischen Defiziten (= Beeinträchtigungen der Muskelfunktion), die unter konservativer Therapie (= Behandlung ohne Operation) bestehen bleiben oder gar zunehmen, muß operiert werden, um eine Entlastung herbeizuführen.
Ein segmentaler Rücken- bzw. LWS-Schmerz mit und ohne Sch merzausstrahlungen, kann auch von den Musk eln neben der Wir belsäule selbst und/oder den zugehörigen Sehnen ausgehen (myofasziales Synd rom). Über den segmentalen Reflexbogen kann auch die benachbarte Seite mit einbezogen werden, so daß das Bild eines vertebragenen (= von der Wir belsäule ausgehenden) Rückenschmerz es vorgetäuscht wird.
Häufig hat ein Schmerz in der LWS-Region auch seinen Ursprung in den Iliosakralgelenk en (= gelenk artige Verbindung zwischen Darm - und Kreuzbein) (die sog. Iliosakralgie). Meist liegen funktionelle Störungen vor, die betroffenen Patienten klagen besonders bei Rumpfbeugung, verbunden mit Drehung, über Sch merzen im lumbosakralen Übergangsbereich (= unterer Lendenwir belsäulen- und oberer Kr euzbeinbereich), aber auch typischerweise über Sch merzen im Bereich der Spina iliaca posterior superior (= hinterer oberer Darmbeinstachel) mit unspezifischen Ausstrahlungen in die Beine (Gesäß, hinterer und seitlicher Oberschenkel bis zur Wade und evtl. Ferse).
Neurologische Ausfälle (= Nervenstörungen) bestehen nicht. Häufiger kommen diese Patienten mit der (falschen) Diagnose „Lumboischialgie“.
Grobe Hinweise auf die Art der Schädigung liefern die Abfrage der Vorgeschichte und Beschwerdebild.
Wird ein Schmerz im LWS-Bereich bei Beanspruchung der Wir belsäule verstärkt oder ausgelöst, so sind die Bewegung ssegmente beteiligt. Sch merzen, die von der Wirbelsäulenfunktion unabhängig sind, sprechen mehr für Störungen im Bereich der Wirbelkörper.
Ein chronischer Schmerz der LWS-Region, der von Muskeln und deren Bindegewebsumhüllung ausgeht (sog. muskuloskelettaler oder myofaszialer Ursprung) wird durch Wirbelsäulenbelastungen und -bewegungen ebenfalls verstärkt, unterliegt aber häufig klimatischen Einflüssen, d.h., es tritt in der kälteren Jahreszeit bevorzugt auf. Oft berichten die Patienten, sie hätten sich "verkühlt".
Ein akut auftretender Schmerz im LWS-Bereich ist häufig bandscheibenbedingt, kann aber auch durch eine akute Segmentblockierung (hpts. kleine Wir belgelenke) ausgelöst werden.
Ein akuter (= plötzlich einsetzender, heftiger) LWS-Schmerz, der mit einer monoradikulären Symptomatik (= Krankheitszeichen 1 Ner venwurzel betreffend) einhergeht, ist ein sicheres Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall , gleiches gilt für akute Sch merzen im Zusammenhang mit einem Cauda-Synd rom (= Rückenmarkschädigung mit Lähmung der Beine).
Sch merzen beim Husten und Pressen sind typisch für ein Nervenwurzelkompressionssynd rom bzw. Radikulopathie (= Erkrankung / Störung einer Nervenwurzel), z.B. infolge einer Bandscheibenprotrusion (= Bandscheibenvorwölbungen) oder gar eines Bandscheibenprolaps (= Bandscheibenvorfall).
Ein Schmerz im LWS-Bereich, der bei Erschütterung auftritt, kann von einer Spondylitis (= En tzündung an der Wir belsäule) verursacht werden.
Ein chronischer Schmerz im LWS-Bereich, der bevorzugt nachts und morgens verstärkt auftritt, weist auf eine generalisierte (= allgemeine) Wirbelsäulenerkrankung hin, z.B. Morbus Bechterew oder Osteoporose.
Auch auf den Ort der Schädigung lassen sich bereits aus dem Beschwerdebild Rückschlüsse ziehen.
Sch merzen und Störungen der (Berührung s-) Empfindlichkeit im Bereich ober- und unterhalb des Leistenbandes weisen auf die Ner venwurzeln L1 (= 1. Segment der Lendenwir belsäule) und L2 hin. Die L3-Wurzel macht sich am vorderen inneren Oberschenkel bemerkbar.
