Wieso werden Schizophrene als verrückt abgestempelt und in der Psychiatrie mit Drogen vollgepumpt?

Question

nur weil sie etwas sehen/höhren, was wir nicht hören können, obwohl Niemand beweißen kann, das es diese Menschen/Stimmen nicht gibt?

Sie behaupten doch auch nicht wir seien verrückt, weil wir nicht hören/sehen was tatsächlich "existiert"

Answer 1

Ich gebe dir völlig Recht. Leider ist es so, dass alles, was wir nicht begreifen können, als "abnorm" angesehen wird und bekämpft werden muss.
Es spiegelt die Hilflosigkeit der "Fachleute", der Psychiater, der Analytiker, der Psychologen und Verhaltensforscher wider, die einfach keine Mittel und Wege finden, in die Geheimnisse der menschlichen Psyche einzusteigen. Sie glauben, Vieles zu verstehen und zu wissen, tun es in Wirklichkeit aber nicht.
Und so wird es weiterhin noch lange Zeit viele Leute geben, denen sie Geisteskrankheit, psychische Anomalie oder psychische Störungen bescheinigen werden. Mir ist nur noch nicht ganz klar geworden, ob sie sich nicht trauen, zuzugeben, dass Sie eigentlich nichts wissen, oder ob sie davon überzeugt sind, Vieles zu wissen und eben nur diese oder jene Erkrankung als unheilbar ansehen. Will auch niemandem Unrecht tun.

Answer 2

Diese Medikamente, die die Schizophrenie "unterdrücken", würde ich auch nicht als Droge bezeichnen. Es ist halt ein Medikament, dass dafür sorgt, dass diese Patienten diese besagten "Stimmen", etc. nicht mehr hören. Schizophrenie kann man sich vorstellen wie "gespaltene Persönlichkeiten" und das gefährliche eben daran ist, dass es sowohl solche gibt (harmlose) als auch jene welche (wo die Stimmen dann sagen Du sollst deine Kinder, deine Eltern, etc. umbringen weil die von Satan gesandt seien, oder was auch immer)!

Aber manchmal frage ich mich sowieso; wer, also, welche Person, kann in dieser Gesellschaft EXISTIEREN ohne davon einen psychischen Schaden davon zu tragen???

Answer 3

Lese mal das Buch
30 Jahre unter den Toten von Wickland.
Sehr interessant!
Dort geht es darum wie viele angeblich Verrückte in den Irrenhäusern (das hieß damals wirklich so) saßen die gar nicht irre waren.

Answer 4

In meiner Umgebung kenne ich zwei Leute, die in dieser Richtung von der Norm abweichen.

Einer begann irgendwann Stimmen zu hören und Dinge zu sehen, er hält sich für wie Wiedergeburt verschiedener religiöser (z.B. Jesus, Buddha) und historischer Personen. Ein Gespräch mit ihm ist praktisch unmöglich, er lebt in einem geschlossenen Wahnsystem. Irgendwann warf er den Job hin, lebte drei Tage unter einer Brücke, was wohl wenig konfortabel war. Dann zog er bei seiner ehemaligen Freundin ein, die ihrerseits durchdrehte. Schließlich wurde er zum Alkoholiker, er säuft seitdem bald 15 Jahren ca. ein bis zwei Wochen bis zum Umfallen, dann ist er wieder eine Woche nüchtern. Alkohol bezeichnet er als Medizin, und mutmaßlich fühlt er sich durch die Dämpfung dieser Droge besser. Ich denke, er wäre in einer Klinik besser aufgehoben und könnte nach einiger Zeit mit geeigenter Medikation ein sozialverträglicheres Leben führen, ohne sich und andere zu gefährden und zu belästigen.

Dann kenne ich ein ältere Dame, die auch Stimmen und Musik hörte, glaubte, dass Einbrecher im Haus wären, oder dass der Nachbar am Dachboden durchgebrochen sei etc. etc. Die ganze Palette einer Alterspsychose. Sie bekommt seit einiger Zeit ein niedrig dosiertes Neuroleptikum. Der Gewinn an Lebensqualität ist gigantisch. Sie ist frei von diesen Wahnvorstellungen und dazu gehörigen Ängsten.

Ich denke, Schizophrenie ist eine behandlungsbedürftige Krankheit, und zwar spätestens ab dem Punkt, an dem Selbst- oder Fremdgefährdung auftritt oder wenn diese Leute nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben selbst zu organisieren oder ihre Umwelt tyrannisieren.

Bzgl. des Beweises, dass es diese Menschen/Stimmen nicht gibt: Man kann grundsätzlich nur beweisen, dass es etwas gibt, aber nicht, dass es etwas nicht gibt. Dank dieser Einsicht leben wir auch in einem juristischen System, bei dem die Unschuldsvermutung gilt. Ansonsten könnte ich ja wieder jede Frau der Hexerei bezichtigen und sie gilt als Hexe, bis sie ihre Unschuld bewiesen hat. Nur wie? In der Wissenschaft ist es ähnlich. So gibt es z.B. Minischweine, die so klein sind, dass man sie nicht sehen kann. Und nur deshalb, weil man sie nicht sehen kann, behaupten alle Leute ausser mir, dass es sie nicht gibt. Sonderbar, nicht?

