Davon, was ich gerade bgelesen habe - Sekte unklarer Herkunft.
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Abdul-Baha in Deutschland
Sobald ich hier ankam, fühlte ich mich
fürwahr glücklich. - Abdul-Baha, 1913 in Stuttgart.
Am ersten April des Jahres 1913 traf Abdul-Baha in Stuttgart ein, in der Stadt, da die Bahai-Lehren zuerst Wurzel geschlagen hatten. Die Berichte aus dieser Zeit lassen ahnen, welch tiefen Eindruck der Besuch Abdul-Bahas hinterließ. Viele, die ihm in Stuttgart oder anderswo begegneten und die wenig oder nichts wussten von seinen Lehren, empfanden ihn spontan als "einen Menschen wie Christus", als Verkörperung aller Hoffnung und Sehnsucht, die sie mit der Botschaft Christi verbanden.
Der Text rechts gibt eine Ansprache Abdul-Bahas wieder, die er am 3. April im damaligen Bürgermuseum in der Langestraße hielt. Seine Rede wurde aus dem Persischen zuerst ins Englische und dann ins Deutsche übersetzt.
Ansprache
Aus fernen Landen komme ich zu Ihnen. Zwanzigtausend Meilen bin ich gereist, bis ich bei Ihnen war. Vierzig Jahre war ich eingekerkert. Ich war noch ein junger Mann als man mich in Ketten legte, und meine Haare sind weiß geworden, ehe sich die Gefängnistüren vor mir öffneten.
Nach diesen harten Leiden des Gefängnisses nahm ich willig alle Mühsal einer langen Reise auf mich und bin nun hier, um mich mit Ihnen zu vereinen und Ihnen zu begegnen. Meine Absicht ist, die Menschheit zu erleuchten und alle Menschen in vollkommener Liebe und Freundschft zu vereinen. Religiöse und nationale Vorurteile sowie die Rassenunterschiede müssen beseitigt werden; die Menschheit muss frei davon werden, denn die Grundlage der Religion Gottes ist die Liebe, das Gemeinschaftsgefühl, die Solidarität, die die Menschen verbindet. Aber heute ist diese Grundlage der Religion verlassen; alle Religionen bestehen in Dogmen. Weil nun diese Dogmen voneinander abweichen, sind Uneinigkeit und Hass entstanden. Die Grundlage allen guten Einvernehmens muss die Religion sein.
Betrachten Sie die Wirren auf dem Balkan. Wieviel Blut wird dort vergossen. Wieviele tausend Mütter haben ihre Söhne verloren, wieviele Kinder sind Waisen geworden! Wieviele Häuser wurden vernichtet, wieviele Dörfer zerstört, wieviele Städte verwüstet! Aus dem Balkan ist ein Vulkan geworden. Alle diese Ruinen - woher rühren sie? Teilweise von den gegenseitigen Vorurteilen der Religionen. Sie werden hervorgerufen durch Aberglauben und Rassendünkel. Das Wesen der Religion ist die Liebe und die Erleuchtung der Menschheit; alle heiligen Bücher legen Zeugnis davon ab. Aber die Menschen haben heute vergessen, was das wahre Wesen der Religion ist. Jede Nation, jede Gemeinschaft hält sich an ein bestimmtes Dogma.
Alle Dinge in der Welt des Daseins unterliegen aber einem Wandel. Dieser Wechsel, diese Veränderungen sind Erfordernisse des Lebens. Sehen Sie zum Beispiel die Blumen vor uns. Sie kamen aus dem Samenkorn hervor. Nachdem sie zur jetzigen Entwicklungsstufe gelangt sind, haben sie den Zustand der Vollkommenheit erreicht; nun bilden sie sich wieder zurück. Das ist das unabänderliche Gesetz der Schöpfung. In gleicher Weise entwickelt sich der Mensch von seiner Jugend bis zur Reife; sobald dieser Zustand der Reife erlangt ist, beginnt er wieder abwärts zu steigen. Demselben Gesetz sind auch alle Religionen und Kirchen unterworfen. Sie werden gegründet, damit sie aufblühen und sich entwickeln, um nach Erfüllung ihrer Sendung wieder zurückzugehen.
So erschien Moses vor einigen tausend Jahren, um das Gesetz Gottes zu begründen und die zehn Gebote zu verkünden. Nachdem diese Gesetze aufgestellt waren, wurden sie später wieder geändert, und diese Änderung wurde so vollständig durchgeführt, dass von dem Ursprünglichen wenig mehr vorhanden ist. Dann sandte Gott die Römer und ließ das heilige Land verwüßten, weil das Volk Israel die Religion Gottes verlassen hatte. Die Juden besaßen in ihrer Religion am Ende nur noch ein großes Bündel von Überlieferungen und Aberglauben.
