Ernst Haeckel (1834-1919)
Ebnete dem Darwinismus den Weg nach Deutschland
"Jedesmal, wenn ich der lieben Mutter Erde wieder nahekomme, mich ganz, wie ich bin und lebe in sie hineinstürze, Wald und Berge und Wasser auf mich ganz unmittelbar wirken lasse, dann lebe ich neu auf, und neue Begeisterung für alles Wahre, Gute und Schöne strömt in mein Herz hinein".
Von Kindheit an mit der Natur vertraut sucht Haeckel in ihr die Schönheit, sei es die einer bunten Blüte, die der ästhetischen Form eines Meerestieres, sei es die eines Sturzbaches, einer anfragenden Felsklippe, einer Landschaft in allen ihren Stimmungen. Er hat nie eine graphische Schulung genossen, niemals Malkurse besucht - und doch hat er bei allen seinen Reisen stets ein Skizzenbuch und stets den Malkasten mit sich geführt. Zahlreiche Aquarelle und Graphiken im Jenaer Haeckel-Archiv, einige weitere im Frankfurter Senckenberg-Museum lassen erkennen, dass er nicht nur ein begeisterter, sondern auch hoch begabter Autodidakt war.
Am 16. Februar 1834 wurde dem Regierungsrat Karl Haeckel und seiner Ehefrau Charlotte Sethe in Potsdam ein Sohn geboren, Ernst Heinrich Haeckel. Der Vater, ein in seiner Haltung von Preussentum und Protestantismus bestimmter Jurist, wird 1835 nach Merseburg versetzt, wo er als Oberregierungsrat für Schul- und Kirchenfragen zuständig wird. Hier wird im kleinen Ernst durch einen Privatlehrer die Liebe zur Naturbeobachtung erweckt, und insbesondere das Interesse an der Pflanzenwelt in Wald und Flur. 1852 legt er die Reifeprüfung ab.
Am beabsichtigten Studium der Botanik bei Schleiden in Jena durch eine Erkrankung gehindert, studiert Ernst Haeckel ein Semster Medizin in Berlin. Ab Herbst 1852 belegt er bei Rudolf Albert von Kölliker in Würzburg Anatomie, Physiologie und Entwicklungsgeschichte. Das fünfte und sechste Semester absolviert er in Berlin, wo in ihm unter dem Einfluss des bedeutenden Zoologen Johannes Müller das Interesse an marinen Faunen erwacht. 1856 wird er Assistent bei Rudolf Virchow, der später zur weit überragenden Persönlichkeit unter den deutschen Pathologen und daneben auch zum aktiven Politiker werden wird. Nebenbei: auch zu einem erklärten Gegner der neuen Abstammungslehre und seines früheren Assistenten Haeckel.
1857 erfolgt in Berlin Haeckels Promotion und im nächsten Jahr seine ärztliche Approbation. Doch seine Abneigung gegen den ungeliebten Beruf bleibt bestehen, voll Eifer verstärkt er seine naturwissenschaftlichen Studien, fussend auf den sicheren Grundlagen, die er sich bei Kölliker und Johannes Müller angeeignet hatte.
Haeckel schwankt zwischen einem Dasein als Landschaftsmaler oder als Wissenschaftler. Am 20. Januar 1860 schreibt er an seinen Freund Hermann Allmers: Als ich damals [im Vorjahr] mit ordentlicher Leidenschaft aquarellierte, muß ich förmlich verblendet gewesen sein; jetzt wo der Geist der Kritik von Dir auf mich gegangen zu sein scheint, muß ich über mich selber lachen. Seine Entscheidung für die Zoologie ist demnach Anfang 1860 gefallen: Aber trotz dieser ununterbrochenen Einförmigkeit ist dies Leben nichts weniger als langweilig, da die unerschöpflich reiche Natur immer neue, schöne und interessante Formen liefert, welche neuen Stoff zum Raten und Nachdenken, Zeichnen und Beschreiben geben. Das ist aber so recht eine Arbeit für mich, da das künstlerische Element dabei so viel neben dem wissenschaftlichen zu tun hat. Zugleich bin ich dadurch mit meiner lieben, mir für mein ganzes Leben obenan stehenden Wissenschaft wieder völlig ausgesöhnt worden in der Treue, gegen die ich wirklich durch Deine künstlerisch-ästhetischen Einflüsse etwas wankend geworden war. 1861 habilitiert sich Haeckel an der Universität in Jena. Im darauffolgenden Jahr erscheint seine grosse Monographie der Radiolarien, die sofort die lebhafte Aufmerksamkeit der Fachkreise auf sich zieht. Mit ihr rückt der junge Haeckel unvermittelt in den engeren Kreis der führenden Naturforscher seiner Zeit auf. Äusseres Zeichen der Anerkennung wird 1862 die Übertragung eines Extraordinariats der Universität Jena. Es folgten zahlreiche morphologisch-taxonomische Arbeiten über marine Wirbellose, so etwa die Rüsselquallen und Medusen, die Siphonophoren und Kalkschwämme.
