Ich hörte heute den Werkstattbericht eines Autors, der in seinem nächsten Buch die Einflüsse der Weltpolitik auf bestimmte historische Vorgänge in Deutschland analysieren möchte. Anders formuliert geht es darum, einige gravierende Ereignisse in D als Folge des Spiels internationaler Mächte zu zu betrachten.
Ein Satz machte mich dabei nachdenklich (Gedächtniszitat): "Sie dürfen nicht glauben, da alles mit Akten belegen zu können."
Wie weit kann eine solche Spekulation gehen? Darf ein seriöser Sachbuch-Autor Dinge behaupten, die er nicht beweisen kann? Wo endet das Einordnen von Ereignissen in größere Zusammenhänge, wo beginnt die Verschwörungstheorie?
2007-07-15
01:30:27
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8 antworten
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gefragt von
Anonymous
in
Kunst & Geisteswissenschaft
➔ Bücher & Autoren
@ indie_vidualistin: Hübscher Link, ich finde "meinen" Autoren sogar im Artikel erwähnt. ;-)
Eben deshalb beschäftigt mich die Frage überhaupt. Einem Mann von seiner Bildung, Erfahrung, politischem Verstand und Integrität würde ich sonst durchaus zutrauen, auf Grund einer fundierten Analyse Thesen zu entwickeln, die vielleicht nicht direkt beweisbar, aber plausibel sind.
Allerdings war sein letztes Buch eben eine reine Verschwörungstheorie, in der er anscheinend auch einige unhaltbare Dinge behauptet hat.
2007-07-15
02:33:35 ·
update #1
So gerne ich Buecher lese, die eine fixe Idee als Basis nehmen, ich fuerchte, wenn Du fragst, ob sich ein serioeser Sachbuchautor erlauben darf, so etwas zu schreiben, ist die Antwort automatisch nein - es sei denn, er kann tatsaechlich harte Fakten aufeinanderschichten, um der Sache ein wissenschaftliches Fundament zu geben.
Ich weiss, das klingt langweilig - aber so funktioniert nun mal die Schreiberei - alles, was nicht verifizierbar ist, wandert ab ins Reich des Nebuloesen, und trifft dort auf ein gemischtes Publikum aus Reisswoelfen und emotionalen/ irrationalen Fans...
2007-07-15 01:40:13
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answer #1
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answered by Tahini Classic 7
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Die Verschwörungstheorie stützt sich auf Pseudo-Beweise, die oft einer gewissen Paralogik nicht entbehren, die Analyse auf Empirie.
Viele Menschen verwechseln leider Kausalität mit Koinzidenz...
Beispiel: Das Telefon klingelt und einen Moment darauf bellt dein Hund. Du kannst jetzt annehmen, dass dein Hund bellt, weil das Telefon klingelte (Kausalität), es kann aber gut sein, dass du bestimmte Randfaktoren (z.B. draußen läuft eine Katze vorbei und dein Hund bellt eigentlich deshalb) übersiehst und deshalb einen Bezug herstellst, der nur scheinbar kausal ist: theoretisch könnte dein Hund ja gebellt haben, WEIL das Telefon klingelte, faktisch ist das aber nicht der Fall.
Sprich: Kausal ist immer ein belegbarer, eindeutiger Bezug in Sachen Ursache und Wirkung. Man sieht daran auch, wie interpretationsabhängig menschliche Wahrnehmung ist, sprich: das eigene Weltbild resultiert immer viel mehr aus der Interpretation der Ereignisse als aus den Ereignissen selbst. Siehe Konstruktivismus.
Bezogen auf Verschwörungstheorien würde ich behaupten, dass die meisten Menschen es mit genauer Beobachtung und wissenschaftlichem Arbeiten oft nicht unbedingt immer sehr genau nehmen und vor allem sich selbst und ihre Weltsicht einfach viel zu wichtig nehmen, oft geht es eher um die Spektakularität der Ergebnisse der eigenen "Wahrheitssuche", als um die Wahrheit an sich.
Was bezogen auf das Thema dieses Autors wiederum NICHT bedeuten soll, dass weltpolitische Strömungen und nationale Politik nicht miteinander verwoben wären, das sind sie, meines Erachtens nach...
Passt ganz gut mit rein, irgendwie:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/13/13531/1.html
2007-07-15 08:53:34
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answer #2
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answered by . 4
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In dem Moment, in dem ich mich nicht auf Beweise verlassen kann, bin ich schon mit einem Zeh über der Schwelle hin von der Dokumentation zur Verschwörungstheorie.
