Guten Morgen an Euch!
Ich frage mich immer wieder, warum noch soviel Ablehnung und gar Haß gegen uns Schwule in der deutschen Gesellschaft Bestand hat.
Nicht zuletzt durch eigene, sehr schlimme Erfahrungen, in denen ich selbst körperliche und/oder verbale Gewalt erleiden mußte, ist es mir hier bei YC mal eine Frage wert, was Ihr darüber denkt, denn - wenn Ihr Euch meine Fragen der letzten Wochen mal anschaut - habe ich gerade auch hier wirklich sehr positive und vernünftige Eindrücke von Euch sammeln können, Eindrücke, die mich doch etwas überrascht haben, da ich auch hier zu Anfang mit anti-schwulen Tendenzen (besonders von Männern) gerechnet hatte.
Was könnte nun die Ursache für z.B. Gewalt gegen Schwule sein?
Ich möchte wirklich nicht die heterosexuellen Männer unter Euch verteufeln, doch belegen Studien (und Erfahrungsberichte von anderen homosexuellen Männern), daß der überwiegende Teil anti-schwuler Gewalt von Männern ausgeübt wird.
Euch vielen Dank!
Chrissen
2006-12-06
14:59:25
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11 antworten
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gefragt von
chrissen
2
in
Sozialwissenschaft
➔ Soziologie
Ist es nicht womöglich eine falsch verstandene Männlichkeit, die heterosexuelle Männer dazu treibt, homosexuelle Männer zu verprügeln und/oder anzupöbeln?
2006-12-06
15:01:21 ·
update #1
An Tahini Raving Weirdo: Hm, sofern ich Dich richtig verstanden habe, möchte ich dann aber gerne folgendes bemerken: Bitte folge nicht dem Klischee, daß man Schwule immer als Schwule erkennt! Ich selbst sehe ziemlich durchschnittlich aus und kleide mich in keinster Weise "auffällig" - und glaub mir, das ist bei vielen so!!!
Dennoch - und das kann ich nicht abstreiten - gibt es sicherlich auch bei mir "Merkmale", die zumindest vermuten lassen könnten, ich sei nicht heterosexuell. (...)
Was ich sagen will, ist, daß Du bestimmt in gewisser Weise recht hast mit der Frage, warum es überhaupt zu Gewalt kommt. Doch möchte ich Dir schreiben, daß es für mich ein riesiger Unterschied ist, ob mich jemand verprügelt, weil er meinen Mantel so "toll" findet oder ob er mich verprügelt, weil ich schwul bin!
Ein Mantel ist ein Mantel (den ich ersetzen kann). Mein Schwulsein jedoch ist ein, zwar nicht großer, aber dennoch ein Teil meiner Persönlichkeit, also etwas das in mir begründet ist!
2006-12-06
16:16:00 ·
update #2
Erst einmal zur Einführung: Ich bin eine männliche Hete.
Und ich freue mich an allen bunten Menschen dieser Welt.
So. Das hätten wir.
Nun zu Deiner Frage.
Zunächst Daumen hoch an alle, die vor mir geantwortet haben, viele gute Gedanken, ich denke jedoch, dass hier die Struktur dahinter noch nicht ganz klar geworden ist.
Also:
Menschen, die Gewalt anwenden, tun dies stets, weil sie denken mit Argumenten nicht weiterzukommen, entweder weil sie verhallen, oder ihnen keine einfallen.
Die Frage ist also eigentlich die:
Warum versuchen Menschen überhaupt Homosexualität in Frage zu stellen und gegen sie zu argumentieren (auf welche Art auch immer)?
Hier sollte man sehen, die Mehrheit der Menschen ist heterosexuell, und da kommt die Struktur ins Spiel:
Akzeptanz in unserer Gesellschaft haben am meisten diejenigen, die gut integriert sind. Alle "andersartigen" haben es automatisch schwer. Und wie überzeugt man die anderen am besten davon, zur großen Gruppe zu gehören?
Entweder durch gutes, integratives Verhalten, oder aber dadurch, das man den "eigenen" zeigt, dass man gegen die "anderen" ist.
