Ein (wirklich ganz) kurzer Gedankengang über Sinn und Unsinn
1. Es gibt etwas, für das ich nicht Ursache sein kann: das ist meine Existenz. Es gibt etwas, für das die Menschheit nicht Ursache sein kann: das ist ihre Existenz oder die Grundlagen für die Bedingungen ihrer Existenz (Planet Erde u.ä.). Dies alles könnte man als Schicksal bezeichnet, denn alles schickt sich zusammen - fragt sich nur, wer es so schicklich zusammengefügt hat? Oder: es ist so, wie es ist; keine Fage nach dem "Wer hat ...?"
2. Wie der Sinn eines Satzes nicht im Satze liegt, so liegt der Sinn der Existenz nicht in der Welt, sondern außerhalb ihrer. Wenn es einen Sinn gibt, so gehört die Welt nicht zu ihm, sondern ist für ihn da und die Welt deutet auf ihn. Das Schicksal macht selten Ausnahmen, daher hat es keinen Sinn; denn der Sinn macht niemals Ausnahmen. Wenn das Leben einen Sinn hat, so hat alles Leben einen Sinn.
3. Ich kann somit nicht sagen, dieses Leben hat keinen Sinn, weil ich dann wissen müßte, worin sein Sinn bestünde; aber der Sinn ist außerhalb der Welt und damit außerhalb der menschlichen Erkenntnis. (Ich kann auch nicht sagen: "Der Satz DIE SONNE SCHEINT macht keinen Sinn, weil im Moment die Sonne nicht scheint." Der Satz hat einen Sinn, nur liegt er außerhalb der Sprache und ist völlig unabhängig von der Welt - in diesem Falle aber können wir den Satz-Sinn mit der Welt vergleichen und nennen den Satz wahr, wenn der Satz-Sinn in der Welt tatsächlich zutrifft, falsch aber, wenn nicht.)
4. Es gibt somit - auf den Sinn besehen - kein falsches Leben; das falsche Leben ist immer nur eines, welches als ein solches (falsches) in Bezug auf das Leben anderer Menschen beurteilt wird (und die Kriterien für diese Beurteilung sind irdische: Reichtum, Ruhm, Familie usw.).
5. Wer seinem Leben einen Sinn gibt, gibt damit zu, daß er vom Leben mehr erwartet (hat), als er von diesem erhalten zu haben glaubt. Es ist gleichsam so, als würde ein Gefäß mit Inhalt gefüllt, damit es seinen Zweck erfüllt (und nicht nutzlos und unbenutzt Platz verschwendet).
6. Es gibt keine "globale Energie", die das Leben der Individuen steuert - und wenn es sie gibt, ist sie nicht der Sinn ihrer Existenz. Das, was wir denken können, ist nicht unbedingt das, was ist. - Den Sinn der Existenz können wir denken oder genauer: wir können denken, daß ein solcher Sinn existiert. (Was wäre dann der Sinn der Existenz dieses Sinnes? - diese Frage ist, nebenbei, sinnlos!) Wäre der Sinn aber nur denkmöglich, ohne daß ihm irgendeine Realität zukäme, wäre das Leben trostlos. Aber welche Realität käme dem Sinn zu? Es kann ja keine in der Welt sein - denn, wie bereits erwähnt, der Sinn steht außerhalb der Welt. Also: Der Sinn des Lebens ist irreal. - Daß das Leben einen Sinn habe, ist somit lediglich ein Postulat (ich scheue mich zu sagen: ein Axiom). So wie ich postuliere, daß meine Sinneseindrücke irgendetwas mit der Welt zu tun haben, wenn vielleicht auch nicht viel. postuliere ich: Das Leben hat irgendetwas mit dem Sinn zu tun. Aber was? Das Leben ist in der Welt, der Sinn außerhalb derselben. Das, was das Leben mit dem Sinn zu tun hat, läßt sich nicht sagen - es zeigt sich nur. Wenn ich den Sinn eines Satzes erkläre, erkläre ich eigentlich nichts, ich beschreibe nur - und beschreiben ist etwas, das mit Hindeuten, Hinweisen zu tun hat (dieser Tisch da hat eine ovale Platte, vier Füße, ist aus Eichenholz etc,), aber ich sage nichts Neues. (Übrigens, wer "Nichts" sagt, sagt nicht nichts, sondern immer noch etwas. Aber was? Eben das läßt sich nicht sagen. Ungefähr so ist es auch mit dem Sinn.)
7. Wenn das Leben keinen Sinn hat, dann könnte das Leben immer noch Sinn machen. Aber dieser Sinn stirbt je mit dem Individuum. Der Sinn aber, der alles umfaßt, ist außerhalb der Welt, ihre Grenze sozusagen - und die Grenze ist dort, wo das, was sie begrenzt, nicht mehr ist.
2006-12-18 21:46:51
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answer #1
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answered by Deus ex Machina 7
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Resignation kommt für den Philosophen nicht in Frage, was wiederum die Frage aufwirft, welchen Sinn die Philosophie hat. Genaugenommen lebt man unbeschwerter mit einer gewissen Resignation/Naivität. Aber um das Leben in einer bestimmten Tiefe wahrnehmen zu können muss man sich seinen eigenen Fragen und der Neugier öffnen.
