Umstellung auf Frischkost
Häufig werden Meerschweinchen falsch gefüttert, z. B. gibt es immer noch sehr viele Menschen, die ihren Meerschweinchen keine oder nur ungenügend Frischkost geben. Das birgt besondere Gefahren, denn für Frischkost sind bestimmte Blinddarmbakterien notwendig, die ohne Frischkost verhungern. Gibt man einem Meerschweinchen, was noch nie Frischkost bekommen hat, auch nur eine Gurke, wird es diese gierig verschlingen. Die Gurke kann aber ohne die entsprechenden Blinddarmbakterien nicht mehr verdaut werden, so fängt die Gurke an zu faulen und zu gären und setzt Gase frei. Diese führen zu tödlichen Koliken.
Aus diesem Grund müssen Meerschweinchen erst ganz langsam und vorsichtig an Frischkost gewöhnt werden. Das Beste ist, man bietet ihnen am ersten Tag nur ein achtel Scheibchen Möhre pro Meerschweinchen an, am nächsten Tag ein viertel Scheibchen Möhre, am dritten Tag ein halbes Scheibchen Möhre, bis die Meerschweinchen eine Möhre am Tag vertragen. Nun können so viele Möhren verfüttert werden, wie die Meerschweinchen mögen.
Da aber nur Möhren zu einseitig wär, fängt man nun mit einem kleinen Stückchen Fenchel an (Möhren werden weitergefüttert, Trockenfutter kann weggelassen werden), gibt am nächsten Tag ein Stückchen mehr wie mit den Mohrrüben. Werden auch hier so viel Fenchel vertragen, wie die Meerschweinchen freiwillig fressen, kann das nächste Gemüse vorsichtig angefüttert werden - oder aber auch frische Kräuter, Gras, Äste und Zweige mit frischen Blättern und so weiter und so fort. Je mehr an unterschiedlichen Frischkostsorten Ihre Meerschweinchen kennen und je größer die Menge ist, die sie fressen, desto unbesorgter können sie auch unbekannte Frischkostsorten anbieten, es braucht dann nicht mehr vorsichtig angefüttert werden.
Junge Meerschweinchen können von Anfang an Frischkost bekommen, es sollte nur bei Jungtieren vorsichtig angefüttert werden, deren Eltern zuwenig Frischkost bekommen haben. Normalerweise nehmen die Jungtiere über den Blinddarmkot der Eltern die Bakterien, die sie zur Verdauung brauchen, auf. Wenn die Eltern allerdings zuwenig Bakterien zur Frischkostverdauung haben, können die Jungtiere nicht genügend dieser wichtigen Bakterien aufnehmen und müssen daher genauso vorsichtig angefüttert werden, wie ausgewachsene Meerschweinchen, die noch nie Frischfutter bekommen haben.
Rauhfutter
Die Grundlage des Ernährungsplans für Meerschweinchen ist Heu, einige Meerschweinchen fressen auch zusätzlich Stroh. Wer an frisches Gras von artenreichen Wiesen kommt, kann auch Gras verfüttern. Sehr gut sind viele Pferdeweiden und Schafweiden geeignet. Meerschweinchen sind ohne Probleme nur mit Heu und Gras gesund zu erhalten, anderes Futter brauchen sie eigentlich nicht. Eine Nur-Heu-Ernährung geht dagegen nicht, da in Heu durch den Trocknungsvorgang zuviele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe verloren gehen, die das Meerschweinchen zum Leben braucht
Trockenfutter/Meerschweinchenfutter
Jegliches Futter, was Sie im Laden sehen und wo Meerschweinchenfutter drauf steht, ist nicht für Meerschweinchen geeignet. Es besteht aus stärkehaltigen Bestandteilen, meist Getreide oder Kartoffeln und melassehaltigen Pellets. Melasse ist ein Abfallprodukt der Zuckerindustrie und wird als Bindemittel in Pellets benutzt. Die Hälfte der Melasse besteht aus Saccharose, einem Zucker, der die Darmfauna der Meerschweinchen durcheinanderbringt. Er fördert Escherichia choli, eine Darmbakterienart, die im Meerschweinchendarm nicht überhand nehmen darf, weil sie die lebensnotwendigen celluloseabbauenden Blinddarmbakterien verdrängen. Die Folge sind Schäden, die erst nach Jahren ersichtlich werden. Auch weicher Kot kann oft genug auf Trockenfutter zurückgeführt werden. Weitere Folgeerkrankungen sind Skelettveränderungen durch ein falsches Calcium:Phosphor:Magnesium-Verhältnis, Darmschäden, Nierenschäden, bei entsprechend veranlagten Meerschweinchen Blasen- und Nierensteine und eine erhöhte Anfälligkeit für jegliche Darmerkrankungen und Hauterkrankungen.
Pellets
Meerschweinchen brauchen keine Pellets, das Geld können Sie sich also sparen. Jedoch sind bestimmte Pellets, die für Meerschweinchenzüchter konzipiert sind, lange nicht so schädlich wie Trockenfutter. Trotzdem sollten sie entweder ganz auf Pellets verzichten oder nur höchstens einen Teelöffel pro Tag pro zwei Tieren zufüttern.