Als diese Religion zu solchem Tiefstand gekommen war, sandte Gott Christus. Er erschien als das Licht der Sonne und begründete die Religion Gottes wieder neu. Auch belebte Er das von Moses gegebene Gesetz und erfüllte es. Dies soll Ihnen zeigen, dass die Religion einem Wechsel unterworfen ist.
Auch die heutige Religion ist voll von Aberglauben und besteht weitgehend nur noch in Überlieferungen und Dogmen gleich tönenden Schellen. Die wahren Lehren Gottes dagegen gleichen dem Kern in der Schale. Wir müssen das Innere, den Kern, von der Schale lösen. Die Menschheit tappt im Dunkeln. Unser Ziel ist, die Menschen zu erleuchten.
Auf jede dunkle Nacht muss ein heller Tag folgen. Es ist unsere Hoffnung, dass dieses Dunkel zerstreut werde und die Strahlen der Sonne der Wirklichkeit wieder leuchten. Wir haben das Vertrauen, dass auf die Dunkelheit ein heller Tag folgt, wie es unsere Hoffnung ist, dass nach dem kalten Winter wieder ein neuer Frühling erscheint, der die Natur erfrischt und belebt, so dass die Bäume sprießen, grünen und Blätter, Blüten und Früchte hervorbringen.
Preis sei Gott! Das erleuchtete Jahrhundert hat begonnen. Preis sei Gott, denn dieser Frühling ist angebrochen. Preis sei Gott! Die Wirklichkeit aller Dinge ist enthüllt. Dies ist das Jahrhundert des Lichtes. Dies ist die Periode der Wissenschaft. Dies ist der Zyklus der Wirklichkeit. Dies ist das Zeitalter des Fortschritts und der Gedankenfreiheit. Dies ist der größte Tag, an dem der Heilige Geist weht. Dies ist das Zeitalter, welches alles zu neuem Leben erweckt. Deshalb hoffe ich, dass alle Menschen in Harmonie geeinigt werden. Bemühen Sie sich, wirken Sie dafür, dass die Fahne der Menschlichkeit und Einigkeit aufgerichtet werde, dass das Licht des universalen Friedens scheine, dass der Westen und der Osten sich umarmen und dass so die stoffliche Welt der Spiegel des Reiches Gottes werde. Ewiges Licht möge erstrahlen, und jener Tag möge kommen, auf den keine Nacht mehr folgt.
In diesem Zeitalter muss jeder sein Angesicht Gott zuwenden, so dass die himmlische Erneuerung mit stofflicher Verfeinerung Hand in Hand geht. Materielle, äußerliche Zivilisation allein vermag die Welt nicht glücklich zu machen. Göttliche, innere Erneuerung muss die materielle Zivilisation stützen. Die Männer der Wissenschaft und Philosophie sind die Begründer der materiellen Zivilisation und der geistigen Kultur, aber Christus war der Gründer der göttlichen Kultur. Die materielle Zivilisation dient dem äußerlichen Leben des Menschen, aber die göttliche Kultur begründet die Welt des Sittlichen. Zivilisation und Kultur müssen Hand in Hand gehen. Die materielle Zivilisation gleicht einer Lampe, die göttliche Kultur hingegen dem Licht in der Lampe. Ohne Licht ist die Lampe nutzlos. Wir leben jetzt an dem Tag, da unsere Wissenschaft mit der geistigen Kultur Hand in Hand gehen muss. Innere Kultur gleicht dem Geist, der den Körper belebt. Solange der Geist im Körper weilt, haben wir ein lebendiges Wesen vor uns, aber ein Körper ohne Geist ist tot. Es ist meine Hoffnung und mein Wunsch, dass alle die Stufe geistiger Zivilisation erreichen. Gleichwie Sie große Fortschritte in den materiellen Wissenschaften gemacht haben, mögen Sie auch voranschreiten in der geistigen Welt. Dann wird das Licht des Reiches Gottes in aller Welt erstrahlen. Möge die Sonne der Wirklichkeit den Osten und den Westen erleuchten!
Gebet
Abdul-Baha beendete die Ansprache mit einem Gebet
O du freundlicher, gütiger Herr!
