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Ich schreibe ein Aufsatz daüber wie Englisch in der Schweiz verwendet wird und habe irgendwo etwas über Zürich gelesen. Sie wollten Englisch statt Französisch als erste Frendsprache haben. Damals war das Thema sehr skandalös, aber ich kann nicht herausfinden wann diesen Idee angesagt wurde und ob sie umgesetzt wurde. Könnte jemand mir bitte Bescheid darüber lassen? Vielen Dank!

2006-11-22 04:37:50 · 8 antworten · gefragt von dot254 3 in Örtliche Unternehmen Schweiz Zürich

8 antworten

Hallo! Ich glaube, dass diese Änderung der Fremdsprache im August 2000 angesagt wurde.

Hoffe das reicht!

2006-11-28 20:28:34 · answer #1 · answered by jammycaketin 4 · 0 0

Bisher wurde davon noch nichts umgesetzt. Es ist eine Tatsache, dass dem Englischen heutzutage in der internationalen Geschäftswelt eine wichtige Bedeutung zukommt. Wer die geografischen Eigenheiten der Schweiz etwas kennt und diese Englisch kontra Französisch Diskussion etwas verfolgt, wird erkennen, dass diese Forderung auch gewisse regional eingegrenzte Ursprünge hat. Bisher lagen die Prioritäten beim Erlernen unserer so genannten zweiten Landessprache, nämlich dem Französisch. In der Westschweiz gibt zweisprachige Kantone wie z.B. Freiburg, Wallis und Bern. Hier hat das Französische eine sehr wichtige Bedeutung. In diesen Gebieten das Englische dem Französischen vorzuziehen, hätte sicher mehr nachteilige Auswirkungen.
Etwas provokativ wage ich zu behaupten, dass viele Zürcher, Ost- und Innerschweizer diese neue Forderung deshalb unterstützen, weil sich sich mit dem Französischen schwer tun.

2006-11-22 05:13:50 · answer #2 · answered by Swisstrotter 7 · 1 0

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2014-11-28 06:24:49 · answer #3 · answered by ? 2 · 0 0

es ist von schule zu schule verschieden.

neu wird auch in zürich in der primarschule englisch unterrichtet. einige kantone unterrichten englisch erst in der oberstufe.

französich wird dem englischen leider in vielen kantonen noch vorgezogen, obwohl sich viele schweizer in englisch unterhalten, weil die französischen schweizer kein deutsch sprechen wollen und die deutsch schweizer kein französisch von sich geben möchten...

röstigraben und so...

2006-11-22 06:29:27 · answer #4 · answered by langstrumpf 4 · 0 0

Die Bildungsdirektoren der Zentralschweiz wollen Englisch an der Primarschule:

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-> Regionales Grobkonzept:

An ihrer Sitzung vom 15.12.2000 haben die Bildungsdirektoren der Zentralschweizer Kantone ihre Absicht bekräftigt, Englisch an der Primarschule von der dritten Klasse an einzuführen. Als zweisprachiger Kanton wird der Kanton Wallis für den deutschsprachigen Kantonsteil Französisch und für den französischsprachigen Kantonsteil Deutsch als Einstiegsfremdsprachen wählen. Die Einführung soll in der Zentralschweiz regional koordiniert werden und flächendeckend spätestens ab Schuljahr 2004/05, aufbauend auf dem 3. Schuljahr, erfolgen. Das regionale Grobkonzept für die Einführung wird nun bei den Kantonen in eine Vernehmlassung gegeben. Mit Blick auf die nationale Diskussion über den Fremdsprachenunterricht betonen die Bildungsdirektoren, dass Englisch nicht zulasten des Französisch gehen soll. Der Unterricht in beiden Fremdsprachen, Englisch und Französisch, soll verbessert werden.

Gründe für Englisch als Einstiegssprache:

Die Bildungsdirektoren der Zentralschweiz sind überzeugt, dass Englisch in der Bevölkerung einem breiten Bedürfnis entspricht und die Einführung dieses Fachs von vielen Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern gewünscht wird. Private Anbieter haben auf dieses Bedürfnis bereits reagiert. Für die Bildungsdirektoren ist es daher ein Gebot der Chancengleichheit, dass die öffentliche Schule allen Schülerinnen und Schülern dieses Lernangebot eröffnet. Englisch soll zur Einstiegsfremdsprache werden. Für diese Konzeption spricht insbesondere die hohe Motivation der Kinder, diese Sprache zu lernen. Diese hohe Motivation soll dann auch für den Erwerb weiterer Fremdsprachen genutzt werden. Der Unterricht in der zweiten Landessprache soll durch den frühen Beginn des Englischunterrichts nicht abgewertet werden. Am Ende der obligatorischen Schulzeit soll in beiden Sprachen dasselbe Kompetenz-niveau erreicht werden. Das setzt voraus, dass auch der Unterricht in den Landessprachen weiter verbessert wird.

Die EDK-Diskussion um die Einstiegssprache:

Die Bildungsdirektoren-Konferenz der Zentralschweiz (BKZ) ist sich bewusst, dass die Sprachenfrage für die Schweiz eine hohe innenpolitische Bedeutung hat. Sie beteiligt sich daher an der innerhalb der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) geführten Diskussion über die Zukunft des Fremdsprachenunterrichts in der Schweiz. Die EDK hat sich an ihrer Sitzung vom 4. November 2000 bekanntlich in der Frage der Einstiegs-fremdsprache nicht einigen können und entschieden, dieses Thema im Rahmen einer natio-nalen Konsultation zur Diskussion zu stellen. Die Zentralschweizer Bildungsdirektoren sind bereit, ihre definitiven Entscheide auf die Ergebnisse der EDK-Konsultation zur Fremdsprachen-frage abzustimmen.

Das von der Bildungsplanung Zentralschweiz erarbeitete Grobkonzept sieht vor, dass in der 3. Primarklasse mit dem Englischunterricht begonnen werden soll. Das setzt voraus, dass in den ersten beiden Primarklassen und teilweise bereits auch im Kindergarten stärker als bisher die Standardsprache ("Hochdeutsch") gefördert wird. Der Unterricht in der zweiten Landessprache soll wie bisher in der fünften Primarklasse beginnen. Vor der Einführung muss ein Teil der Primarlehrerinnen und -lehrer für den Englisch-Unterricht nachqualifiziert werden. Im Zen-trum dieser Nachqualifikation muss der Erwerb von fundierten Sprachkenntnissen stehen; hierzu werden auch Sprachaufenthalte gehören. Die Einführung dieses zusätzlichen Fachs an der Primarschule wird auch Auswirkungen auf die Ausbildungskonzeption der zukünftigen Primarlehrerinnen und -lehrer an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz haben; ein entsprechendes Konzept wurde von der BKZ ebenfalls zur Vernehmlassung freigegeben. Zur Diskussion steht, dass die Primarlehrerinnen und -lehrer zukünftig nicht mehr für alle 10 Fächer dieser Stufe ausgebildet werden, sondern für 7 Fächer. Die BKZ legt jedoch Wert darauf, dass das Ausbildungskonzept für Primarlehrpersonen mit den übrigen deutschschweizer Kantonen, welche Englisch an der Primarschule einzuführen planen, koordiniert werden sollen.

Biddeschön !!!

2006-11-22 04:44:11 · answer #5 · answered by Anonymous · 0 0

hallo , ich bin deutscher und lebe in zürich . ich habe gehört das englisch als zweite fremdsprache an der schule pflicht werden soll ,ist aber noch nicht entschieden .

2006-11-22 04:42:54 · answer #6 · answered by Anonymous · 0 0

nun ja...smoove hat ja schon alles ausführlichst gesagt!