Mit einem viel beachteten Vortrag ("Stettiner Rede") setzte sich Haeckel am 19. September 1863 bei der 38. Versammlung der Vereinigung Deutscher Naturforscher und Ärzte vehement für die Lehre Charles Darwins ein, dessen Werk "Über den Ursprung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" kurz zuvor (1859) erschienen war. In der Folgezeit wird Ernst Haeckel zum eifrigsten Protagonisten und aufklärenden Verbreiter der Abstammungslehre Darwins, den er ebenso wie Thomas Henry Huxley in der Folgezeit mehrfach in England besucht.
1869 wird er Ordinarius, und hinfort widmet er alle seine naturwissenschaftlichen Aktivitäten fast nur noch der Untersuchung und Darstellung stammesgeschichtlicher Zusammenhänge. Die Anerkennungen und Ehrungen häufen sich, allerdings auch die unausbleiblichen Anfeindungen gegen den "Jenenser Affen-Professor".
Durch sein unerschrockenes, ja streitbares Eintreten für den Darwinismus wurde Ernst Haeckel schon frühzeitig zum Ziel wütender und erbitterter Angriffe, die er freilich nicht minder furios beantwortete. Ausgehend von seinen biologischen Erkenntnissen entwickelte er später als "Band zwischen Religion und Wissenschaft" sein weltanschauliches Gedankengebäude des sogenannten Monismus, womit er in die ideologische Nähe der damaligen Freidenkerbewegung geriet. Sich von der selbstkritischen und analytischen Befunderhebung des objekt-bezogenen Forschers immer mehr entfernend wurde er, dessen Stärke schon immer auf dem Gebiet der interpretativen Synthese gelegen hatte, sodann zunehmend zum reinen Denker, in dessen Vorstellungswelt Deutung und Erkenntnis oft nicht mehr scharf geschieden wurden. 1909 erfolgte im 75. Lebensjahr die Emeritierung Ernst Haeckels.
Viel Licht, viel Schatten: Am 5. August verlöscht das Lebenslicht dieses in Deutschland wohl am tiefsten gehassten und am höchsten verehrten Gelehrten seiner Zeit.
Haeckels Reisen
1856 - meereszoologische Exkursion mit Albert v. Koelliker nach Nizza
1858 - Studienreise nach Messina, Italien
1866 - 1867 Reise nach den Kanarischen Inseln
1869 - Reise nach Norwegen
1871 - März/April Reise nach Dalmatien
1873 - Erste Orientreise - Studium der Korallenbänke im roten Meer
1875 - Studienreise nach Korsika
1877 - Studienreise nach Korfu
1881 - 1882 Reise nach Indien und Celyon
1887 - Reise nach Palästina, Syrien und Kleinasien
1897 - Reise durch Finnland und Rußland
1878 - Meeresbiologische Untersuchungen in der Bretagne
1890 - Reise nach Algerien
1900/1901 - Tropenreise über Ceylon, Singapur, Java und Sumatra
In Anlehnung an eine Biografie des Paläontologen Heinrich K. Erben.
Werke
Briefe an die Eltern (1852 - 1856)
Briefe an Anna Sethe (1858 - 1864)
Italienfahrt (1859 - 1860)
Die Radiolarien (1862)
Briefwechsel Agnes und Ernst Haeckel (1867 - 1914)
Natürliche Schöpfungsgeschichte (1868)
Indische Reisebriefe (1883)
Visit to Ceylon (1883)
Besteigung des Pik von Teneriffa (1870)
Die Welträthsel (1899)
Insulinde. Malayische Reisebriefe (1901)
Kunstformen der Natur (1899 - 1904)
Wanderbilder (1904)
Sandalion - Eine offene Antwort auf die Fälschunganklagen der Jesuiten (1910)
2007-02-19 09:19:46
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answered by Leony 7
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Am 16. Februar 1834 wurde Ernst Heinrich Haeckel in Potsdam geboren. Seine Mutter war Charlotte Haeckel, geborene Sethe, sein Vater der Regierungsrat Karl Haeckel. 1835 wird der Vater als Oberregierungsrat nach Merseburg versetzt. Der Vater von Ernst Haeckel ist für Kirchen- und Schulangelegenheiten zuständig. Ernst Haeckel interessiert sich schon früh für die natur, besonders die Pflanzenwelt.
