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Literaten, Nobelpreisträger, Regisseure, weltweit angesehene Schriftsteller kommen zu Wort in den Medien, aber werden so gut wie nie zu einer Polit Show eingeladen. Ausser es geht um moralischen Fragen. Die Politiker wiederum zeigen sie sich ungerne mit Intellektuellen zusammen. In Frankreich dagegen ist man sehr stolz auf eine gesunde Kritik, ob Links oder Rechts.
Eure Meinung ?
Danke

2007-02-27 11:02:04 · 17 antworten · gefragt von Anonymous in Politik & Verwaltung Politik

17 antworten

Da kommen einige Dinge zusammen:

1) Die Intellektuellen haben sich selbst ins Aus gestellt. Peter Handke u. Elfriede Jelinek bspw. (Österreicher, aber trotzdem Stimmen, die auch in Deutschland gehört werden) fallen vor allem durch äußerst seltsame Kommentare u. Statements auf, die so peinlich sind, dass man sich wünscht, sie hätten einfach nur den Mund gehalten.
Der liebe Günter Grass - stets bereit, den Deutschen per se anzuklagen, zu verurteilen und per Wort an den Pranger zu stellen, hat leider, leider vergessen, erst einmal vor der eigenen Haustür zu kehren - bzw. hat den Besen erst sehr spät zur Hand genommen und damit jegliche Glaubwürdigkeit verspielt.

2) Die politische Schriftstellergeneration ist fast ausgestorben. Deutsche Intellektuelle, vor allem Autoren, kämpfen um Anerkennung auf dem internationalen Markt - und der verlangt Thriller, Action, "Kracher" - keine politische Nabelschau. Man hat sich darauf eingestellt. - Denn auch Autoren müssen von etwas leben ...

3) Unbequeme Autoren - Martin Walser muss nur den Mund aufmachen, um Luft zu holen, und wird bereits mundtot gemacht. Wer Kritik übt, findet sich schneller in der "rechten Ecke" wieder als er/sie "Links!" rufen kann ... Einen Henryk Broder nur zu erwähnen kann schon den Engout von "Unruhestifter", "Provokateuer" (so benannte ihn die FAZ) und sogar "Rechts" heraufbeschwören ... (Über sein Buch "Hurra, wir kapitulieren!" - darüber spricht man besser nicht ...)

4) Deutschland ist schon lange kein Land der Dichter und Denker mehr. Der Intellektuelle wurde mundtot gemacht, missachtet, als "versponnen" verschrieen (oben genannte Faktoren spielen alle zusammen) - u. der Intellektuelle, der nicht wie Walser und Broder enden will, konzentriert sich mittlerweile auf Krimis u. Harry Potter.

Deutschland ist nicht stolz auf seine Intellektuellen. Und die Intellektuellen haben sich damit abgefunden und suchen ihr Glück in finanzieller Anerkennung, indem sie sich dem Massenmarkt anpassen. Gesunde Kritik hat da nichts verloren. Etwas ganz Seltsames spielt hier noch eine Rolle: Jeder zweite (!) Deutsche träumt davon ein Buch zu schreiben. - Die Arbeit des Autors wird selbst vom Leser nicht gewürdigt. Denn: "Das kann ja jeder" ...

Noch am Rande: Seltsam auch: Der Schriftstellerverband ist Verdi angegliedert. Schriftsteller und Autoren bekommen dann Protestaktionen gegen div. Discounter zugesandt (Letzte Aktion: Kein Stundenlohn unter 7 Euro! - Da lacht der Autor nur bitter ... Autoren sollen sich politisch engagieren u. kämpfen derweil selbst ums Überleben. Wer weiß eigentlich, wie wenig AutorInnen für ihre Arbeit bekommen? Die Wertschätzung tendiert gen Null, zu unsagbaren Knebelverträgen u. Hungerlöhnen ... Wer den Mund aufmacht, sieht so schnell überhaupt keinen Vertrag mehr. Also dann einfach beim "Mainstream" bleiben.)

Vereinfacht kann man auch sagen: In Frankreich werden Intellektuelle hofiert - in Deutschland werden sie als Krankheit betrachtet.

2007-02-27 17:44:09 · answer #1 · answered by tippfeler 6 · 6 2

Vielleicht wollen die Leute hier einfache Wahrheiten. Die gibt es natürlich nicht und wenn man versucht, es ihnen zu erklären, dann ist ihnen das zu anstrengend und sie schalten lieber ein Programm weiter.
Da wo ich im Moment wohne, tun alle so, als wären sie 'weltoffen' und in wirklichkeit sind sie Spießbürger par excelence: In Hamburg haben bei einer Bürgerschaftswahl vor gar nicht so langer Zeit 20% der Wähler ihre Stimme einem Rambo-Richter und Polit-Parvenue namens Schill gegeben. Weil der so schön den Mund aufreißen und dem Stammtischvater recht nach dem Maul reden konnte.
Und hinterher haben die dann zu Schill lieber nichts mehr gesagt und 'Ole, olé' gerufen.
In Deutschland gibt es keine Partizipation und Identifikation mit Staat und Politik, sondern ein ewiges Gejammere von "die da oben, haben mich betrogen". Kein Wunder, dass die Nazis damals an die Macht kamen....

