Der Ausdruck Toleranz bezeichnet die soziale, kulturelle und religiöse Nichtverfolgung von Einzelnen oder Gruppen, deren Glaubens- und Lebensweise vom etablierten religiösen oder gesellschaftlichen System abweichen.
Autoritäre Systeme praktizieren das der Toleranz Entgegengesetzte: die Intoleranz. Toleranz als gutmütige "Duldung" ist aber nicht gleichbedeutend mit Übereinstimmung und stellt die Vorstufe zur Akzeptanz dar.
Toleranz im Sinne eines "Toleranzbereiches", umfasst einerseits die Vollmacht zur Sanktionierung des Abweichlers und andererseits die bewusste Entscheidung, davon Abstand zu nehmen. Sie wird normalerweise bei gewaltlosem, auf Einigung zielendem Verhalten geübt. Toleranz kann Gewalt vermindern.
Im weiteren soziologischen Sinn gilt, dass "Intoleranz" und Konformität Gewalt und soziale Destabilisierung bewirken. "Toleranz" ist folglich die Schaffung eines Spielraums für Menschen abweichenden sozialen Verhaltens und anderer Normen. Toleranz richtet sich nur auf Menschen, die wegen ihrer Andersartigkeit ausgeschlossen sind. Anders als die Masse, die gegen das Abweichende rigide vorgeht, erforderte die "Toleranz", dass andersgeartete Parteien oder Gruppen diesbezüglich leiblich wie seelisch nicht behindert werden.
Wer der Idee der Toleranz ablehnend gegenübersteht oder der Ansicht ist, diese komme übermäßig zur Geltung, kann den Ausdruck Tolerantismus verwenden, wie zum Beispiel die Kaiserin Maria Theresia, welche sich damit gegen die Duldung von Nichtkatholiken (Protestanten und Juden) wandte.
Das Zitat "es gibt nur eine Sache, die ich nicht zulassen kann – das ist die Intoleranz" veranschaulicht, dass es Begrenzungen der Toleranz gibt. Insbesondere kann eine tolerante Gesellschaft keine solche Intoleranz zulassen, die sie zerstören würde.
Es gibt daher ein Paradoxon der Toleranz. Wer Intoleranz toleriert ist sowohl tolerant als auch intolerant. Man kann zwar sagen, das der, der Intoleranz intoleriert, tolerant ist, aber so einfach geht das nicht. Besonders deutlich wird dieses Problem anhand einer Massenmeinung A und einer Massenmeinung B. Beide Meinungen sind völlig verschieden und halten sich für richtig und die andere für verwerflich. Deshalb halten beide Meinungen die andere für intolerant. Die Prinzipien beider Ansichten sind unbeweglich und unveränderbar. Beide meinen, dass Toleranz dort aufhört, wo Intoleranz toleriert wird. Eine tolerante Meinung kann keine solche Intoleranz zulassen, die sie zerstören würde. Aber welche Meinung ist nun tolerant?
Andererseits bringen restriktive Maßnahmen eine rasche Minderung einer allgemein herrschenden Toleranz mit sich, und eine "Diktatur der Toleranz", die unter der Bezeichnung Toleranz Übereinstimmung der Meinungen oder ethischen Überzeugung fordert ("du musst mir recht geben, sonst bist du intolerant"), ist ebenfalls eine massive Einschränkung der Meinungsfreiheit - im Gegensatz dazu Toleranz nach Voltaire: "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst."
Es ist schwierig, ein Gleichgewicht herzustellen, und verschiedene Gesellschaften sind sich keineswegs über die Details einig. In Deutschland etwa gilt eine gesetzlich sanktionierte Intoleranz gegen den Nazismus.
In vielen Ländern kommt es zu Problemen mit der Toleranz in Bereichen wie Trennung von Kirche und Staat, Homosexualität, Konsum von Tabak, Alkohol und anderen Drogen, kritischer politischer Literatur und Publizistik oder abweichenden sexuellen Handlungen, wobei die Probleme in manchen Fällen durch den Konflikt zwischen persönlicher Freiheit des einzelnen und potentieller Schädigung von Dritten (Passivrauchen, Pädophilie) bedingt sind. Hierbei ist jedoch zwischen der Person mit ihrer Einstellung und ihrer Handlung mit ihren Auswirkungen zu unterscheiden. Der Toleranzbegriff bezieht sich immer nur auf die Einstellungen und die Denkweisen einer Person, während eine Handlung, besonders eine schädigende, sich dem Toleranzbegriff entzieht.
Auch beim Umweltschutz oder in der Gentechnologie gibt es Toleranzgrenzen, die nicht überschritten werden dürfen, ansonsten wird möglicherweise die Ökologie schwer geschädigt, was unter Umständen sogar zum Aussterben der Menschheit führen kann.
2006-07-06 08:30:39
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answer #1
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answered by me22042004 3
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Es ist an der Zeit, daß die Welt aufhört, sich selbst etwas vorzumachen, daß Sie aufwacht und begreift, daß das einzige Problem der Menschen der Mangel an Liebe ist.
Liebe erzeugt Toleranz, Toleranz erzeugt Frieden. Intoleranz produziert Krieg und schaut unerträglichen Verhältnissen gleichgültig zu.
2006-07-09 16:15:29
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answer #2
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answered by Anonymous
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Ach, der alte Goethe mit seinen markigen Sprüchen! Alleine der Zitateschatz, den er uns mit dem Faust hinterlassen hat... Zwar will ich Goethe nicht absprechen, dass er gut dichten konnte, aber dieser (und viele andere Sprüche) stellen wohl eine sehr persönliche Meinung dar, nicht etwa einen allgemeingültigen und (natur-) gesetzähnlichen Grundsatz.
