Welches "wir"? Die Menschheit ist nicht EIN handelnder, denkender, glaubender Volkskörper, sondern besteht heute wie auch in dieser dystopischen Vorstellung aus Individuen.
Sicherlich gäbe es in einer solchen Gesellschaft sowohl diejenigen, die mystisch-mythologische Vorstellungen von göttlicher Bestrafung wiederaufgreifen würden, Menschen, die versuchen würden, ihr Schicksal durch Rituale zu manipulieren, aber auch diejenigen, die sich rein auf ihre Ratio berufen um ihre Lage zu ändern. Vielleicht sollte man hier eher von gesamtgesellschaftlichen Strömungen sprechen als davon, "was wir tun würden". Diesbezüglich halte ich eine Rückkehr zu gewissen alttestamentarischen Gottesvorstellungen und -eventuell nicht unbarbarischen- religiösen Ritualen für nicht unwahrscheinlich, geteilt von einer mehr oder minder großen Gruppe von Menschen. Jede massive globale Katastrophe hinterlässt im "kollektiven Gedächtnis", wenn man das jetzt mal so nennen will, also in der Welt der geschichtlichen Tradierung, Spuren, Narben, ein Trauma, das auf individueller Ebene verarbeitet werden will. Die eine große Geschichte besteht aus vielen, vielen Geschichten, die auf ganz verschiedene Arten weitererzählt und weitergegeben wird.
Neben denjenigen, die keine andere als eine mystische oder abergläubische "Erklärung" des Phänomens für sich zulassen können, wird es aber auch diejenigen geben, die diese für sich ablehnen, die "Rationalisten". Es ist das menschliche Kausalitätsbedürfnis, das eine Erklärung für eine solche Katastrophe fordern würde, wie immer diese auch ausfällt. Man kann Dinge aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Was dem Menschen aber schwerfällt, ist KEINE Erklärung für etwas zu haben, das erzeugt in den meisten Fällen Angst. Wie naiv oder unlogisch die Erklärung ist, ist dabei nicht immer wichtig.
Die Einen würden rationale, "weltliche", naturwissenschaftliche Gründe und Argumentationen dafür finden, die Anderen mystische, sprirituelle Gründe und Argumentationen. Und wie heute würde die eine Gruppe die Argumente der anderen nicht respektieren. Der Lauf der Zeit würde die Konturen der Wahrheit für beide Gruppen zurechtschleifen, denn Tradiertes und Selbsterlebtes sind nie deckungsgleich, eine gewisse Mythenbildung ist kaum vermeidbar.
Nehme ich an...
Kurzum: Mystik verhält sich zur Komplexität der Gesellschaft nicht unbedingt umgekehrt proportional. Wir leben momentan in einer stark beschleunigten, sehr komplexen, aber enorm komfortablen Welt und es gibt ganze Fernsehkanäle mit Astro-Shows und Kartenlegern. In einer komplexen Welt besteht ein Mangel an Entschleunigung und Einfachheit, der durch solche pseudometaphysischen Antworten kompensiert wird. Alles sucht sich seinen Ausgleich...
2007-12-26 22:07:44
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answer #1
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answered by . 4
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in der hoch komplexen gesellschaft, wie wir se gerade erleben, ist die 'mystik', wie du sie nennst und unter der wohl eher 'aberglaube' gemeint ist, als 'wissenschaft' von hoechster stelle abgesegnet - wahrscheinlich werden die ueberlebenden eines atomkrieges erst einmal erkennen, in welcher inqiusitorischen aberwitzigen welt die 'hochkultur' vor ihnen dahinvegetierte.-
2007-12-25 15:45:18
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answer #2
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answered by nimrod 7
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Das glaube ich niemals. Es gäbe zu viel anderes zu tun, um das Überleben zu sichern. Es ist doch nicht so, dass das Verständnis von Technik vor Dämonen, Hexen und Ketzern rettet. Ich denke oft, dass die Rückkehr zur Natur uns mehr retten als schaden würde. Wir vergessen oft, dass die meisten Dinge nur entwickelt wurden, um die Bequemlichkeit und Faulheit des Menschen zu unterstützen und die Bequemlichkeit ist wirklich nicht lebensrettend. In dem von Dir beschriebenen Fall, wäre das Wichtigste, dass das Schreiben und Lesen gerettet und an die nächste Generation weitergegeben wird. Und dann schließt sich wieder der Kreislauf.
2007-12-25 17:35:48
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answer #3
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answered by Anonymous
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das glaub ich nicht, da wir das Wissen ja noch hätten, vereinzelt vielleicht, aber man wäre bestrebt, schnell wieder auf das alte Niveau der Technik zu kommen.
Wenn aber mehrere nicht-technisierte Generationen dazwischen lägen, würde die Menschheit teilweise wieder an die Mystik glauben.
2007-12-25 15:36:15
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answer #4
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answered by M aus N 3
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Mystik erscheint mir direkt proportional zum Entwicklungsgrad einer Gesellschaft und ihrem intellektuellen Potenzial zu sein, und zwar ist sie wohl das direkte Produkt aus der Spannung zwischen intellektuellem Potenzial und fehlenden Antworten.
Sollte unsere Zivilisation schlagartig enden, wuerden wir innerhalb einer geringen Zeitspanne derartige Auswuechse der Mystik erleben, wie nie zuvor. Es waere vermutlich besonders die dritte oder vierte, post-apokalyptisch geborene Generation, bei denen das Verebben ueberlieferten Wissens mit hohem, intellektuellem Potenzial so zusammenwirken wuerde, dass man von einer extrem mystisch orientierten Zeit sprechen koennte. Danach wuerde sich die Sache in den Gerinnseln der Zeit verlieren, und wer weiss, was passieren wuerde.
Aber die Zeit nach einer Zivilisation, das ist die Geisterstunde der Menschheit; vergleichbar mit einer Nacht in einem einsamen, oeffentlichen Gebaeude.
Wohl der Gesellschaft, die dann von in ihr existierenden Zellen einer Ur-Ethik und exerzierten Organisationsmodellen einer weltlich orientierten Lebensauffassung profitieren kann.
2007-12-25 15:18:17
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answer #5
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answered by Tahini Classic 7
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Ich glaube, dass es wenig damit zu tuen hat. Heutzutage gibt es z.B viele Menschen, die abergläubisch sind...
2007-12-25 15:18:28
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answer #6
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answered by Alexander 3
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Stelle nur nicht solche schweren Fragen ich bin überfordert.
Ausser ich lese in Büchern nach um solche Fragen zu stellen, ich denke Bücher hast du genug und hällst dich für besonders schlau um solche Fragen stellen zu können.
Ein Genie ist ein pups gegen dich.
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¸.•Â´Â¸.•*´¨) ¸.•*¨)
(¸.•Â´ (¸.•` Die Wahrheit•.¸¸.•
2007-12-26 06:52:50
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answer #7
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answered by Die Wahrheit 4
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