1852 legt Ernst Haeckel die Reifeprüfung ab und studiert ein Semester Medizin in Berlin. Ab Wintersemester 1852 studiert Haeckel vier Semester in Würzburg bei Rudolf Albert von Kölliker Anatomie, Physiologie und Entwicklungsgeschichte. Im fünften und sechsten Semester studiert er in Berlin bei dem Zoologen Johannes Müller.
1854 Studienreise gemeinsam mit Müller nach Helgoland. Der junge Haeckel studiert Meereszoologie, es entsteht seine erste Arbeit: "Über die Eier der Scomberesoces", die 1855 gedruckt erscheint.
1856 wird er Assistent bei Rudolf Virchow, dem damals führenden Pathologen.
1856 unternimmt Haeckel im Herbst eine meereszoologische Exkursion mit Albert v. Koelliker in Nizza.
Kunstformen der Natur (1899 - 1904)
Cyrtoidea. Flaschenstrahlinge
Zeichnung von Ernst Haeckel
1857 erfolgt in Berlin Haeckels Promotion über die Gewebe des Flußkrebses und 1858 Medizinisches Staatsexamen, seine ärztliche Approbation als praktischer Arzt, Wundarzt und als Geburtshelfer. Er entscheidet sich jedoch gegen eine Medizinerlaufbahn , um sich der vergleichenden Anatomie und der Zoologie zu widmen.
1858 unternimmt Haeckel eine Studienreise nach Messina, Italien. Doch er liebt den Beruf des Arztes nicht.
1858 Verlobung mit seiner Cousine Anna Sethe.
Ernst Haeckel widmet sich naturwissenschaftlichen Studien und malt Landschaften in Aquarelltechnik.
1859 bis 1860 unternimmt Haeckel eine Studienreise nach Italien, bei der er auf Sizilien 144 neue Radiolaren-Arten entdeckt. Aus den Forschungs- Unterlagen entsteht seine "Monographie über Radiolarien".
1861 habilitiert sich Haeckel an der Universität in Jena über die Ordnung von Rhizopoden.
1862 erscheint seine große Monographie der Radiolarien "Die Radiolarien". Das Werk erregt Aufsehen.
1862 erhält Haeckel ein Extraordinariat an der Medizinischen Fakultät für vergleichende Anatomie in Jena.
Am 18. August: 1862 Heirat mit seiner Cousine Anna Sethe
Portrait Ernst Haeckel
1863 Ernst Haeckel erforscht marine Wirbellose. Er untersucht Rüsselquallen und Medusen, iphonophoren und Kalkschwämme. am 19. September 1863 hält Haeckel bei der 38. Versammlung der Vereinigung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Stettin die "Stettiner Rede": Er setzt sich vehement für die Lehre Charles Darwins ein, dessen Werk "Über den Ursprung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" 1859 erschienen war.
1864 Am 16. Februar wird ihm die Cothenius-Medaille verliehen, am selben Tag stirbt seine Frau Anna.
1865 Berufung zum ersten ordentlichen Professor für Zoologie an der Universität in Jena. 1865 Ernst Haeckels Systematikarbeiten mit der Beschreibung von 4.000 neuen Arten bilden ein wichtige Grundlage für die weitere Forschung. Erscheinen der "Generellen Morphologie der Organismen", ein Versuch einer "organischen Kristallographie". Das Werk enthält die ersten detailliert ausgearbeiteten Stammbäume der Organismen.
1866 bis 1867 reist Haeckel zu den Kanarischen Inseln und besteigt auf der Insel Teneriffa den höchsten Berg Spaniens, den Teide. Er hält sich auch auf Lanzarote auf.
Ernst Haeckel besucht Charles Darwin und Thomas Henry Huxley in England.
1867 Am 20. August heiratet Ernst Haeckel die Professorentochter Agnes Huschke.
Aus der Ehe gehen ein Sohn und zwei Töchter hervor.