Wissenschaftliches Arbeiten heißt Recherchieren, heißt Nachweisen, und heißt, Dinge, die ich nicht beweisen kann, nicht als Fakten darzustellen. Das wird dir schon im ersten Semester beigebracht - aber sobald du Autor bist, heißt wissenschaftliches Arbeiten für viele nur noch, dass du das Manuskript nicht per Hand schreibst sondern am Computer. Und genau das ist das Problem: sobald ich etwas, was ich nicht beweisen kann, als Fakt sehe und auch so darstelle, bin ich kein Wissenschaftler mehr und mit Sicherheit auch nicht mehr seriös. Wenn ich mir nur vornehme, Dinge einzuordnen und in einen Zusammnhang zu bringen, dann kann ich die auch belegen. Aber in dem Moment, in dem mir die Beweise fehöen, stelle ich eine nicht belegbare Theorie auf - und genau das sind Verschwörungstheorien.
2007-07-15 08:41:55
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answer #3
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answered by Maresa 6
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Mir fehlt der Kontext zu Deinem Gedächtniszitat. Ich kan einiges auch nicht mit Dokumenten belegen, erinnere aber, dass z.B. jemand in einer Fernsehdiskussion etwas gesagt hat. Erinnere aber das Datum/den Sender nicht mehr. Theoretisch gäbe es einen Beleg, eine Aufzeichnung.. . Geiches gilt für Radioprogramme.
Meistens werden zu solchen Sendungen Fachleute eingeladen, also kein Grund, an ihrer Aussage zu zweifeln.
Das nächste Phänomen: ich höre oft in Bildern. Jemand erzählt etwas, und vor meinem inneren Auge tauchen Bilder auf, so dass ich später meine, er habe das auch so berichtet. Erst bei genauer Analyse - und wann macht man das? - fällt mir auf, dass ich das auch anders hätte "sehen" können.
Also, eine absolute Wahrheit gibt es nicht, bei allem Bemühen und Ringen darum.
So mag auch der Autor aus einigen Fakten sich etwas zusammengereimt haben, und zwischen den verfügbaren Fakten muß er Überleitungen einführen.
Aber als geschulter Leser merkt man, wo es hakt.
Gefährlich wird so etwas nur für "Allesgeschriebeneglauber".
2007-07-15 15:42:27
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answer #4
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answered by bimpy 6
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Die meisten Menschen interessiert es nicht, ob Behauptungen beweisbar sind oder nicht.
Wenn es für sie plausibel ist, ist es auch wahr.
Die große Masse dieser Leute lassen sich in der Wahrnehmung beeinflussen von den Massenmedien, deren Redakteure solche Bücher lesen und dann massenkompatibel aufbereiten, siehe "Galileo" auf Pro7.
2007-07-15 09:20:37
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answer #5
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answered by prophet3011 2
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Hallo,
eine Analyse ist für mich qualitative Auflösung einer Sache, ob das ein Stoff in der Chemie ist oder eine andere Sache. Jedes einzelne Teil der Sache ist belegbar. Bei einer Verschwörungstheorie sehe ich immer wieder, dass die Tatsachen verschoben, angenommen und mehr erahnt sind. Aber diese Menschen glauben so fest daran, dass sie eine genaue Untersuchung nicht mehr als nötig empfinden.
Sobald eine Analyse sich nicht bestätigt, sondern die Zusammensetzung als logisch erklärt wird, ist es für ich eine Verschwörungstheorie.
Autoren, die eine Behauptung aufstellen, ohne ein genaues Untersuchungsergebnis, sollten ihre Bücher nicht veröffentlichen dürfen. Sie schaden dem Leser .
2007-07-17 10:26:10
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answer #6
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answered by chiophan 7
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Der Übergang ist schwimmend. Das ist ähnlich wie ein Mord, wo der Mörder nur anhand von Idizien und nicht aufgrund eines Geständnisses verurteilt wird.
Wie oft stehen in der Zeitung Dinge, die schwammig sind, weil sich ein Reporter irgendwas zusammen gereimt hat, aber nie belegt hat.
Jeder Leser sollte kritisch genug sein.
2007-07-15 08:37:42
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answer #7
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answered by LuckyConny 7
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Geben Sie doch bitte einmal den Namen und den Buchtitel des Autos an.
Ich weiss, daß die Religionen über den Staaten und über der Politik angesiedelt sind, diese "erschaffen" LIESSEN.
Und die Religionen lassen über das zusammenspiel der Staaten und der Politik die in der Bibel beschriebene "Aphokalypse" eintreten.
Der "Kalte Krieg", war der biblisch beschriebene dritte Aphokalyptische Reiter.
Somit denke ich, daß bei dem, was Sie schreiben, der Autor eher politisch korrekt geschrieben und eher zu tief in der Theorie gegriffen hat.
Schade, um die ganzen Bäume, die wegen solcher Bücher gefällt wurden und noch immer gefällt werden.
Mit freundlichen Grüßen!
Detlev H. Kalis
2007-07-15 10:18:24
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answer #8
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answered by Anonymous
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