Die Meralgia paraesthetica (= Schm erzstörung im Bereich des Nervus cutaneus femoris lateralis, rumpfnahe an der Außenseite des Oberschenkels) ist dagegen eine periphere (= mehr oberflächliche) Nervenstörung.
Sch merzen und Störungen der (Berührungs-) Empfindlichkeit vom vorderen inneren Oberschenkel bis zur Schienbein vorderfläche reichend, betreffen die Wurzel L4.
Beschwerden, die von der Außenfläche des Oberschenkels über den äußeren seitlichen Unterschenkel zum Fußrücken und zur Groß zehe ziehen, sind L5 zugeordnet, während die S1-Wurzel (= 1. Ner venwurzel im Kr euzbeinbereich) für den hinteren Oberschen kel, hinteren seitlichen Unterschenkel, seitlichen Fuß rand und die Zehen 3-5 verantwortlich ist.
Medikamentöse Schmerzbehandlung bei einem Schmerz der LWS-Region:
Akut (= plötzlich einsetzend, heftig) und subakut (= eher schleichend verlaufend) können zunächst (vorwiegend) peripher wirkende Analgetika (= Schmerzmittel, die am Ort der Schme rzentstehung wirken) eingesetzt werden, insbesondere sog. nicht steroidale Antirheumatika (= Rheumamittel), aus dieser Gruppe möglichst langwirkende und magenschonende wie z.B. Mobec®. Besonders magenschonend und auch entzündungshemmend sind die sog. COX-2 Inhibitoren, z.B. Parecoxib (Dynastat®) oder Etoricoxib (Arcoxia®), allerdings scheint diese Stoffgruppe mit einem Herz-/Kreislauf-Risiko verbunden zu sein, zumindest bei längerer Therapiedauer. Es bleibt abzuwarten, ob Parecoxib und Etoricoxib nicht auch noch vom Markt genommen werden, wie schon andere Mittel dieser Stoffgruppe zuvor.
Bei stärkeren sch merzhaften Muskelverspannungen können darüber hinaus auch Muskelrelaxanzien (= Mittel zur Muskelentspannung) (z.B. Norflex®, Mydocalm®) verordnet werden.
Manchmal sind aber Rück ensch merzen nur mit zentralwirkenden Analgetika (z.B. Tramadol, Valoron N®) (= im Gehirn bzw. Rückenmark wirkende Schme rzmittel) beherrschbar.
Grundsätzlich sollte aber auch bei einem Schmerz der LWS (Dorsalgie) eine längerfristige Sch merzmittelverordnung wegen der Gefahr der Gewöhnung oder gar Schmerzmittelabhängigkeit vermieden werden. Die Kombination mit sch merzdistanzierenden Antidepressiva (= Mittel gegen Depression, aber auch bei einemm chronischen Schmerz wirksam) (z.B. Doxepin, Maprotilin) hilft in vielen Fällen Sch merzmittel einzusparen.
Therapeutische Lokalanästhesie (= Behandlung mit einem örtlichen Betäubungsmittel bzw. Lokalanästhetika) bei einem Schmerz der LWS-Region:
Bei einem anhaltenden LWS-Schmerz sollten rechtzeitig alternative Methoden eingesetzt werden. Eine sehr wirksame Alternative, ohne jedes Gewöhnungs- oder Suchtpotential, ist die therapeutische Lokalanästhesie mit einem langwirkenden örtlichen Betäubungsmittel (z.B. Bupivacain) in Form von örtlichen Betäubungen und Nervenblockaden.
Infiltrative Lokalanästhesie (= Infiltration mit einem örtlichen Betäubungsmittel):
Die einfachste diesbezügliche Therapie besteht in der örtlichen Infiltration der meist verspannten, an die Wirbelsäule angrenzenden Muskulatur. Je nach segmentaler Ausdehnung reichen ca. 5-10 ml Bupivacain 0,25% bis 0,5% völlig aus.
Eine weitere Möglichkeit ist die gezielte Infiltration von Triggerpunkten (= kleine Reizzonen hpts. in der Mus kulatur) nach vorheriger Identifizierung derselben.
Wird der LWS-Schmerz durch abgenutzte, entzündliche oder irritierte Inter vertebralgelenke (= kleine Gelenke zwischen den Wirbeln) verursacht, sind Infiltrationen der betroffenen kleinen Gelen ke erfolgversprechend. Kortison- Zusatz kann den Heilungsprozeß beschleunigen.
Der Beweis für ein "Facettensynd rom" (= Schme rzstörung im Bereich der kleinen Wir belgelenke) als Sch merzursache, ist letztlich nur durch den Erfolg einer probatorischen (= zur Sicherung der Diagnose durchgeführten) Facet ten-Betäubung zu erbringen.
