Darf man eine Bibel stehlen? Ich besitze eine Bibel die mich ständig begleitet. Ich glaube, dass wenn mir jemand meine Bibel stehlen sollte, ich hoffen würde, dass derjenige auch darin lesen wird und so einen Weg zu Gott finden wird. ( Oder umgekehrt )
Also, ich würde mich sehr wahrscheinlich darüber freuen und sagen, wenn er/sie darin liest, ja, dann darf er sie stehlen.
2006-09-07 21:59:58
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answer #4
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answered by Elvira 1
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hier eine kleinigkeit zu lesen
zum thema stehlen !!!
- LESER, FACHLEUTE UND JOURNALISTEN DISKUTIEREN -
In der Not klauen?
Die Bibel wertet das Überleben höher als das Eigentum. Doch dagegen steht das siebte Gebot: »Du sollst nicht stehlen.« Darf man sich im Elend darüber hinwegsetzen? Oder widerspricht das ethischen Grundsätzen?
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- P R O -
Die neue Armut verletzt die menschliche Würde
Martinus Muskens, Bischof von Breda, Niederlande
"Wer nichts zu essen hat, darf ein Brot beim Bäcker stehlen." Meine provokante Aussage beruht auf der Tatsache, daß in den Niederlanden etwa zwei Millionen Menschen unfreiwillig arbeitslos sind. Das führt zu einer Zweiteilung der Gesellschaft.
Arbeit soll in der Gesellschaft eine zentrale Bedeutung haben. Mit ihr kann sich der Mensch selbst verwirklichen und seine sozialen Kontakte pflegen. Doch leider wird Arbeit unter dem Einfluß des Marktdenkens nur noch als wirtschaftliches Gut angesehen, sie wird normiert durch Prinzipien wie Flexibilität, Mobilität, Deregulierung und Globalisierung. Arbeit entartet zu einer Art Spitzensport, bei dem viele Arbeitnehmer nicht mehr mitkommen können. Eine Verhärtung der menschlichen Verhältnisse zeichnet sich ab.
Die Kirchen, aber nicht nur sie, sollten sich diesem einseitigen, nur auf Marktwirtschaft gerichteten Denken widersetzen. Denn die menschliche Würde ist angetastet, wenn Menschen durch fehlende Arbeit in die Armut gedrängt werden.
In den fünfziger Jahren wurde die Sozialhilfe eingeführt. Wer hätte sich damals vorstellen können, daß in den neunziger Jahren die Armut in Holland wieder zurückkommen könnte. Nach vierzig Jahren müssen wir feststellen, daß die Gesellschaft die Armut nicht überwunden hat. Eine ständig wachsende Zahl von Familien befindet sich in einer strukturellen Armut!
Die Privatisierung nimmt zu, während der Staat sich immer mehr zurückzieht. Es wird zunehmend schwerer, den Voraussetzungen für soziale Absicherung und Unterstützung gerecht zu werden. Zudem wird Armut häufig als persönliches Versagen, als Folge von Faulheit oder Dummheit gedeutet. Was heute dringend not tut, ist Menschlichkeit innerhalb der Gesellschaft und in der Diskussion über Arbeit und soziale Absicherung. Die Arbeit ist für den Menschen geschaffen und nicht umgekehrt. So steht es auch im Katechismus der katholischen Kirche.
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- K O N T R A -
Gerade in der Not gelten die Zehn Gebote
Hans Christian Knuth, Bischof der nordelbischen Kirche in Schleswig
Das siebte Gebot ist eindeutig: "Du sollst nicht stehlen!" Und im neunten und zehnten Gebot wird uns sogar das "Begehren" verboten. Drei von zehn Geboten befassen sich mit dem Schutz des Eigentums. Da gibt es keinen Zweifel. Auch und gerade in der Not darf man nicht klauen. Aber das andere gilt ebenso: Eigentum verpflichtet!
Scharf geht Luther in der Auslegung des siebten Gebotes im Großen Katechismus mit Ausbeutern ins Gericht, die schuld sind an der Armut anderer, "...die aus dem offenen, freien Markt nichts als einen Schindanger und Raubhaus machen, wo man täglich die Armen übervorteilt, ihnen neue Beschwerung und Teuerung macht und jeglicher den Markt nach seinem Mutwillen gebraucht, trotzt und stolz dazu ist, als habe er gut Fug und Recht, das Seine so teuer zu geben, wie ihm gelüstet, und soll ihm niemand dreinreden."Die Satten sind verantwortlich dafür, daß die Hungrigen satt werden können, ohne klauen zu müssen.
Es war 1947, der eisigste Winter der Nachkriegszeit. In Hamburg waren längst Bäume, Sträucher und Stubben gerodet, alle Holzzäune verfeuert. Stolz kam ein Junge mit einem - von englischen Besatzungssoldaten - geklauten Stück Kohle nach Hause. Das war damals wie ein Goldklumpen, wo wir in eisigen Wohnungen hausten. Unvergessen ist mir, wie seine Mutter ihn aufforderte, die geklaute Kohle zu den Engländern zurückzubringen. Zwar blieb das Zimmer kalt - aber ein Stück Ethik und damit die Freiheit eines Christenmenschen hatten gesiegt über einen verständlichen Trieb und die Anpassung an einen verkommenen Trend.
