Ich kann Dir nur mitteilen, wie ich damit umgehe, weiß aber nicht, ob das übertragbar ist und gebe auch keinerlei Garantie dafür. Ich kann Dir auch kein Rezept für eine Ausstieg geben.
Jedesmal, wenn es wieder geschieht, dann schau es Dir einfach an, schau dem ganzen Theater einfach zu wie ein stiller Beobachter, der einem Film zuschaut, hör Dir zu, und nimm gleichzeitig wahr, was alles in Dir dabei abgeht: Deine Aufregung, Gedanken, Bilder, usw., die in Dir aufsteigen und was das alles mit Dir macht. Einfach zuschauen, wahrnehmen. Nicht veruteilen, nicht bewerten, nichts. Du bist derjenige, der den Film projiziert, Du bist die Leinwand, auf dem der Film sich abspielt, und Du bist dieser Film.
Mir passiert so was auch hin und wieder, und ich lass es dann zu und aus mir raus. Z.B. wenn ich meine Schlüssel mal wieder nicht finde, gerate ich aus den Fugen, oder wenn ein böser Brief kommt, oder wenn ich den Bus verpasse, dann lasse ich die Emotionen und alles, was damit hochkommt in mir zu. Je intensiver meine Wahrnehmung dabei ist, bzw. je intensiver mir das alles bewußt ist, was da schon wieder für ein Film begonnen hat und abläuft, umso schneller hört es von selber damit auf und ist wieder Ruhe in mir. Also ich muß nicht drauf einwirken, um es abzustellen. Meist stehe ich dann da und grins mir über mich selber eins ab.
Dann gibt es noch ein Trick, der bei mir aber nicht immer funktioniert, da mußt Du innerlich richtig wach sein, bevor es zu Gefühlsausbrüchen kommt: Wenn Dir was Unangenehmes passiert, dann bleibe einfach bei diesen Tatsachen und richte Deine ganze Aufmerksamkeit darauf. Es gibt sonst nichts. Es gibt nur diese Tatsache, die einfach so geschehen ist und so ist. Wenn Du Dich aufregst, ändert das nichts an den Tatsachen, wie sie sind. Genauso wie wenn es draußen regnet, und Du ärgerst Dich über den Regen, kannst den Regen aber dadurch nicht beeinflussen , sondern hast Dich nur selber verrückt gemacht und warst wieder mal in Deinem eigenen Film drin.
An Deinen Gefühlsausbrüchen ist nichts Schlechtes, und es ist gut, wenn es rauskommt. Tränen wirken immer befreiend.
Dann gibst Du Dich echt, und nicht so wie ein steifer Brite, der sich völlig unter Kontrolle hat und alles hinter seinem Panzer versteckt und unterdrückt, und innerlich nagt in ihm ein Krebsgeschwür. Und der sagt dann, ihm ginge es blendend. Da hat er nicht nur den anderen, sondern sich selber in erster Linie was vorgemacht.
Nur eins verstehe ich nicht: Du schreibst, die Leute reagieren darauf nicht. Warum schreibst Du das? Erwartest Du das? Wenn ja, dann schau in Dir, warum das so ist.
Niemand ist vollkommen, und Vollkommenheit heißt nicht, wie ein steifer Brite mit einem dicken Abschottpanzer vor sich selber und vor den anderen herumzulaufen. Bist Du dann noch lebendig? Mal ehrlich. Dann kannst Du Dich nämlich vor dem Kollaps schon beerdigen.
Ich möchte jedenfalls nicht mit dem Briten tauschen, lieber schau ich mir mein Leiden an. Es zeigt mir immer was, und ich lern was draus.
Also ich denke, wir alle hier, die Dich mögen, mögen Dich so wie Du bist, auch mit Deinen Unvollkommenheiten.
Das wars von mir. Mal sehen, welche Tipps noch von anderen kommen, und ich kann für mich auch noch was lernen.
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Zum weiteren Kommentar oben:
(danke für die Offenheit)
"sobald man mich leiden sieht, hört man auf, mich zu quälen" -
Ist damit gemeint, wenn der Quäler einem leiden sieht, dass er dann aus Mitleid damit aufhören soll? Oder damit er ein schlechtes Gewissen kriegt und Schuldgefühle bekommt, damit er einsieht, dass seine Handlung nicht ok war?
Oft ist es aber so, dass der andere auf Gleichgültigkeit schaltet, er macht innerlich zu, und das ist dann für den Gequälten noch schmerzhafter (siehe oben: "die Leute reagieren nicht darauf"). Zweitens projiziert man Schuld auf den anderen. Man macht das Spiel also mit. Und wenn einer nur aus Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen aufhört zu quälen, ist daran nichts Echtes.
Das, womit die katholische Erziehung arbeitet, ist ja gerade die Aufrechterhaltung von Leiden und Schuldgefühlen.
Das Kreuz z.B. ist das Symbol für Leiden. Sie haben nirgends den auferstandenen Jesus an den Wänden hängen, sondern immer nur den leidenden, zu Tode gequälten. Heißt nichts anderes als dass Leiden angebetet , verherrlicht und damit aufrechterhalten wird. Und das ist bis heute aufrechterhalten worden.
Zur weiteren Aufrechterhaltung, damit bloß keiner auf die Idee kommt, sich selber aus seinem Leiden zu befreien, wurde das nach aussen einem Erlöser, einem Retter übertragen. Nur durch den gelange man zum Seelenheil.
Dadurch dass uns das eingetrichert worden ist, sind wir unfähig gemacht worden, uns selber zu helfen, uns aus unserem Leiden aus eigener Kraft zu befreien.
Die alten Muster sind zäh , da hat man echt Schwerarbeit damit. Oft laufen sie unbewußt ab und man bemerkt es nicht einmal, erst wenn man wieder drin sitzt und leidet, oder hinterher.
Dies zur katholischen Erziehung.
Ich hab sie auch erfahren dürfen.
Dafür können wir nichts. Aber wir haben die Arbeit, uns zu entkonditionieren.
Ganz wichtig ist es , diese Muster zu sehen, ihrer bewußt zu sein, wenn sie wieder ablaufen - man muß ein Adlerauge dafür entwickeln.
2007-03-16 13:43:43
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answer #1
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answered by Morgenstern 2
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Lerne leiden, ohne zu klagen, die schwerste Lektion, die wir Menschen je lernen können. Nur einer hat es geschafft: Jesus Christus, der hat sogar noch am Kreuz seinen Peinigern vergeben. etwas, das wir nicht schaffen.
Ich war mal keine Drama Queen, sondern ein wandelndes Drama: Immer depressiv, schlecht gelaunt, traurig. War eine furchtbare Zeit. Und was hat mir geholfen?
Richtig, der Beste von allen: Jesus, der immer noch Lebende, liebevolle große Bruder, der alle Sorgen kennt.
Seine Liebe ist so groß, niemand kann sie ermessen, und wer sie verspürt, wird bei ihm bleiben. das IST die Antwort auf Deine Frage, ohne Zweifel.
Aber wie....? Du kannst ja mal fragen...
2007-03-21 17:20:05
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answer #4
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answered by Axel 5
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