*** it-1 S. 985-992 Götter, Göttinnen ***
Ursprung von Göttern und Göttinnen. Wenn man die Götter und Göttinnen der Völker des Altertums miteinander vergleicht, ergibt sich eine verblüffende Ähnlichkeit, die wohl kaum dem Zufall zuzuschreiben ist. J. Garnier schrieb darüber: „Nicht nur Ägypter, Chaldäer, Phönizier, Griechen und Römer, sondern auch die Hindus, die Buddhisten Chinas und Tibets, die Goten, Angelsachsen, Druiden, Mexikaner und Peruaner, die Ureinwohner Australiens und sogar die Wilden der Südseeinseln müssen alle ihr religiöses Gedankengut einer gemeinsamen Quelle und einem gemeinsamen Mittelpunkt verdanken. Überall findet man eine höchst erstaunliche Übereinstimmung zwischen den Riten, Zeremonien, Sitten und Bräuchen, Überlieferungen sowie zwischen den Namen ihrer jeweiligen Götter und Göttinnen und deren Beziehungen zueinander“ (The Worship of the Dead, London 1904, S. 3).
Das Zeugnis der Bibel weist auf das Land Schinar als den Geburtsort falscher religiöser Vorstellungen nach der Sintflut hin. Zweifellos unter der Führung Nimrods, der „ein gewaltiger Jäger im Widerstand gegen Jehova“ war, begann man mit dem Bau der Stadt Babel und ihres Turmes, wahrscheinlich einer Zikkurat, die man für die falsche Anbetung benutzen wollte. Dieses Bauprojekt diente nicht dazu, Jehova Gott zu ehren. Vielmehr wollten sich die Erbauer damit selbst verherrlichen und sich einen „berühmten Namen“ machen. Außerdem stand dieses Vorhaben in direktem Gegensatz zu Gottes Vorsatz, daß sich die Menschen über die Erde ausbreiten sollten. Der Allmächtige vereitelte die Pläne der Erbauer, indem er ihre Sprache verwirrte. Da einer den anderen nicht mehr verstehen konnte, hörten sie allmählich auf, die Stadt zu bauen, und wurden zerstreut (1Mo 10:8-10; 11:2-9). Dagegen blieb Nimrod anscheinend in Babel, dehnte sein Herrschaftsgebiet aus und wurde so der Begründer des ersten Babylonischen Reiches (1Mo 10:11, 12).
Die Leute, die zerstreut wurden, nahmen ihrerseits, wohin sie auch gingen, ihre falsche Religion mit, die sie dann unter neuen Bedingungen und in ihrer neuen Sprache und an neuen Orten ausübten. Die Menschen wurden in den Tagen Pelegs zerstreut, der ungefähr ein Jahrhundert nach der Sintflut geboren wurde und im Alter von 239 Jahren starb. Da sowohl Noah als auch sein Sohn Sem Peleg überlebten, fand die Zerstreuung zu einer Zeit statt, als man die Tatsachen über frühere Ereignisse, wie über die Sintflut, kannte (1Mo 9:28; 10:25; 11:10-19). Diese Kenntnisse blieben zweifellos in irgendeiner Form im Gedächtnis der Menschen haften, die zerstreut wurden. Ein Hinweis hierauf ist der Umstand, daß die Götter- und Heldensagen der Alten ein Abklatsch verschiedener Teile des Bibelberichts sind, allerdings in entstellter, polytheistischer Form. In diesen Legenden werden gewisse Götter als Schlangentöter hingestellt; auch schloß die Religion vieler alter Völker die Anbetung eines Gottes ein, der in der Rolle eines Wohltäters auf der Erde eines gewaltsamen Todes stirbt und dann wieder zum Leben erweckt wird. Dies läßt darauf schließen, daß ein solcher Gott in Wirklichkeit ein Mensch war, der, zum Gott erhoben, zu Unrecht als der „verheißene Same“ angesehen wurde. (Vgl. 1Mo 3:15.) Die Mythen erzählen von den Liebschaften der Götter mit irdischen Frauen und von den Heldentaten des daraus hervorgegangenen Bastardgeschlechtes. (Vgl. 1Mo 6:1, 2, 4; Jud 6.) Es gibt wohl kaum ein Volk auf der Erde, das nicht eine Sage überliefert hat, die von einer weltweiten Flut berichtet; und Spuren der Erzählung vom Turmbau sind ebenfalls in den Sagen der Völker zu finden.
Babylonische Gottheiten. Nach Nimrods Tod dürften die Babylonier aus verständlichen Gründen sein Andenken hoch in Ehren gehalten haben, denn er war ja der Gründer und Erbauer ihrer Stadt und ihr erster König sowie der Begründer des ursprünglichen Babylonischen Reiches. Nach der Überlieferung starb Nimrod eines gewaltsamen Todes. Da der Gott Marduk (Merodach) als der Gründer Babylons galt, haben einige vermutet, Marduk stelle den vergöttlichten Nimrod dar. Doch die Ansichten der Gelehrten über die Identifizierung von Gottheiten mit bestimmten Menschen weichen stark voneinander ab.
Im Laufe der Zeit vervielfachten sich die Götter des ersten Babylonischen Reiches. Das Pantheon zählte schließlich eine ganze Anzahl von Göttertriaden. Eine dieser Triaden bestand aus Anu (dem Himmelsgott), Enlil (dem Gott der Erde, der Luft und des Sturmes) und Ea (dem Herrn über die Gewässer). Eine weitere Triade bildeten der Mondgott Sin, der Sonnengott Schamasch und die Fruchtbarkeitsgöttin Istar (Ischtar), die Geliebte oder Gemahlin des Tammuz (BILD, Bd. 2, S. 529). Die Babylonier hatten sogar Teufelstriaden, wie zum Beispiel die Triade Labartu, Labasu und Achazu. Die Anbetung der Himmelskörper erlangte große Bedeutung (Jes 47:13), und verschiedene Planeten brachte man mit gewissen Gottheiten in Verbindung. Den Planeten Jupiter setzte man mit dem Hauptgott Babylons, mit Marduk, gleich; Venus mit Istar, einer Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit; Saturnus (Saturn) mit Ninurta, einem Kriegs- und Jagdgott und Schutzherrn des Ackerbaus; Merkur mit Nebo, einem Gott der Weisheit und des Ackerbaus; Mars mit Nergal, einem Gott des Krieges und der Seuche und Herrn der Unterwelt.
Die Städte des alten Babyloniens hatten schließlich ihre eigenen besonderen Schutzgottheiten, ähnlich den „Schutzheiligen“. In Ur war es Sin, in Eridu Ea, in Nippur Enlil, in Kutha Nergal, in Borsippa Nebo und in der Stadt Babylon Marduk (Merodach). Als Hammurabi Babylon zur Hauptstadt Babyloniens machte, wurde natürlich die Bedeutung des Hauptgottes der Stadt, Marduk, hervorgehoben. Im Laufe der Zeit schrieb man Marduk die Eigenschaften früherer Götter zu und verdrängte sie aus den babylonischen Mythen. In späteren Zeitperioden ersetzte man seinen Namen „Marduk“ durch den Titel „Belu“ („Besitzer“), weshalb er dann allgemein Bel genannt wurde. Seine Frau nannte man Belit („Herrin“, par excellence). (Siehe BEL; NEBO Nr. 4.)
Das Bild, das in alten babylonischen Texten von den Göttern und Göttinnen gezeichnet wird, ist lediglich ein Abbild des sündigen, sterblichen Menschen. Gemäß diesen Berichten wurden die Gottheiten geboren, geliebt, hatten Familien, kämpften und starben sogar, wie im Falle des Tammuz. Aus Angst vor der Sintflut sollen sie sich wie Hunde zusammengekauert haben. Die Gottheiten werden außerdem als habsüchtige Wesen dargestellt, die sich oft der Schlemmerei hingaben und sich betranken. Sie hatten ein aufbrausendes Temperament, waren rachsüchtig und mißtrauten einander. Bittere Feindschaften bestanden unter ihnen. Ein Beispiel: Tiamat, die die Absicht hatte, die anderen Götter zu vernichten, wurde von Marduk überwältigt, der sie in zwei Hälften spaltete und mit der einen Hälfte den Himmel bildete und die andere in Verbindung mit der Gründung der Erde benutzte. Ereschkigal, die Göttin der Unterwelt, wies Namtaru, den Gott der Pest, an, ihre Schwester Istar einzusperren und mit 60 Übeln zu schlagen.
