Übrigens, die größten Wissenschaftler des zwanzigsten Jahrhunderts glaubten an Gott, und einige sagten sogar, daß sie ohne Gott niemals zu ihren Erkenntnissen gekommen wären, weil ihr Glaube sie inspiriert hat, Dinge zu erkennen, die sich später dann beweisen ließen.
Albert Einstein zum Beispiel glaubte fest an Gott, und er sprach sehr oft von ihm. Viele Astrophysiker glauben an Gott, weil sie ohne ihn irgendwann an die Grenzen ihrer menschlichen Logik stoßen.
Du hast ein Bewußtsein, einen Verstand, Gefühle. Du kannst all das bis heute nicht ausschließlich mit neuronalen Vorgängen erklären. Das ist zwar die Basis für die Umsetzung deines Bewußtseins in dieser Welt, aber Bewußtsein kann nicht aus Materie entstehen. Moment, das ist meine Logik. Bin ja auch nur ein Mensch. Es gibt andere Menschen, die glauben, daß es so wäre, aber auch die stoßen irgendwann an die Grenzen ihres Verstandes. Denn wie kann ein Mensch sich in sich selbst als bewußtes Wesen wahrnehmen? Das sind Fragen, die sich die Wissenschaft heute oft lieber gar nicht mehr stellt.
Beispiel Psychologie und ähnliche:
Die bekanntesten, intelligentesten und besten Psychologen sind oft Menschen, die an Gott glauben. Alice Miller zum Beispiel. Es hat immer wieder Menschen gegeben, die die gängigen Theorien zwar respektiert, aber auf die Grenzen ihrer Logik hingewiesen haben. Was Freud und so angeht. Das "Gute" ist nur die Unterdrückung des "Bösen", etc. Im Grunde ist seine Sichtweise sehr katholisch, und für Liebe hat er wenig Platz in seinen Theorien, irgendwo ganz am Rande. Es wird suggeriert, der Mensch tue "nur" (im Grunde fast ausschließlich) Gutes um seines eigenen Ansehens willen, und bei manchen Menschen spielt manchmal auch Empathie eine Rolle. Ist Freud auch zu sehr von sich selbst ausgegangen? Hat auch er projiziert? Aber Freud unterscheidet in seinen wesentlichen Theorien [Über-Ich (Moral), Ich (Entscheidungen), Es (Triebe)] nicht zwischen Empathie (Mitgefühl) und einem Zwang, bei dem es nur um die anerzogene Angst vor Verachtung geht, um Prestigeverlust, wenn du so willst. Um das Nicht-Erfüllen des Bedürfnisses, etwas Besseres sein zu wollen, oder wenigstens etwas wert sein zu wollen. Aber dieses Bedürfnis entsteht doch erst aus dem Mangel an wahrer Liebe.
Es gibt Leute, die zum Beispiel einem obdachlosen aus Nächstenliebe, Mitgefühl (selbst gegen ihre eigene elterliche oder soziale Erziehung), etc. fünf Euro geben wollen würden und es nicht tun, weil sie sich erst umschauen und sich schämen würden, wenn sie jemand sehen würde. Was würde so jemand, der einen Menschen dabei beobachten würde, wohl denken? Im Endeffekt würde er den Frust über seine eigene moralische Unzulänglichkeit an diesem Menschen auslassen (aus "moralischem Neid"), oder er würde seine eigne verdrängte Sehnsucht nach mehr Menschlichkeit in Verachtung diesem Menschen gegenüber verkehren. Und würde ihn belächeln, und vielleicht etwas spöttisch denken: "Er ist zu gut für diese Welt". Mit Freud kommst du da schnell an die Grenzen. Man weiß ja, daß der Mensch von seiner Geburt an nach Liebe schreit. Nach der Liebe, die ihm so oft in dieser Welt verwehrt wird. Aber ob alle anderen Lebenserfahrungen vielleicht auch nur Verdrängungsprozesse sind, die das vordergründig schmerzfreie Überleben ermöglichen, das fragt niemand mehr. Solche Fragen gelten als unwissenschaftlich, sie werden dann der Philosophie oder der Religion übergeben. Ist ja auch ok. Aber ich kann mich auch um die Beantwortung zentraler Fragen drücken, indem ich sie einfach für philosophisch erkläre, um mich nicht mit ihnen auseinandersetzen zu müssen.