Wenn wir die Zehn Gebote nur so lange beherzigen, wie sie uns nicht weh tun, dann können wir sie ganz vergessen. Sie gelten aber gerade dann, wenn es schwer wird, sie zu erfüllen.
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- L E S E R - D I S K U T I E R E N -
Zuwenig Hilfen
Die Tatsache, daß Mundraub von hilfsbedürftigen Menschen überhaupt in Erwägung gezogen werden muß, ist meiner Meinung nach erschreckend. Ganz deutlich zeigt sich, daß es für sie generell zuwenig Hilfen gibt. Und dann sollen gar die Ärmsten unter den Armen auch noch besteuert werden, damit der Staat seine übergroßen Löcher stopfen kann. Dabei wird auch die moralische Unterentwicklung in unserer Gesellschaft deutlich.
Die zunehmende Individualisierung fördert den Egoismus, die sozialen Normen verfallen, wodurch der Gemeinsinn zwangsläufig auf der Strecke bleibt. Ein Volk sind wir noch lange nicht!Mundraub gefährdet nicht generell den Rechtsstaat, doch in unserer heutigen Ellenbogen-Gesellschaft mit ihrem Streben nach Individualismus bestünde die Gefahr, daß die Hilfe für die Armen von Verantwortungslosen mißbraucht werden würde. Doch Skrupel vor Mißbrauch könnte durch eine individuelle Auslegung der Gesetze geschützt werden.
Viele Menschen sind leider nicht bereit, für ihr persönliches Tun Verantwortung zu übernehmen, die Rücksichtnahme auf die (notwendige) Gemeinschaft ist in den Hintergrund getreten. Die Frage, ob Mundraub legalisiert werden darf, ist zweitrangig. Überdenkt werden sollte, ob die Hilfen für die Armen ausreichend sind.
Stefan Schlimgen, Oldenburg
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Fatal
Mundraub verhohlen oder gar offiziell zu erlauben, bedeutet indirekt, die existenzbedrohende Armut eines wachsenden Bevölkerungsanteils in Deutschland als bleibenden Zustand zu akzeptieren. Statt dessen sind die Rechte der Mittellosen und die Pflichten des Staatswesens unserer Demokratie einzufordern.Wer dagegen Diebstahl befürwortet, hat den Willen zur sozialen Gerechtigkeit für alle verloren. Fatal, das wäre der zweite Fallstrick für unsere Demokratie. Am ersten, dem wachsenden Heer der Arbeitslosen und Hilfeempfänger, droht das Land als Gemeinwesen allein schon zu scheitern.
Bei allem Elend besitzt eine zehnprozentige Bevölkerungsminorität rund 70 Prozent des Kapitals und wird täglich reicher. Also hinken Vergleiche von Armut in der Bundesrepublik heute mit dem Hunger vor fünfzig Jahren. Im niedergebombten, abgebrannten und ausgebluteten Deutschland nach Kriegsende betraf die Not fast alle. Möglicherweise war Mundraub damals noch tolerierbar. Heute nicht, denn die Armut jetzt ist das Ergebnis einer absolut unausgewogenen Einkommensverteilung.
Brosamen in Form sozialer Auffangeinrichtungen verdecken nur den Blick auf die Tatsache, daß Existenznot der einen dem übermäßigen Reichtum anderer folgt. Schon deshalb muß aufgehört werden, mit Sozialhilfe statt Einkommen quasi Arme zu speisen und dafür gar noch Dankbarkeit zu erwarten. Hilfe muß zur Selbsthilfe dienen, oder sie ist nutzlos. Und: In einer sozialen Demokratie steht jedem Menschen ein anständiger, selbstbestimmter Platz in der Gesellschaft zu.
Wir stehen vor der Wahl, diese Demokratie zu erhalten und unseren Reichtum ausgewogener zu verteilen, oder wir sollten so ehrlich sein, die Menschenrechte aus dem Grundgesetz zu streichen. Im zweiten Fall wird Mundraub Pflicht.
Jörg Wessels, Sindelfingen
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Umverteilen
Wir haben nach dem Zweiten Weltkrieg Lebensmittel gestohlen - stehlen müssen - und unsere Mütter haben das amerikanische Wachpersonal abgelenkt. Heute muß man nicht mehr stehlen. Ich habe legalen Zugang zu Brot vom Vortag, zu belegten Brötchen aus den Shops von Großtankstellen und zu abends ausgemustertem Obst und Gemüse einer Supermarktkette. Die Waren lasse ich an fünf Familien verteilen, die es nötig haben. Wenn ich nicht noch etwas anderes zu tun hätte und wenn einem die häufige Undankbarkeit der Beschenkten nicht oft den Spaß verderben würde - den berechtigten Spaß am Umverteilen des Überflusses -, dann könnte ich täglich mindestens 50 Menschen abwechslungsreich speisen. Daher: Bei uns muß man heute nicht stehlen, wenn man hungrig ist.
Michael T. Marrum, Sinsheim
2006-09-08 18:50:00
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answer #10
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answered by Pollyvision 6
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