Selbst gute Pellets enthalten Melasse, die ist schädlich für Meerschweinchen. Giftig für Meerschweinchen ist Menadion (fälschlicherweise von der Industrie auch Vitamin K3 genannt, es ist aber kein Vitamin sondern ein billiger Ersatz für Vitamin K1/K2), was leider immer noch bei einigen Pellets zugesetzt wird, hier müssen sie aufpassen wie ein Luchs, um nicht solche Pellets zu erwischen.
Leckereien
Jegliche Joghurtdrops, Knabberstangen und ähnliche Süßigkeiten für Meerschweinchen sind für diese nicht geeignet. Oft sind tierische Eiweiße (Milch, Quark) oder zusätzliche Zucker außer Melasse (Honig) enthalten. Außerdem enthalten sie oft fetthaltige Körner wie Sonnenblumenkerne oder sehr stärkereiche Körner wie Getreide. Meerschweinchen sind jedoch an eine energiearme und bestenfalls eiweißreiche Grasnahrung angepaßt, sie werden nur deshalb nicht sofort krank, weil sie über Hunderte von Jahren domestiziert sind und energiereichere Pflanzen wie Gras bekommen haben, z. B. das Grün von Mais oder Gemüseabfälle.
Supplemente
Salzlecksteine, Mineraliensteine und zusätzliche Vitamine sind bei artgerechter Ernährung nicht nur unnötig, sondern können auch schädlich sein. Werden Salzlecksteine und Mineraliensteine aus Langeweile angenagt, führt dies oft zu Vergiftungen.
Salzlecksteine bestehen größtenteils aus Natriumchlorid. Natriumchlorid ist in genügender Menge in Heu, Gras, Gemüse und Kräutern enthalten. Wird zuviel Natriumchlorid aufgenommen, z. B. weil die Meerschweinchen den Salzleckstein aus Langeweile aufeinmal auffressen, führt dies unweigerlich zum Tod der Tiere durch Austrocknung.
Mineraliensteine bestehen größtenteils aus Calcium. Wird zuviel Calcium bei zuwenig Phosphor und zuwenig Mangan aufgenommen, wird das Calcium vermehrt in Knochen und sogar in Knorpelgewebe eingebaut. Die Folge sind Arthritis. Durch das Überangebot von Calcium werden zusätzlich bei entsprechend veranlagten Meerschweinchen Blasenschlamm, Blasensteine und Nierensteine gefördert.
Vitamintropfen werden oft mit der Begründung empfohlen, daß Meerschweinchen kein Vitamin C selbst herstellen können - lassen Sie sich nichts erzählen, denn Meerschweinchen brauchen nicht mehr Vitamin C wie andere Säugetiere auch! Hinzu kommt, daß es zumindest im menschlichen Bereich sich immer mehr herausstellt, daß isolierte Vitamine nur dann gesundheitsfördernd wirken, wenn ein Mangel vorliegt. Ansonsten sind sie eher schädlich. Da die Aufnahme und Verwertung von Vitaminen grundlegend ist, ist zu vermuten, daß dies auch für Meerschweinchen gilt. Artgerecht ernährte Meerschweinchen brauchen also keine Vitamintropfen. Sie holen sich ihr Vitamin C aus dem Frischfutter.
Gemüse
Frisches Gemüse kann soviel gegeben werden, wie die Meerschweinchen futtern. Da Gemüse eine Ersatzkost für Gras ist, sollte so abwechslungsreich wie irgend möglich gefüttert werden. In Frage kommen Mohrrüben, Pastinaken, Gurken, Zucchini, Gemüsepaprika, Fenchel, Tomate, Kürbis, Melone, Sellerie, Chicoree, Stielmus, Kohlrabi mit Blättern und Knolle, Chinakohl, Radieschen mit Knolle und Kraut, Topinamburkraut.
Die Topinamburknolle sowie auch Süßkartoffel sind zwar eine willkommene und gut verträgliche Abwechslung, aber sie sind auch Kraftfutter und machen Meerschweinchen dick, deshalb sollten sie, wenn überhaupt, nur selten verfüttert werden.
Nur in kleinen Mengen gehen auch frische rote Beete, Spinat, Mangold, Magentaspreen, das Kraut von Quinoa und Amaranth und Gartenmelde. Rote Beete führt in großen Mengen bei einigen Meerschweinchen zu weichem Kot, der Grund ist unbekannt. Die anderen Gemüse sind oxalsäurehaltig. Oxalsäure steht im Verdacht, mit überschüssigem Kalzium in größeren Mengen zu Blasen- und Nierensteinen zu führen. Meerschweinchen, die schon mal Blasensteine, Nierensteine oder Blasenschlamm hatten, sollten vorsichtshalber diese Gemüse gar nicht bekommen.