Die obige Schilderung gibt uns einen Einblick in die Umgebung, die der treue Abraham verließ, als er aus der chaldäischen Stadt Ur auszog, die damals im babylonischen Götzendienst versumpft war (1Mo 11:31; 12:1; Jos 24:2, 14, 15). Jahrhunderte später wurden Tausende jüdische Gefangene nach Babylon — „ein Land der gehauenen Bilder“ und der „mistigen Götzen“ — gebracht (Jer 50:1, 2, 38; 2Kö, Kap. 25).
Assyrische Gottheiten. Im großen und ganzen sind die assyrischen Götter und Göttinnen mit den babylonischen Gottheiten identisch. Eine Gottheit im assyrischen Pantheon scheint allerdings eine Ausnahme gewesen zu sein: Assur, der Hauptgott. Da Assyrien nach Assur benannt ist, hat man die Ansicht geäußert, daß dieser Gott in Wirklichkeit Sems Sohn Assur ist, den Anhänger der falschen Anbetung zum Gott erhoben (1Mo 10:21, 22).
Im Gegensatz zu dem babylonischen Gott Marduk, den man auch in Assyrien anbetete, aber dessen hauptsächlicher Anbetungsort immer die Stadt Babylon blieb, änderte sich Assurs Hauptanbetungsort, wenn die assyrischen Könige in anderen Städten residierten. Auch Heiligtümer für Assur wurden in verschiedenen Teilen Assyriens errichtet. Eine Militärstandarte war Assurs wichtigstes Symbol; man nahm sie sogar ins dichteste Kampfgetümmel mit. Der geflügelte Kreis oder die geflügelte Scheibe, über der häufig das Bild eines bärtigen Mannes zu sehen ist, stellt den Gott Assur dar. Zuweilen wird die menschliche Figur dargestellt, wie sie einen Bogen hält oder einen Pfeil abschießt. Eine weitere Darstellung Assurs läßt auf die Vorstellung einer Triade schließen. Außer der Mittelfigur, die oberhalb des Kreises erscheint, sind auf den Flügeln zwei Menschenköpfe zu sehen, und zwar auf jeder Seite der Mittelfigur einer.
Nach dem Sturz Samarias 740 v. u. Z. wohnten die Exilierten des n. Zehnstämmereiches unter den Assyrern (2Kö 17:1-6). Später sagte der Prophet Nahum den Untergang der Stadt Ninive (der Hauptstadt von Assyrien) und ihrer Götter voraus, was dann 632 v. u. Z. eintraf (Nah 1:1, 14).
Ägyptische Gottheiten. Die von den Ägyptern angebeteten Götter und Göttinnen zeigen deutlich die Spuren eines babylonischen Erbes. Es gab Göttertriaden oder -dreiheiten und sogar „Enneaden“ oder Neunheiten. Eine der populären Triaden bestand aus Osiris, seiner Gemahlin Isis und ihrem Sohn Horos (Horus)
Osiris war der populärste der ägyptischen Götter. Er galt als der Sohn des Erdgottes Geb und der Himmelsgöttin Nut. Es hieß, daß Osiris der Mann der Isis wurde und als König über Ägypten herrschte. Nach den mythologischen Erzählungen wurde er von seinem Bruder Seth ermordet, dann aber wieder zum Leben erweckt und wurde der Richter und der König der Toten. Das Verhältnis zwischen Osiris und Isis und ihre Eigenschaften entsprechen in auffallender Weise dem Verhältnis zwischen den babylonischen Gottheiten Tammuz und Istar und ihren Eigenschaften. Daher halten nicht wenige Gelehrte die beiden Götterpaare für identisch.
Die Anbetung von Mutter und Sohn war in Ägypten ebenfalls sehr populär. Isis wird oft mit dem Horoskind auf dem Schoß dargestellt. Diese Darstellungen sind den Bildnissen, die die Madonna mit dem Kind zeigen, so ähnlich, daß mitunter gewisse Personen in der Christenheit sie unwissentlich verehrt haben (BILD, Bd. 2, S. 529). Im Falle des Gottes Horos deutet einiges darauf hin, daß die in Eden geäußerte Prophezeiung von dem Samen, der der Schlange den Kopf zertreten würde, entstellt wurde (1Mo 3:15). Hin und wieder wird Horos als jemand abgebildet, der Krokodile zertrampelt und Schlangen und Skorpione mit den Händen packt. Gemäß einer Erzählung verwandelte sich Seth, der Mörder des Osiris, in eine Schlange, als Horos den Tod seines Vaters Osiris rächen wollte.
Auf den Skulpturen und den Gemälden der Ägypter kommt sehr häufig das Henkelkreuz, crux ansata, ein für heilig gehaltenes Symbol, vor. Dieses sogenannte „Zeichen für Leben“ sieht wie der Buchstabe T mit einem ovalen Henkel am oberen Ende aus. Es stellt wahrscheinlich die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane vereint dar. Auf Abbildungen ist oft zu sehen, daß die ägyptischen Gottheiten eine crux ansata in der Hand halten (BILD, Bd. 2, S. 530).
Die Ägypter verehrten viele Tiere als heilig. Dazu gehörten der Stier, die Katze, die Kuh, das Krokodil, der Falke, der Frosch, das Flußpferd, der Ibis, der Schakal, der Löwe, der Widder, der Skarabäus, der Skorpion, die Schlange, der Geier und der Wolf. Einige davon galten in einem Teil Ägyptens als heilig, in einem anderen jedoch nicht. Dies führte manchmal sogar zu Bürgerkriegen. Tiere waren gewissen Göttern nicht nur heilig, sondern manche betrachtete man sogar als Inkarnationen eines Gottes oder einer Göttin. Der Apisstier beispielsweise wurde als die Verkörperung des Gottes Osiris und auch als eine Emanation des Gottes Ptah angesehen.
Gemäß Herodot (Historien, II, 65—67) mußte jemand, der ein heiliges Tier absichtlich tötete, zu Tode gebracht werden; wurde das Tier unabsichtlich getötet, verhängten die Priester eine Strafe. Wer allerdings einen Ibis oder einen Habicht tötete, ob absichtlich oder nicht, wurde zu Tode gebracht, gewöhnlich von einer aufgebrachten Pöbelrotte. Starb eine Katze, schoren sich alle Hausbewohner die Augenbrauen, wohingegen sie sich beim Tod eines Hundes den ganzen Körper schoren. Heilige Tiere wurden mumifiziert und erhielten aufwendige Bestattungen. Unter den mumifizierten Tieren, die man gefunden hat, befanden sich Stiere, Katzen, Krokodile, Falken, um nur einige zu nennen.