Integriert zu sein ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, denn er überlebt am besten in einer starken geeinten Gruppe. Und fassen wir ns doch alle mal an die Nase, wir haben alle eine Gruppe von Menschen, die wir -bewusst, oder unbewusst- negativ behaften, oder?
Gerade die Menschen, die sich am meisten fürchten, nicht integriert zu sein, weil sie am Rande der Gesellschaft stehen, wollen besonders "schlagkräftige Argumente" gegen andere Randgruppen haben, damit sie selbst Teil bleiben.
Die fehlende Bildung tut dann noch das Übrige.
Diese Haltung spiegelt sich dann schnell in allen Bereichen der Gesellschaft wieder: Medien, Erziehung, Schule.
Da passiert es dann auch schnell, dass der Vater dem Sohn in dem Film Billy Elliot bescheinigt, dass Männer die Ballett tanzen alle schwul sind und er lieber boxen solle.
(Was Michel B. in seier Antwort meinte. Übrigens an Michel B.: Das Buch v. Alice Miller habe ich auch gelesen und da sind gute Gedanken drin, im Ganzen habe ich aber bereits sehr kritische Stimmen zu Alice Miller gehört, aber das nur am Rande...)
Oder, dass in schulen der Begriff "Das ist doch schwul" mit " Das ist doch *******" gleich zu setzen ist.
Oft brauchen die Menschen dann eine lange Zeit, um zu begreifen, dass auch Anderssein zu dieser Gesellschaft gehört und Stammtischparolen nicht alleine gelten.
Daher zusammengefasst meine Antwort:
Menschen, die Gewalt gegen schwule richten, haben selber große Angst, zu einer Randgruppe zu gehören, sei es durch ihre eigene latente homosexualität oder wegen sonstwelcher Defizite.
Eigentlich arme Würstchen...
2006-12-07 08:52:42
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answer #1
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answered by Anonymous
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Ich glaube, dass es eher eine Frage von "Wieso ueberhaupt Gewalt?" ist. Gewaltbereite Minderheiten tappen ueberall rum auf der Suche nach was zum Kaputthauen, und alles, was sich da als Zielscheibe bietet, ist willkommen - und eine Zielscheibe ist alles Sichtbare. Vielleicht, um Deine Frage in Hinsicht auf Gewalt gegen Homosexuelle zu beantworten, sind Homosexuelle im Augenblick zu sehr sichtbar, machen sich selbst zur Zielscheibe indem sie ganz besonders darauf setzen, wahrgenommen zu werden?
Ich habe das schon an vielen Orten beobachtet, wer das Koepfchen rausstreckt, kriegt eins auf den Latz...
2006-12-06 15:13:03
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answer #2
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answered by Tahini Classic 7
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Ich finde sowas voll daneben. Soll doch jeder so wie er möchte für sich glücklich sein. Schwule Männer sind viel umgänglicher, und sind echte Frauenversteher. Vielleicht sind Heteros deshalb so. Das einzige was mich an schwulen Männern stört ist, daß sie so komisch reden und gestikulieren. ( nicht übel nehmen )
Gruß
2006-12-06 16:52:08
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answer #3
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answered by Anonymous
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Das ist mir an sich auch ein Rätsel, aber in meiner Lieblingsstadt Berlin hat immerhin ein Großteil der Männer auch für den Wowereit als Bürgermeister gestimmt, und der hat sich mit dem legendären Ausspruch "ich bin schwul, und das ist gut so" mal nach vorne getraut.
Ich bin zwar hetero, aber ich habe ein paar schwule Bekannte, und was die Ursache für Gewalt heterosexueller Männer gegen Schwule sein könnte, weiß ich wirklich nicht. Es mag etwas mit den Medien zu tun haben; mit der Angst vor HIV/AIDS, das ja gerne den Schwulen als "Hochrisikogruppe" untergeschoben wird (wobei da absolut nichts dran ist).
Übrigens, ich bin seit neuester Zeit jeden Dienstag bei einem Zahndoc, der mir mein Gebiss repariert, und wenn ich jemals einem Schwulen begegnet bin, dann ist es der. Aber was soll der Mist, über Schwul- oder Hetero-Sein zu diskutieren? Das ist mir doch wurscht, solange der Mann seinen Job gut macht.