Besonders vorsichtig muß Kohl und Klee angefüttert werden. Selbst wenn Ihr Meerschweinchen schon viele unterschiedliche Frischfuttersorten kennt, muß mit extrem kleinen Mengen begonnen werden. Weniger gefährlich sind Blumenkohl und Brokoli, besonders gefährlich ist Grünkohl, Weißkohl und Luzerne. Wer sich nicht sicher ist, sollte deshalb Kohl vorsichtshalber ganz meiden, es gibt genügend andere Gemüse, die ohne Probleme vertragen werden.
Geben Sie Gemüse stets frisch, es gibt keinen Grund, Gemüse getrocknet zu verfüttern, denn es enthält nichts, was wichtig für Meerschweinchen wäre und nicht auch im Heu enthalten wäre - nur ist Heu durch seinen hohen Kieselsäuregehalt viel gesünder als getrocknetes Gemüse.
Obst
Frisches Obst kann ab und an als Abwechslung gefüttert werden, zu häufig ist jedoch aufgrund des hohen Zuckergehaltes nicht gesund. Sie können die Schale mitverfüttern, konventionelles Obst muß allerdings vorher gründlich unter fließendem Wasser abgebürstet werden, weil es oft mit Wachsen haltbarer gemacht wurde. Bioobst dagegen kann auch ungewaschen gereicht werden.
Geeignet sind Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Himbeeren, Bananen, Kiwi, Weintrauben.
Getrocknetes Obst ist schädlich für Meerschweinchen, da der Fruchtzucker im getrockneten Obst besonders gut aufgenommen werden kann. Fruchtzucker belastet die Leber und die Bauchspeicheldrüse, weil er möglichst schnell abgebaut werden muß. Zucker werden oft zu Fetten umgebaut und in speziellen Fettzellen gespeichert, was zu einer Verfettung des Meerschweinchens führt. Weiterhin fördert auch Fruchtzucker die Vermehrung der falschen Darmbakterien. Fruchtzucker aus getrocknetem Obst kann bei entsprechend veranlagten Meerschweinchen Diabetes fördern. Da durch den Trocknungsvorgang nicht nur das Wasser dem Obst entzogen wird, sondern auch viele Vitamine, insbesondere Vitamin C, zerstört wird, gibt es nix im getrockneten Obst, was das Meerschweinchen brauchen würde.
Avocado sollten Sie niemals verfüttern - oft wird sie vertragen, aber manchmal wirkt sie tödlich giftig! Da bisher niemand weiß, woran das liegt, sollten sie hier keine Experimente machen. Man sieht den Avocados nicht an, ob es nun eine giftige ist oder nicht - man schmeckt es auch nicht. Wenn sie eine für Nager giftige Avocado ihren Tieren verfüttern, können ihre Tiere nicht mehr gerettet werden und sterben!
Kräuter
Kräuter sind sehr gesund, sie können frisch Küchenkräuter und Wildkräuter anbieten - es sollte allerdings niemals die Hauptportion sein, sondern nur eine Abwechslung. An Wildkräutern gehen z. B. Löwenzahn, Schafgarbe, Vogelmiere, Breitwegerich, Spitzwegerich, Giersch. Auch getrocknete Kräuter können angeboten werden, davon allerdings wegen des meist hohen Calciumgehaltes nicht mehr als 1 EL pro Tier in der Woche.
Äste und Zweige von Bäumen und Sträuchern
Es gibt eine Vielzahl von Bäumen, deren Äste und Zweige samt Blättern verfüttert werden können und von vielen Meerschweinchen geliebt werden. Sie beschäftigen die Meerschweinchen und sorgen für einen guten Backenzahnabrieb.
Geeignet sind alle Obstbäume, es muß jedoch darauf geachtet werden, daß keine Früchte von Steinobst mehr an den Zweigen sind. Die Früchte selbst sind meist blähend, die Kerne enthalten größere Mengen von Stoffen, die in dem Augenblick, wo die Steine aufgenagt werden, Blausäure in großen Mengen freisetzen. Blausäure ist in den großen Mengen giftig. In den Ästen und Zweigen jedoch sind keine dieser Stoffe enthalten.
Weiterhin geeignet sind Himbeeräste, Linde, Pappel, Ahorn, Hainbuche, Weide, Kiefer, Tanne (keine Weihnachtsbäume, denn die sind gespritzt und deshalb tödlich giftig!), Fichte.
Rosen und Brombeeren sind auch sehr gut geeignet, aber sehr stachelig. Entweder entfernen Sie die Stacheln oder verfüttern nur die Teile, die noch jung sind und deshalb noch ganz weiche Stacheln haben. Es können auch ohne Probleme die Blüten und Früchte verfüttert werden. Rosen und Brombeeren sind sehr gesund.
Auf keinen Fall
Auf keinen Fall sollten Brot, Kartoffeln, gekochtes Gemüse oder Obst, rote und grüne Bohnen, gezuckerte Speisen und getrocknetes Obst, Salzlecksteine, Mineraliensteine, Vitamintropfen und Zwiebelpflanzen (Zwiebeln, Knoblauch) auf den Speiseplan
2007-02-14 14:24:50
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answer #7
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answered by mietze_katzen 6
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