In den Mythen werden die ägyptischen Gottheiten mit menschlichen Schwächen und Unvollkommenheiten dargestellt. Gemäß den Erzählungen ängstigten und fürchteten sie sich, und des öfteren befanden sie sich in Gefahr. Der Gott Osiris wurde ermordet. Horos soll in seiner Kindheit an innerlichen Schmerzen, Kopfschmerzen und Ruhr gelitten haben und an einem Skorpionstich gestorben sein, dann aber wieder zum Leben erweckt worden sein. Von Isis glaubte man, sie habe einen Abszeß an der Brust gehabt. Man lehrte, die Stärke des Sonnengottes Ra schwinde mit zunehmendem Alter und Speichel tropfe aus seinem Mund. Nachdem ihn eine von Isis geschaffene magische Schlange gebissen hatte, schwebte er in Lebensgefahr, erholte sich aber wieder, nachdem Isis Zauberworte gesprochen hatte. Sechmet, eine Göttin, die die Zerstörungskraft der Sonne versinnbildete, wurde als blutdürstig dargestellt. Sie hatte so sehr Gefallen am Töten von Menschen, daß Ra um den Fortbestand der menschlichen Rasse gebangt haben soll. Um die Menschheit vor der Ausrottung zu bewahren, kippte Ra 7 000 Krüge mit einer Mischung aus Bier und Granatapfelsaft über das Schlachtfeld. Sechmet dachte, es sei Menschenblut, und trank gierig, bis sie zu betrunken war, um ihr Gemetzel fortzusetzen. Nephthys machte angeblich ihren Bruder Osiris, den Mann ihrer Schwester Isis, betrunken und hatte dann Beziehungen mit ihm. Von den Sonnengöttern Tem und Horos hieß es, daß sie masturbierten.
Interessanterweise wurde Joseph dadurch, daß Pharao ihn zum zweiten Herrscher des Landes Ägypten machte, über die Anbeter der falschen Götter Ägyptens erhoben (1Mo 41:37-44).
Die zehn Plagen. Durch die Plagen, mit denen Jehova die Ägypter heimsuchte, demütigte er ihre Götter und vollstreckte das Strafgericht an ihnen (2Mo 12:12; 4Mo 33:4; BILDER, Bd. 2, S. 530). Die erste Plage — der Nil und alle Gewässer Ägyptens verwandelten sich in Blut — brachte dem Nilgott Hapi Schande. Der Tod der Fische im Nil war ebenfalls ein Schlag für Ägyptens Religion, denn gewisse Fischarten wurden tatsächlich verehrt und sogar mumifiziert (2Mo 7:19-21). Der Frosch, ein Symbol der Fruchtbarkeit und ein Ausdruck der ägyptischen Vorstellung von der Auferstehung, galt als der Froschgöttin Heket geweiht. Somit brachte die Froschplage dieser Göttin Schande (2Mo 8:5-14). Bei der dritten Plage mußten sich die Magie treibenden Priester geschlagen geben, als sich ihre Unfähigkeit herausstellte, mit Hilfe ihrer Geheimkünste Staub in Stechmücken zu verwandeln (2Mo 8:16-19). Dem Gott Thot schrieb man zwar die Erfindung der Geheimkünste, der Magie, zu, aber auch er konnte den Magie treibenden Priestern nicht dabei helfen, die dritte Plage nachzuahmen.
Von der vierten Plage an wurde zwischen den Ägyptern und den Anbetern des wahren Gottes deutlich eine Trennungslinie gezogen. Während in die Häuser der Ägypter Bremsenschwärme eindrangen, waren die Israeliten im Land Gosen nicht davon betroffen (2Mo 8:23, 24). Die nächste Plage — der Viehbestand wurde von der Pest befallen — demütigte Gottheiten wie die Kuhgöttin Hathor, Apis sowie die Himmelsgöttin Nut, die man sich als eine Kuh vorstellte, an deren Bauch die Sterne befestigt waren (2Mo 9:1-6). Die Beulenplage brachte Schmach auf Götter und Göttinnen, von denen man glaubte, daß sie Heilkräfte besäßen, wie zum Beispiel Thot, Isis und Ptah (2Mo 9:8-11). Der schwere Hagel war beschämend für Götter, von denen man dachte, daß sie die Naturgewalten im Griff hätten: zum Beispiel Reschef, von dem man anscheinend glaubte, daß er über den Blitz gebiete, und Thot, der angebliche Herr über den Regen und den Donner (2Mo 9:22-26). Die Heuschreckenplage bedeutete eine Niederlage für Götter, von denen man dachte, daß sie für eine reichliche Ernte sorgten; einer dieser Götter war der Fruchtbarkeitsgott Min, den man als Beschützer der Ernte ansah (2Mo 10:12-15). Zu den Gottheiten, denen die Plage der Finsternis Schande machte, zählten Sonnengötter wie Ra und Horos sowie der Mondgott Thot, von dem man glaubte, er habe Sonne, Mond und Sterne in ein System gebracht (2Mo 10:21-23).
Der Tod der Erstgeburt brachte die größte Demütigung für die ägyptischen Götter und Göttinnen mit sich (2Mo 12:12). Tatsächlich bezeichneten sich die Herrscher Ägyptens als Götter, als die Söhne Ras oder Amon-Ras (Amun-Res). Man behauptete, Ra oder Amon-Ra hätte mit der Königin Verkehr gehabt. Der Sohn, der als Folge davon geboren wurde, galt deshalb als die Verkörperung eines Gottes und wurde Ra oder Amon-Ra in dessen Tempel geweiht. Somit bedeutete der Tod des Erstgeborenen Pharaos in Wirklichkeit den Tod eines Gottes (2Mo 12:29). Das an sich war schon ein schwerer Schlag gegen die Religion Ägyptens, und die völlige Hilflosigkeit all seiner Gottheiten zeigte sich darin, daß sie nicht in der Lage waren, die Erstgeburt der Ägypter vor dem Tod zu bewahren. (Siehe AMON Nr. 4.)
Kanaanitische Gottheiten. Aus außerbiblischen Quellen geht hervor, daß man den Gott El als Schöpfer und Souverän betrachtete. El scheint zwar weniger mit irdischen Angelegenheiten zu tun gehabt zu haben, aber wiederholt sollen die anderen Gottheiten mit Bitten an ihn herangetreten sein. Er wird als rebellischer Sohn dargestellt, der seinen eigenen Vater entthronte und entmannte, sowie als grausamer Tyrann, als Mörder und Ehebrecher. In den Ras-Schamra-Texten wird El als „Vaterstier“ bezeichnet und mit grauem Haar und Bart geschildert. Seine Gemahlin Aschera wird als Vorfahrin der Götter beschrieben und El als Vorfahr der Götter.
Der bedeutendste der kanaanitischen Götter indes war der Fruchtbarkeitsgott Baal, eine Gottheit des Himmels, des Regens und des Sturms (Ri 2:12, 13). In den Ras-Schamra-Texten wird Baal oft der Sohn Dagons (Dagans) genannt, obgleich auch El als sein Vater bezeichnet wird. Baals Schwester Anath bezieht sich in diesen Texten auf El als ihren Vater, und er seinerseits nennt sie seine Tochter. Somit wurde Baal wahrscheinlich als der Sohn Els betrachtet, obschon er auch als dessen Enkel gegolten haben mag. Die mythologischen Erzählungen schildern, wie Baal den Gott Jam — der über das Wasser herrschte und Els Lieblingssohn gewesen zu sein scheint — überfällt und den Sieg davonträgt. Doch im Kampf mit Mot, dem Gott des Todes und der Dürre, einem Sohn Els, wird Baal getötet. Kanaan hatte also wie Babylon einen Gott, der eines gewaltsamen Todes starb und dann wieder zum Leben erweckt wurde. (Siehe BAAL Nr. 4.)
Anath, Aschera und Aschtoret sind die Hauptgöttinnen, die in den Ras-Schamra-Texten erwähnt werden. Die Rollen dieser Göttinnen scheinen sich jedoch in erheblichem Maße zu überschneiden. In Syrien, wo man die Texte gefunden hat, mag man Anath als die Frau Baals angesehen haben. Obwohl sie wiederholt als „Jungfrau“ bezeichnet wird, heißt es nämlich von ihr, sie habe mit Baal Verkehr gehabt. Dagegen erwähnt der Bibelbericht in Verbindung mit Baal nur Aschtoret und den heiligen Pfahl, Aschera genannt. Folglich dürfte man zuweilen Aschera und dann wieder Aschtoret als Frau Baals betrachtet haben (Ri 2:13; 3:7; 10:6; 1Sa 7:4; 12:10; 1Kö 18:19; siehe ASCHTORET; HEILIGER PFAHL; HEILIGE SÄULE).
