English Deutsch Français Italiano Español Português 繁體中文 Bahasa Indonesia Tiếng Việt ภาษาไทย
Alle Kategorien

Grass hat jetzt zugegeben als 17-jähriger bei der Waffen-SS gewesen zu sein. Ist er nun das Musterbeispiel der Vergangenheitsbewältigung , ein Heuchler oder gar einer, der einfach sein ganzes Leben gegen Amerika, Liberalismus und Kapitalismus gekämpft hat, erst mit den Nazis dann als "Linker"?

2006-08-11 23:01:15 · 47 antworten · gefragt von Bodolino 3 in Nachrichten & Medien Aktuelle Themen

Zur Information: Das Interview gibts hier http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~ED1E99E51572441E696FB0443CA308A56~ATpl~Ecommon~Scontent.html

2006-08-12 00:46:53 · update #1

Es geht mir gar nicht in erster Linie darum, wie sein Verhalten als 17-jähriger zu bewerten ist, sondern um seine (Selbst-)Inszenierung als moralische Instanz in den 60 Jahren danach.
(Allerdings ist es schon ein starkes Stück, wie in einigen Antworten jedermanns Jugendsünden -sog. "Leichen im Keller"- mit den tatsächlichen Leichen der SS in einen Topf geworfen werden. )

2006-08-12 07:20:14 · update #2

47 antworten

SOLIDARITÄT MIT GÜNTER

erst ham ihn die nazis ihn zur ss gezwungn
jetzt wird über ihm die moralkeule geschwungn
so ist doppelt gestraft der alte mann
für was wo er er doch nichts für kann.

als jun'glicher is man manchmal dumm
aus gestauter scham dann 60 jahr stumm
wer urteilt der ist selbst ein henker
uns günter bleibt ein deutscher denker.

2006-08-14 09:06:44 · answer #1 · answered by Jürgen 1 · 1 1

das muss relativiert werden:
Jeder damals in dem alter wurde eingezogen! Wer sich dem entzog, wurde erschossen.
Die Waffen-SS war eine ganz normale Wehrmachtseinheit!
Sie war nicht mit der SS=Schutzstaffel, die zb die KZs betrieben hat, zu vergleichen und hatte in Kriegszeiten auch nichts mit denen zu tun. Sie wurde nach dem Krieg auch nicht als verbrecherisch eingestuft.
Hier wird ein unheimlicher Wind um nichts gemacht!

PS: ich bin kein Grass Fan, aber wahrheit muss wahrheit bleiben...

2006-08-11 23:37:59 · answer #2 · answered by Michael K. 7 · 4 2

Ich denke mal jeder hat eine Leiche im Keller und auch in Deiner Vergangenheit wird sich was finden lassen, was nicht astrein war. Und wenn es nur ein dummer Jungenstreich war, der am Rande der Legalität war.

Man muss die Zeit bedenken in der er zur Waffen-SS ging. Und wenn Du Dich richtig informiert hättest, wüßtest Du, dass er sich zur U-Boot-Flotte gemeldet hatte und dann einfach zur SS gesteckt wurde.

Es ist mutig. dass er solche Sachen aus seiner Vergangenheit erzählt. Verabeitet wird es die Sache für sich selbst haben. Und was dabei rausgekommen ist hast Du ja selbst beschrieben.

2006-08-11 23:17:24 · answer #3 · answered by Puh 6 · 3 1

Hätte er ruhig eher preis geben können. Ein 17 Jähriger konnte noch nicht das Ausmaß dieses Regimes begreifen.
Sein weiteres Leben zeigt ja, dass er eine Meinung hat und sie immer auch vertritt.
Ein Musterdeutscher ist er sicher nicht und will es bestimmt auch nicht sein (was ist das überhaupt?)

Es ist ihm aber hoch anzurechnen, dass er immer wieder mal seine Meinung sagt. Er könnte sich heute in den Sessel zurücklehnen und denken: "Ist mir alles -schei... egal - aber er wird ein "Unbequemer" bleiben und das ist gut so!

2006-08-11 23:14:57 · answer #4 · answered by ottizuber 5 · 3 1

Warum wird daraus jetzt ein Skandal gemacht? Soviele mussten damals bei der SS und Wehrmacht dienen, hatten keine andere Wahl. Soviele wurden nach dem Krieg in verantwortungsvolle Posten gehoben, sogar von den Siegermaechten, die genau wussten, wer wo Dreck am Stecken hatten. Guenter Grass war damals 17! Also bitte auf dem Teppich bleiben!

2006-08-12 07:29:27 · answer #5 · answered by Anonymous · 1 0

Fehler macht man aus freier Entscheidung - ich wage nicht, über Menschen (Menschen wie Du und ich, keine Machtmenschen)im dritten Reich zu urteilen - weil wir uns glaube ich kaum vorstellen können, wie das ist mit 17 in einen Krieg zu ziehen, ohne zu wissen was das bedeutet und wofür eigentlich.
Stell Dir mal vor, mit 17 Jahren kommen Offiziere in Deine Schulklasse und rekrutieren junge Männer - der Krieg bedroht Dein Land, Deine Familie - ich bin froh, das nicht erlebt zu haben.