2006-11-22 05:10:52 · answer #7 · answered by Anonymous · 0 1

Englisch in der Schweiz
Forschungsbericht
Dr. Heather Murray, Dr. Ursula Wegmüller, Fayaz Ali Khan
(Institut für Sprachwissenschaft, Universität Bern)
Im Auftrag des
Bundesamtes für Bildung und Wissenschaft
Zu Handen des
Bundesamtes für Bildung und Wissenschaft
und der
‘Paritätischen Arbeitsgruppe Sprachengesetz Bund / Kantone’ (PAS)
2
3
Englisch in der Schweiz: Die wichtigsten Ergebnisse
Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse der neueren Literatur zum Thema Englisch in der Schweiz
zusammen.
1. Englisch in der Sprachenlandschaft der Schweiz
In der neueren Literatur werden immer wieder die folgenden Befürchtungen über den zunehmenden
Einfluss des Englischen in der Schweiz thematisiert:
_ Englisch könnte als erste Fremdsprache in der Schule an Bedeutung auf Kosten der Landessprachen
gewinnen,
_ Englisch könnte sich als Verständigungssprache in der Kommunikation zwischen den einzelnen
Sprachregionen der Schweiz ausbreiten und so das gegenseitige kulturelle und sprachliche
Verständnis gefährden, und
_ die zunehmende Verwendung von englischen Ausdrücken in Medien und Werbung drohe die
französische oder deutsche Sprache zu durchdringen.
Auffallend ist, das zur wachsenden Bedeutung des Englischen innerhalb der Sprachenlandschaft der
Schweiz zwar viele Diskussionsbeiträge vorliegen, hingegen nur wenige Studien, die diese Ausbreitung
belegen könnten.
2. Spracheinstellungen und Präferenzen in der Schweiz
Eine Umfrage aus dem September 2000 zeigt, dass
_ die Zustimmung zur Einführung von Frühenglisch im Kanton Zürich in der deutschen Schweiz
höher ist als in der französischen Schweiz,
_ die DeutschschweizerInnen sich mehrheitlich für Englisch als erste Fremdsprache aussprechen,
wohingegen in der Suisse romande knapp mehr Befragte für Deutsch als für Englisch
als erste Fremdsprache sind,
_ sich annähernd gleich viele frankophone und deutschsprachige Schweizerinnen für Englisch
als Verständigungssprache in der Schweiz aussprechen.
Das Bild der Vorlieben der Schweizerinnen und Schweizer für die Sprachwahl und für den Fremdsprachenunterricht
ist recht komplex, und die Einstellungen zum Englischen sind mit den Einstellungen
zu den Schweizer Landessprachen eng verknüpft.
3. Englisch im Vergleich mit anderen Fremdsprachen an Schweizer Schulen
Zum Fremdsprachenunterricht an Schweizer Schulen liegt vor allem Literatur vor, die die Fremdsprachenkompetenzen
der Schweizerinnen und Schweizer sowie den Nutzen des Fremdsprachenunterrichts
erforscht hat. Diese Literatur zeigt, dass
_ die Deutschschweizer Befragten ihre Französisch- und Englischkompetenzen höher einschätzen
als die französischsprachigen Befragten ihre Kenntnisse in Deutsch und Englisch,
_ dass in beiden Landesteilen die Befragten ihre Englischkompetenz für höher halten als diejenige
in den Landessprachen,
_ dass in der deutschen Schweiz anteilmäßig mehr Geld für den Englischunterricht aufgewendet
wird als in der französischen und italienischen Schweiz und
4
_ dass allerdings die Ausgaben für Deutsch- bzw. Französischunterricht sowohl in allen Landesteilen
höher sind als die Aufwendungen für Englisch.
Vor allem in der Deutschschweiz ist in der letzten Zeit ein Druck zu mehr Englischunterricht zu beobachten.
Dies hat zur Entwicklung von neuen Konzepten und zur Einführung von Pilotprojekten im
Frühenglischunterricht geführt. Diese Projekte lassen auf eine vermehrte Forschung zur Effizienz des
frühen Englischunterrichts hoffen. Bisher liegen solche Studien allerdings noch nicht vor.
4. Englisch in der schweizerischen Arbeitswelt
Für die Schweizer Arbeitswelt belegen neuere Erhebungen die Nachfrage nach vermehrten Englischkenntnissen
bei den Beschäftigten. Wenige kleine Studien zeigen jedoch, dass Englisch nicht die
einzige Fremdsprache ist, die im Beruf in der Schweiz gefragt ist.
Im akademischen Bereich ist der wachsende Einfluss des Englischen, sichtbar an der Zunahme von
englisch verfassten Publikationen, Dissertationen und Projektgesuchen, unbestritten und im Wachsen
begriffen.
5. Forschungslücken und Forschungsvorschläge
Der zukünftige Forschungsbedarf zum Thema "Englisch in der Schweiz" liegt in den folgenden Gebieten:
_ Empirische Studien sollten belegen, ob und in welchen Situationen Englisch bereits heute als
Kommunikationsmittel in verschiedensten Kommunikationssituationen in der Schweiz Tatsache
ist.
_ Zur Überprüfung der Wirksamkeit von (vermehrtem) Englischunterricht ist die Erarbeitung
von standardisierten Tests unerlässlich. Auf diese Art könnte auch die Effizienz neuer Lernmethoden
getestet werden.
_ Die positiven Auswirkungen speziell von frühem Fremdsprachunterricht müsste mit Längsschnittstudien
von Klassen und Individuen auf ihrem Weg durch das Schulsystem nachgewiesen
werden.
_ Die Auswirkungen des außerschulischen Englischlernens auf Kinder und auf die schulischen
Lernsituationen sollte erforscht werden.
_ Die Untersuchung der Wirksamkeit neuer Unterrichtsformen wie Immerspionsunterricht
scheint ein interessantes zukünftiges Forschungsfeld zu sein.
_ Bezüglich der beruflichen Anwendung von Englisch sind Studien sinnvoll, die belegen könnten,
welche Sprachen in welchen Arbeitssituationen tatsächlich gebraucht werden, und welche
sprachlichen Fertigkeiten für den Berufsalltag notwendig sind.
5
Einführung
Dieser Bericht ist aufgrund eines Auftrags des Bundesamts für Bildung und Wissenschaft vom 23. Oktober
2000 entstanden. Der Auftrag bestand in der Erstellung eines Forschungsberichtes zum Thema
'Englisch in der Schweiz' unter besonderer Berücksichtigung des Englischen im Bildungswesen und
als Verständigungssprache zwischen den vier Schweizer Sprachgemeinschaften. Die Informationen
sollten vor allem zuhanden der 'Paritätischen Arbeitsgruppe Sprachengesetz Bund/Kantone' erstellt
werden, die zur Zeit über die Vorbereitung des Sprachen- und Verständigungsgesetzes berät.
Die Arbeit am Bericht machte als erstes eine umfangreiche Literaturrecherche nötig. Unsere Bibliographie
entstand aufgrund einer Konsultation neuerer Bibliographien zur Schweizer Sprachendebatte
und Recherchen in Online-Bibliothekskatalogen, linguistischen Datenbanken, Bibliotheken und gedruckten
Bibliographien. Weitere Informationen gewannen wir aus Gesprächen mit den Proff. Georges
Lüdi, Iwar Werlen und Richard Watts, sowie aus kürzeren E-Mail-Interviews mit Dr. Claudine Brohy,
Dr. Robert Keiser, Prof. Gunnel Tottie, Prof. David Allerton, Prof. Andreas Fischer und Prof. Willy Elmer.
Wie die Bibliographie zeigt, ist in den letzten Jahren eine beträchtliche Zahl von Publikationen zur
Rolle des Englischen in der Schweiz entstanden. Allerdings basiert nur eine kleine Anzahl dieser Arbeiten
auf empirischer Forschung – ein Mangel, wie uns scheint. Unserem Auftrag gemäss haben wir
uns hauptsächlich auf die Zusammenfassung von Forschungsergebnissen konzentriert. In einigen
Fällen erschien es uns aber nötig und von Interesse, auf neuere Projekte speziell im Bereich des Englischunterrichtes
einzugehen, deren Erforschung zur Zeit noch aussteht.
Der Bericht besteht aus fünf Kapiteln. Zuerst befassen wir uns mit der Verbreitung des Englischen in
der Schweiz, und anschließend besprechen wir die Einstellungen gegenüber dem Englischen als Lingua
Franca und als Fremdsprache in der Schule. Im dritten Kapitel werden Forschung und neuere
Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Englischen im Schweizer Schulsystem diskutiert. Kapitel 4
schliesslich befasst sich mit Englisch in der Arbeitswelt, und mit Englisch als Vorbereitung auf den
Beruf. Das letzte Kapitel thematisiert noch einmal die Forschungslücken, die in den ersten vier Kapiteln
festgestellt wurden, und unterbreitet Vorschläge zu deren Behebung.
Bern, den 6. Dezember 2000 Heather Murray