Die Bezugnahmen auf Anath in den Ras-Schamra-Texten lassen darauf schließen, welche entarteten Vorstellungen die Kanaaniter und zweifellos auch die Syrer von ihren Gottheiten hatten. Anath wird als hübscheste Schwester Baals beschrieben, aber mit einem äußerst hitzigen Temperament. Von ihr heißt es, daß sie drohte, den Schädel ihres Vaters El zu zertrümmern und sein graues Haar mit Blut und seinen grauen Bart mit Blutgerinnsel überströmen zu lassen, wenn er ihren Wünschen nicht nachkäme. Bei einer anderen Gelegenheit soll sich Anath auf einen Mordfeldzug begeben haben. Sie befestigte Köpfe auf ihrem Rücken und Hände an ihrem Gürtel und watete im knietiefen Blut und im hüfttiefen Blutgerinnsel tapferer Männer. Ihre Freude am Blutvergießen spiegelt sich in den Worten wider: „Ihr Inneres weitet sich vor Jauchzen; es füllt sich ihr Herz mit Freude“ (Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, herausgegeben von W. Beyerlin, Göttingen 1975, S. 214, 218, 219; Ancient Near Eastern Texts, herausgegeben von J. B. Pritchard, 1974, S. 136, 137, 142, 152).
Die außergewöhnliche Entartung und Verderbtheit der kanaanitischen Anbetung unterstreicht die Rechtmäßigkeit des Gerichtes Gottes an den Bewohnern des Landes (3Mo 18; 5Mo 9:3, 4). Doch da die Israeliten dieses göttliche Gericht nicht vollständig vollzogen, wurden ihnen die entarteten Bräuche bei der Anbetung kanaanitischer Götter zur Schlinge (Ps 106:34-43; siehe auch KANAAN, KANAANITER Nr. 2).
Gottheiten Medo-Persiens. Es deutet einiges darauf hin, daß die Könige des Medo-Persischen Reiches Zoroastrier waren. Man kann zwar weder beweisen noch widerlegen, daß Kyros (Cyrus) der Große ein Anhänger der Lehren Zoroasters (Zarathustras) war, doch von der Zeit Darius’ I. an beziehen sich die Inschriften der Monarchen wiederholt auf Ahura Masda, die Hauptgottheit des Zoroastrismus. Darius I. bezeichnete Ahura Masda als den Schöpfer des Himmels, der Erde und des Menschen und meinte, dieser Gott habe ihm Weisheit, körperliche Gewandtheit und das Königreich verliehen.
Ein charakteristisches Merkmal des Zoroastrismus ist der Dualismus: der Glaube an zwei unabhängige göttliche Wesen, das eine gut und das andere böse. Ahura Masda galt als der Schöpfer aller guten Dinge, Angra Manju als der Schöpfer alles Bösen. Vom letzteren dachte man, er könne Erdbeben, Stürme, Krankheit und Tod hervorrufen sowie Aufruhr und Krieg entfesseln. Von unbedeutenderen Geistern glaubte man, sie würden diesen beiden Göttern bei ihrer Tätigkeit helfen.
Das Symbol des Gottes Ahura Masda ähnelte sehr der Darstellung des assyrischen Assur, nämlich ein geflügelter Kreis, aus dem manchmal ein bärtiger Mann mit dem senkrechten Schwanz eines Vogels hervorgeht.
Ahura Masda mag in Form einer Triade aufgetreten sein. Das geht aus der Tatsache hervor, daß Artaxerxes Mnemon den Schutz Ahura Masdas, Anahitas (einer Göttin des Wassers und der Fruchtbarkeit) und Mithras (eines Gottes des Lichts) erflehte; außerdem schrieb er den Wiederaufbau der Säulenhalle in Susa der Gnade dieser drei Gottheiten zu.
Eine Reihe von Gelehrten haben Anahita mit der babylonischen Ischtar in Verbindung gebracht. E. O. James bemerkt in seinem Buch The Cult of the Mother-Goddess (1959, S. 94): „Sie wurde als ‚die Große Göttin, deren Name Dame lautet‘ angebetet, als die ‚allmächtige Unbefleckte‘, die ‚den Samen der Männlichen und den Schoß und die Milch der Weiblichen‘ reinigt. . . . Sie war in der Tat das iranische Gegenstück der syrischen Anat, der babylonischen Inanna-Ischtar, der hethitischen Göttin Comana und der griechischen Aphrodite.“
Gemäß dem griechischen Historiker Herodot (Historien, I, 131) beteten die Perser ebenfalls die Naturelemente und die Himmelskörper an. Er schrieb: „Von den Sitten der Perser weiß ich folgendes: Es ist bei ihnen nicht üblich, Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten. Sie behaupten sogar, wer das tue, sei ein Tor. Sie glauben nämlich nicht, wie mir scheint, daß die Götter wie bei den Griechen menschenähnliche Wesen sind. Dem Zeus pflegen sie auf den Gipfeln der Berge zu opfern und bezeichnen das ganze Firmament als Zeus. Sie opfern auch der Sonne, dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser, den Winden. Das sind ursprünglich allein die göttlichen Wesen, denen sie etwas darbringen. Dann haben sie auch gelernt, der Urania zu opfern, deren Kult sie von den Assyrern und Arabern übernahmen. Die Assyrer nennen die Aphrodite Mylitta, die Araber Alilat, die Perser Mithra.“
Das Zend-Awesta, die heiligen zoroastrischen Schriften, enthalten tatsächlich Gebete an das Feuer, das Wasser und an die Planeten sowie an das Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne. Feuer wird sogar als Sohn Ahura Masdas bezeichnet.
Obwohl König Cyrus ein Zoroastrier gewesen sein mag, wird er doch in der biblischen Prophetie als derjenige erwähnt, den Jehova einsetzte, um Babylon zu stürzen und die Befreiung der jüdischen Gefangenen herbeizuführen (Jes 44:26 bis 45:7; vgl. Spr 21:1). Nach der Zerstörung Babylons 539 v. u. Z. kamen die Israeliten unter die Herrschaft des zoroastrischen Medo-Persiens.
Griechische Gottheiten. Wenn man die Götter und Göttinnen des alten Griechenlands untersucht, stellt man Spuren des babylonischen Einflusses fest. Professor George Rawlinson, der an der Universität Oxford lehrte, schrieb über seine Beobachtungen: „Die auffallende Ähnlichkeit des chaldäischen Systems mit dem der klassischen Mythologie scheint besonderer Aufmerksamkeit wert zu sein. Diese Ähnlichkeit ist zu allgemein und in gewissen Beziehungen zu groß, um die Vermutung zuzulassen, daß reiner Zufall die Übereinstimmung herbeigeführt hätte. Im griechischen, im römischen und im chaldäischen Pantheon ist die gleiche allgemeine Gruppierung zu erkennen. Nicht selten findet man die gleiche Abstammungslinie. Und in einigen Fällen lassen sich sogar die vertrauten Namen und Titel der Gottheiten des klassischen Altertums auf verblüffende Weise aus den chaldäischen Quellen näher erklären. Wir können kaum daran zweifeln, daß die Glaubensvorstellungen irgendwie weitergegeben wurden — daß mythologisches Gedankengut in frühester Zeit von den Küsten des Persischen Golfes an die Gestade des Mittelmeeres gelangte“ (The Seven Great Monarchies of the Ancient Eastern World, 1885, Bd. I, S. 71, 72).
Eine verzerrte Wiedergabe der Worte, die Gott über den verheißenen Samen geäußert hatte, ist möglicherweise in den mythologischen Erzählungen zu bemerken, die von dem Gott Apollo und von Herakles (Herkules) handeln. Apollo tötet den Drachen Python, und Herakles (der Sohn des Zeus und der Alkmene, einer irdischen Frau) erwürgt als Kind zwei Schlangen. Auch in der griechischen Mythologie begegnet man dem bekannten Motiv des Gottes, der stirbt und dann wieder zum Leben erweckt wird. Alljährlich gedachte man des gewaltsamen Todes des Adonis und seiner Rückkehr ins Leben. Es waren hauptsächlich Frauen, die seinen Tod beweinten und wie in einem Trauerzug Bildnisse von ihm trugen, die sie dann später ins Meer oder in Quellen warfen. Eine weitere Gottheit, deren gewaltsamer Tod und Wiedererweckung von den Griechen gefeiert wurden, war Dionysos (Bacchus), den man wie Adonis mit dem babylonischen Gott Tammuz identifiziert hat.