Von Günther Grass habe ich nur "Die Rättin" gelesen - als Schriftsteller finde ich ihn sehr interessant, sehr kritisch und unverblümt - und ziemlich krass.

Es ist schließlich auch richtig, seine Einstellung zu ändern, wenn man es für richtig hält, sonst gäbe es kaum Entwicklung und wenn man sich weiterentwickelt, habe ich oft mehr Respekt davor, weil es mehr abverlangt, als vor den "heiligen", die schon immer so waren.
Ob mann ihn aber als Musterdeutschen bezeichnen sollte? - Nein, erstens gibts keine Musterdeutschen ( wer sollte dassein), zweitens ist den Mund aufmachen nicht immer eine Erwünschte Muster-Eigenschaft (Ansichtsache) und außerdem sollte er einfach bleiben, was er ist: ein guter Schriftsteller aus deutschem Land.

2006-08-11 23:38:12 · answer #6 · answered by Zigeunerlieschen 5 · 2 1

günter krass ist einfach ein mensch, der als 17jähriger einen fehler begangen hat. von heuchler kann nicht die rede sein. dann sehe ich ihn schon eher als musterdeutschen. wie verblendet die deutsche jugend damals war, zeigt auch sehr beeindruckend der b. wicki-film "die brücke".

2006-08-11 23:12:45 · answer #7 · answered by Jocky 4 · 2 1

Ich bin überrascht, dass ein paar Monate als 17-jähriger in einer organisation, die damals ein gutes Image hatte, heute zu dieser Diskussion führt.
Sicher, er hätte es eher sagen könne. Aber es ist mir nicht wichtig. Die 60 Jahre danach sind das, was Günter Grass ausmachen.

Und ganz allgemein: Es ist immer leicht, mit neueren Informationen aus der Sicht von heute, die Entscheidungen von früher zu verurteilen.
Heute assoziere ich mit "Waffen-SS" die Begriffe "menschenverachtend", "Kriegsverbrecher" und "KZ-Wächter" aber damals waren es mangels besseren Wissens Helden und für viele eine Ehre, dabei zu sein.

2006-08-12 23:40:39 · answer #8 · answered by Klaus G 4 · 0 0

Klar als 17 Jähriger, schon garnicht zu einer Zeit wo man ja wirklich
noch mit dem Alter wie ein Kleinkind behandelt wurde und das Preusentum gehorsam Denken noch an der Tagesordnung war, hatte er eine Chance gehabt.

Ja und danach, was wäre den da passiert wenn er sich geoutet
hätte? Ist doch klar, er wäre als Nazi beschimpft worden und
hätte keine Chance mehr bekommen, zu beweisen, das dies
so nicht stimmt.

Der jetztige Mut kommt wohl mit dem Alter, aber auch eben damit
das man eben nicht mit einer, auch noch so kleinen und eigentlich unwichtigen Lebenslüge, aus der Welt scheiden will.

Kann ihn schon gut verstehen. Die Öffentlichkeit will ihn ja jetzt
sogar noch teilweise Steinigen. Aber wieder auch alle nur die
welche damals eben keine 17 waren und in Deutschland
gelebt hatten.

Bernhard

2006-08-12 21:47:29 · answer #9 · answered by ? 2 · 0 0

Wenn Grass im Zweiten Weltkrieg bei der Waffen-SS war, so hat er nichts als seine Pflicht getan, daß er sich dafür schämt ist traurig, daß er sechzig Jahre darüber gelogen hat, ist erbärmlich.

Mich würde mal interessieren, inwiefern es ein Fehler gewesen wäre, in eine Eliteeinheit einberufen zu werden und dort zu dienen?
Und was wären die Alternativen gewesen? Selbstmord begehen?

2006-08-12 19:51:27 · answer #10 · answered by Anonymous · 0 0

Jede Aktion hat ihr Motiv. Welches Motiv hatte Grass mit der öffentlichen "Beichte" Mitglied der Waffen SS gewesen zu sein. Aha. Aber wer nun durch seine einjährige Mitgliedschaft zu Schaden gekommen ist, wissen wir auch nicht.

Und kaum ist dieses Bekenntnis im Umlauf, schwirren besserwissende Plagegeister durch alle Gazetten, wie ein schwarzer Haufen Fliegen über einen Kotfladen und offenbaren sich als genau das, was sie gerade dem Grass nachsagen. Als miese Heuchler.

Was mich aber am meisten ärgert und was mir immer wieder ganz besonders auffällt, wenn solche "Jugendsünden" aufgedeckt werden ist, dass geistiges Heranreifen über die Jahre einfach ignoriert wird und der aktuelle Reifegrad einer Person quasi schon als in der Wiege als vorhanden gewesen vorausgesetzt wird.
Man muss sich nur immer wieder wundern, wie wenige Leute wirklich in der Lage sind, sich ihr eigenes Verhalten ihrer Jugendjahre in Erinnerung zurückzurufen.

Hat sich Grass schon selbst dazu im Detail geäussert? Soweit ich weiss nicht. Dann warten wir's halt mal ab und lassen die Sensations-Medien solange die Fäkalien schippen...

2006-08-12 15:10:11 · answer #11 · answered by Knallkoerper 1 · 0 0

fedest.com, questions and answers