Diese Versammlung ist Deine Herde, und Du bist der wahre Hirte. All diese Menschen sind Deine Kinder, und Du bist ihr gütiger Vater. O Gott! Sende Deine Segnungen auf sie herab und öffne ihnen die Tore Deiner Führung! O Herr, stehe ihnen bei mit Deinen göttlichen Heerscharen! Mache ihre Augen sehend und ihre Ohren hörend! Erquicke ihre Herzen und erfreue ihren Geist, so dass alle einen reichen Anteil an Deiner göttlichen, unendlichen Offenbarung empfangen. Sei ihr Schutz und Obdach in Deinem Reich!
O Gott, wir sind arm. Öffne uns die Schatzkammern Deines Himmels! O Gott wir sind unwürdig, mache uns zu Liebenden Deines Reiches! O Gott, richte die Gemeinschaft auf zwischen den Herzen der Menschen und vereinige unsere Seelen! Gewähre allen Einlass in Dein Heiligtum, so dass aller Krieg und Streit aufhöre und die Menschheit zum höchsten Frieden gelange.
Wahrlich Du bist der Gebende, der Gütige und der Großmütige!
Die Religion (?)
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Unsere säkulare Gesellschaft lebt von Werten, die sie sich nicht
selbst schaffen kann. Der weltanschaulich neutrale Staat braucht
einen grundlegenden Wertekonsens, der über Politik und Wirtschaft hinausweist. Religion kann zu dieser gemeinsamen Basis beitragen. Gerade in einer Zeit globaler Migrationsströme mit ihren tiefgreifenden Veränderungen kann sie aber auch die
desintegrierenden Kräfte stärken. Der Zusammenprall der Kulturen stellt den religiösen Pluralismus vor eine Zerreißprobe.
Religion, die sich dem Dialog verweigert, ist sozialer Sprengsatz.
Nur durch eine gemeinsame Anstrengung der Religionen
kann gesellschaftlicher Zusammenhalt erzielt werden, der vom
gleichgültigen Nebeneinander zu einem konstruktiven Miteinander, von Desintegration zu gegenseitiger Bereicherung führt. Die Bahá’í-Gemeinde möchte in diesem Annäherungsprozess der Religionen als Katalysator wirken und den Dialog fördern. Dieses Ziel verfolgt auch der Stuttgarter Weltreligionstag. Die Stuttgarter Bahá’í-Gemeinde bietet damit den Menschen unterschiedlicher Religionen ein Forum, wo sie sich gegenseitig mit dem Glauben und Denken Andersglaubender vertraut machen und gemeinsame Visionen für die Zukunft der Religionen in unserer pluralistischen Gesellschaft entwickeln können.
Die Anfänge der Stuttgarter Bahá’í-Gemeinde gehen zurück
auf das Jahr 1905. Stuttgart war die erste deutsche Stadt, in der
Bahá’í lebten. Als ‘Abdu’l-Bahá, der Sohn des Religionsstifters
Bahá’u’lláh, 1913 Europa besuchte, wurde er von der schwäbischen Gemeinde gebeten, auch nach Stuttgart zu kommen. Sie erwartete seine Ankunft voller Freude. ‘Abdu’l-Bahá, eine ehrwürdige orientalische Persönlichkeit, hinterließ tiefe Eindrücke.
Viele, die ihm begegneten und noch wenig wussten von
seinen Lehren, empfanden ihn spontan als „einen Menschen
wie Christus“, als Verkörperung aller Hoffnung und Sehnsucht,
die sie mit der Botschaft Christi verbanden. Was war der Kern
seiner Botschaft?
In einer Ansprache am 3. April 1913 wandte sich ‘Abdu’l-Bahá
angesichts der Wirren auf dem Balkan mit folgenden Worten
an sein Publikum in Stuttgart: „Wie viel Blut wird dort vergossen.
Wie viele tausend Mütter haben ihre Söhne verloren, wie
„Das Wesen der Religion ist die Liebe“
viele Kinder sind Waisen geworden! Wie viele Häuser wurden
vernichtet, wie viele Dörfer zerstört, wie viele Städte verwüstet!
Aus dem Balkan ist ein Vulkan geworden. Alle diese Ruinen
– woher rühren sie? Teilweise von den gegenseitigen Vorurteilen
der Religionen. Sie werden hervorgerufen durch Aberglauben
und Rassendünkel. Das Wesen der Religion ist die Liebe und die
Erleuchtung der Menschheit; alle heiligen Bücher legen Zeugnis
davon ab. Aber die Menschen haben heute vergessen, was das
wahre Wesen der Religion ist.“ (Quelle: „Mein Herz ist bei euch“,
Hofheim-Langenhain 1988)
Sich zurückzubesinnen auf das wahre Wesen der Religionen,
die Liebe zu Gott und zu den Menschen zu leben, das war
‘Abdul-Bahás einfache und überzeugende Botschaft. Die Bahá’í-
Gemeinde nahm sich die Worte ‘Abdu’l-Bahás zum Leitbild.