1 Englisch in der Sprachenlandschaft der Schweiz
Die neuere Literatur zur schweizerischen Sprachensituation und zur Sprachpolitik thematisiert Englisch
zwar nur am Rande, allerdings immer wieder auf die selbe Art:
_ Der zunehmende Einfluss des Englischen wird häufig als Bedrohung für das gegenseitige
kulturelle und sprachliche Verständnis innerhalb der Schweiz dargestellt,
_ Es wird befürchtet, Englisch als wichtigste internationale Sprache könnte in der Schweiz in
Zukunft die Rolle einer Verständigungssprache einnehmen,
_ Englisch könnte so die schweizerische Mehrsprachigkeit gefährden,
_ Der zunehmende Trend zur Verwendung von englischem Vokabular in den Medien und in der
Werbung könnte die Landessprachen beeinflussen.
Bemerkenswert ist allerdings, dass zur Bedeutung des Englischen als intranationale Verständigungssprache
zwar viele Diskussionsbeiträge, aber relativ wenig empirische Forschung vorliegt.
1.1 Darstellungen der Schweizer Sprachensituation
Als Beispiel dafür, wie das Englische in Überblicksdarstellungen über die schweizerische Sprachensituation
thematisiert wird, kann PAP (1990) dienen. Dieser Autor fasst die Schweizer Verhältnisse für
ein nicht-schweizerisches Publikum zusammen und stellt die gegenwärtige Situation in den vier
Sprachregionen in historischer Perspektive dar. Relativ viel Gewicht legt er auf den Stellenwert der
Dialekte und ihr Verhältnis zur Hochsprache, und dabei berücksichtigt er nicht nur die Entstehung
und den Stellenwert der Diglossiesituation in der deutschsprachigen Schweiz, sondern auch die Dialekte
in den romanischen Sprachgebieten.
Obwohl PAPs Einschätzung der gegenwärtigen schweizerischen Sprachensituation insofern etwas vom
Tenor der meisten übrigen neueren Literatur abweicht, als er das Verhältnis der Sprachregionen untereinander
als relativ problemlos schildert, thematisiert er in Bezug auf das Englische diejenigen
Themen, die auch in der übrigen Diskussion vorherrschen. Der Einfluss des Englischen in der
Schweiz liegt laut PAP einerseits in der wachsenden Popularität dieser Sprache als Zweitsprache,
die zu einem Vorrang des Englischunterrichts in den Schulen vor dem Unterricht
in einer Landessprache und damit zur wachsenden Bedeutung des Englischen als Lingua
Franca innerhalb der Schweiz führen könnte. Einen weiteren Bereich, in dem der Einfluss des
Englischen auf die deutsche oder französische Sprache und letztlich auch auf die Gesellschaft von
vielen AutorInnen als relativ gross angesehen wird, spricht PAP (1990) ebenfalls an: das Phänomen
der wachsenden Durchdringung der deutschen oder der französischen Sprache durch englisches
Vokabular.
1.2 Englisch in den Medien und in der Werbung
Die Literatur zum englischen Einfluss und den Anglizismen im Französischen oder Deutschen ist recht
zahlreich1.
CHESHIRE & MOSER (1994) untersuchten den englischen Anteil in Werbeinseraten in zwei Westschweizer
Zeitschriften. Sie stellten unter anderem fest, dass Englisch nicht nur in der Werbung für Pro-
1 Neben den erwähnten Arbeiten sind hier unter den älteren Werken FISCHER (1980), DALCHER (1986) und die Lizenziatsarbeit
von ENGLER (1986) zu nennen. Neuere Publikationen sind DALCHER (1998), (2000), und ein auf einer repräsentativen
Meinungsumfrage basierender Forschungsbericht des Vereins "Sprachkreis Deutsch" vom Oktober
2000. Zum Gebrauch von Englisch in der Schweizer Werbung liegen auch eine Reihe von Lizenziats- oder ähnlichen
Arbeiten vor, vgl. z.B. ROGGER (1989), COLLAUD (1994), CORDEY (1995), ANDREY (1996) oder LEE (1999).
10
dukte aus der angelsächsischen Welt verwendet wird, sondern erstaunlicherweise auch für typisch
schweizerische Produkte wie zum Beispiel Uhren. CHESHIRE & MOSER vermuten, dass dieses Phänomen
in Zusammenhang mit einer Krise der nationalen Identität der Schweiz zu sehen ist: Durch die Wahl
einer fremden Sprache versuchen die SchweizerInnen und Schweizer, sich mit dem vorteilhaften Bild
zu identifizieren, das speziell ausländische Touristen von ihnen haben.
RASH (1994), (1996) befragte 85 meist Schweizerdeutsch sprechende Personen zu ihrem Verständnis
von englischen Ausdrücken in der Werbung und zu ihrer Einstellung zu diesen. Dabei testete sie sowohl
Werbeslogans, Schlagzeilen und Markennamen als auch englische Lehnwörter oder ganze Phrasen.
Sie stellte fest, dass Personen mit Hochschulabschluss normalerweise die Bedeutung der englischen
Ausdrücke besser verstanden und differenziertere Bewertungsurteile abgaben als Personen mit
einem Lehrabschluss. Die meisten InformantInnen der Altersgruppe der über 61-Jährigen
verfügten über lediglich begrenzte Englischkenntnisse und waren dem Gebrauch von
Anglizismen im Deutschen gegenüber häufig kritisch eingestellt. Die Assoziationen zu den
englischen Wörtern waren oft negativ oder fehlten ganz. Die Altersgruppe der unter 20-Jährigen
hatte die positivste Einstellung zu den englischen Ausdrücken und betrachtete diese auch
am häufigsten als in die deutsche Sprache integriert.
1.3 Die Diskussion zur Änderung des Sprachenartikels (1989)
Befürchtungen bezüglich des Einflusses des Englischen auf das Verhältnis der Sprachregionen untereinander
sind in der neueren Literatur und im öffentlichen Dialog häufig2. Sie werden im Bericht einer
Arbeitsgruppe thematisiert, die in den späten Achtziger Jahren vom Eidgenössischen Departement des
Innern eingesetzt wurde und deren Abklärungen und Beurteilungen zur Revision des Artikels 116 der
alten Bundesverfassung, des "Sprachenartikels", führen sollten (vgl. EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT DES
INNERN 1989). Der Bericht enthält Vorschläge zur zukünftigen Gestaltung der schweizerischen Sprachenpolitik
und befasst sich vorrangig mit der Situation der vier schweizerischen Landessprachen und
den Beziehungen zwischen den Sprachregionen.
Das Englische nimmt in dieser Beurteilung zwar keine zentrale Rolle ein, doch wird an verschiedenen
Stellen seine wachsende Bedeutung in Staat und Gesellschaft betont. In seiner Rolle als internationale
Sprache, die zunehmend an Gewicht gewinnt, wird das Englische als zumindest potentielle Bedrohung
für die schweizerische Mehrsprachigkeit dargestellt: An verschiedenen Stellen im Bericht wird die
Befürchtung geäussert, Englisch könnte sich zu einer Verständigungssprache der Schweizerinnen
und Schweizer untereinander entwickeln, was negative Auswirkungen auf die
Fremdsprachenkompetenzen in den Landessprachen haben, die Einstellung gegenüber
diesen negativ beeinflussen und so zu einer Gefährdung der sprachlichen Traditionen
führen könnte 3.
1.3.1 Englisch in der Diskussion um den Sprachenartikel
Dem wachsenden Einfluss der englischen Sprache in der Schweiz ist auch im separaten Materialband
zum Bericht Rechnung getragen, und zwar mit einem Beitrag von Urs DÜRMÜLLER. DÜRMÜLLER (1989)
stellt die Bedeutung des Englischen weltweit und in der Schweiz als Phänomen der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg dar und zeigt die wachsende Durchdringung von Musikprogrammen, Werbung,
Filmen und Graffiti in der Schweiz durch englisches Vokabular und englische Texte auf. Etwas im Gegensatz
zur Grundstimmung im Bericht selber betont DÜRMÜLLER, dass die Ausbreitung des Englischen
nicht unbedingt als Bedrohung der innerschweizerischen Verständigung gesehen werden muss. Er
zitiert die Ergebnisse von diversen Umfragen und Studien, die alle die Bedeutung unterstreichen, die in
2 Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch CORAY (im Druck).
3 vgl. EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT DES INNERN (1989: XIII, 5-6, 134, 258-260, 301-303).
11
der Schweiz dem Englischen beigemessen wird. DÜRMÜLLER kommt zum Schluss, dass speziell
die jüngere Generation der SchweizerInnen von der Wichtigkeit des Englischen überzeugt
ist und dass aus diesem Grund und wegen der Notwendigkeit zur internationalen Vernetzung
der Vormarsch von Englisch als erster Verständigungssprache in der Schweiz nicht
aufzuhalten sei.
1.4 Die Debatte in der Schweizerischen Zeitschrift für Politikwissenschaft
(1996/1997)
Der schweizerischen Sprachenpolitik ist weiter eine ganze Debatte in mehreren Ausgaben der