Komisch ist nur, dass Hetero-Männer lesbischen Frauen niemals ihr Lesbischsein vorwerfen, sondern nur anderen Männern ihr Schwulsein. Dabei sollten sie sich eigentlich freuen; im "Kampf" um die Frauen fällt da doch schon ein wenig Konkurrenz weg.
Die Welt ist zu klein für solche Vorurteile, und das hier heißt ja nicht umsonst "Yahoo CLEVER". Ich glaube, die meisten Leute, die hier schreiben, sind clever genug, keine Vorurteile mehr zu haben. Ausnahmen gibt's natürlich immer, aber wer hier mitmacht, ist zumindest der geschriebenen deutschen Sprache mächtig. (Oder, na ja: Sollte es zumindest sein.)
Um aber auf Deine Frage zu kommen:
Da ich in einem hinterwäldlerischen Dorf wohne, ist mir die Ablehnung des Schwulseins durch die meisten Männer bekannt, und auch deren Androhung von Gewalt. Deswegen sind die meisten schwulen Männer auch hier weggezogen, in irgendwelche Großstädte, etwa München, Frankfurt, oder Berlin. Mein Zahndoc bildet da 'ne echte Ausnahme. Aber für die Gewaltbereitschaft der meisten Heteros Schwulen gegenüber habe ich keine wirklich plausible Erklärung. Vermutlich haben sie die selber nicht.
2006-12-06 16:49:50
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answer #4
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answered by Lucius T Fowler 7
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Zunächst können wir wohl davon ausgehen, daß aufgrund unserer christlich-abendländischen sexualfeindlichen Erziehung alles Sexuelle a priori mal schuld- und schambesetzt ist - schon der gedankenlos benutzte Ausdruck "Schambereich" spricht ja schon für sich. Wenn wir weiter zugrundelegen - wie es ernsthafte Untersuchungen ergeben haben - daß immerhin 70 % der Menschheit bisexuell ist, so verbleibt da ein riesengroßes Unsicherheitspotential. Wie kann man, wenn man nun sexuell verunsichert ist, am besten beweisen, daß man ein "ganzer Kerl" und absolut straight ist? Wohl doch dadurch, daß man sich gegenüber homosexuellen Männern verbal oder wenn es paßt auch brachial feindlich verhält. Wenn Du zu dem Thema - im weiteren Sinne - weiteres erfahren willst, empfehle ich das Buch "Am Anfang war Erziehung" von Alice Miller, sollte in jeder besseren Leihbibliothek zu bekommen sein. Die aufschlußreiche Stelle findest Du auch online --> http://www.alice-miller.com/bucher_de.php?page=2a, Abschnitt "Der Vater - sein Schicksal und die Beziehung zum Sohn"
Und dann ist natürlich der fast ebenso wichtige Aspekt zu beachten, daß Gewalt gegenüber Minderheiten schon immer ein beliebter Sport von Feiglingen war - und Mut war stets bei wenigen nur zu finden. Wer als Minderheit zu erkennen ist - ob andersfarbig, anders gekleidet oder sonst vom Mainstream abweichend, wird leicht zur Zielscheibe von Aggression. Tut mir leid, ging nicht kürzer - ich muß mich schon bremsen - da könnte ich noch viel drüber schreiben. Ich wünsch Dir Mut und Zuversicht.
2006-12-06 16:27:25
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answer #5
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answered by Anonymous
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Maenner sind Schweine
2016-04-27 09:05:18
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answer #6
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answered by Anonymous
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Der Mob sucht sich immer einen Grund, um seine Frustation los zu werden. Sie suchen sich ihre Opfer, weil sie sich selbst als Opfer fühlen und damit nicht klar kommen.
Also suchen sie sich die "Schwulen" raus, sowas macht man doch nicht. ;-) Ha, wir sind schließlich die Moralapostel.
Also rauf auf sie und schon fühlen sie sich etwas stärker.
Es sind meist dumme, unfertige Menschen, die so handeln.
Sei so wie du bist, steh dazu!. Du wirst die Menschen nicht ändern können.
Die Zeit hat sich schon sehr gewandelt. Ich bin Berlinerin. Unser Oberbürgermeister ist schwul und einer der prominentesten Friseure mit internationalenem Ruf Udo Walz ist auch schwul.