Nimm beispielsweise die psychologische oder die psychiatrische Forschung: Man einigt sich darauf, Schubladen zu kreieren, ähnliches unter ein und demselben Begriff zusammenzufassen und zu untersuchen. Stellt man später fest, daß manches, was man zusamenfaßte, vielleicht doch gar nicht so ähnlich ist, wie man anfangs dachte, stehen die Begriffe schon fest und können kaum noch abgeändert werden. Es hat ein wenig etwas von einem Dogma. Dann untersucht man weiter und weiter innerhalb der selbst erschaffenen Definitionen (mit all ihren Mängeln), und untersucht letztlich aber nicht mehr das Wirkliche, sondern untersucht das Wirkliche innerhalb eines von Menschen geschaffenen geschlossenen Systems, das die Wirklichkeit beschreiben soll - von dem man aber längst weiß, daß es die Wirklichkeit verzerrt, und daß es Widersprüche gibt. Aber es hat sich bewährt, und so einigt man sich darauf, doch dabei zu bleiben. Die Wissenschaft untersucht in vielem eigentlich sich selbst. Natürlich hat auch sie ihre Mängel. Da dreht sich manches im Kreis und wird immer wieder aufs Neue bestätigt, bis irgendwann mal wieder jemand nachweist, daß die vorangegangenen Untersuchungsergebnisse auf falschen Grundannahmen beruhten und somit nicht mehr voll aussagekräftig sind.
Wissenschaft bemüht sich um Objektivität (Wahrheit), aber sie kann niemals mit Sicherheit objektiv sein, weil Menschen die Welt mit ihren subjektiven Augen untersuchen. Die Gefahr der Verzerrung ist bekannt, und man bemüht sich, sie so weit es möglich ist, auszuschließen. Es gibt genügend psychologische Erkenntnisse darüber, daß Forschungen oft das Ergebnis liefern, das Menschen unbewußt erwarten. Man spricht zum Beispiel vom Versuchleitereffekt und der unbewußten Manipulation der Probanden bei psychologischen Untersuchungen. Fakten lassen sich zwar nicht manipulieren, wohl aber die eigene Bereitschaft, sie erkennen, verdrängen oder verzerren zu wollen. Es läßt sich also in ähnlicher Form auch auf die Erforschung toter, rein materieller Dinge übertragen. Weil jeder das bewiesen haben will, woran er glaubt. Das Problem ist aber, daß das psychologische Erkenntnisse sind, die andere Wissenschaften sich nicht so gerne zu eigen machen wollen. Sie müßten dafür sich selbst gegenüber kritisch bleiben. Einerseits will man gerade das natürlich; aber letztlich vor allem, um damit die Aussagekraft seiner Forschungsergebnisse zu untermauern. Ist es mit Selbstzweifeln verbunden, neigt man natürlich zur Verdrängung.
Die Wissenschaft hat sich (zu Recht) dem Dogma der Kirche entzogen und hat es nun auch in vielem umgekehrt, sprich: Bei allem, was erforscht wird, darf alles Mögliche herauskommen, nur nicht eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit für die Existenz Gottes (in welcher Form auch immer, religionsneutral aus der Sicht der Wissenschaft betrachtet). Es ist ja gut, daß heute jeder Mensch glauben darf, was er glauben möchte, oder was ihm nahe zu liegen erscheint. So kann er sich zwar irren, aber es verringert die Gefahr, daß andere Irrende ihm ihre eigenen Irrtümer aufzwingen wollen.
Dort, wo Menschen geniale Erkenntnisse lieferten über schwarze Löcher, weiße Zwerge, oder die Verzerrung von Raum-Zeit-Kontinuen - dort kommt man nämlich mit der Einstellung: "Ich glaube nur an das, was ich sehe, und was ich unmittelbar überprüfen kann", längst nicht mehr weiter.
Irgendwo kommt der Punkt, an dem sich die einzelnen Zweige der Wissenschaft gegenseitig widersprechen. Denn welchen Sinn macht es noch, auf einen Anfang oder gar ein Ende des Universums zu blicken; welchen Sinn macht es, sich zu fragen, wie viele Jahre nach dem Urknall sich das Universum wohl im Nichts auflösen mag und angeblich alles tot sein soll, wenn man andererseits so viel über die Relativität von Raum und Zeit zueinander weiß? Eigentlich gar keinen. Aber in dem Punkt sind Menschen wie kleine Kinder. Oder besser gesagt: etwas pubertär, denn Kinder sind meist noch relativ weltoffen und ungeprägt. Jeder forscht in seinem Bereich herum, aber wenn jemand anderes etwas beweist, das den Sinn der eigenen Forschungsergebnisse wieder erschüttern könnte, dann lebt jeder nur in seiner eigenen kleinen Welt und kocht dort sein eigenes Süppchen.