SCHWEIZERISCHEN ZEITSCHRIFT FÜR POLITIKWISSENSCHAFT in den Jahren 1996 und 1997 gewidmet.
In dieser von François GRIN angeregten Diskussion werden neben generellen sprachpolitischen Fragen
auch die (gespannten) Verhältnisse zwischen den schweizerischen Sprachregionen thematisiert und
Massnahmen zur Verbesserung der Verständigung sowie zur Stärkung der Minderheitensprachen
Italienisch und Rätoromanisch vorgeschlagen. Die Position des Englischen in der Sprachenlandschaft
wird zwar in der Debatte nicht analysiert, doch wird wiederum mehrfach auf die Stellung der englischen
Sprache als internationale Lingua Franca und auf seine Bedeutung in Wissenschaft und Technologie
hingewiesen. In vielen Beiträgen werden Befürchtungen geäussert, das Englische könnte diese
Rolle bald auch im Dialog zwischen den schweizerischen Sprachregionen einnehmen und so das gegenseitige
sprachliche und kulturelle Verständnis gefährden (vgl. ALTERMATT 1997, KNUESEL 1997,
GHISLA 1997, TRIER 1997, REICHENAU 1997 und GRIN 1997).
Zentral wird Englisch im Titel des Aufsatzes von Urs ALTERMATT angesprochen: "Viersprachige Schweiz:
anderthalbsprachig plus Englisch?". Der Autor äussert in diesem Artikel seine Befürchtungen in Bezug
auf einen schwindenden nationalen Zusammenhalt in der Schweiz, vor dem Verlust der Mehrsprachigkeit
und vor dem Vormarsch des Englischen auf Kosten der Landessprachen. Er stellt die These
auf, dass in der Schweiz seit etwa 1970 eine vermehrte Identifikation der Schweizerinnen und Schweizer
mit der Sprache und der Kultur ihrer eigenen Sprachregion festzustellen sei, was zur Bildung von
eigentlichen "Sprachblöcken" in politischen Fragen führe. Dies drohe den auf politischer und konfessioneller
Solidarität basierenden schweizerischen Zusammenhalt früherer Jahre und Jahrhunderte
abzulösen. Den Vormarsch des Englischen – bereits jetzt Lingua Franca innerhalb der europäischen
Union und in einer globalisierten Wissenschaft, Technik und Wirtschaft – betrachtet der Autor als
Gefahr für die Bedeutung des Französischen und des Deutschen innerhalb der Schweiz. Englisch
könnte ohne geeignete Gegenmassnahmen zur Verständigungssprache auch innerhalb der
Schweiz werden.
1.5 Eine kritische Stimme
Gemessen an den relativ zahlreichen Darstellungen zum wachsenden Einfluss des Englischen auf Kosten
der Landessprachen ist der Artikel von ANDRES & WATTS (1993) eine der wenigen Stimmen, die
diese Entwicklung relativieren. Diese Autoren stellen fest, dass empirische Beweise für den Gebrauch
von Englisch in der Kommunikation zwischen Angehörigen der verschiedenen
schweizerischen Sprachgemeinschaften fehlen.
1.6 Zahlen zum Englisch aus der Volkszählung 1990
Tatsächlich sind solche Beweise in der Literatur selten. Daten zur Stellung des Englischen und der
EnglischsprecherInnen in der Schweiz finden sich in den Zahlen der Eidgenössischen Volkszählung
1990 und deren Interpretation durch LÜDI, WERLEN et al. (1997). Die Volkszählung ergibt, dass im
Jahre 1990 in der Schweiz 60'786 Personen Englisch als Hauptsprache sprachen (0,9% der
12
Gesamtbevölkerung oder 9,9% der SprecherInnen von Nicht-Landessprachen; vgl. LÜDI, WERLEN et
al. 1997:461-463). Englisch als Hauptsprache ist damit als relativ unbedeutende Erscheinung anzusehen.
Hingegen liegt die eigentliche Bedeutung des Englischen in der Schweiz gemäss den erwähnten
Autoren in seinem Gebrauch als Umgangssprache in Familie, Schule und speziell im Berufsleben: Als
Umgangssprache in der Familie wurde Englisch in der Volkszählung mehr als dreimal so
häufig genannt wie als Hauptsprache – von leicht mehr als 200'000 Befragten - und in
Schule und Beruf zusammen sogar mehr als zehnmal so häufig (knapp über 600'000 Angaben)
(LÜDI, WERLEN et al. (1997:495). Damit kann dem Englischen eine gewisse Bedeutung als
Verkehrssprache zuerkannt werden.
Die relativ starke Stellung des Englischen als Berufssprache zeigt sich auch in den folgenden Zahlen:
Am häufigsten wurde 1990 Englisch im Beruf in der deutschen Schweiz gebraucht: 18,5% der in der
deutschen Schweiz wohnhaften deutschsprachigen Personen gaben an, im Beruf (unter anderem)
Englisch zu sprechen. Englisch wird in der deutschen Schweiz damit etwas weniger häufig gebraucht
als Französisch, jedoch wesentlich häufiger als irgend eine andere Sprache ausser Deutsch und Französisch.
Die Autoren schliessen aus diesen Zahlen, dass dem Englischen eine wichtige Funktion als Wirtschaftssprache
und in der Kommunikation gegen aussen zukommt: Englisch im Beruf wird
häufiger in der deutschen Schweiz und häufiger in wirtschaftlich starken Regionen gebraucht. Hingegen
behaupten die Autoren auch, dass Englisch als Verständigungssprache der SchweizerInnen
untereinander eine kleine Bedeutung habe: Es werde nicht in allen Sprachregionen gleich häufig
angegeben und werde ausserdem in den westlichen Regionen an der Sprachgrenze vom Französischen
an Wichtigkeit übertroffen (LÜDI, WERLEN et al. 1997:599).
1.7 Qualitative Studien zum Englischen als Verständigungssprache
Qualitative Studien, die das Ausmass der Verwendung von Englisch in speziellen Kommunikationssituationen
zwischen SprecherInnen verschiedener schweizerischer Muttersprachen zeigen, sind selten.
Die Resultate von zwei solcher Arbeiten – die beide die Wichtigkeit des Englischen in der beruflichen
Kommunikation über die Sprachgrenzen hinweg relativieren – werden in Kapitel 4 besprochen
(SCHNYDER KESSLER 1993 und WETZEL-KRANZ 2000).
Daten zur Verwendung von Englisch durch französischsprachige MigrantInnen in der Stadt Basel lassen
sich aus einem Artikel von LÜDI (1992) gewinnen. Das Projekt, dessen Resultate in diesem Artikel
vorgestellt werden, befasste sich mit den linguistischen Aspekten der Migration über die schweizerischen
Sprachgrenzen. Es untersuchte vor allem die Auswirkungen, die die diglossische Situation in
den beiden Deutschschweizer Städten Basel und Bern auf das sprachliche Verhalten und die linguistische
Identität von frankophonen SchweizerInnen und AusländerInnen hat.
13
Als Teilaspekt dieser Untersuchung liegen auch Zahlen zum Gebrauch des Englischen durch diese
Gruppe vor. Danach wichen die französischsprachigen MigrantInnen in Basel in verschiedenen
Gesprächssituationen relativ selten auf Englisch aus – und dies, obschon LÜDI (1992) bei
seinen InformantInnen eine oftmals negative Einstellung zum Schweizerdeutschen und eine häufig
kleine Bereitschaft zum Erlernen des Dialektes feststellte.
1.8 Ergebnisse
Bezüglich der Stellung des Englischen im Verhältnis zu den Schweizer Landessprachen lassen sich aus
der Literatur folgende Schlüsse ziehen:
Es liegen kaum empirische Beweise für die zunehmende Wichtigkeit von Englisch als Schweizer
Verständigungssprache vor.
Als Berufssprache wird Englisch von weniger als 20% der Beschäftigten gebraucht. Es ist damit
aber im Beruf die wichtigste Fremdsprache nach Deutsch und Französisch.
Der Trend zum vermehrten Gebrauch von englischen Ausdrücken in Medien und Werbung wird
sowohl in der Literatur als auch in der Bevölkerung stark wahrgenommen und besprochen.
14
15
2 Spracheinstellungen und Präferenzen in der Schweiz
In den Diskussionen zur Schweizer Sprachensituation und in den Debatten zum Fremdsprachenunterricht
ist die Frage nach den Vorlieben der Schweizerinnen und Schweizer bei Sprachwahl oder Fremdsprachenunterricht
zentral. Wiederum sind hier die Einstellungen gegenüber dem Englischen von
ebenso grossem Interesse wie diejenigen gegenüber den schweizerischen Landessprachen.
Die Daten zur Spracheinstellung stammen vor allem aus einer Reihe von Umfragen und Meinungsforschungen
aus den letzten zwanzig Jahren:
_ aus den Pädagogischen Rekrutenprüfungen 1985 ("PRP85"),
_ aus zwei Meinungsumfragen des Instituts ISOPUBLIC aus dem Jahr 1987 und vom September
2000.
Analysen zur Einstellung gegenüber Englisch als Fremdsprache in der Schweiz finden sich in den zahlreichen
Publikationen von Urs DÜRMÜLLER (vgl. DÜRMÜLLER 1986, 1989, 1989a, 1993, 1994, 1996,
1996a). Eine Reihe von Publikationen zu diesem Thema (z.B. BICKEL & SCHLÄPFER 1994; DÜRMÜLLER
1991, 1992, 1994a) steht im Zusammenhang mit einem Projekt des Nationalen Forschungsprogramms
21 des Schweizerischen Nationalfonds ("Kulturelle Vielfalt und nationale Identität").
