Kurzdarstellung: Die Neue Frauenbewegung
Die Situation in den 70er Jahren war gekennzeichnet durch eine ,,Reformeuphorie`` , die eng mit der Durchsetzung der internationalen Entspannungspolitik zwischen Ost und West verbundenen war. Innenpolitische Reformen sollten in der BRD das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem sozial gerechter gestalten. Bekannte allgemeine demokratische und soziale (Protest-)Bewegungen, national wie international, waren u.a. die Studenten- und Frauenbewegung in den USA und in Frankreich, die Anti-Notstands-, Vietnam- und Studentenbewegungen sowie die Septemberstreiks 1969 in der Bundesrepublik (vgl. HERV� 1996, 178).
Ende der 60er war im Zusammenhang mit oben beschriebenen Ver�nderungen ein Aufschwung der Frauenbewegung in der BRD zu verzeichnen, ,,bekannt unter dem Begriff ,,Neue Frauenbewegung`` . Mit ,,neu`` ist gemeint, da� es im Unterschied zur �,,alten Frauenbewegung`` nicht nur um Gleichberechtigung geht, sondern um tiefgreifende Ver�nderungen auf der Bewu�tseinsebene und in den Verhaltensweisen.
Im folgenden wird ein kurzer Abri� zur Geschichte der Neuen Frauenbewegung in der BRD gegeben:
1968 flogen die ersten Tomaten gegen SDS-Genossen; der Frankfurter Weiberrat wurde gegr�ndet.
1968 entstand in West-Berlin der ,,Aktionsrat zur Befreiung der Frau`` (sp�ter ,,Sozialistischer Frauenbund`` )
1969 wurde in Bonn der ,,Arbeitskreis Emanzipation`` gegr�ndet.
1969/70 kam es zur Bildung von Frauengruppen (im Mittelpunkt stand die L�sung der Kinderfrage, die zu einer emanzipatorischen Erziehungsdiskussion und zur Entwicklung einer Kinderladenbewegung f�hrte).
1971 wurde die Selbstbezichtigungskampagne ,,Ich habe abgetrieben`` gegen den Paragraph �218 durchgef�hrt (initiiert zun�chst in Frankreich, dann durch Alice Schwarzer in der BRD) - mit Gruppenbildung, Veranstaltungen und Demonstrationen; es beteiligten sich sowohl autonome Frauengruppen wie gewerkschaftlich und parteilich organisierte Frauen.
1975 f�hrte das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen die Fristenregelung beim Paragraph �218 zum R�ckzug oder zur Konzentration auf alternative Selbsthilfekonzepte (Polarisierung innerhalb der Frauenbewegung).
in den 1973 entstandenen ,,Frauenzentren`` entwickelte sich aus den autonomen Selbsterfahrungsgruppen eine vielf�ltige Frauenprojektbewegung (Frauenkneipen, -zentren, -buchl�den, -zeitschriften, -verlage, Kulturgruppen, Selbsthilfeprojekte wie Frauenh�user, Sommeruniversit�ten).
Frauen aus linken Parteien und Gewerkschaftsfrauen wurden aktiver; die Tradition des Internationalen Frauentages wurde wieder entdeckt.
Es kam zur Polarisierung innerhalb der Frauenbewegung zwischen den Radikalfeministinnen und Gesellschaftlichorientierten.
Seit 1984 zeichnen sich Ans�tze einer breiten Zusammenarbeit der verschiedensten Kr�fte der Frauenbewegung u.a. in Aktionen, in verschiedenen lokalen Frauenb�ndnissen und -foren bis hin zur Organisation eines Frauenstreiks zum Internationalen Frauentag 1994 ab.
Die Frauenbewegung ist zu einem politischen Faktor geworden.
Allerdings stellen sich heute neue Probleme und Herausforderungen, deren L�sung f�r die weitere Entwicklung entscheidend ist (Institutionalisierung von Frauenpolitik; Zersplitterung in vielf�ltige Frauenprojekte; Individualisierung)
Betty Friedan – Urmutter der Frauenbewegung
Betty Friedan
Sie schrieb sich ihren Frust von der Seele und löste eine Revolution aus. Durch ihre Abrechnung mit der Hausfrauenrolle wurde Betty Friedan in den 60er Jahren zur Bestsellerautorin – und zum Sprachrohr unzufriedener Frauen.