Schicksal, wie du es bezeichnest ist eigendlich nur als Kausalität zu definieren... Aktion-Reaktion. leider werden wir uns mit unserem begrenzten Verstand nie all diese Zusammenhänge vorstellen können.. und nennen es DESHALB "Schicksal" ....nun ja, da es sich also unserem Fassungsvermögen verschließt, wäre es wiederum doch denkbar sich dem ganzen einfach resignierend hinzugeben...womit die Philosophie mal wieder ihren eigenen Sinn in Frage gestellt hätte.
(ich möchte mich noch mal für die ganze Verwirrung entschuldigen... aber so ist das Leben nun mal.. verworren)
2006-12-17 09:10:41
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answer #2
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answered by Anonymous
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es geht, wie immer, um bewusstwerdeung.
resignation wäre da wie selbstmord an der seele.
wenn du das ganze ausschliesslich biologisch betrachtest hast du mit arterhaltung und triebbefriedigung und all´dem sicher recht.
aber schon deine frage zeigt, dass du auf der suche nach etwas ganz anderem bist.
ich wünsche dir, dass du es noch findest und nicht resignierst.
2006-12-19 06:28:38
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answer #3
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answered by Alter Ego 7
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Es entstehen bei mir sehr viele Folgefragen und da ich mir in meinem Leben einmal die Zeit genommen habe Antworten zu suchen, schreibe ich dir meine Antwort gerne auf: Nein, es gibt keinen vorgegebenen Sinn. Denn falls es einen geben sollte, hätte ihn schon einer "gefunden" und veröffentlicht. So könnten dann alle die suche nach der blauen Blume oder dem heiligen Kral aufgeben und sich dem Erleben des Momentes wieder voll und ganz widmen. Wer möchte das wohl missen?
2006-12-18 10:50:09
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answer #4
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answered by Anonymous
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Ich frage mich auch oft, ob wir Menschen für alles, was uns an Positivem oder Negativem passiert, selbst verantwortlich sind (oder vielleicht auch durch die Schuld unserer Vorfahren).
Wenn ich die Bibel richtig verstanden habe, hat Gott uns zum Teil die Entscheidungsfreiheit gegeben und zum Teil nicht. (Das ist sehr eigenartig).
Wenn es nun so sein sollte, daß Gott, da wo unsere Entscheidung aufhört, selbst in unser Schicksal eingreift (??)
Den Sinn, den Gott unserer Existenz zugeordnet hat, werden wir nie mit unserem schwachen Gehirn erfassen können.
2006-12-18 07:33:00
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answer #5
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answered by lucertola 2 6
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Ich kann es leider nicht so philosophisch formulieren. Aber bezogen auf den individuellen Sinn des Lebens glaube ich, daß jeder Mensch eine individuelle Berufung im Leben hat. Etwas was nur er liebt und gut kann und dem er nachgehen sollte es zu leben.
Vielleicht hilft Dir auch die L Theorie als Kompass im Leben
L ieben (Hobby, Freunde, Kinder...)
L eben (Sport, Gesundheit, Ernährung...)
L assen für hinterlassen (Familie, Haus, Ideen,...)
L ernen
Viele Grüsse
Christian
2006-12-17 22:37:34
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answer #6
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answered by Christian 3
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Aus biologischer Sicht geht es natürlich nur um die Erhaltung der Art. Aber jede Art entwickelt sich im Laufe der Evolution auch weiter, u.a. weil die Umwelt und der Lebensraum einen ständigen Wandel unterworfen sind und die vielen verschiedenen Arten sich dem anpassen müssen, um auf Dauer zu überleben.
Das gilt auch für uns Menschen.
Bloß bei uns Menschen gibt es noch eine weitere Komponente
in der Entwicklungsgeschichte, die mit unserer Hirnstruktur zusammenhängt. So entwickeln wir uns auch geistig weiter, in dem wir forschen, um all die Fragen, die uns beschäftigen auf dem Grund zu gehen.
So schließe ich daraus, dass es Sinn macht, wenn sich der einzelne Mensch im Laufe seines Lebens geistig weiter entwickelt und möglichst viel dazu lernt.
Auch wenn es für die gesamte geistige Entwicklung
der Menschheit ein wenig unbedeutent erscheinen mag,
ist dieser(individuelle) Vorgang an sich schon sehr wichtig, denn ohne diesem würden wir heute noch auf den Bäumen hocken und uns gegenseitig lausen.
Und aus Fehlern und Problemen, egal welcher Ursache lernen
wir Menschen immer noch am schnellsten!
So kann man die Evolution, als die globale Energie betrachten,
die das Leben an sich erhält - für unsere Art bedeutet das, dass
wir noch lange nicht das Ende der menschlichen Entwicklung erreicht haben, denn unser Großhirn hat noch einige Kapazitäten offen und wird sich mit Sicherheit auch noch weiterentwickeln.
Der Sinn könnte natürlich vorgegeben sein, aber darüber kann man nur spekulieren. Ein Sinn könnte es sein, dass die Schöpfung selbst sich erkennen möchte durch uns Menschen.
Aber das ist nur eine Idee, die ich mal irgendwo aufgeschnappt habe.
2006-12-17 10:58:52
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answer #7
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answered by Anonymous
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