2.1 Die Pädagogischen Rekrutenprüfungen 1985 ("PRP85")
Zahlreiche Daten zur Spracheinstellung stammen aus einem Fragebogen, der im Rahmen der Pädagogischen
Rekrutenprüfungen 1985 (PRP85) an 33'826 Rekruten der Schweizer Armee verteilt wurde,
sowie aus den Antworten einer Kontrollgruppe von 977 jungen Frauen. Ein Teil des Fragebogens, der
unter anderem von DÜRMÜLLER (1989) und von PATTHEY (1994) besprochen wird, befasst sich mit dem
Ausmass des Sprachunterrichts in den Schulen und mit den bevorzugten Sprachfächern der Rekruten.
Bei dieser Frage zeigten fast 65% der französisch- und deutschsprachigen jungen Männer eine erstaunliche
Übereinstimmung in ihrer Wahl von Englisch als bevorzugter Zweitsprache; von den Tessinern
stimmten 48% für Englisch. Diese letzte Gruppe wählte Französisch (28%) und Deutsch (20%)
zusammen gleich häufig wie Englisch allein.
Die Ausbildung war in diesem Falle von entscheidender Bedeutung: Unter den Deutschschweizern
wählten Studenten zu je 50% Englisch und Französisch als bevorzugte erste Fremdsprache, während
75% der ungelernten Arbeiter Englisch wählten. Ein anderer relevanter Faktor war die Nähe zu anderen
Sprachregionen: nur 20% der Rekruten aus Winterthur / Schaffhausen entschieden sich für Französisch,
und nur 19% der Genfer für Deutsch als erste Fremdsprache. Dies zeigt, dass fehlender Kontakt
zu Sprechern der anderen Fremdsprache die Motivation zum Lernen dieser Sprache negativ zu
beeinflussen scheint.
2.2 Die Umfrage des Instituts ISOPUBLIC vom September 2000
Neuere Daten zu den Spracheinstellungen liefert eine repräsentative Umfrage des Meinungs- und
Marktforschungsinstituts Isopublic bei 1000 stimmberechtigten Personen aus der deutsch- und französischsprachigen
Schweiz. Diese Sondierung erfolgte im September 2000, eine Woche nach der Bekanntgabe
des Entscheides des Zürcher Regierungsrates, dass in Zürcher Schulen künftig Englisch
früher als Französisch unterrichtet werden soll.
2.3 Zusammenfassung und Ausblick: Englisch und die Landessprachen
Die Daten zur Einstellung gegenüber den Fremdsprachen zeigen, dass die Rolle des Englischen eng
mit der Frage nach dem Verhältnis der Schweizer Nationalsprachen untereinander verknüpft ist. Die
Fragen am Ende dieses Kapitels sind damit mit denen aus dem ersten Kapitel verbunden:
_ Hat sich die Einstellung gegenüber dem Englischen in den letzten zwanzig Jahren wirklich
verändert?
_ Lässt sich die Veränderung auf den wachsenden Einfluss von Englisch als internationale (oder
gar intranationale?) Verständigungssprache zurückführen?
_ Spiegeln die Veränderungen in den Einstellungen gegenüber Englisch eine Veränderung in
den Einstellungen der SchweizerInnen gegenüber den Landessprachen wieder?
Eine weitere Frage ist, ob und wie die Einstellung gegenüber dem Englischen die Prioritäten beim
Fremdsprachenunterricht in der Schule beeinflusst hat oder noch beeinflussen wird. Diese Frage wird
im nächsten Kapitel behandelt.
19
3 Englisch im Vergleich zu anderen Fremdsprachen an
Schweizer Schulen
In den letzten Jahren wurde in der Schweiz immer wieder die Forderung nach mehr Englischunterricht
an den Schulen laut. Dies wiederum hat eine Debatte um die Stellung des Englischen im Verhältnis
zu den Schweizer Landessprachen entfacht.
Zum Thema "Englisch an den Schweizer Schulen" liegen aus der Literatur vor allem Daten zur
Selbsteinschätzung der Sprachkompetenzen der Schweizerinnen und Schweizer vor, sowie Berechnungen
zu Kosten und Nutzen des Fremdsprachenunterrichts. Nach der Diskussion dieser Ergebnisse
wird im letzten Teil des Kapitels der veränderte Stellenwert kommentiert, der dem Englischunterricht
im Rahmen des "Gesamtsprachenkonzepts" zukommt, und es wird kurz ein neueres Projekt zum Frühenglisch
in Zürich vorgestellt.
3.1 Wie sind die Fremdsprachenkompetenzen der Schweizer?
Das Ausmass der Fremdsprachenkompetenzen junger Schweizerinnen und Schweizer wurde unter
anderem anlässlich der Pädagogischen Rekrutenprüfungen 1985 erfasst. Die Auswertungen dieser
Daten durch BICKEL & SCHLÄPFER (1994) oder DÜRMÜLLER (1991, 1992, 1994) zeigen, dass mehr als die
Hälfte der deutsch- und französischsprachigen Rekruten des Jahres 1985 in der Schule etwas Englisch
gelernt hatten. Dasselbe gilt auch für 40% der Italophonen, für die Englisch die dritte Fremdsprache
war. Die Werte aus der Kontrollgruppe der weiblichen Befragten lagen bei diesen Antworten höher
(vgl. PATTHEY 1994). Knapp unter 40% der Deutschschweizer und der Westschweizer erklärten sich
mit dem Ausmass ihrer Englischkenntnisse zufrieden (DÜRMÜLLER 1991).
Aufgrund des Vergleiches der Ausgaben für den Fremdsprachenunterricht und des Nutzens von
Fremdsprachenkenntnissen kommt GRIN (1999, 1999a, 2000) zum Schluss, dass sich gute Fremdsprachenkompetenzen
nicht nur für die Individuen auf dem Markt bezahlt machen (vgl. dazu die Diskussion
in Kapitel 4). Auch für die Gesellschaft als ganzes ist die Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen
laut GRIN materiell einträglich. Diese Rentabilität kann GRIN (1999a: Kapitel 9) vor allem
für die Suisse romande und die Deutschschweiz aufzeigen, und zwar sowohl für den Französisch- bzw.
Deutschunterricht als auch fürs Englische. In der deutschen Schweiz scheint die Vermittlung von Englischkenntnissen
rentabler zu sein als beim Französischen; in der Suisse romande zahlt sich der
Deutschunterricht mehr aus als der Englischunterricht. Andererseits hält GRIN (1999a:200-201)
aber auch fest, dass die Rentabilität des Englischunterrichtes für die öffentliche Hand in
der deutschen Schweiz dadurch reduziert wird, dass die Englischkenntnisse in diesem
Landesteil nur zu 40% der Schule zu verdanken sind.
Zusammenfassend ergibt sich damit aus den Daten der PRP85 und vor allem aus der Forschung von
François GRIN der Eindruck, dass
_ DeutschschweizerInnen ihre Englischkenntnisse höher einschätzen als ihre französischsprachigen
Landsleute7,
_ in der deutschen Schweiz anteilmässig mehr Geld in den Englischunterricht investiert wird als
in der Suisse romande, und dass
_ Englischunterricht in der deutschen Schweiz für das Gemeinwesen einträglicher ist als der
Unterricht in den Landessprachen.
3.3 Die Entwicklung eines Gesamtsprachenkonzeptes
In den Neunziger Jahren hat der wachsende Druck zugunsten von mehr Englischunterricht vor allem
in der Deutschschweiz zur kurzfristigen Aufnahme von neuen Englischkursen in die Lehrpläne mehrerer
Kantone geführt. Dies wiederum hatte Probleme in der Planung der Sprachkurse in weiterführenden
Ausbildungsgängen zur Folge (vgl. KEISER 1997). In der selben Periode hat in der Schweiz, analog
Zehnjährige markant zugenommen. Und schliesslich wurde 1997 ein Projekt für Englisch an den Zürcher
Primarschulen in die Wege geleitet.
1998 beauftragte die schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren eine Expertengruppe
mit der Ausarbeitung eines Konzeptes zur Koordination des Sprachunterrichts in der obligatorischen
Schule. Dort wurde dem Englischen ein klar definierter und verbindlicher Platz in
der nationalen Erziehungspolitik zuerkannt: Der Bericht der Expertengruppe "Gesamtsprachenkonzept"
(GSK) spricht der "Pflege der eigenen Sprache, dem Erlernen weiterer Landessprachen
[...] und der grossen Weltsprachen" (d.h. Englisch) (vgl. SCHWEIZERISCHE KONFERENZ DER KANTONALEN
ERZIEHUNGSDIREKTOREN 1998) die gleiche Wichtigkeit zu. Dies bedeutet, dass es beim Sprachunterricht
nicht länger um eine Entscheidung zwischen einer Landessprache und dem Englischen
geht: beide sollen obligatorisch unterrichtet werden. Genauso wie die übrigen Europäerinnen
und Europäer sollen die SchweizerInnen nicht nur zweisprachig, sondern mehrsprachig sein.
Das Gesamtsprachenkonzept stellt einen Schritt in Richtung einer kohärenten Sprachenpolitik, in
Richtung verbindlicher Lernziele für das Ende des sechsten und des neunten Schuljahres und auch in
Richtung ausreichender Englischkenntnisse für alle Schweizerinnen und Schweizer dar.
Inzwischen ist der Expertenbericht GSK in die Vernehmlassung gegangen. Nach einer ersten Auswertung
wurde eine neue Arbeitsgruppe "Gesamtsprachenkonzept" mit dem Auftrag betraut, Vorschläge