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und echte Liebe zu allen Menschen
und Kulturen sollten sie auszeichnen. Bevor ihr Glaube unter
Hitler verboten wurde, zählte die Gemeinde in Stuttgart rund
200 Gläubige. Doch nichts konnte ihre innige Verbundenheit
zerschlagen. Waren auch die meisten Bücher beschlagnahmt
und verbrannt worden, so traf man sich doch regelmäßig bei
Geburtstagsfeiern und dergleichen. Konnten die Bahá’í-Feiertage
nicht mehr gefeiert werden, so gab es doch andere Anlässe
genug, sich zu treffen. Dann las man gemeinsam aus den Heiligen Schriften Bahá’u’lláhs, sprach die Gebete ‘Abdu’l-Bahás und erinnerte sich an seinen Besuch.
Während der Kriegsjahre schärfte sich das Bewusstsein, dass der versöhnende Charakter der Bahá’í-Lehren nicht nur innerhalb
der eigenen Gemeinde wirken, sondern auch für andere Glaubensgemeinschaften fruchtbar gemacht werden sollte. So entschloss man sich 1951, nach amerikanischem Vorbild, einen Weltreligionstag einzuführen. Das sollte ein Tag sein, der gemeinsam mit den Anhängern unterschiedlicher Religionen begangen wird, um sich gegenseitig – das Denken der anderen – besser kennen zu lernen. Vorurteile sollten überwunden werden. Gegenseitige Bereicherung, ohne den eigenen Standpunkt aufzugeben, war das Ziel. Die Veranstaltung am dritten Sonntag im Januar wurde bald zu einer festen und gutbesuchten Einrichtung und zu einem Der Weltreligionstag unter der Schirmherrschaft der Landeshauptstadt Stuttgart Michael Paul Gollmer 40 Nr.11
willkommenen Anlass, den Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften in Stuttgart das ganze Jahr über zu intensivieren. Nach einer Pause von einigen Jahren wurde diese Tradition im Jahr 2000 unter dem Motto „Friede unter den Religionen als Voraussetzung für den Weltfrieden“ wieder aufgenommen. Dass der zu beschreitende Weg noch weit ist, machte Meinhard Tenné deutlich. „Solange evangelische Christen versuchen, Juden zu missionieren, kann es keinen Religionsfrieden geben“, sagte der damalige Vorstandssprecher der Israelitischen Religionsgemeinschaft
Württemberg. Die Pluralität der Religionen sei von
Gott gewollt, so Dr. Udo Schaefer von der Bahá’í-Gemeinde.
Unter dem Eindruck der Terroranschläge des 11. Septembers 2001stellten hochrangige Vertreter der Religionen beim Weltreligionstag 2002 einstimmig fest, dass wirklich religiöse Menschen Gewalttaten ablehnen und keine Fanatiker sind. Freilich gebe es zahlreiche Beispiele, wo im Namen der Religion Gewalt legitimiert werde. Wir müssten jedoch lernen zu unterscheiden: „Was ist wirklich Religion? Und was pseudo-religiöse Entartung und Verblendung? Wo und wie wird Religion missbraucht? Und was hingegen führt uns den Weg zur Erkenntnis spiritueller Wahrheit über die Grenzen der Religionen hinweg?“ Keine Religion sei im Besitz der Wahrheit, so der Sprecher der Deutschen Buddhistischen Union, Dr. Paul Köppler. Für religiös eingestellte Menschen sei „Bescheidenheit“ angebracht. Auch die Gläubigen seien „Unwissende“. Eine klare Gegenposition dazu vertrat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Dr. Nadeem Elyas. Religiöser Glaube bedeute immer feste Überzeugung. Dieser Glaube könne nicht relativiert werden. Gott sei für ihn „absolute Wahrheit“. Doch dürfe diese Überzeugung nie zu Gewalt führen. Denn „in ihrem Kern sind die Religionen nicht gewalttätig, sondern wollen den Frieden.“Es gelte, auf die Entstehungszeit der Religionen zu blicken, auf ihren ursprünglichen Friedensimpuls. Meinhard Tenné betonte als Vertreter des Zentralratspräsidenten der Juden, dass es auf den Willen zum Dialog ankomme. Ehrlichkeit und Offenheit im Umgang miteinander seien undvoraussetzungen dafür, dass das Motto „Religionen gemeinsam gegen Gewalt“ zu einer Welle der Solidarität werde.