In den mythologischen Erzählungen werden die griechischen Götter und Göttinnen als Männer und Frauen dargestellt. Die Götter sollen zwar wesentlich größer und schöner als Menschen und ihnen an Kraft überlegen gewesen sein, wurden aber mit einem menschlichen Körper beschrieben. Da in ihren Adern angeblich „Ichor“ statt Blut floß, betrachtete man den Körper der Gottheiten als unverweslich. Dessenungeachtet glaubte man, Menschen könnten mit Hilfe ihrer Waffen den Göttern schmerzliche Wunden zufügen. Es hieß allerdings, daß die Wunden immer heilten und daß die Götter jung blieben.
Die griechischen Gottheiten werden größtenteils als sehr unmoralisch und mit menschlichen Schwächen geschildert. Sie stritten sich, bekämpften sich und verschworen sich sogar gegeneinander. Zeus, der Hauptgott der Griechen, soll seinen Vater Kronos entthront haben. Zuvor hatte Kronos seinen Vater Uranos entmachtet und sogar entmannt. Sowohl Uranos als auch Kronos werden als grausame Väter dargestellt. Uranos verbarg die Nachkommen, die ihm seine Frau Gäa gebar, sogleich in der Erde und gestattete ihnen nicht einmal, das Licht zu sehen. Kronos seinerseits verschlang die Kinder, die ihm Rhea gebar. Zu den abscheulichen Praktiken, die gewissen Gottheiten zugeschrieben werden, gehören Ehebruch, Hurerei, Blutschande, Vergewaltigung, Lügen, Diebstahl, Trunkenheit und Mord. Es hieß, daß diejenigen, die sich die Mißgunst eines Gottes oder einer Göttin zuzogen, auf grausamste Weise hingerichtet wurden. Der Satyr Marsyas beispielsweise, der den Gott Apollo zu einem musikalischen Wettkampf herausforderte, wurde von diesem an einem Baumstamm befestigt und lebendig gehäutet. Die Göttin Artemis soll den Jäger Aktäon, weil er ihre Blöße gesehen hatte, in einen Hirsch verwandelt und dann veranlaßt haben, daß ihn seine eigenen Jagdhunde zerrissen.
Natürlich behaupteten manche, die Mythen seien lediglich die Erfindung von Dichtern. Diesbezüglich schrieb jedoch Augustinus, der im 4. Jahrhundert u. Z. lebte: „Denn was man zur Vertheidigung anführt, daß nämlich diese von den Göttern ausgesagten Dinge nicht wahr, sondern falsch und erdichtet seien, eben das ist noch ärger, sofern man die der Religion schuldige Ehrfurcht im Auge hat; wenn man aber an die Bosheit der Dämonen denkt, was könnte dann zu einem Betruge verschmitzter und schlauer angelegt sein? Denn wenn ein angesehener Mann, der seinem Vaterlande zu Nutz und Frommen diente, mit Schimpf beworfen wird, ist das nicht um so unverzeihlicher, je mehr es von der Wahrheit entfernt und seinem Leben fremd ist?“ (Über den Gottesstaat, Buch II, Kap. X). Doch die Beliebtheit dichterischer Erzählungen, die auf der griechischen Bühne gespielt wurden, weist darauf hin, daß die Mehrheit sie nicht als Verleumdung betrachtete, sondern damit einverstanden war. Die Unsittlichkeit der Götter diente dazu, die verkehrte Handlungsweise der Menschen zu rechtfertigen, was den Leuten gefiel. (Siehe GRIECHEN, GRIECHENLAND [Die griechische Religion].)
Während seines Dienstes kam der Apostel Paulus mit den Anbetern der griechischen Götter Zeus und Hermes in Berührung (Apg 14:12, 13). Die Athener brachten ihre Furcht vor Gottheiten dadurch zum Ausdruck, daß sie viele Tempel und Altäre bauten (Apg 17:22-29). Die entsetzliche Unmoral, die Teil der griechischen Anbetung war, wirkte sich selbst auf die Christenversammlung in Korinth aus, so daß es der Apostel Paulus für nötig befand, diese Versammlung zurechtzuweisen (1Ko, Kap. 5).
Römische Gottheiten. Die Religion der Römer war stark von den Etruskern beeinflußt. Nach allgemeiner Auffassung waren die Etrusker ein Volk, das aus Kleinasien kam. Die von ihnen praktizierte Wahrsagerei bringt ihre Religion unverkennbar mit der babylonischen in Verbindung. Zum Beispiel ähneln die zur Wahrsagerei benutzten Tonlebermodelle, die man in Mesopotamien fand, dem Bronzemodell einer Leber, das bei Piacenza in der oberitalienischen Region Emilia-Romagna gefunden wurde. Als die Römer die etruskischen Gottheiten übernahmen, traten sie also in Wirklichkeit ein babylonisches Erbe an. (Siehe ASTROLOGEN.) Die Haupttriade der Römer, die sich aus Jupiter (dem höchsten Gott, einem Himmels- und Lichtgott), Juno (der Gemahlin des Jupiters, die als Herrin über Angelegenheiten galt, die besonders Frauen angingen) und Minerva (der Göttin des Handwerks und der gewerblichen Kunstfertigkeit) zusammensetzte, entspricht der etruskischen Dreiheit Tinia, Uni und Menrva.
Im Laufe der Zeit fanden die prominenten griechischen Götter ihren Weg in das römische Pantheon, allerdings unter anderem Namen. Die Römer übernahmen außerdem noch von anderen Ländern Gottheiten, darunter den persischen Gott Mithra (Mithras), dessen Geburtstag man am 25. Dezember feierte, sowie die phrygische Fruchtbarkeitsgöttin Kybele und die ägyptische Gottheit Isis, die man beide mit der babylonischen Göttin Istar identifiziert hat. Und schließlich wurden ja die römischen Kaiser als Götter verehrt.
Den Saturnus betete man an, weil er Rom angeblich ein goldenes Zeitalter beschert hatte. Die Saturnalien, ursprünglich ein eintägiges Fest zu Ehren dieses Gottes, entwickelten sich später zu einer siebentägigen Feier in der zweiten Dezemberhälfte. Das Ereignis selbst stand im Zeichen ausgelassenen Jubels. Man tauschte Geschenke aus, wie zum Beispiel Wachsfrüchte und -kerzen; den Kindern schenkte man Tonpuppen. Während des Festes durfte niemand bestraft werden. Schulen und Gerichte hatten Ferien, und sogar Kampfhandlungen wurden eingestellt. Sklaven tauschten die Plätze mit ihrem Herrn und durften ihrer Zunge freien Lauf lassen, ohne befürchten zu müssen, bestraft zu werden.
Die ersten Christen weigerten sich, an der römischen Anbetung, besonders der des Kaisers, teilzunehmen, weshalb sie das Ziel heftiger Verfolgung wurden. Ihre kompromißlose Haltung, „Gott, dem Herrscher, mehr [zu] gehorchen als den Menschen“, ließ es nicht zu, den römischen Herrschern die Anbetung zu zollen, die rechtmäßigerweise Gott zustand (Apg 5:29; Mar 12:17; siehe ROM [Religion]).