Aber jeder hat doch das Recht, das zu meinen oder für wahrscheinlich zu halten, was er meint. Sonst könntest du auch die Meinungsfreiheit abschaffen und die Meinungsbildungsprozesse Wissenschaftlern übergeben, die dich mit ihren eigenen Vorurteilen auf deine Vorurteile hin untersuchen.
Niemand hat je beweisen können, daß es Gott nicht gibt. Es gibt Wissenschaftler, die meinen, nach ihrer eigenen Definition von "Seele" bewiesen zu haben, das die Seele des Menschen im Gehirn sitze und nach seinem körperlichen Tod sterben müsse, wie auch sein Körper. Wenn man nur ein Stück weiter denkt, erkennt man schnell, wo die Logik bröckelt, weil sich der Kreis schließt. Finde ich. Also würde ich auch nicht einfach sagen: "Man wird niemals beweisen können, daß es Gott nicht gibt", weil ich die psychische Struktur und die unbewußte Motivation (Ängste, Erwartungen, etc.) vieler Wissenschaftler ja ganz gut erkenne. Oft setzen auch die ihre Erkenntnisse durch, die vom Ehrgeiz getrieben sind. Es geht um ganz viel Macht. Das Problem ist nur, das "Narzißten" (die wir alle mehr oder weniger sind) meistens nicht besonders kritikfähig sind. Und viele Menschen mit ganz stark ausgeprägten narzißtischen Strukturen (im Sinne von grandiosem Stolz, also Kompensation fehlender echter "Selbstliebe" oder Selbstwertschätzung) klettern die wissenschaftliche Karriereleiter ganz weit hoch. Ich beobachte Menschen. Natürlich werden sie es nicht beweisen. Aber natürlich werden sie irgendwann behaupten, sie hätten bewiesen, daß es Gott im ganzen Universum nicht geben könne. Nicht in unserer Welt aus Raum und Zeit, und nicht in anderen Ebenen, von deren Existenz sie ja immerhin wissen. Aber was würde das beweisen? Vielleicht auch nur, daß sie ihn nicht gefunden haben, weil sie niemals dort suchen konnten, wo sie ihn vermutet haben?
Vielleicht wird es dann ein paar Psychologen geben, die die Objektivität ihrer Forschung und die Logik ihrer Argumentationsstränge überprüfen werden. Das wird sie nur wahrscheinlich nicht großartig stören. Oder sie werden indirekt behaupten, die Psychologie sei keine "richtige Wissenschaft" (die alten Vorurteile), oder was auch immer. Klar, die Psychologie hat ihre Mängel wie jede andere Wissenschaft auch, und schließlich ist sie selbst sozusagen aus einem großen "Minderwertigkeitskomplex" heraus entstanden, mit dem Gefühl, von den anderen Wissenschaftlern nicht richtig ernst genommen zu werden. Es gibt ja bis heute noch Kontroversen zwischen Psychologen und Neurologen zum Beispiel. Und die Psychiater stehen als "Psycho-Mediziner" quasi irgendwo dazwischen.
Aber sie werden es immer alle drehen und wenden, wie sie es wollen, und wie es ihnen paßt. Egal wer es ist. Weil wir das doch alle in unterschiedlichem Rahmen tun. Weil sie Menschen sind und vor einer Sache genauso große Angst haben, wie sie jeder Mensch mehr oder weniger hat: Davor, sich der Realität oder einer Wahrscheinlichkeit zu stellen (wie auch immer die aussehen mag).
Da kann man dann auch schnell behaupten, ein zu stark ausgeprägter Glaube grenze an Schizophrenie (die man dann aus Respekt vor der Glaubensfreiheit nicht diagnostiziert, wenn der Glaube kulturell erklärbar, also "rechtfertigbar" ist), wenn man sich nicht die Mühe machen will zu überprüfen, wie gut und logisch das jemand in sein eigenes Weltbild integrieren kann. Ich habe mir all das immer wieder angehört und habe nur der Logik der Argumentation nie wirklich ganz folgen können. Ich meine, jeder Mensch hat doch mehr oder minder stark ausgeprägte Tendenzen, die Realität nicht sehen zu wollen. Alles andere sind doch nur Extremformen. Vermessen finde ich es eher dann, wenn jemand meint, die Realität völlig objektiv betrachten zu können und die "Weisheit mit Schaumlöffeln gefressen" zu haben.
Naja. Wer weiß, was noch alles kommt.
Egal. Wieder neue Schubladen. Wieder neue künstliche Kreationen. Wieder Wissenschaft.
Wissen schafft Wahrheit.
Nicht-Wissen schafft Spekulationen.
Spekulationen für unabdingbar wahr zu halten, schafft Verzerrung.
2006-08-16 04:19:44
·
answer #7
·
answered by Diopsid 6
·
2⤊
1⤋