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Jedem Gefühl, das wir empfinden, lässt sich ein evolutionärer Sinn zuordnen (natürlich auch für Musik, Kultur allgemein und Ästhetik - Stichwort-Kurzerklärung für Lösungsansätze: Zusammenrottung von größeren heterogenen Gruppen, Geschichten und Märchen als geistige Vorwegnahme bzw. Pläne für evolutionär vorteilhaftes Verhalten, Effizienz und Haltbarkeit von Feldern, Jagdgebieten, Zeitplänen, ersten Bauwerken und archaischen Gesellschaften durch Orientierung an Symmetrie und Ästhetik). Alles erscheint schlüssig und logisch - und ich sehe die Möglichkeit von phantastischen wissenschaftlichen Fortschritten und unglaublichen Erkenntnissen über uns selbst, wenn dieser grundlegende Ansatz verfolgt wird. Leider ist da noch eine Blockade, viele Menschen fühlen sich irgendwie dann als "Bioroboter" abstempelt, wenn man Gefühle evolutionär erklärt. Warum??? Durch diese Erkenntnis ändert sich doch nichts an dem Bewusstsein im Alltag wie wir es kennen, und wofür sollen Gefühle denn sonst da sein?

2006-07-20 21:24:03 · 9 antworten · gefragt von Anonymous in Sozialwissenschaft Psychologie

Lula Zehs Antwort geht tatsächlich (unbeabsichtigt?) in die Richtung, auf die ich hinauswollte: Ist es im Alltag eventuell ein Nachteil, wenn jeder zu viel über sich selbst bzw. die Funktionsweise der eigenen Gefühle weiß?

Abgesehen davon, dass ich selbst in jeder (!!) Hinsicht nur Vorteile durch dieses Verständnis habe (ist alles im Alltag so traumhaft einsetzbar, dass es schon unheimlich ist) - wäre die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Fakten eher ein Fluch oder ein Segen?

2006-07-20 22:26:00 · update #1

9 antworten

Was bringt denn das Verständnis der evolutionären Interpretation so genau?

Wenn man weiß, das die Mächtigen in Wirklichkeit nur die Gene ihres Volkes möglichst weit verbreiten wollen, macht das dann den Krieg nur halb so schlimm?

Wird es leichter für die betrogene Ehefrau, wenn sie versteht das ihr Mann ja nur die Verbreitung seiner Gene im Sinn hatte?

Fühle ich mich besser, weil der Einbrecher, der meine Wohnung ausgeraubt hat, ja nur seinen Vorteil im Kampf ums Überleben suchte?

Wird ein Triebtäter schlagartig "zahm", wenn man ihm den Hintergrund seiner "Triebhaftigkeit" klarmacht?

/Sarkasmus off

Ich will die Evolution an sich nicht anzweifeln, aber alles erklärt sie nicht.

In der Tat gefällt mir das Bild des nur auf seinen Vorteil bedachten Bioroboters nicht. Adolf Hitler war auch ein Verfechter dieses Extrem-Darwinismus, woraus er eben das Recht des "Stärkeren" zu jedem Denkbaren Verbrechen ableitete, solange es nur dem Zweck dienlich ist.

Des weiteren neigt der Mensch dazu sich eine "Schablone" zu basteln, mit der er möglicht alles erklären kann. Ein Beweis ist das noch nicht. Und auch dieser "Ultraevolutionismus" ist irgendwo eine Ideologie mit gewissen Dogmen.

Kommt mir manchmal vor wie diese sehr gläubigen Menschen, die in jedem Pech oder Schicksalsschlag den sie erleben eine "Prfüfung Gottes" hineininterpretieren. Wenn etwas Schönes passiert, dann ist es eben auch die "Gnade Gottes", die ihnen genau das "geschenkt" hat. Das Ganze wird dann zu einem System das sich weder beweisen noch widerlegen läßt. Ebenso verhält es sich mit gewissen Esotherikern, die wirklich alles, was einem so passiert, und jedes Verhalten der Menschen mit Erlebnisen aus frühreren Leben und dem Karma erklären können. Das ganze kann so logisch und in sich schlüssig wirken, das es weitere Menschen in seinen Bann zieht ;o)

Aber einen Beweis für all das gibt es nicht, auch nicht für die Bioroboter-These. Im übrigen sehe ich das immer problematisch, wenn mir jemand sagen will, warum ich dies oder jenes getan habe. Bin ich anmaßend, wenn ich sage, das weiß wenn dann nur ich ganz alleine?

2006-07-21 06:41:52 · answer #1 · answered by fretrunner 7 · 3 1

Ich fidne es interessant, dass all das bewiesen wurde und finde es nicht so gefärlich (du sagtest Bioroboter dazu ;-) ), denn je mehr wir uns darüber bewusst sind, warum wir was tun, desto besser können wir unsere Instinkte kontrollieren. Etwas, was man früher als Tugend bezeichnet hätte.