Von Barbara Munker
Emanzipation war für die junge Betty Naomi Goldstein Anfang der 40er Jahre ein Fremdwort. Als die Berkeley-Universität in Kalifornien der hoch begabten Psychologiestudentin ein Ehren-Stipendium anbot, lehnte sie ab, um ihre Liebesbeziehung mit einem neidischen Physiker nicht zu gefährden. Sie wollte nicht «schlauer als die Jungen sein», räumte sie später ein, als sie längst als Urmutter der «women's lib», der Frauenbewegung, gefeiert wurde. Die amerikanische Feministin und Autorin Betty Friedan starb am Samstag an ihrem 85. Geburtstag in Washington. Als Todesursache gab die Familie laut «New York Times» Herzversagen an.
Mit ihrem ersten Buch «The Feminine Mystique» («Der Weiblichkeitswahn») zündete Friedan 1963 den Funken für die Emanzipationsbewegung in den USA. Darin rechnete sie mit der typischen Frauenrolle als Mutter und Hausfrau ab. Sie klagte eine Gesellschaft an, die Frauen den Weg zur Selbstfindung versperrte. Dabei schrieb sie sich auch den eigenen Frust von der Seele. Für ihren Mann, den Werbemanager Carl Friedan, und ihre drei Kinder hatte sie ihre wissenschaftliche Karriere aufgegeben.
«Ich ahnte nicht, dass mein Buch eine Revolution auslösen würde», versicherte die plötzlich berühmte Hausfrau. Mit über drei Millionen verkauften Exemplaren wurde sie zur Bestsellerautorin und zum Sprachrohr unzufriedener Frauen, die das Leben im «amerikanischen Traumhaus» satt hatten. Auf 300 Seiten analysierte sie «das Problem, das keinen Namen hat», nach Interviews mit Frauen, die unter der alltäglichen Isolation litten.
1966 gründete sie die «National Organization for Women» (NOW), die unter ihrer Präsidentschaft - bis 1970 - zu einer einflussreichen Interessenvertretung der Frauen wurde. Die 1970 von ihr organisierte erste groÃe nationale Frauendemonstration richtete sich gegen die Diskriminierung der Frauen in der amerikanischen Gesellschaft. Friedan kämpfte auch um das Recht auf den Schwangerschaftsabbruch.
Mittlerweile geschieden, diskutierte, demonstrierte, organisierte und kämpfte Friedan - mit wirkungsvollen Slogans wie «Frauen der Welt vereinigt Euch! Ihr habt nichts zu verlieren als Euren Staubsauger» - an verschiedenen Fronten, um den Frauen einen Platz in Bereichen zu verschaffen, von denen sie früher ausgeschlossen waren.
Im Lauf der Jahre schlug sie dann sanftere Töne an, was ihr einige radikale Feministinnen als Wandlung zum Reaktionären vorhielten. «Feminismus ist gut für Männer», schrieb sie 1981 in ihrem Buch «Der zweite Schnitt». Die Frauenbewegung könne eine «humanisierende Kraft» für die gesamte menschliche Gesellschaft sein, machte sie als Vermittlerin zwischen Frauen und Männern geltend.
Mit über 70 Jahren setzte sich Friedan mit dem Alter auseinander und brachte 1995 mit «Mythos Alter» ihr letztes Buch heraus. Darin geht es um Probleme wie Diskriminierung und soziale Ausgrenzung, die Realität von Alters- und Pflegeheimen und um neue Formen der Selbstverwirklichung. Die neunfache GroÃmutter pendelte in den letzten Jahren zwischen Washington D.C. und den Hamptons, einem Strandbad auf Long Island.
Sie habe schon einmal darüber nachgedacht, was auf ihrem Grabstein stehen soll, gestand die Galionsfigur der Frauenbewegung einst in einem Interview. «Sie hat Frauen geholfen, sich als Frauen besser zu fühlen und somit Männer freier und erfüllter lieben zu können.» (dpa)
http://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schwarzer
Anne
2007-02-16 02:50:44
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answer #2
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answered by Anne 7
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