zur Umsetzung des GSK auszuarbeiten. Dabei geht es um eine grössere vertikale sowie horizontale
Kohärenz in der nationalen Sprachenpolitik und um eine Konsensfindung unter den Kantonen. Erste
Diskussionen (vgl. SCHWEIZERISCHE KONFERENZ DER KANTONALEN ERZIEHUNGSDIREKTOREN 2000) zeigen, dass
sich die Kantone in vielen Punkten einig sind. Nur die Frage der Einstiegsfremdsprache scheint die
Meinungen ernsthaft zu spalten – und von dieser Frage ist Englisch zentral betroffen. Es ist auch klar,
dass die Debatte eher auf politisch-wirtschaftlichen als auf linguistischen oder pädagogischen Gesichtspunkten
beruht (vgl. STAUFFER 1999).
Obwohl das GSK kein eigentliches Forschungsprojekt darstellt, wird es hier erwähnt, weil es einen
Wendepunkt in der schweizerischen Schulsprachenpolitik markiert. Höchstwahrscheinlich wird es
den Ausgangspunkt für beträchtliche Forschungen zum Englischen und zu den übrigen Fremdsprachen
in der Schweiz bilden. Jetzt schon hat das GSK zu einem Überblick über die aktuelle Fremdsprachenpolitik
der Kantone und zu Absichtserklärungen in dieser Beziehung geführt (vgl. STAUFFER 1999).
STAUFFER (im Druck:3) sagt voraus, dass von den Entscheidungen der Kantone Aargau, Luzern, Sankt
Gallen und Zürich eine Signalwirkung ausgehen wird. "Falls diese Kantone als erste Fremdsprache
Englisch einführen, werden sich weitere Kantone anschliessen. Trifft dieses Szenario ein, werden am
Ende bloss die zweisprachigen Kantone BE, FR, und VS Französisch (bzw. Deutsch) als erste Fremdsprache
beibehalten - und unter Umständen noch BL und SO."
3.4 Das Zürcher Schulprojekt 21: Englisch in der Primarschule
Als Antwort auf das Bedürfnis nach mehr Englisch in der Primarschule (und gleichzeitig als Anstoss
für das Gesamtsprachenkonzept) kann das Schulprojekt 21 (SP21) betrachtet werden. Das SP21 ist
ein Pilotprojekt in den Zürcher Primarschulen, das 1997 nach einem Grundsatzentscheid der kantonalen
Behörden lanciert wurde. Wie das GSK ist es selber kein Forschungsprojekt, lässt aber eine
gewisse Menge an weiterführender Forschung zum Englischunterricht erwarten und ist aus diesem
Grunde hier von Interesse.
3.4.1 Englisch als Kommunikationsmittel
Das Projekt will hauptsächlich eigenständiges Lernen, das Lernen im Team, den Umgang mit modernen
Informationstechnologien sowie erweiterte Sprachkenntnisse fördern, und dabei soll von der
ersten Klasse an Englisch vermittelt werden. Der gewählte methodologische Ansatz ist ein zweispra23
chiger Unterricht Deutsch/Englisch nach dem Prinzip der sprachlichen Einbettung ("embedding"),
gemäss dem Äusserungen und einzelne Aktivitäten in der Zielsprache in Aktivitätssequenzen
und Lektionen in der normalen Klassensprache eingebettet werden sollen.
Englisch könnte in so verschiedenen Fächern wie Naturkunde, Singen oder Handarbeiten punktuell
gebraucht werden, und damit wäre es nicht eigentlicher Lernstoff, sondern ein authentisches
Kommunikationsmittel im spielerischen Lernen. Der Lehrplan wird ergänzt durch Französischunterricht
- ab der fünften Klasse wie bisher.
Die Rechtfertigung für Frühenglisch als Teil des Schulprojekts 21 stützt sich auf Forschungsergebnisse
aus der Hirnphysiologie und der Entwicklungspsychologie, welche zeigen, dass die Bedingungen für
das Fremdsprachenlernen bei Kindern vor dem zehnten Altersjahr sehr günstig sind. Dies entspricht
einem wohlbekannten Argument für das frühe Sprachenlernen (vgl. LIGHTBOWN & SPADA (1995),
PELTZER-KARPF & ZANGL 1998) und wurde auch bereits zugunsten von Frühfranzösisch vorgebracht.
3.4.2 Die Evaluation des Schulprojekts 21
Mit der wissenschaftlichen Auswertung des SP21 wurde ein unabhängiges Forscherteam ("Arbeitsgemeinschaft
Evaluation Schulprojekt 21") betraut. Obschon der Versuch noch in einer frühen Phase
steckt, sind bereits erste Auswertungsberichte verfügbar (vgl. ARBEITSGEMEINSCHAFT EVALUATION
SCHULPROJEKT 21 2000). Die Evaluation beinhaltet in einer ersten Phase qualitative Fallstudien und in
einer zweiten Phase einen erweiterten Vergleich zwischen einzelnen Fällen. Der erste Bericht fällt
positiv aus und erwähnt die "hohe Begeisterung der Lehrer", obwohl auch auf Bereiche hingewiesen
wird, in denen die Projektplanung möglicherweise noch zu wenig durchdacht ist.
Es scheint uns zum Abschluss dieses Kapitels wichtig, auf einige positive Aspekte der Evaluation des
SP21 hinzuweisen, die wir als geeignetes Modell für zukünftige Forschung im Bereich der Evaluation
des Fremdsprachenunterrichts ansehen: Erstens ist die Evaluation vom SP21 punkto Finanzierung und
Organisation unabhängig. Zweitens ist sie so angelegt, dass ihre Resultate umgehend ins Projekt
zurückfliessen und so dessen weiteren Verlauf beeinflussen können. Und schliesslich ist die Evaluation
auf Transparenz bedacht: Die Resultate werden sowohl der Öffentlichkeit als auch den vom
SP21 direkt Betroffenen zugänglich gemacht. Die vollständigen Berichte sind auch auf Internet verfügbar.
3.5 Fragen an die Fremdsprachenforschung
Allgemein lässt sich sagen, dass die zukünftige Forschung angesichts der Veränderungen, die sich im
Englischunterricht (und im Fremdsprachenunterricht generell) abzeichnen, unter anderem die folgenden
Fragen wird beantworten müssen:
_ Beeinflusst mehr und früherer Fremdsprachenunterricht tatsächlich die Fremdsprachenkompetenz
von Schweizer Schulkindern?
_ Führt ein früher Beginn mit Fremdsprachenunterricht zu einer positiveren Einstellung gegenüber
dieser Sprache und zu einer grösseren Sensibilität gegenüber Fremdsprachen generell?
_ Sind die Vorteile von frühem Fremdsprachenunterricht so gross, dass sie in späteren Jahren
nicht mehr wettgemacht werden können?
_ Bleibt Englisch als Sprachfach auch dann populär, wenn der Englischunterricht für alle
Schüler verbindlich eingeführt oder verstärkt wird?
_ Wird der ökonomische Vorteil, den gute Englischkenntnisse heute mit sich bringen, abnehmen,
wenn diese selbstverständlich werden?
24
25
4 Englisch in der schweizerischen Arbeitswelt
Der Nutzen, den gute Sprachkenntnisse mit sich bringen, ist ein zentrales Argument in der Debatte um
den Fremdsprachenunterricht. Immer häufiger werden Fremdsprachenkompetenzen als entscheidender
Faktor in der Qualifikation für bestimmte Berufe betrachtet; insbesondere für Tätigkeiten in Verkehr,
Tourismus, Handel, Bank- und Finanzwesen, in der Informationstechnologie, der Elektronikbranche
und im Management grösserer Betriebe. Die Forschung zu den Sprachen in der Schweizer
Arbeitswelt beschäftigt sich deshalb hauptsächlich mit den folgenden Fragen:
_ Sind die Fremdsprachenkenntnisse, die die Schule vermittelt, den Bedürfnissen der Wirtschaft
angepasst?
_ Wie und in welchem Ausmass werden Fremdsprachen im Beruf gebraucht?
_ Wie stark wirken sich Fremdsprachenkompetenzen auf die Karrieremöglichkeiten und auf
den Verdienst aus?
4.1 Wie wichtig ist Englisch für den Beruf?
Die Anforderungen, die die Wirtschaft an die Fremdsprachenkenntnisse der Schulabgänger und an
den Fremdsprachenunterricht in der Schule stellt, wurden in der neueren Literatur mit einer Reihe
von Umfragen ermittelt. Diese Erhebungen zeigen, dass in der Berufswelt ein Bedarf nach vermehrtem
Englischunterricht besteht. Allerdings können die Resultate von kleinen qualitativen Studien die alleinige
Vormachtstellung von Englisch im Beruf nur bedingt bestätigen.
4.1.1 Die Nachfrage nach mehr Englischkenntnissen
Im Jahr 1998 führte das Institut Ipso im Auftrag des Schweizer Automatik Pool eine repräsentative
Umfrage bei 300 Geschäftsleitern von kleineren und mittleren Betrieben aus dem Bereich der neuen
Technologien durch. Diese Geschäftsleiter aus der deutschen und französischen Schweiz wurden nach
ihrer Zufriedenheit mit der Effizienz des Bildungssystems bei der Ausbildung ihrer künftigen Angestellten
gefragt. Dabei zeigten sich 71% der Befragten mit den Berufsschulen, den Fachhochschulen
und den Universitäten zufrieden, hingegen erntete die Sekundar- und Realschule zum Teil beträchtliche
Kritik. 86% der Befragten fanden zum Beispiel, dass die Englischausbildung an der
Oberstufe mehr Gewicht erhalten müsse. Allerdings geben diese Resultate primär die spezielle