Die Götter der Nationen im Vergleich zu Jehova. Von vielen Göttern, die in der Bibel erwähnt werden, ist nur noch der Name geblieben. Obwohl man ihnen mitunter sogar die eigenen Kinder opferte, waren die falschen Götter nicht in der Lage, ihre Anbeter zu retten, wenn sie von ihnen in Zeiten der Not Hilfe erwarteten (2Kö 17:31). So konnte der König von Assyrien durch seinen Wortführer Rabschake angesichts seiner militärischen Erfolge prahlen: „Haben etwa die Götter der Nationen jeder sein eigenes Land aus der Hand des Königs von Assyrien befreit? Wo sind die Götter von Hamath und Arpad? Wo sind die Götter von Sepharwajim, Hena und Iwa? Haben sie Samaria aus meiner Hand befreit? Welche unter allen Göttern der Länder sind es, die ihr Land aus meiner Hand befreit haben, so daß Jehova Jerusalem aus meiner Hand befreien sollte?“ (2Kö 18:28, 31-35). Doch Jehova ließ sein Volk nicht im Stich, wie es jene falschen Götter getan hatten. In einer einzigen Nacht tötete der Engel Jehovas 185 000 Mann im Lager der Assyrer. Gedemütigt kehrte der stolze assyrische Monarch Sanherib nach Ninive zurück, wo er später im Tempel seines Gottes Nisroch von zweien seiner Söhne ermordet wurde (2Kö 19:17-19, 35-37). Wahrhaftig, „alle Götter der Völker sind wertlose Götter; was aber Jehova betrifft, er hat ja die Himmel gemacht“ (Ps 96:5).
Nicht genug damit, daß die falschen Götter die Eigenschaften ihrer Erschaffer aufweisen, auch die Menschen werden ganz wie die Götter, die sie anbeten. Folgendes Beispiel möge dies erläutern: König Manasse von Juda war ein Anbeter falscher Götter und ließ sogar seinen eigenen Sohn durch das Feuer gehen. Doch dadurch, daß er so eifrig die falsche Anbetung förderte, wurde er kein besserer König. Statt dessen stellte es sich heraus, daß er den blutrünstigen Gottheiten glich, die er anbetete, denn er vergoß unschuldiges Blut in sehr großer Menge (2Kö 21:1-6, 16). In deutlichem Gegensatz dazu bemühen sich die Anbeter des wahren Gottes, ihren vollkommenen Schöpfer nachzuahmen, indem sie die Frucht seines Geistes hervorbringen: Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde und Selbstbeherrschung (Eph 5:1; Gal 5:22, 23).
*** it-1 S. 981-984 Gott ***
GOTT.
Als Gott kann irgend etwas bezeichnet werden, was angebetet wird, da der Anbeter es für mächtiger hält als sich selbst und es verehrt. Man kann sogar seinen Bauch zu einem Gott machen (Rö 16:18; Php 3:18, 19). In der Bibel ist von vielen Göttern die Rede (Ps 86:8; 1Ko 8:5, 6), aber sie zeigt, daß die Götter der Nationen wertlose Götter sind (Ps 96:5; siehe GÖTTER, GÖTTINNEN).
Hebräische Ausdrücke. Zu den hebräischen Wörtern, die mit „Gott“ übersetzt werden, gehört das Wort ’El, das wahrscheinlich „Mächtiger“, „Starker“ bedeutet (1Mo 14:18). Es wird mit Bezug auf Jehova, auf andere Götter und auf Menschen gebraucht. Außerdem ist es häufig ein Bestandteil von Eigennamen, wie beispielsweise Elisa (was „Gott ist Rettung“ bedeutet) und Michael („Wer ist wie Gott?“). An einigen Stellen erscheint ’El mit dem bestimmten Artikel (ha·’Él, wörtlich: „der Gott“) und bezieht sich auf Jehova, wodurch er von anderen Göttern unterschieden wird (1Mo 46:3; 2Sa 22:31; siehe NW, Anhang, S. 1631).
In Jesaja 9:6 wird Jesus Christus prophetisch ’El Gibbṓr, „Starker Gott“, genannt (nicht ’El Schaddáj [Gott, der Allmächtige], was in 1. Mose 17:1 auf Jehova angewandt wird).
Die Pluralform ’elím wird mit Bezug auf andere Götter verwendet, wie z. B. in 2. Mose 15:11 („Götter“). Sie wird auch als Majestäts- oder Hoheitsplural benutzt, so in Psalm 89:6: „Wer kann Jehova ähnlich sein unter den Söhnen Gottes [bivenḗ ’Elím]?“ Daß die Pluralform hier und an einer Reihe anderer Stellen verwendet wird, um eine einzige Person zu bezeichnen, wird durch die Übersetzung von ’Elím mit der Singularform Theós in der Septuaginta und desgleichen mit Deus in der Vulgata gestützt.
Das hebräische Wort ’elohím (Götter) leitet sich anscheinend von einer Wurzel mit der Bedeutung „stark sein“ her. ’elohím ist der Plural von ’elṓah (Gott). Zuweilen bezeichnet dieser Plural eine Anzahl Götter (1Mo 31:30, 32; 35:2), kennzeichnet aber öfter den Majestäts-, Erhabenheits- oder Hoheitsplural. ’elohím bezieht sich in der Bibel auf Jehova selbst, auf Engel, auf Götzen (Singular und Plural) und auf Menschen.
Wenn auf Jehova angewandt, wird ’Elohím als Majestäts-, Erhabenheits- oder Hoheitsplural gebraucht (1Mo 1:1). Aaron Ember schrieb diesbezüglich: „Daß die Sprache des A[lten] T[estaments] den Gedanken der Vielheit in . . . [’Elohím] (auf den Gott Israels angewandt) völlig aufgegeben hat, zeigt besonders die Tatsache, daß es fast immer mit einem singularischen verbalen Prädikat konstruiert ist und ein singularisches adjektivisches Attribut erfordert. . . . [’Elohím] muß vielmehr als ein Intensitätsplural erklärt werden, der Größe und Majestät beinhaltet und dem großen Gott entspricht“ (The American Journal of Semitic Languages and Literatures, Bd. XXI, 1905, S. 208; vgl. W. Gesenius, Hebräische Grammatik, Nachdruck der 28. Auflage, 1977, S. 416, 417, § 124 g).
Der Titel ’Elohím lenkt die Aufmerksamkeit auf Jehovas Schöpfermacht. Er kommt im Schöpfungsbericht 35mal vor, wobei die dazugehörigen Verben, die die Aussprüche und das Wirken Gottes bezeichnen, immer im Singular stehen (1Mo 1:1 bis 2:4). Gott wohnt die Summe und die Substanz unendlicher Kräfte inne.
In Psalm 8:5 bezieht sich ’elohím auch auf Engel; das wird durch Hebräer 2:6-8 bestätigt, wo Paulus jene Stelle zitiert. Die Engel werden in 1. Mose 6:2, 4 sowie in Hiob 1:6 und 2:1 benḗ ha·’Elohím, „Söhne Gottes“ (EB), „Söhne des wahren Gottes“ (NW), genannt. Das Lexicon in Veteris Testamenti Libros von L. Koehler und W. Baumgartner (2. Auflage, Leiden 1958) gibt auf Seite 134 als Bedeutung an: „(einzelne) Gottwesen, Götter“. Und auf Seite 51: „die (einzelnen) Götter . . . Gn 6,2 Hi 1,6 2,1 38,7 “ (vgl. Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament, 3. Auflage, Leiden 1967, S. 51). Folglich wird in Psalm 8:5 ’elohím mit „Engel“ (LXX) oder mit „Gottähnliche“ (NW) wiedergegeben.
Das Wort ’elohím wird auch mit Bezug auf Götzen gebraucht. Manchmal bedeutet diese Pluralform einfach „Götter“ (2Mo 12:12; 20:23). Ein anderes Mal ist ’elohím der Hoheitsplural und bezieht sich nur auf einen einzigen Gott (oder eine einzige Göttin). Diese Götter waren allerdings keine Dreieinigkeit (1Sa 5:7b [Dagon]; 1Kö 11:5 [„Göttin“ Aschtoret]; Da 1:2b [Marduk]).
