Man schrieb inzwischen das Jahr 1945 und der Krieg ging zu Ende. Als in Großsachsen die ersten Amerikaner einmarschierten, hatte ich eine wahnsinnige Angst, denn ich dachte: „Was das wohl für Menschen sind, die die Deutsche Armee besiegt haben?“ Meine Vorstellung war dahingehend, dass sie vielleicht 2,50 m groß sind, vier Arme haben usw., meine Phantasie war unerschöpflich. Dann kamen sie. Der erste Amerikaner, den ich sah, war ein sehr großer Schwarzer, der mit einem Bajonett in der Hand auf einem Panzer saß. Sofort hatte ich das Bild des „Schwarzen Mannes“ im Kopf, das während der Kriegszeit an vielen Hauswänden gemalt war. Unter dieser großen, unheimlichen Figur stand dann die Unterschrift: „Pst, Feind hört mit!“ Auch brachte ich sie mit meinem Kinderbuch, wo man einen Forscher in Afrika in einem Kochtopf sitzen sah, in Verbindung. Und ich sagte zu meiner Mutter: „Hoffentlich fressen die uns nicht auf!“ http://www.grosssachsen.de/frames/frame.htm
2007-01-15
19:44:59
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16 antworten
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gefragt von
john m
2
in
Gesellschaft & Kultur
➔ Sonstiges - Kultur
Meine Mutter versuchte mir dann zu erklären, dass es schwarze, weiße und gelbe Menschen gibt, und dass die Farbe eines Menschen nichts über Gut oder Böse aussagt. So ganz wollte ich ihr das nicht glauben und machte mir so meine Gedanken: „Wie mag das nachts sein, da sind sie ja gar nicht zu sehen.“ Es dauerte fast ein halbes Jahr, bis ich feststellte, dass gerade die schwarzen Amerikaner sehr kinderfreundlich waren, von denen wir oft Kaugummi und Schokolade bekamen, im Gegenteil zu den weißen Amerikanern, die uns Kautabak und Präservative schenkten. Von dem Kautabak war einem drei Tage lang schlecht und wegen der Präservative gab es zu Hause Haue, weil die Eltern dachten, die Dinger wären gebraucht.
2007-01-15
19:45:27 ·
update #1
Ich kann mich noch an eine Begebenheit erinnern, die für uns Kinder schlimm war. Es war in einem Hof in der Kirchgasse, wo die Besatzungssoldaten ihre Tornister ausleerten. Es war ein riesiger Berg von Schokoladenriegel, Kekse, weißes Brot, kleinen Kaffeepäckchen, halbvolle Zigarettenschachteln und kleine Rauchfleischpäckchen. Wir Kinder dachten, wenn die Soldaten jetzt weg sind, können wir uns davon etwas holen. Aber Pustekuchen. Ein Soldat kam mit einem großen Benzinkanister, schüttete das Benzin über diesen Berg und zündete alles an. Die herumstehenden Soldaten lachten, als wir Kinder traurig davonzogen. Das werde ich nie vergessen, denn wir Kinder hatten immer Hunger und waren ständig auf der Suche nach etwas Essbarem.
2007-01-15
19:49:48 ·
update #2
zu antwort 1 und 2:
Dieses Thema gewinnt ja zur Zeit wieder an Aktualität. Es ist zu hoffen, dass sich der Kriegsherd in Afghanistan, Irak, Indien und Pakistan nicht ausweitet.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es nichts sinnloseres gibt wie einen Krieg. Er bringt nur Leid und Tod über die Menschen und ganze Völker. Es wird allerdings immer Menschen geben, die einen Krieg rechtfertigen. Das war schon vor Tausenden von Jahren so und wird auch in Zukunft so bleiben. Ich schließe mit dem Zitat von Günter Eich:
„Es hat noch nichts Inhumanes auf der Welt gegeben,
keine Gewissenlosigkeit,
kein Blut und keinen Terror,
der nicht durch kunstvolle Beweisführung
als gut und richtig gerechtfertigt worden wäre.“
wie gut das ihr heute in der BRD lebt!
2007-01-15
19:56:58 ·
update #3