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Ist das Abhörsystem Echelo oder andere Systeme in der Lage, Telefongespräche in sächsisch, bayrisch, Schweizerdeutsch, neapolitanisch oder sonst einem starken Dialekt mit automatisierten Sprachprogrammen auszuwerten?

2007-03-12 06:00:29 · 2 antworten · gefragt von Christian 7 in Computer & Internet Sonstiges - Computer

2 antworten

Davon ist auszugehen.

Echolon ist ein weltumspannendes Abhörsystem das von den Ländern Australien, Großbritannien, Kanada, Neuseeland und den USA 1948 aufgebaut wurde. In Deutschland war eine zusätzliche Abhörstation in Bad Aibling.

1996 hatte der neuseeländische Journalist Nicky Hager das Echelon-System in seinem Buch "Secret Power"enthüllt. Diese Enthüllung sorgte für politischen Wirbel, hatte aber am Anfang keine sichtbaren Konsequenzen. Immer wieder geriet das System in Verruf, weil gemunkelt wurde, dass es nicht nur der weltweiten Nachrichtengewinnung diene, sondern auch Wirtschaftsspionage betreibe. Für den, der sich nur ein wenig mit dem Thema beschäftigt hat, war das sowieso immer klar. So wurde mehrfach publik, dass die USA ihre "zufällig" gewonnenen Erkenntnisse an die heimische Wirtschaft weitergegeben haben. Auch die Franzosen haben lange Zeit die Passagiere in der Ersten Klasse der Air France abgehört.

In der Zwischenzeit formierte sich europaweit der Widerstand. Von der EU wurde ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der ein Jahr lang konferierte, dann aber zu dem Ergebnis kam, dass man nicht viel dagegen ausrichten könnte !? (In dem Zusammenhang würde mich interessieren, was die USA sagen würde, wenn die Europäer auf amerikanischen Territorium eine Abhörstation bauen wollten).

Auch in Deutschland wurde nach mehreren Protesten Bad Aibling geschlossen - und wenig später in Darmstadt eine neue Station aufgebaut!!

Der Datenfluß wird automatisch über das Programm „Dictionary“ nach bestimmten Begriffen durchsucht, welches mehrere nationale Wörterbücher (da sollte es zusätzlich auf ein paar Dialektausdrücke nicht ankommen) und spezifische Suchbegriffe sowie Namen von Zielpersonen enthält. Die beteiligten Geheimdienste stellen diese nach ihren Bedürfnissen zusammen und bestimmen damit die Auswahlkriterien für relevante Daten. Durch Änderung dieser Auswahlkriterien ist es auch binnen kürzester Zeit möglich, den Erfassungsbereich des Systems von zum Beispiel Wirtschaftsspionage auf politische Randgruppen zu verlegen.
Inzwischen wird sogar kontextbezogen gesucht, d.h. der Sinn von Sätzen wird durch Computerprogramme erfaßt – das ermöglicht eine viel differenziertere Filterung als das Durchsuchen nach Stichworten. Das hochwertige Computersystem nutzt hierfür weitentwickelte Sprach- und Texterkennungsprogramme, komplexe Suchprogramme und Stimmerkennung, so dass jeder Anruf einer bestimmten Person, unabhängig von welchen Anschluss er erfolgt, aufgezeichnet werden kann. Diese Programme sind keineswegs vergleichbar mit kommerzieller Software – sie sind dieser vom Stand der Entwicklung erheblich voraus und laufen auf Hochleistungsrechnern mit wesentlich höherer Kapazität.
Die relevante Kommunikation wird herausgefiltert und für die zukünftige Auswertung aufgenommen; die europäischen Daten werden über die Zentrale in Menwith Hill in England über Satellit in das US-amerikanische strategische Zentrum Fort Meade in Maryland gesendet.
Von Millionen von Botschaften täglich, die durchsucht werden, wird nur ein geringer Teil zur manuellen Auswertung herausgefiltert – die Leistung von Echolon besteht gerade in der Fähigkeit, aus Unmengen von Datenmengen mittels hochwertigster Technologien automatisch die als relevant eingestuften Daten herauszufiltern.
Überwacht wird prinzipiell jeder: Politiker, Organisationen, Unternehmen, Privatpersonen – also vorrangig nichtmilitärische Ziele.
Aus der Zeit des kalten Krieges, als die Grundlagen des Echolon-Systems gelegt worden sind, resultiert die politische Spionage; in den 90ern stellt die kommerzielle Spionage in gewisser Weise dessen neue Rechtfertigung dar und bildet ein neues und in der Realität bedeutsames Aufgabenfeld.
Offiziell dient Echolon der „Bewahrung der nationalen Sicherheit, der Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität“ – de facto wird über dieses System auch Wirtschaftsspionage betrieben. Da keine parlamentarische und öffentliche Kontrolle existiert, hat jeder der beteiligten Geheimdienste die Möglichkeit, seine individuellen Kriterien einfliessen zu lassen und seine Motive umzusetzen, indem die entsprechenden Suchworte festgelegt werden.
Viele werden denken, dass uns dieses Abhörsystem nicht betrifft, da es hauptsächlich internationale Kommunikationsverbindungen überwacht. Allerdings ist das etwas kurz gedacht, da ein großer Teil der Kommunikation auf nationaler Ebene (zum Beispiel ein Anruf von Berlin nach Hamburg) durchaus über Leitungen im Ausland oder Richtfunkstrecken übertragen werden. Und damit sind sie automatisch ein Fall für Echelon. Und wie oben bereits beschrieben, hängt der Erfassungsrahmen nur von den Auswahlkriterien der jeweiligen Geheimdienste ab.
Interessant ist in dem Zusammenhang nebenbei, dass deutsche Behörden keinen Zugriff auf die Informationen von Echelon haben, obwohl auf dem Boden von Deutschland Echelon-Stationen stehen, die auch den Bereich hier abhören.

An diesem kleinen Beispiel wird deutlich, wie es mit der Souveränität unseres Landes aussieht.

Gruß


Peter






http://www.heise.de/tp/r4/artikel/9/9472/1.html
http://www.heise.de/tp/r4/special/ech.html
http://www.conne-island.de/nf/65/31.html

2007-03-12 23:15:44 · answer #1 · answered by Anonymous · 0 0

Ich meine ja...die NSA (die Echelon betreibt) wird auch daran gedacht haben.

2007-03-12 13:31:02 · answer #2 · answered by Anonymous · 1 0

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