In Psalm 82:1, 6 wird ’elohím für Menschen, nämlich für Richter in Israel, gebraucht. Jesus zitierte in Johannes 10:34, 35 aus diesem Psalm. Sie waren in ihrer Eigenschaft als Repräsentanten und Sprecher Jehovas Götter. Desgleichen wurde Moses gesagt, er solle für Aaron und für Pharao als „Gott“ dienen (2Mo 4:16, Fn.; 7:1).
An vielen Stellen in der Bibel geht der bestimmte Artikel ha dem Wort ’Elohím voraus (1Mo 5:22). Über den Gebrauch von ha·’Elohím sagt F. Zorell: „In der Heiligen Schrift wird besonders der einzige, wahre Gott, Jahve, mit diesem Wort bezeichnet; . . . ‚Jahve ist der [einzige, wahre] Gott‘ 5Mo 4:35; 4:39; Jos 22:34; 2Sa 7:28; 1Kö 8:60 usw.“ (Lexicon Hebraicum Veteris Testamenti, Rom 1984, S. 54; aus dem Lateinischen; Klammern und Kursivschrift vom Verfasser).
Der griechische Ausdruck. Die gebräuchliche griechische Entsprechung von ’El und ’Elohím in der Septuaginta und von dem Wort für „GOTT“ oder „Gott“ in den Christlichen Griechischen Schriften lautet theós.
Der wahre Gott Jehova. Der wahre Gott ist kein namenloser Gott. Sein Name ist Jehova (5Mo 6:4; Ps 83:18). Er ist Gott, weil er alles erschaffen hat (1Mo 1:1; Off 4:11). Der wahre Gott „besteht wirklich“ (Joh 7:28); er ist eine Person (Apg 3:19; Heb 9:24), kein Naturgesetz, das ohne einen lebenden Gesetzgeber wirken würde, keine blinde Kraft, die durch eine Reihe von Zufällen veranlaßt hätte, daß sich das eine oder andere entwickelte. In der Ausgabe der Encyclopedia Americana von 1956 (Bd. 12, S. 743) ist unter der Überschrift „Gott“ folgender Kommentar zu lesen: „Im christlichen, muslimischen und jüdischen Sinne das höchste Wesen, der Schöpfer, und allgemein, wie ihn die ganze zivilisierte Welt heutzutage betrachtet, ein unabhängig existierendes, ewiges, absolut freies und allmächtiges Geistwesen, verschieden von den vielfältigen Dingen, die es geschaffen hat und die es bewahrt und beaufsichtigt. Es scheint bisher zu keiner Zeit in der Geschichte der Fall gewesen zu sein, daß die Menschheit ohne den Glauben an einen übernatürlichen Urheber und Regenten des Universums gewesen wäre.“
Beweise für die Existenz des „lebendigen Gottes“. Daß es einen Gott gibt, zeigt sich in der Ordnung, der Macht und der Komplexität, die in der Schöpfung, sowohl im Makrokosmos als auch im Mikrokosmos, zum Ausdruck kommen, und in der Art und Weise, wie er mit seinem Volk zu allen Zeiten gehandelt hat. Durch die Erforschung des sogenannten Buches der Schöpfung Gottes haben Wissenschaftler viel gelernt. Damit man aus einem Buch etwas lernen kann, muß es gute Gedanken enthalten und gut geschrieben sein.
Im Gegensatz zu den leblosen Göttern der Nationen ist Jehova „der lebendige Gott“ (Jer 10:10; 2Ko 6:16). Überall sind Beweise seines Wirkens und seiner Größe zu sehen. „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und die Ausdehnung tut das Werk seiner Hände kund“ (Ps 19:1). Die Menschen, die Gott verleugnen, haben dafür weder einen Grund noch eine Entschuldigung, „weil das, was man von Gott erkennen kann, unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbar gemacht. Denn seine unsichtbaren Eigenschaften werden seit Erschaffung der Welt deutlich gesehen, da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden, ja seine ewigwährende Macht und Göttlichkeit, so daß sie unentschuldbar sind“ (Rö 1:18-20).
Von Jehova Gott wird in der Bibel gesagt, er lebe von unabsehbarer Zeit bis auf unabsehbare Zeit, ja ewig (Ps 90:2, 4; Off 10:6). Er wird ferner als der König der Ewigkeit und als der unvergängliche, unsichtbare, allein wahre Gott bezeichnet (1Ti 1:17). Vor ihm gab es keinen Gott (Jes 43:10, 11).
Unermeßlich groß, aber nicht unnahbar. Der wahre Gott ist unermeßlich groß und für den menschlichen Verstand nicht völlig ergründlich. Das Geschöpf kann seinem Schöpfer niemals gleich werden und kann seine Gedankengänge niemals alle erfassen (Rö 11:33-36). Man kann Gott aber finden und sich ihm nahen. Er versorgt auch seine Anbeter mit allem, was sie zu ihrem Wohl und ihrem Glück benötigen (Apg 17:26, 27; Ps 145:16). Er ist jederzeit aufs beste in der Lage und bereit, seinen Geschöpfen gute Gaben und Geschenke zu geben, denn es steht geschrieben: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt von oben, denn es kommt vom Vater der himmlischen Lichter herab, und bei ihm gibt es keine Veränderung von der Drehung des Schattens“ (Jak 1:17). Jehova handelt stets im Rahmen seiner gerechten Vorkehrungen, und alles, was er tut, beruht auf einer rechtlichen Grundlage (Rö 3:4, 23-26). Daher können ihm alle seine Geschöpfe volles Vertrauen schenken in dem Bewußtsein, daß er sich stets an seine Grundsätze hält. Er ändert sich nicht (Mal 3:6), und bei ihm gibt es keine „Veränderung“, was die Anwendung seiner Grundsätze betrifft. Es gibt bei ihm keine Parteilichkeit (5Mo 10:17, 18; Rö 2:11), und es ist unmöglich, daß er lügt (4Mo 23:16, 19; Tit 1:1, 2; Heb 6:17, 18).
Seine Eigenschaften. Der wahre Gott ist nicht allgegenwärtig, denn es wird von ihm gesagt, er habe eine Wohnstätte (1Kö 8:49; Joh 16:28; Heb 9:24). Sein Thron ist im Himmel (Jes 66:1). Er ist allmächtig (1Mo 17:1; Off 16:14). „Alle Dinge sind nackt und bloßgelegt vor [seinen] . . . Augen“, und er ist es, „der von Anfang an den Ausgang kundtut“ (Heb 4:13; Jes 46:10, 11; 1Sa 2:3). Seine Macht und sein Wissen sind allumfassend, sie dringen bis zu jedem Teil des Universums vor (2Ch 16:9; Ps 139:7-12; Am 9:2-4).
Der wahre Gott ist Geist, nicht Fleisch (Joh 4:24; 2Ko 3:17), obwohl er seine Sehkraft, seine Macht usw. manchmal mit menschlichen Fähigkeiten vergleicht. So spricht er z. B. in übertragenem Sinne von seinem „Arm“ (2Mo 6:6), seinen „Augen“ und seinen „Ohren“ (Ps 34:15) und weist darauf hin, daß er als der Schöpfer des menschlichen Auges und des menschlichen Ohrs auch sehen und hören kann (Ps 94:9).
Zu Gottes wichtigsten Eigenschaften gehören Liebe (1Jo 4:8), Weisheit (Spr 2:6; Rö 11:33), Gerechtigkeit (5Mo 32:4; Rö 1:17) und Macht (Hi 37:23; Off 19:1). Er ist ein Gott der Ordnung und des Friedens (1Ko 14:33). Er ist absolut heilig, rein und lauter (Jes 6:3; Hab 1:13; Off 4:8). Er ist glücklich (1Ti 1:11) und barmherzig (2Mo 34:6; Luk 6:36). Die Bibel erwähnt noch viele weitere Merkmale seiner Persönlichkeit.