Beide sind bei der Bevölkerung überaus beliebt! Kopf hoch!
Anne
2006-12-06 18:52:54
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answer #7
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answered by Anne 7
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@Alwin E. Das liegt daran, dass heterosexuelle Männer das Lesbisch-sein gar nicht als Orientierung und Sexualität akzeptieren. Für viele Männer gibt es keine lesbische Sexualität. Was nicht für voll oder ernst genommen wird, hält man einem anderen auch nicht vor! :-)
Hallo Chrissen!
Da ich selbst vor Jahren ehrenamtlich im Schwul-lesbischen Bereich gearbeitet habe, kenne ich das schwule Überfalltelefon, das es leider nicht in jeder Stadt gibt.
Die Hauptursache von Gewalt gegen Schwule ist vor allem Angst vor etwas Fremden oder auch vor einer inneren Sehnsucht (seit Sigmund Freud sollte ja mittlerweile jeder wissen, dass alle Menschen bisexuelle Tendenzen haben!). Was einem Angst macht treibt in an, diese Angst zu vernichten. Mit körperlichen Angriffen auf Schwule fühlen sich Täter bestätigt in ihrer "richtigen" Männlichkeit, nur dass sie das aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen.
Kurios ist nur, dass wenn man einen der Täter später allein und unabhängig zum Thema Schwule befragen würde, er meistens so reagiert, dass er sagt: "Ey, ich bin doch nicht so ne Transe!", er aber mit keinem Wort erwähnen würde, solche Menschen zusammenzuschlagen. Hier kommt nämlich noch das Gruppenphänomen hinzu. In der Gruppe ist jeder Täter stark. Die Gruppen heizen sich auf und kommt dann noch der Aggressions-Freisetzer Alkohol hinzu geraten viele außer Kontrolle.
Ich möchte hier auch noch anmerken, ohne rassistisch zu erscheinen, dass die Gewalt gegen Schwule deutlich zugenommen hat, seitdem sich viele Osteuropäer in Deutschland rumtummeln. Dort ist das Thema Homosexualität ja noch ein ganz heißes Eisen.
2006-12-06 17:05:58
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answer #8
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answered by ? 5
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Ohne die Argumentation der beiden Vorredner in Frage stellen zu wollen -. vor allem Michel hat viel Wahres geschrieben - ist die Ursache antischwuler Gewaltausbrüche eine Folge abgewehrter homosexueller Anteile beim Täter/den Tätern.
Ich weiß jetzt nicht, wann Du diese Frage eingestellt hast, vermute aber, dass Du hier auf eine ganze Reihe von hasserfüllten Antworten stoßen wirst. Bei manchen Männern ist die Angst auch nur im Entferntesten etwas mit Homosexualität zu haben haben zu können so entsetzlich, dass sie noch nicht einmal eine Frage zulassen können.
2006-12-06 16:48:18
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answer #9
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answered by laecky 4
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Ich kann leider nicht wie die anderen streng wissenschaftlich an diese Frage herangehen.
Es gibt sicherlich eine ganze Reihe Antworten auf diese Frage.von pseudoreligiösem Schwulenhaß über mangelndem Selbstbewußtsein bis hin zur primitiven männlichen Überlegenheitsdarstellung. Ganz sicher spielt auch die Gruppen-dynamik eine Rolle - Gewalt gegen Schwule wird überwiegend aus der Gruppe heraus begangen.
Aber ganz provokativ gefragt - sind möglicherweise die Schwulen nicht ganz unschuldig, wenn Heteros sie angreifen???
Man kann das Schwulsein als Teil der Normalität leben, man kann aber auch seine Umwelt provozieren durch extravagantes und ordinäres Auftreten,aber auch durch die ständige Betonung des "Andersseins". Es wäre auch vieles einfacher, wenn man sein eigenes schwul sein nicht so verbissen sieht.
Und ist es nicht das größte für einen Schwulen einen Hetero "umgedreht" zu haben? :-) Mit dem Risiko beim Anbaggern sich einen Kinnhaken einzufangen muß man halt leben.
Ich bin übrigens glücklich schwul und kenne Schwulenhaß nur vom Hörensagen...
2006-12-06 22:09:49
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answer #10
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answered by Anonymous
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