1868 Geburt des Sohnes Walter Haeckel
1869 Studienreise nach Norwegen
1869 wird er Ordinarius und untersucht die stammesgeschichtlichen Zusammenhänge. Haeckel wird zwar mit Ehrungen überhäuft, aber die Anfeindungen sind ebenso stark.
1872 formuliert er das "biogenetische Gesetz", nach dem die Entwicklung des Individuums ( die seiner Gattung nochmals durchläuft. Die Frühstadien der Embryonalentwicklung teilt er in Morula, Blastula und Gastrula ein.
1869 Studienreisenach Norwegen
1871 Studienreisenach Dalmatien. 1871 Geburt der Tochter Elisabeth Haeckel. 1871 lehnt Ernst Haeckel eine Berufung nach Wien ab
1872 wichtige Monographie über die Kalkschwämme. Darin prägt Haeckel den Begriff des "biogenetischen Grundgesetzes".
1873 Studienreisein den Orient, dort studiert er die Korallenbänke im Roten Meer. 1873 Geburt der Tochter Emma Haeckel
Foto Ernst Haeckel
Studienreise Ceylon 1881
1874 Mit dem Buch "Anthropogenie oder Entwicklungsgeschichte des Menschen" bezieht er den Menschen in den evolutionären Entwicklungsgedanken mit ein. Haeckel formuliert die Abstammung des Menschen von affenähnlichen Primaten
1875 Studienreise nach Korsika
1876 wird Ernst Haeckel Prorektor der Universität Jena
1877 Studienreise nach Korfu
1878 Meeresbiologische Untersuchungen in der Bretagne in Frankreich
1881 bis 1882 Studienreise nach Indien und Ceylon
1882 bis 1883 Aufbau des Zoologischen Instituts an der Universität Jena.
Der Bau seines Wohnhauses "Villa Medusa" beginnt.
1884 Ehrendoktorwürde der Universität Edinburgh
1887 Studieneise nach Palästina, Syrien und Kleinasien
1889 Abschlußarbeiten an den Tiergruppen der englischen "Challenger - Tiefsee- Expedition"., die 1873 - 1876 durchgeführt worden war
1890 Reise nach Algerien
1892 Vortrag "Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft"
1894 bis 1896 Die "Systematische Phylogenie" erscheint
1897 Reise durch Finnland und Rußland
1898 Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge
1899 Veröffentlichung der "Welträtsel". Das Buch wird in 25 Sprachen übersetzt . Haeckel propagiert seinen Monismus als naturwissenschaftliche Weltanschauung. Damit gerät er in Widerspruch zur kirchlichen Meinung und ist starken Anfeindungen ausgesetzt. Es wird sein populärstes Buch.
1899 bis 1904 In dem Tafelwerk "Kunstformen der Natur" zeigt Haeckel auch sein Können als Zeichner. Es werden Hefte mit je 10 Illustrationen veröffentlicht.
Ernst Haeckel mit Totenschädel
1900 bis 1901 Studienreise nach Ceylon, Singapur, Java und Sumatra
1904 Teilnahme am Internationalen Freidenkerkongreß in Rom
1908 Eröffnung des Museums für Abstammungslehre in Jena
1909 erfolgte die Emeritierung Ernst Haeckels.
1915 Am 21. April 1915 stirbt seine zweite Frau
1919 Am 5. August 1919 starb Ernst Haeckel in seine "Villa Medusa" in Jena. Er vermachte seinen Nachlaß der Universität in Jena.
Werke
Briefe an die Eltern (1852 - 1856)
Briefe an Anna Sethe (1858 - 1864)
Italienfahrt (1859 - 1860)
Die Radiolarien (1862)
Briefwechsel Agnes und Ernst Haeckel (1867 - 1914)
Natürliche Schöpfungsgeschichte (1868)
Indische Reisebriefe (1883)
Visit to Ceylon (1883)
Besteigung des Piko del Teide von Teneriffa (1870)
Die Welträthsel (1899)
Insulinde. Malayische Reisebriefe (1901)
Kunstformen der Natur (1899 - 1904), siehe Bild links.
Wanderbilder (1904)
Sandalion - Antwort auf die Fälschunganklagen der Jesuiten (1910)
Verschiedene Bücher davon habe ich auf flohmärkten erstanden. sie sind sehr lesen,- wissensert.
2007-02-14 10:25:19
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answer #2
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answered by rronny 7
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