2006-07-21 08:22:27 · answer #2 · answered by Mokka 2 · 0 0

Wenn du willst, kannst du alles allem zuordnen. Ich will der evolutionären Entwicklungstheorie nicht unbedingt widersprechen. Sie erscheint mir logisch. Nachgewiesen ist u.a. ja auch die Entwicklung des Gehirns.
Der Mensch ist rein biologisch gesehen ein Säugetier. Aber im Gegensatz zu anderen Säugetieren hat er ein Bewusstsein. Und das läßt sich nicht einfach nur mit der Entwicklung des Gehirns erklären. Jedenfalls wenn, dann nur durch Theorien.
Dieses Bewusstsein als eine evolutionäre Entwicklung erklären zu wollen ist zwar möglich, aber kann nicht bewiesen werden.
Ich würde zwischen Instinkten und Gefühlen unterscheiden. Und bei Gefühlen würde ich nochmal unterscheiden wollen zwischen denen, die nahe an den Instinkten sind und denen, die eher vom Bewusstsein beeinflusst zu sein scheinen.
Dann sind da noch die Gefühle, die Reaktionen des Gehirns sind.
Deine Interpretation geht mir zu weit. Gerade wenn der Mensch sich nur nach seiner sogen. evolutionären Entwicklung verhält, dann verhält er sich nicht unbedingt 'richtig'. Ein Beispiel: Offensichtlich hat er Probleme damit in die Zukunft zu schauen, wenn er selbst nicht mehr in der Zukunft vorkommt. Er nimmt eine Umweltschädigung hin, die ihn nicht mehr betrifft, aber seine Enkel. Dieses Unvermögen schädigt die Menschheit, kann also nicht wirklich Ziel des Menschen sein. Diese menschliche Schwäche kann durch Bewusstsein erkannt und behoben werden.
Gesellschaften haben sich durch Notwendigkeiten entwickelt. Die ersten Hochkulturen entstanden an Flüssen. Aber das weißt du sicher.
Wenn du aber allen Gefühlen einen evolutionären Sinn zuordnen willst, dann reduzierst du den Menschen auf das Säugetier und berücksichtigt nicht das Bewusstsein und eben nicht die Zweigeteilheit des Menschen.
Ich kann verstehen, dass du in deiner Begeisterung, eine vermeintliche Lösung für alles gefunden zu haben, dem vieles, vielleicht sogar alles unterordnen willst. Was mich daran stört, ist die Einseitigkeit, die Reduzierung, das Ausschließen aller anderen Möglichkeiten.
Die evolutionäre Entwicklung geschieht unabhängig vom Willen des Menschen, aber seine geistige Entwicklung hat der Mensch in eigener Hand.
Ich denke mal, wenn du hier hier von Gefühlen sprichst, meinst du vielleicht eher Triebe. Denn die unterliegen einer evolutionären Grundlage. Der Trieb, es angenehm und bequem haben zu wollen hat zu vielen Erfindungen geführt. Der Hunger, ein Trieb, kein Gefühl, hat ebenfalls die Welt verändert, wenn du dir die Frühgeschichte der Menschheit anschaust.
Das reicht wohl erst einmal zur Diskussion.

2006-07-21 05:20:31 · answer #3 · answered by ninotschka 4 · 0 0

Die Angst ist logischerweise selbst evolutionär entstanden. Vielleicht ein Schutzmechanismus der Gene, die sich gegen die künstliche, nicht-evolutionäre Manipulation zur Wehr setzen. Erscheint mir schlüssig und logisch.

2006-07-21 04:54:58 · answer #4 · answered by Lula Zeh 2 · 0 0

Immer diese Psychologie-Studenten im ersten Semester... Kommen sich wohl schon sehr wichtig vor!!

Aber ich sag nur eins: Taxifahrer! ;-))

2006-07-21 04:53:14 · answer #5 · answered by Anonymous · 0 0

Ich finde nicht, dass das so ist. In der Wissenschaft ist schon seit Ende der 60iger die evolutionäre Erkenntnistheorie en vogue. Sie versucht, genau die von Dir angesprochenen Dinge in den Zusammenhang mit menschlichen Welthypothesen zu setzen. Der Begründer war der nicht ganz unbekannte Konrad Lorenz, weitere prominente Vertreter war Hoimar v. Ditfurth und ist Gerhard Vollmer. Mittlerweile ist die evolutionäre Erkenntnistheorie in der Biologie und der Philosophie unumstritten. Hierbei wird versucht, erkenntnisphilosophische Probleme (warum sieht der Mensch die Welt so, wie er sie sieht) mit der Evolutionswissenschaft und ihren Erkenntnissen zu erklären und zusammenzubringen. Ich finde diesen Ansatz als einen der interessantesten und effektivsten, der je von Wissenschaftler vorangetrieben wurde. Er erklärt enorm viele erkenntnistheoretische Probleme, unter anderem Gefühle, die traditionell der Transzendenz zugeordnet waren. mehr unter Quellen.
Dass bei "Normalbürgern" die Angst vor der Wissenschaft tief steckt, ist zwar bedauerlich, aber unvermeidlich!

2006-07-21 04:44:30 · answer #6 · answered by Michael K. 7 · 0 0

Es ist natürlich die Angst davor, Schwäche zu zeigen. Wer möchte schon zugeben, dass er den Instinkten hilflos ausgeliefert ist? Man kann alles verleugnen, kann aber nichts an den Erkenntnissen der Wissenschaft ändern.

2006-07-21 04:33:59 · answer #7 · answered by ??! 6 · 0 0

Weiß ich auch nicht :-) Aber die Frage klingt sehr sophisticated....

2006-07-21 04:29:37 · answer #8 · answered by feelflows 7 · 0 0

Sagen wir mal so :
reden ist Silber,
schweigen ist Gold;

2006-07-22 15:11:45 · answer #9 · answered by Twenc 1 · 0 1

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