Dulden heißt beleidigen. - Beleidigung wird gerne etwa so defininiert: Eine Beleidigung im Sinne des § 185 StGB liegt immer dann vor, wenn ein Angriff auf die Ehre eines anderen stattfindet. Dies kann durch die Kundgabe von Nicht-, Gering- oder Missachtung gegenüber einer Person erfolgen, wobei man hierunter die Zuschreibung negativer Qualitäten (Minderwertigkeiten) versteht.
Wenn Erwachsene ein Kind erdulden (seine unkontrollierten Emotionen, seine Launen...): Ist das dann eine Beleidigung für das Kind? Wenn jemand die laute Geburtstagsparty seiner Nachbarn duldet, ohne gleich die Polizei wegen Ruhestörung zu rufen: Ist dies eine Beleidigung gegen die Nachbarn?
Wenn jemand gar permanente unangenehme Verhaltensweisen in seiner unmittelbaren Umgebung dauerhaft duldet (oder toleriert) ohne sich dagegen abzugrenzen, ist das dann eine Beleidigung? Oder ist letzteres nicht eher eine Dummheit zu Lasten der eigenen Lebensqualität?
Weshalb MUSS Toleranz zur Anerkennung führen? Wenn jemand nach seinen eigenen Wertmaßstäben handelt, die mit meinen nicht überein stimmen, so habe ich drei Alternativen:
1. Ich toleriere (=dulde) diese Handlungen.
2. Ich mache von meinem Recht (als Stärkerer?) gebrauch und sorge dafür, dass der andere nur noch so handelt, wie es mir gefällt.
3. Ich mache mir die Wertmaßstäbe des anderen zu eigen (und handele in Zukunft dann wie der andere).
Wollen wir nun nicht vergessen, dass zu Betrachtungen dieser Art stets zwei Seiten gehören. Nehmen wir die Beschneidung von Mädchen in Teilen der aus unserer Sicht nicht entwickelten Welt. Diese Beschneidung ist ein kulturell verwurzeltes und dort anerkanntes Ritual. Sollen wir dies nun erdulden? Oder sollen wir es gar anerkennen und selbst praktizieren? Anders herum: Sollen nun die Menschen dieses Kulturkreises unsere Ansichten erdulden und unsere Einmischung tolerieren? Da kommen plötzlich wildfremde Leute aus einem anderen Kontinent daher und wollen auf einmal anderen Leuten sage, was richtig und was falsch ist! - Ich denke, es kommt rüber, was ich sagen will: Welche der beiden Seiten ist nun tolerant, was wird toleriert, wer toleriert wen?
Die Toleranz sollte also zur Anerkennung führen. Welche der beiden Seiten soll nun die andere anerkennen?
Ich teile Goethes Meinung nicht. M.E. sollte jeder Mensch eine klare Entscheidung fällen, was er für richtig und für falsch hält, und dementsprechend leben. Diese Entscheidung sollte jeder Mensch jedoch permanent hinterfragen und für sich selbst somit die Entwicklung seiner Wertvorstellungen zulassen. So lange jemand Verhaltensweisen zeigt, die sich im Rahmen der eigenen Werte bewegen, wird Toleranz von alleine gelebt. Ist dies nicht der Fall, so besteht die subjektive Pflicht, einzugreifen und damt - ganz unduldsam und intollerant - einem anderen seinen Willen aufzuzwingen. Die deutsche Justiz praktiziert dies jeden Tag, und nichts ist m.E. falsch daran.
2006-07-09 11:14:16
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answer #3
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answered by ramsjoen 6
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Ich moechte lieber hoeflich abgewiesen als toleriert werden.
Und was meine Haltung anderen gegenueber betrifft ist sie letztendlich doch immer anerkennend, abweisend oder gleichgueltig.
2006-07-08 17:26:21
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answer #4
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answered by nimrod 7
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hmm wo er Recht hat, hat er Recht, der gute Goethe.
Ich wüsste nicht wie ob ich mich in einem anderen Land gut fühlen könnte man mir nur mit Duldung begegnen würde. Viele Einwandererfamilien haben ja dieses Problem,was dazu führt das sie (lieber) unter sich bleiben --> Integration ist nicht möglich. Von der Anerkennung von Minderheiten in einem Land ist noch jedes Land weit entfernt. Aber langsam werden wir immer mehr daran gewöhnt und letztlich ist es ja nur eine gewohnheitsfrage denk ich.
2006-07-06 15:39:37
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answer #5
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answered by JoJo 2
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Solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit ab vom Weg zur Weisheit.
China
Zwei Ungläubige betraten eine Kirche, in der eben das Meßopfer abgehalten und zur Wandlung geläutet wurde. Der eine blieb aufrecht stehen, der andere kniete mit den Betenden nieder. "Wie konntest du knien?" fragte ihn beim Fortgehen sein Gefährte, "du glaubst ja nicht." - "Ich beugte mich vor dem Glauben der anderen", erhielt er zur Antwort.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), östr. Schriftstellerin
http://www.zitate.de/ergebnisse.php?sz=1&stichwort=&kategorie=Toleranz&autor=&linka=kategorie
2006-07-06 15:37:43
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answer #6
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answered by bambelbee1963 5
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Der gute alte Goethe hat wie so oft recht.
Auch Herr Tucholsky hat dazu einen flotten Spruch parat:
"Man muss tolerant sein - nur nicht gegenüber den Intoleranten"
2006-07-06 15:34:54
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answer #7
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answered by Suzie Wong 4
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