Answer 5

Da spricht mal wieder ein blinder von Farbe!
Schizophrenie ist einer der heimtückischsten psychichen Erkrankungen. Die Wahnvorstellungen sind meist quälend und belasten die Erkrankten massivst! Die Medikament, die die aus der Bahn geworfenen Neurotransmitter wieder ein wenig normaler arbeiten lassen, werden von den meisten Patienten freiwillig eingenommen. Nur in manifenten haluzinatorischen Episoden ist eine realistische Einschätzung nicht mehr möglich und die Entscheidungen müssen von außen getroffen werden. Dies ist gesetzlich genau geregelt um Willkürmaßnahmen zu verhindern.

Es macht mich stinkewütend, wenn ich solche unbedarfte Meinungen lese, die von jeglicher Sachkenntnis ungetrübt aberwitzige Thesen in den Raum stellen.

Soche Fragen und die korrespondierenden Antworten gehören in die Tonne!

@ fabrina: Schizophrenie ist derzeit noch nicht heilbar!

Answer 6

Nicht zu verwechseln mit Menschen die ein Medium sind oder Hellsehen(hören).
Schizophrenie ist eine recht schwere Erkrankung.
Die Psychiater der Kliniken sind oft heillos überfordert und Zeitmangel - sodaß viele lediglich mit entsprechenden Medikamenten innerlich ruhig gestellt werden.

Sie brauchen geduldige und fähige Psychotherpeuten, die ihnen helfen - ihr schwere Traumatisierung zu überwinden.

Ich empfehle dir, wenn du dich damit beschäftigen magst - ein fantastisches Buch dazu:
~~~"Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen"~~~
von Hannah Green

Sie schöpft aus Erfahrungen in einer Irrenanstalt (geschlossene Abteilung) . Und nimmt sich eines 16-jährigen Mädchens an und begleitet sie auf dem mühsamen und langen Weg zur Heilung aus ihrer Schizophrenie.
Sie öffnet Einblicke in eine fremde Welt (in die Alptraumwelt des psychotischen Fühlens und in die fragmentarischen Beziehungen) wovor Gesunde sich fürchten und auf die sie abwehrend reagieren, weil sie merken, dass die Grenzen zwischen Krankheit und Gesundheit fließend sind.

Sie hat das Glück in der Klinik eine Ärztin zu finden, die ihr hilft, den Weg zurückzugehen zu den Anfängen und Ursachen ihrer Verstörungen....
die ganz spezifische Familiensituation: Spannungen zu Hause, hohe Erwartungen, die in das begabte Kind gesetzt werden, der Außenseiterrolle als Tochter reicher jüdischer Eltern....,die Rivalität der jüngeren Schwestern.....

Die Krankheit bedeutet für sie Flucht aus einer unerträglichen Wirklichkeit. Sie erfindet für sich eine neue Welt. Nur allmählich und nur mit der liebevollen Führung ihrer Ärztin gelingt es ihr, ohne diese zweite Welt auszukommen.

(gibt es auch als Film)

Answer 7

Nicht alle sind in der Psychiatrie. Die meisten sind medikamentös so gut eingestellt das sie ein normales leben führen können. Aber verharmlosen darf man es auch nicht. Eine Frau die daran erkrankt ist hat die Wohnung vom besten Freund meines Freundes demoliert und ist dann mit der Schere auf ihn los gegangen. Das ist passiert weil sie ihre Medikamente nicht genommen hat. Sie sagte später sie hätte Stimmen aus dem Fernseher gehört, das sie ihn töten soll.

Answer 8

Wer stempelt denn Schizophrene als verrückt ab ? Diese
Krankheit läßt sich heutzutage mit Medikamenten so gut be-
handeln, daß die Leute in ihrer Wohnung leben können. Ohne
Medikamente geht es nicht.

Answer 9

Das vollpumpen mit Drogen, wie Du das nennst, hat den alleinigen Zweck, damit sie wieder in der Produktion von Konsumgütern und vielleicht ihrer eigenen Droge eingesetzt werden können. Oder zumindest in der Gesellschaft nicht auffällig werden.

Perseus aus der Schweiz

Answer 10

Ich habe zwar keine Ahnung von der Materie,kann mir aber nicht vorstellen,das die nur so "voll gepumpt"werden.Wenn es so unwichtig wäre welche Wirkung die Medikamente haben,könnten die Ärzte ja geben was sie wollen.Ich kann mir aber nicht vorstellen das Ärzte so lange studieren,um sich am ende als skrupellose Medikamentenverabreicher herauszustellen.Sonst könnte den Job ja jeder machen.Ich glaube schon das es den Ärzten darum geht zu helfen,und nicht um ruhigzustellen.

Answer 11

ich sehe das gelassener. es wird niemand gegen seinen willen mit drogen vollgepumpt, es sein denn, er ist eigen- odfer fremdgefährdend. außerdem werden sie nicht als verrückt abgestempelt, allenfalls als krank. dass die gesellschaft mit der krankheit oft nicht umgehen kann, ist etwas anderes. aber das gibts in sehr vielen bereichen. damit das bei den schizos nicht so häufig ist, machen etliche menschen aufklärungarbeit, z.b. in selbsthilfegruppen o.ä.

@ laecky: gilt denn die drittel-regel nicht mehr????
oder ist das nicht heilung genug?
außerdem finde ich diese frage sehr wichtig, damit sie diskutiert werden kann.