Können wir so die bestehenden Konflikte lösen? Welche Qualitäten braucht eine Friedenskultur? Das war die Frage des
Weltreligionstags 2003. Ein unvereinbarer Gegensatz der Meinungen zeigte sich bei dem Versuch, sich auf ein gemeinsames friedensstiftendes Menschenbild zu einigen. An einem zu hohen Anspruch müsse man scheitern, so Barbara Traub, die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg. Einig war man sich in der Wahrnehmung der Geschichte der Religionen, „dass alle ihre Stifter ihr eigenes Wohl für das Glück der anderen geopfert haben“. Das könne uns ein Beispiel für eine dienende Lebensgrundhaltung geben, so Dr. Farah Dustdar,
die für die Bahá’í-Gemeinde sprach. Es seien die traditionell
weiblichen Qualitäten, Mitgefühl und Fürsorglichkeit, die auch
Männer auszeichnen sollten. Die Direktorin der Evangelischen
Akademie Bad Boll, Godlind Bigalke, unterstrich, dass Friedenskultur mit uns selbst beginne, vor unserer eigenen Haustür. Mit einem Aufruf zur nachhaltigen Überwindung religiöser Konflikte wandte sich das Haus der Gerechtigkeit, das aus neun Personen bestehende Leitungsgremium der weltweiten
Bahá’í-Gemeinde, an die Oberhäupter der Weltreligionen. Diese
Botschaft legt den Repräsentanten der Religionen nahe, die
gemeinsame Quelle der Religionen anzuerkennen und aus dieser
Quelle ein Maximum an gemeinsamen Werten zu schöpfen. Es
gehe darum, die Vielfalt der Religionen auf gleicher Augenhöhe
Prof. Dr. Urs Baumann und Rabbiner Netanel Wurmser Podiumsgespräch: Neues Schloss Stuttgart, Januar 2002
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in der Gewissheit zu umarmen, dass sie alle vom selben Gott
kommen. Letztlich sei die Religion nur eine einzige – jenseits
ihrer unterschiedlichen Ausprägungen in Interpretation und
Kultur. Wie aber sehen das die anderen Religionen? Kann dieser
Vorstoß der Bahá’í angenommen werden? Geht er nicht zu weit?
Glauben alle Menschen wirklich an denselben Gott? So lautete
denn die Frage des Weltreligionstages 2004. Um den Rahmen
der Diskussion nicht zu weit zu spannen, entschied man, sich
bei dieser Fragestellung zunächst auf die monotheistischen
Religionen zu beschränken.
Bei allen fundamentalen theologischen Unterschieden, die
nicht ausgeklammert wurden, haben die Podiumsteilnehmer
darum gerungen, Verbindendes herauszustellen. Wer sein
eigenes Gottesverständnis mit der letzten Wirklichkeit selbst
gleichsetze, mache Gott zum Götzen, betonte der katholische
Theologieprofessor Urs Baumann. Auch der Trinitätsglaube
stehe dem muslimischen Gottesverständnis nicht unbedingt
entgegen. Der evangelische Prälat Martin Klumpp legte die Trinität
als Zusammenfassung dreier Punkte aus, in denen sich die
monotheistischen Weltreligionen einig seien: ,,Erstens ist Gott
der Schöpfer der Welt und unseres Lebens. Zweitens offenbart
sich der eine, ewige Gott in der Welt. Drittens ist Gott jetzt hier,
wenn wir uns verstehen und lieben können. Diese drei Punkte
nennen wir Christen Vater, Sohn und Geist.“ Der württembergische Landesrabbiner Netanel Wurmser betonte ausdrücklich:
„Der Gedanke an den Einzigen und Ewigen sollte unsere Einheit
stärken“. Imam Bekir Alboga schloss sich dem an und ergänzte:
,,Jeder Mensch kann Gott im Innersten seines Herzens spüren
und verehren“. Das muslimische „Allah’u’Akbar“ deutete er
erkenntnistheoretisch: Gott sei immer größer als alle unsere
Vorstellungen. Alle menschlichen Gottesvorstellungen seien
begrenzt und zu hinterfragen. Ganz im Sinne der Bahá’í-Botschaft rief der Religionswissenschaftler Michael Blume dazu
auf, nicht immer jede theologische Spitzfindigkeit in den Vordergrund zu stellen. Am besten offenbare sich Gott dort, „wo
Menschen gut miteinander umgehen“. Mit den Worten ‘Abdu’l-
Bahás: „Das Wesen der Religion ist die Liebe.“
2006-10-22 03:39:24
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answer #1
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answered by Leony 7
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