Seine Stellung. Jehova ist der höchste Souverän des Universums, der König der Ewigkeit (Ps 68:20; Da 4:25, 35; Apg 4:24; 1Ti 1:17). Sein Thron ist über alles erhaben (Hes 1:4-28; Da 7:9-14; Off 4:1-8). Er ist die Majestät (Heb 1:3; 8:1), der majestätische Gott, der Majestätische (1Sa 4:8; Jes 33:21) und der Quell allen Lebens (Hi 33:4; Ps 36:9; Apg 17:24, 25).
Seine Gerechtigkeit und Herrlichkeit. Der wahre Gott ist ein gerechter Gott (Ps 7:9). Er ist der Gott der Herrlichkeit (Ps 29:3; Apg 7:2). Er ist in seiner Hoheit über alles erhaben (5Mo 33:26) und ist mit Hoheit und Stärke bekleidet (Ps 93:1; 68:34) sowie mit Würde und Pracht (Ps 104:1; 1Ch 16:27; Hi 37:22; Ps 8:1). „Lauter Würde und Pracht ist sein Tun“ (Ps 111:3). Herrlichkeit und Pracht kennzeichnen sein Königtum (Ps 145:11, 12).
Sein Vorsatz. Gott hat einen Vorsatz, den er verwirklichen wird und der durch nichts vereitelt werden kann (Jes 46:10; 55:8-11). Sein Vorsatz besteht gemäß Epheser 1:9, 10 darin, „in dem Christus wieder alle Dinge zusammenzubringen, die Dinge in den Himmeln und die Dinge auf der Erde“. Durch Christus wird die ganze vernunftbegabte Schöpfung in völlige Harmonie mit Gott gebracht werden. (Vgl. Mat 6:9, 10.) Vor Jehova existierte niemand; er ist daher älter als irgend jemand anders (Jes 44:6). Da er der Schöpfer ist, existierte er auch vor allen anderen Göttern, und ‘keiner wird nach ihm mehr sein’, weil die Nationen niemals einen wirklichen, lebendigen Gott, der prophezeien kann, hervorbringen (Jes 43:10; 46:9, 10). Als das Alpha und das Omega (Off 22:13) ist er der einzige allmächtige Gott; er wird die Streitfrage um seine Göttlichkeit erfolgreich beilegen und für immer als der einzige allmächtige Gott gerechtfertigt sein (Off 1:8; 21:5, 6). Da er seine Vorsätze oder Bündnisse niemals vergißt oder aufgibt, ist er auch ein zuverlässiger und loyaler Gott (Ps 105:8).
Ein mitteilsamer Gott. In seiner großen Liebe zu seinen Geschöpfen hat Gott hinreichend dafür gesorgt, daß sie ihn und seine Vorsätze kennenlernen können. Bei drei Gelegenheiten war seine Stimme auf der Erde von Menschen zu hören (Mat 3:17; 17:5; Joh 12:28). Er redete auch durch Engel (Luk 2:9-12; Apg 7:52, 53) und durch Männer wie Moses, denen er Richtlinien und Offenbarungen gab, und vor allem durch Jesus Christus, seinen Sohn (Heb 1:1, 2; Off 1:1). Sein geschriebenes Wort ist sein Kommunikationsmittel, durch das er sein Volk für seinen Dienst vollständig ausrüstet und es auf dem Weg des Lebens leitet (2Pe 1:19-21; 2Ti 3:16, 17; Joh 17:3).
Den Göttern der Nationen gegenübergestellt. Der wahre Gott, der Schöpfer der herrlichen Himmelskörper, hat einen Glanz und eine Herrlichkeit, die das menschliche Auge nicht ertragen könnte, „denn kein Mensch kann [Gott] . . . sehen und dennoch leben“ (2Mo 33:20). Nur die Engel, d. h. Geistgeschöpfe, verfügen über eine Sehkraft, die es ihnen ermöglicht, sein Angesicht buchstäblich zu sehen (Mat 18:10; Luk 1:19). Doch Menschen läßt Gott eine solche Erfahrung nicht machen. In seiner liebenden Güte ermöglicht er es ihnen aber, seine vortrefflichen Eigenschaften durch sein Wort, einschließlich der Offenbarung seiner selbst durch seinen Sohn Christus Jesus, kennenzulernen (Mat 11:27; Joh 1:18; 14:9).
In der Offenbarung vermittelt uns Gott einen Begriff von der Wirkung seiner Gegenwart. Der Apostel Johannes hatte eine Vision, in der er Gott gewissermaßen sah, das heißt, in der ihm der Eindruck vermittelt wurde, als sähe er Gott auf seinem Thron. Gott sah nicht aus wie ein Mensch; er hatte sich noch nie einem Menschen gezeigt. Johannes sagte später selbst: „Kein Mensch hat GOTT jemals gesehen“ (Joh 1:18). Was von Gott gesehen wurde, glich vielmehr hochpolierten, kostbaren, herrlich funkelnden Edelsteinen, die das Auge entzücken und Bewunderung hervorrufen. Gott war „dem Aussehen nach gleich einem Jaspisstein und einem kostbaren rotfarbenen Stein, und rings um den Thron [war] . . . ein Regenbogen, dem Aussehen nach gleich einem Smaragd“ (Off 4:3). Seine Erscheinung ist also schön und angenehm und löst Bewunderung aus. Sein Thron ist ebenfalls von Herrlichkeit und von einer Atmosphäre der Ruhe und Stille umgeben. Das wird durch das Vorhandensein eines vollständigen smaragdenen Regenbogens angedeutet, der an die wohltuende, beruhigende Stille nach einem Sturm erinnert. (Vgl. 1Mo 9:12-16.)
Wie ganz anders ist doch der wahre Gott, verglichen mit den Göttern der Nationen, die oft als grotesk, zornig, grausam, unerbittlich, unbarmherzig, launisch im Erweisen von Gunst, furchterregend und teuflisch dargestellt werden, als Wesen, die bereit sind, irdische Geschöpfe, Menschenseelen, in einer Art Inferno zu quälen!
„Ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert“. „Denn wenn es auch solche gibt, die ‚Götter‘ genannt werden, ob im Himmel oder auf der Erde, wie es ja viele ‚Götter‘ und viele ‚Herren‘ gibt, so gibt es für uns tatsächlich e i n e n GOTT, den Vater“ (1Ko 8:5, 6). Jehova ist der allmächtige Gott, der einzige wahre Gott, und er fordert zu Recht ausschließliche Ergebenheit (2Mo 20:5). Seine Diener dürfen nicht zulassen, daß irgend jemand anders in ihrem Herzen und bei ihren Handlungen den Platz einnimmt, der Jehova rechtmäßigerweise zusteht. Er verlangt von seinen Anbetern, daß sie ihn mit Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4:24). Sie sollten nur vor ihm eine ehrfurchtsvolle Scheu haben (Jes 8:13; Heb 12:28, 29).
Zu den anderen Mächtigen, die in der Bibel „Götter“ genannt werden, gehört Jesus Christus, der „der einziggezeugte Gott“ ist. Doch er sagte selbst deutlich: „Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen“ (Joh 1:18; Luk 4:8; 5Mo 10:20). Die Engel sind „Gottähnliche“, dennoch hielt einer von ihnen Johannes davon zurück, ihn anzubeten, indem er sagte: „Sieh dich vor! Tu das nicht! . . . Bete Gott an“ (Ps 8:5; Heb 2:7; Off 19:10). Einflußreiche Männer unter den Hebräern wurden „Götter“ genannt (Ps 82:1-7), doch lag es nicht in Gottes Absicht, daß ein Mensch angebetet werden sollte. Als Kornelius dem Apostel Petrus zu huldigen begann, hielt dieser ihn davon zurück mit den Worten: „Steh auf; ich selbst bin auch ein Mensch“ (Apg 10:25, 26). Die falschen Götter, die die Menschen nach der Auflehnung in Eden im Laufe der Jahrhunderte erfunden und gemacht haben, sollten keinesfalls angebetet werden. Das mosaische Gesetz warnte ausdrücklich davor, falsche Götter statt Jehova anzubeten (2Mo 20:3-5).
2007-02-22 15:39:15
·
answer #4
·
answered by diakon 3
·
0⤊
0⤋