Sichtweise der Geschäftsleiter in der Elektronik- und Informatikbranche wieder.
Einen ähnlichen Bedarf an vermehrtem Englischunterricht speziell für Wirtschaftsschulen stellt KEISER
(1993, 1998) aufgrund einer Befragung an der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule Luzern
(HWV) fest: AbsolventInnen einer kaufmännischen Lehre, DirektionsassistentInnen, Betriebsökonomen
HWV und Wirtschaftskader mit Hochschulabschluss wurden dabei systematisch zur Wichtigkeit
verschiedener Sprachen für ihren Beruf befragt. Die Resultate zeigen, dass Französisch zwar
für AbsolventInnen einer kaufmännischen Lehre wichtiger war als Englisch, dass sich
aber dieses Verhältnis in höheren Berufen und besonders gegen Ende der zehnjährigen
Untersuchungsperiode umkehrte. So brauchten HWV-Ökonomen 1991 Englisch zweieinhalbmal
häufiger als Französisch.
Die Bedeutung von Englischkenntnissen in gewissen Bereichen der Arbeitswelt bestätigt auch HOHL
(1995), (1997) in seiner Untersuchung der Sprachpolitik und der Sprachpraxis bei den Schweizerischen
Bundesbahnen: Im Reiseverkehr der SBB, oder doch zumindest in der Kommunikation in den
Reisebüros der grösseren Bahnhöfe, kommt dem Englischen gemäss diesem Autor die Stellung einer
Verständigungssprache zu, und dies bisweilen sogar zwischen SchweizerInnen verschiedener Muttersprache
(vgl. HOHL 1995:261, 1997:5). Diese Feststellung wird allerdings nicht durch Daten unter26
mauert. HOHL stellt daneben auch fest, dass bei der SBB die Sprachwahl und die sprachliche Gestaltung
von schriftlichen und mündlichen Kundeninformationen nicht einheitlich geregelt ist, und dass
auch für die Fremdsprachenausbildung der Angestellten kein zentrales Konzept besteht.
4.1.2 Relativierende Ergebnisse
Englisch scheint allerdings nicht in allen Branchen die wichtigste und vor allem nicht die einzig gefragte
Fremdsprache zu sein. So ergab eine Untersuchung von mehrsprachiger fachsprachlicher
Kommunikation im Verlauf einer Ingenieur-Ausbildung im Basler Dreiländergebiet (WETZEL-KRANZ
2000), dass PraktikantInnen in französisch-deutschen Kommunikationssituationen nur selten auf das
Englische auswichen. Aufgrund von ethnographischer Forschung, Auswertungen von Tagebüchern und
Interviews zeigt die Autorin als erstes, dass bei dieser Art Arbeit normalerweise nur wenig sprachliche
Interaktion stattfindet. Die verwendeten Sprachen während der Praktika waren je nach sprachlichem
Umfeld Französisch oder Deutsch. Englisch wurde nicht von allen Praktikanten gebraucht,
und wenn, dann nur in wenigen, begrenzten Interaktionssituationen. Offenbar wird die
Sprachwahl von mehreren Faktoren beeinflusst, und die Sprachrepertoires der beteiligten Interaktanten
spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Die Ergebnisse von WETZEL-KRANZ können damit als eine Relativierung des Wunsches nach vermehrtem
Englischunterricht gewertet werden: Sie zeigen, dass Englisch nicht notwendigerweise die bevorzugte
Sprache in der Kommunikation zwischen Deutsch- und FranzösischsprecherInnen ist und "dass die
Bedeutung des Englischen für den beruflichen Alltag – zumindest in einem gewissen Teil – überschätzt
wird" (WETZEL-KRANZ 2000:10).
Ähnliche Schlüsse lassen die Resultate einer Untersuchung über den Sprachgebrauch in einer grossen
Schweizer Bank in Lugano von SCHNYDER KESSLER (1993) zu. Zwar hat der Gebrauch von Englisch in
der Bank in neuester Zeit offenbar zugenommen, allerdings hauptsächlich bei denjenigen Angestellten,
die mit internationalen Finanzgeschäften zu tun hatten. In ihren (häufigen) Kontakten mit anderen
Bankfilialen und mit der Hauptzentrale gebrauchten die italienischsprachigen Angestellten häufiger
Deutsch als Englisch. Allerdings hat Englisch das Französische als drittwichtigste Sprache in der Bank
abgelöst.
Damit ergibt sich bezüglich der Stellung des Englischen im Berufsleben ein durchaus komplexes Bild:
Einerseits scheint die Nachfrage nach Englisch für gewisse Berufe sehr stark zu sein. Kleinere qualitative
Studien über das Kommunikationsverhalten am Arbeitsplatz zeigen aber, dass Englisch nicht notwendigerweise
überall die einzig benötigte und verwendete Fremdsprache ist.
4.2 Die Lohnwirksamkeit von Fremdsprachen
Zum Thema des Fremdsprachengebrauchs und den Bedürfnissen nach Sprachkenntnissen im Beruf
gehört auch die Frage, wie die Wirtschaft die Fremdsprachenkenntnisse bezahlt, die sie einzufordern
scheint. Antworten auf diese Frage stammen aus dem bereits erwähnten Nationalfondsprojekt
"Compétences linguistiques en Suisse" von François GRIN.
GRIN (1999, 1999a, 2000) zeigt auf, dass in der Schweiz eine deutliche Korrelation zwischen der
Sprachkompetenz einer Person und ihrem Einkommen besteht: Für die Fremdsprachen Deutsch,
Französisch und Englisch führt in der deutschen Schweiz und der Suisse romande ein höheres
5 Forschungslücken und Forschungsvorschläge
Mehrfach in diesem Bericht ist deutlich geworden, dass die Stellung des Englischen in der Schweiz bei
weitem nicht abschliessend erforscht ist. Es besteht ein Bedarf an empirischen Studien, die sich vor
allem mit den folgenden Fragen beschäftigen müssten:
_ Dient das Englische wirklich als schweizerische Lingua Franca? Wenn ja, wo und in welchem
Ausmass? Was sind die soziolinguistischen Gründe für diesen Gebrauch?
_ Wie gehen Schweizerinnen und Schweizer ohne Englischkenntnisse mit der zunehmenden
Präsenz von Englisch in den Medien um?
_ Was bringt Frühenglisch? Sind neun Jahre Schulenglisch zwingend wirkungsvoller als sieben
Jahre?
_ Wie viel Englisch lernen Schweizer Kinder ausserhalb der Schule?
_ Führen neuere methodologische Ansätze zu besserem Spracherwerb?
_ Welche sprachlichen Fertigkeiten sind für welchen Beruf notwendig?
_ Was für eine Rolle spielt die Erwachsenenbildung in der Vermittlung der für den Beruf notwendigen
Sprachkompetenzen?
Die Erforschung dieser Gebiete ist nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die zukünftige
kultur- und bildungspolitische Diskussion von Interesse.
5.1 Wo dient das Englische als schweizerische Lingua Franca?
Aufgrund persönlicher Erfahrungen und zuverlässiger Berichte haben wir den Eindruck, dass Englisch
in bestimmten eng begrenzten akademischen, geschäftlichen und freizeitbezogenen Situationen in der
Schweiz tatsächlich als Lingua Franca funktioniert. Allerdings ist damit für die Rolle des Englischen in
der Schweiz noch nicht viel bewiesen. Um zu klären, ob die Befürchtungen gerechtfertigt sind, dass
Englisch in zunehmendem Mass als Kommunikationsmittel zwischen Schweizerinnen und Schweizern
verschiedener Muttersprachen gebraucht wird, wäre eine Serie von aufeinander abgestimmten
ethnographischen Studien nötig, die die Interaktionssprache in verschiedenen Situationen
feststellen und aufzeichnen müssten. Diese Studien sollten sowohl typische wie sporadische
Kommunikationsformen untersuchen, und dies in Umfeldern wie dem Arbeitsplatz
(z.B. in grossen und kleinen Firmen, an Universitäten und in Spitälern), im öffentlichen Leben (z.B.
bei Gewerkschaften, in den Medien usw.) oder in gesamtschweizerischen Organisationen wie der Post
oder der Armee. Dabei ginge es nicht nur darum, festzustellen, ob tatsächlich Englisch gebraucht
wird, wenn Schweizer mit verschiedenen Erstsprachen aufeinandertreffen, sondern
auch, weshalb und in welchem Umfang dies geschieht. Ebenso interessant wäre es, die
Qualität und Effizienz der Kommunikation zwischen Schweizerinnen und Schweizern mit unterschiedlichen
Englischniveaus zu erforschen, eine Frage, die nicht nur für die Schweiz von Bedeutung ist.
5.2 Wie gehen "Englisch-Habenichtse" mit dem zunehmenden Englisch in den
Medien um?
Ein weiteres untersuchenswertes Phänomen ist der hohe Anteil von Anglizismen und Pseudo-
Anglizismen in den populären Schweizer Medien, in der Werbung und in Produktenamen (vgl. dazu
Kapitel 1.2). Hier sollte sich die Forschung speziell auf jene Personen konzentrieren, die
aufgrund ungenügender oder ganz fehlender Englischkenntnisse Schwierigkeiten haben,
Texte zu verstehen oder Informationen aus ihrer Umgebung aufzunehmen. Es ist zu vermuten,
dass besonders ältere Schweizerinnen und Schweizer, solche mit minimaler
Schulbildung sowie Neuimmigranten durch die Zunahme von Englisch in den Medien von