Ich hab' mal mitbekommen, wie in einer Französischen Bar über Politik gestritten wurde. Da waren Kommunisten und Len-Pen-Anhänger. Es ging hoch her, die haben viel und laut diskutiert, sich aber trotzdem respektiert. Einfache Leute waren das, im Hafen von Toulon. Und sie lasen Zeitung! In Deutschland kannst du ja froh sein, wenn dein Bankberater neben der Bildzeitung noch den Wirtschaftsteil der 'Welt' liest....

Ach, wenn ich hier Menschen von Nationalstolz faseln höre, dann könnte ich mich immer totlachen. Die können überhaupt nicht erahnen, wie geistesarm derselbe Deutschland gemacht hat....

2007-02-27 11:26:38 · answer #2 · answered by Mangela Erkel 4 · 8 0

ja leider gehören sie nicht zu den üblichen verdächtigen in den talkshows. oder sie dürfen mal ihre meinung spät nachts vor virtuellen kaminfeuer kundtun. aber sie sind auch ein wenig selber schuld. ich kann mich noch erinnern, vor ein paar jahren, im sommer, als gerade die hartz reform beschlossen wurde, gab es zimlich viel auffruhr. leute haben demonstriert und man sprach über einige nachbesserungen. die lieben intelektuellen beschäftigen sich aber lieber damit wie schlecht oder gut die neue rechtschreibeform sein wird, und haben dies in langen essays in spiegel und co darüber ausgelassen. kein wort zur sozialen und ungemutlichen realität, ausserhalb des elfenbeintums.

2007-02-27 11:29:24 · answer #3 · answered by supercat71 3 · 6 0

Wir leben hier in der Spaß- und Ellenbogengesellschaft. Die Menschen sind auch "politikmüde". Kein Mensch will mehr ernsthaft nachdenken, es könnte weh tun.

Sie wollen Abwechslung am Abend, möglichst den Tag vergessen.

Da muß lieber ein Politiker zu "Big Brother" gehen, das überzeugt das Volk (ist schon geschehen)!

2007-02-27 11:09:24 · answer #4 · answered by > Beate < 6 · 5 0

Es ist ganz simpel: Mit Intellektuellen schmückt man sich, aber wenn es zur Sache geht, werden sie wieder vor die Tür zum Spielen geschickt.

Intellektuelle haben weder Macht noch Wählermassen hinter sich.

Wollen sie meist auch gar nicht, weil: "Politik ist mir zu schmutzig ... ich teile zwar zum Teil die Auffassungen von xyz... aber in eine Parteidisziplin lasse ich mich zwingen ..."

Es ist also nett, wenn sie was Kluges sagen und feinsinnige oder auch grobe Kritik zu irgendeinem Thema abgeben - dann wird allgemein genickt und wieder zur Tagesordnung übergegangen.

2007-02-27 13:37:02 · answer #5 · answered by Anonymous · 3 0

Du hast Dir die Frage eigentlich schon selbst beantwortet - eben weil unsere D+H Politiker Angst vor den Inellektuellen haben - weil die
Wissenschaftliche Geisteslücke bei den Politikern zu gross ist um Verbal mithalten zu können . A.d. anderen Seite gibt es natürlich gern geladene Gäste wie R. Giordani oder A. Barnold und einige Andere .

2007-02-27 11:16:13 · answer #6 · answered by Anonymous · 4 1

Wir haben die "repräsentative Demokratie", d.h. nachdem
der Wähler seine Stimme bei den Wahlen abgegeben hat,
verliert er das in der "Demokratie" (= Volksherrschaft")
übliche, zugestandene Recht, Einfluß auf politische Entscheidungen zu nehmen, das erledigen die "repräsen-
tativen, halb-verbeamteten, also der Exekutive angehören-
den pensionsberechtigten Volksvertreter" für ihn.

Seit wann braucht man dafür "intelligente" Leute?

2007-02-27 14:47:45 · answer #7 · answered by Cassandra 7 · 3 1

so generell empfinde ich das nicht so. Speziell die SPD-Regierungen unter Brandt und Schröder haben doch viele Intellelle mit ins Boot geholt. Bei der CDU konnte man an diesem Wirtschaftsprofessor im Wahlkampfteam ja auch sehen, wohin vernünftige Bemerkungen führen können. Vielleicht hat kein I. Lust, sich der Kritik des Pöbels auszusetzen? Vielleicht sind die Franzosen schlauer?
Und ehe Wim Wenders als Kulturminister einen graden Satz raushat, ist schon wieder Neuwahl....
;-)

2007-02-27 21:25:14 · answer #8 · answered by Michael K. 7 · 1 0

Einer der sich immer in der Nähe von Politikern aufhielt und sich kritisch zu Wort meldete, ist der bekennende Sozialdemokrat Udo Lindenberg, der sogar auf der Geburtstagsparty von Altbundeskanzler Gerhard Schröder spielte. Nur an die Sache mit der Schalmei möchte er nicht mehr erinnert werden, die hat er Honecker irgendwann zurückgeschickt.

2007-02-27 11:22:08 · answer #9 · answered by feelflows 7 · 6 5

Da hast recht, ich arbeite in Frankreich und wohne in Deutschland. und dort ist das ein bischen anderst.
Warum? kann ich dir leider nicht sagen.

2007-02-27 11:08:37 · answer #10 · answered by Anonymous · 2 1

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