Langzeiterfolge durch Thermokoagulation (= Verkochung / Zerstörung mit Hochfrequenzstrom) der Facet ten sind bei Rück ensch merzen nicht gesichert.
Periphere temporäre (= oberflächliche, zeitlich begrenzte) Ner ven- und rückenmarknahe Blockaden:
Zur Unterbrechung segmentaler Reflexkreise, aber auch zur Therapie von Sch merzausstrahlungen eignen sich bei einem LWS-Schmerz Blockaden (= Betäubungen) der korrespondierenden Ner venwurzeln (= im Schme rzbereich befindliche Nervenaustrittstellen neben der Wir belsäule).
Im Bereich der Be ine können bei entsprechender radikulärer oder pseudoradikulärer Sch merzausstrahlung (= Schme rzen die auf eine tatsächlich oder scheinbar geschädigte Ner venwurzel zurückzuführen sind) der vordere Oberschenkelnerv (N. femoralis) und / oder der Ischiasnerv wiederholt blockiert werden, in hartnäckigen Fällen mit Katheter (* siehe unten).
Bei Sch merzausstrahlung in den Bereich des seitlichen und inneren Oberschenkels gelingt mit der sog. 3-in-1-Variante die zusätzliche Betäubung der Ner ven obturatorius und cutaneus femoris lateralis, deshalb auch geeignet zur Behandlung der Meralgia paraesthetica (= brennender Schmerz an der Oberschenkelaußenseite).
Die lumbale Periduralblockade (= rückenmarknahe Betäubung im Lendenbereich), insbesondere kontinuierlich mit Katheter*, ist bei einem LWS-Schmerz eine sehr effektive Therapiemaßnahme, die allerdings nur unter stationären Bedingungen durchgeführt werden sollte. Bei technischer Beherrschung, adäquater Lokalanästhetika-Dosierung und Beachtung der hygienischen Belange kann das Risiko bei der Anzeige "Rückenschmerz" als vertretbar eingestuft werden.
Wenn eine Periduralblockade technisch schwer oder nicht durchführbar ist (z.B. bei Mißbildungen, Zustand nach operativer Wir belsäulenversteifung usw.), bietet sich besonders bei Störungen im Bereich des Plexus sacralis (= Nervengeflecht im Bereich des Kreuzbein s) die sog. Kaudalanästhesie (= rückenmarknahe Betäubung durch einen Kanal im Kreuz bein hindurch) an, die auch mit Katheter* möglich ist, sofern dieser wegen der der Gefahr einer Entzündung seitlich unter der Haut mittels einer Untertunnelung weggeführt wird. Erhöht man die Menge des örtlichen Betäubungsmittels (z.B. 20-25ml Bupivacain 0,1 bis 0,15 %) kann auch der obere Lende nbereich erreicht werden.
Statt mit einem örtlichen Betäubungsmittel können die aufgeführten, rückenmarknahen Blockaden auch mit einer verdünnten Morphin-Lösung durchgeführt werden, allerdings ist dabei die oft zu beobachtende, über die Behandlungszeit hinaus anhaltende Wirkung deutlich weniger ausgeprägt. Bei einem sehr schweren und sonst kaum behandelbaren Rückenschmerz kann zur Durchführung rückenmarknaher Blockaden auch eine kleine Schmerzpumpe unter die Haut gepflanzt werden. Das Arzneimittelreservoir der Pumpe wird dann in bestimmten Zeitabständen durch die Haut hindurch mit Hilfe einer Spritze wieder aufgefüllt.
* Bei der sog. kontinuierlichen Blockade mit Katheter wird der dünne Kunststoffschlauch dicht an Nervengeflechte bzw. den betroffenen Ner ven eingepflanzt. Die Einpflanzung erfolgt durch eine handelsübliche Kanüle hindurch, es muß also nicht „aufgeschnitten“ werden. In der Folge wird über diesen Katheter mehrmals täglich, jeweils nach Abklingen der vorangegangenen Dosis, das örtliche Betäubungsmittel völlig schmerzlos nachgespritzt. In bestimmten Fällen kann zur Verabreichung des örtlichen Betäubungsmittel durch den Katheter hindurch auch eine kleine Pumpe angeschlossen werden. Das Lokalanästhetikum (= örtliche Betäubungsmittel) wird bei dieser Behandlung so dosiert, dass die grobe Kraft erhalten bleibt (bei gleichzeitiger Hemmung der Sch merzreizleitung), damit begleitend krankengymnastische Übungsbehandlungen möglich bleiben. Dass die schmerzlindernde Wirkung i.d.R. über die eigentliche Behandlungszeit hinaus anhält, ist u.a. darauf zurückzuführen, daß bei dieser Blockadebehandlung auch die sog. vegetativen Ner ven betroffen sind, woraus eine sehr deutliche Durchblutungssteigerung resultiert. Dies ist der Grund, warum diese Behandlungsmethode besonders bei Sch merzen, die durch entzündliche, oder auch degenerative (= abnutzungsbedingte) Prozesse entstanden sind, hilfreich ist. Eine gute Durchblutung optimiert auch den Stoffwechsel eines gestörten oder geschädigten Nervs.