einem gewissen Teil des öffentlichen Diskurses ausgeschlossen werden. Eine dänische Untersuchung
zu dieser Frage (PREISLER 1999) hat gezeigt, dass "Englisch-Habenichtse" sich vom Haupt30
strom des populären öffentlichen Lebens ausgeschlossen fühlen, obwohl sie eine relativ positive Einstellung
zum Englischen haben. Resultate von Schweizer Studien mit ähnlicher Ausrichtung wären
sowohl für Journalisten als auch für PR- und Marketing-Spezialisten von Interesse.
Vermutlich gibt es auch Personen ohne Englischkenntnisse, die die tägliche Konfrontation mit dieser
Sprache zu nutzen verstehen, um sich gewisse Fertigkeiten anzueignen. Hier denkt man vor allem an
Computer und Internet, doch könnten auch andere Medien günstige Sprachlerngelegenheiten anbieten.
Was macht den Unterschied aus zwischen Personen, die dank des täglichen Kontakts mit Englisch
diese Sprache erwerben können und solchen, die sich hoffnungslos überfordert fühlen? Es handelt
sich hier um eine Form des ausserschulischen Lernens, die noch zu wenig erforscht ist. Sie wird in
Kapitel 5.3.2. kurz wieder aufgenommen.
5.3 Englisch im schweizerischen Schulsystem
Soll die Wirksamkeit von Unterricht und Lehrplänen bewertet werden können, müssen Instrumente
zur Messung der (kommunikativen) Sprachkompetenz entwickelt und in allen Bereichen des Bildungssystems
angewandt werden. Solange keine Kompetenzskalen für die diversen Stufen des
Bildungssystems vorliegen, sind aussagekräftige Bewertungen und Vergleiche unmöglich.
Zwar ist viel sorgfältige und wertvolle Forschungsarbeit in die Entwicklung des Sprachenportfolios
eingeflossen (SCHNEIDER & NORTH 1999, NORTH 1996), doch liegt bis jetzt keine allgemein akzeptierte
Serie von Sprachkompetenztests vor, die im gesamten Schweizer Bildungssystem angewandt werden
könnte (vgl. allerdings MOSER & NORTH 1999 für ein ausführliches Konzept zur Entwicklung solcher
Tests).
5.3.1 Was bringt Frühenglisch?
Sobald Einigkeit über ein objektives Messverfahren für den Erfolg von Sprachlernprozessen besteht,
können auch Untersuchungen über die Wirksamkeit von frühem Fremdsprachenunterricht konzipiert
werden. Zur Zeit ist es noch durchaus offen, ob mehr und früher angesetzter Fremdsprachunterricht
bei Schweizer Schülerinnen und Schülern tatsächlich zu einem höheren Kompetenzniveau führt. Aus
dem Frühfranzösisch liegen hier nur wenige Ergebnisse vor (STERN et al. 1998).
Die Idee hinter dem Frühfremdsprachunterricht ist einerseits, dass Lernerinnen und Lerner dank des
Einstiegs in jungem Alter gewisse Aspekte der Zielsprache gleich und gleich gut erwerben wie bei ihrer
Muttersprache, und dass sie andererseits länger der Zielsprache ausgesetzt sind und deshalb mehr
lernen. Dies ist, wie gesagt, die Idee. Was tatsächlich geschieht, muss erst noch untersucht werden.
Die besten Forschungsmethoden in diesem Bereich sind wahrscheinlich Längsschnittstudien von Klassen
und Individuen auf ihrem Weg durch das Schulsystem.
5.3.2 Wie viel Englisch lernen Schweizer Kinder ausserhalb der Schule?
Es erscheint plausibel, dass das Ausmass, zu dem jemand einer Fremdsprache ausgesetzt ist, einen
Einfluss auf den Lernprozess hat. Aus diesem Grund stellt sich auch die Frage, die dem Gewicht des
Lernens ausserhalb der Schule zukommt: Kann die Präsenz des Englischen im Umfeld von Schweizer
Kindern und Teenagern dazu führen, dass diese schon vor ihrer ersten Englischstunde einiges von der
Sprache aufschnappen? Es könnte sein, dass die ausserschulische Konfrontation einiger
Kinder mit Englisch durch Privatunterricht, Computerprogramme und Internet, durch
internationale Fernsehsender, Popmusik und Reisen ins Ausland schon zu Beginn des
Unterrichts bedeutende Niveauunterschiede zur Folge hat. Dies wiederum könnte dazu führen,
dass sich gewisse Schüler langweilen, weil ihnen eine Sprache beigebracht wird, die sie bereits
kennen. Die Erforschung der Auswirkungen dieser neuen Situation ist zweifellos von zunehmender
31
Bedeutung für einen angemessenen Englischunterricht und angepasste Unterrichtsmaterialien in allen
Teilen der Schweiz.
5.4 Englisch nach der obligatorischen Schulzeit
Zunächst ist festzuhalten, dass die Erforschung des Sprachenlernens in der Berufsbildung und im
Quartärbereich nicht völlig losgelöst von der übrigen Sprachlernforschung betrieben werden sollte:
Auch auf dieser Ebene sollte die Kompetenz der Lernenden erforscht werden, und zu diesem Zweck
müsste ein abgestufter Satz von Sprachkompetenztests entwickelt werden, der sowohl in der Schule
wie auch im nachschulischen Bereich angewandt werden könnte.
5.4.1 Führen neuere methodologische Ansätze zu besserem Spracherwerb?
Besonders für die Berufsschulen erscheinen heute neue Lernformen wie zweisprachiger oder immersiver
Sachfachunterricht besonders vielversprechend. Mit einer Serie von abgestuften Evaluationsinstrumenten
wäre es möglich, die Wirksamkeit dieser neueren Lernmethoden mit
dem Erfolg von traditionelleren Formen des Sprachunterrichts zu vergleichen. Abgestufte
Sprachkompetenztests könnten ferner helfen, den Stand der Lernenden an den Schnittstellen des Bildungssystems
zu bestimmen, wie dies im Gesamtsprachenkonzept vorgesehen ist.
In ähnlicher Weise könnte auch untersucht werden, ob für Schülerinnen und Schülern an Maturitätsschulen
zusätzliche Englischstunden oder auf Englisch abgehaltene Unterrichtsstunden in anderen
Fächern (z. B. in Wirtschaft, Biologie oder Geographie) von grösserem Nutzen wären.
5.4.2 Welche sprachlichen Fertigkeiten für welchen Beruf?
Im Berufsbildungsbereich ist auch die Erforschung der unterschiedlichen sprachlichen Kompetenzen
von Interesse, die für die verschiedenen beruflichen Tätigkeiten nötig sind. Zur Zeit besteht bei vielen
Eltern eine gewisse Unsicherheit darüber, ob das Englisch, das ihren Kindern an den Schulen oder in
der Lehre vermittelt wird, für die Anforderungen des Berufslebens ausreicht. Die in Kapitel 4.1. besprochenen
Studien von WETZEL-KRANZ (2000) oder KEISER (1998) zeigen anhand von verschiedenen
Untersuchungsmethoden wie ethnographischen Studien, Interviews und Umfragen auf, dass in einem
grossen Teil der Schweiz mehr als eine Fremdsprache beruflich relevant ist und dass die Muster des
Sprachgebrauchs viel differenzierter sind, als meist angenommen wird. Weitere Studien sollten
deshalb nicht nur abklären, welche Sprachen in welcher Arbeitssituation gebraucht werden,
sondern auch, welche sprachlichen Fertigkeiten und welche Wortschatzbereiche jeweils
am wichtigsten sind. Diese Fragen können am ehesten mit untereinander vergleichbaren
Fallstudien zur Kommunikation am Arbeitsplatz oder mit der Erstellung retrospektiver Sprachbiographien
angegangen werden. Hier liegt ein fruchtbares Forschungsfeld speziell für koordinierte Diplomarbeiten
an den Fachhochschulen.
5.4.3 Was trägt die Erwachsenenbildung zur Vermittlung von beruflich relevanten Sprachkompetenzen
bei?
Schliesslich müsste auch die Rolle untersucht werden, die das Stiefkind des Bildungssystems, die Erwachsenenbildung,
bei der Vermittlung der beruflich relevanten Sprachkompetenzen spielt. Angesichts
der Tatsache, dass pro Jahr etwa 4.5% der erwachsenen Bevölkerung Englischkurse
besucht, erscheint es lohnend, zu untersuchen, wie die Erwachsenenbildung die in der
Schule vermittelten Sprachkenntnisse ergänzt. Ebenso interessant wäre ein Vergleich zwischen
der Erwachsenenbildung und den Schulen in Bezug auf die Wirksamkeit der verschiedenen Lernfaktoren
wie Ausbildung der Lehrkräfte, Motivation der Lernenden und Lernen ausserhalb der Klasse.
32
Dieser Bericht hat, wie wir hoffen, gezeigt, dass die verschiedenen behandelten Forschungsfelder –
Englisch in der Gesellschaft, im Bildungssystem und im Beruf – eng miteinander verknüpft sind und
sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig durchdringen. Damit sind Studien in einem dieser Bereiche zumindest
potentiell für alle anderen relevant. Die zukünftige Forschung sollte dies berücksichtigen und
eine Koordination und eine gewisse Transparenz in ihrer Tätigkeit anstreben.

2006-11-22 05:27:37 · answer #8 · answered by Leony 7 · 0 2

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