Physikalische Therapie:
Auch eine Elektrostimulation kann bei Rück ensch merzen eine Beschwerdelinderung herbeiführen. Die transkutane Nervenstimulation mit Niederfrequenzgenerator über Klebeelektroden (TENS) hat den Vorteil, daß sich die Patienten bei Bedarf selbst behandeln können. Die Elektroden werden paarig neben der Wir belsäule im Sch merzbereich aufgeklebt. Durch Veränderung der Stimulationsfrequenz und der Elektrodengröße kann die Wirkung optimiert werden. Die elektrische epidurale Rückenmarksstimulation erfordert eine strenge Patientenauswahl.
Eine weitere physikalische Behandlungsmöglichkeit ist die oberflächliche Kältetherapie im Sch merzbereich. Wir verwenden einen elektrischen Kaltluftgenerator, dessen Luftstrom auf ca. -10 bis -15 Grad C abgekühlt ist.
Manche Patienten mit einem LWS-Schmerz (gilt auch für andere Rück ensch merzen) empfinden allerdings lokale Wärmeapplikationen (Rotlicht) als besser wirksam. Warme Bäder können ebenfalls Rück ensch merzen lindern.
Die Verordnung von Massagen ist auch bei einem Schmerz in der LWS-Region nicht sinnvoll. Für den Patient mag diese Behandlung zwar angenehm sein, aber unter sch merztherapeutischem Aspekt bringt sie nichts und führt nur zu unnötigen Kosten.
Nahezu unverzichtbar ist aber die heilgymnastische Therapie, da meist nur diese geeignet ist, einen ärztlichen Behandlungserfolg zu sichern und längerfristig zu stabilisieren. Dabei gilt es, die Muskeln neben der Wir belsäule zu trainieren, da auf Dauer nur eine kräftige/suffiziente Mus kulatur eine statische und dynamische Schwäche des Achsenorgans kompensieren kann.
Besonders bei akuten Blockierungen hat die manuelle Therapie (Chirotherapie) bei der Anzeige „LWS-Schmerz“ durchaus gute Erfolge aufzuweisen.
Bei sch merzhaften degenerativen (= durch Abnutzung hervorgerufenen) Veränderungen der Wir belsäule wird auch eine Röntgenbestrahlung empfohlen (Thomalske 1991). Eine Magnetfeldtherapie (pulsierende Signaltherapie) kann ebenfalls hilfreich sein.
Andere Therapiemaßnahmen:
Der Vollständigkeit halber darf die Akupunktur nicht unerwähnt bleiben.
Wichtig sind individuelle Instruktionen zur richtigen Haltung und Vermeidung von übermäßigen Wirbelsäulenbelastungen (funktionelle Ergotherapie bzw. Rückenschule). Darüber hinaus ist anzustreben, daß Patienten mit einem einem Schmerz im BWS-Bereich Übungen zur Lockerung der Mus kulatur erlernen. Die Verordnung von Hilfsmitteln wie z.B. stabilisierende Korsette sollten dem Orthopäden vorbehalten sein.
Hypnoide (= bewußtseinsverändernde) Verfahren wie autogenes Training oder progressive Relaxation nach Jakobson sind eine sinnvolle Ergänzung der Gesamtstrategie, da auch sie zu einer muskulären Entspannung führen, ebenso Biofeedback (= Registrierung und Rückmeldung bioelektrischer Signale).
Psychotherapeutische Interventionen können beim ausgeprägten "psychosomatischen Schmerz" angezeigt sein, da auch verdrängte Konflikte muskuläre Verspannungen und Sch merzen verstärken können.
Besteht ein chronischer Schmerz längerfristig, so ist davon auszugehen, daß bereits ein Chronifizierungsgrad II oder III (Mainzer Stadieneinteilung) vorliegt. In diesen Fällen ist eine rein somatische (= körperliche) Behandlung kaum mehr ausreichend, sondern es müssen zusätzlich psychologisch /psychotherapeutische Interventionen erfolgen.
2006-08-30 09:50:13
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answer #1
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answered by Leony 7
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